Eckard Andersson, Mein Thomas Bernhard
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Mir fiel es häufig schwer, Zugang zu den Werken Thomas Bernhards zu bekommen, es sei denn, er wurde mir auf der Bühne präsentiert und durch die Darsteller gewissermaßen interpretiert. Dem schmalen Band von E. Andersson ist es tatsächlich gelungen, aus Th.Berhard ebenso „meinen“ Th. Bernhard zu machen. Ein Längsschnitt durch sein Leben, seine Herkunft und die dazugehörigen Landschaften erhellen, was mir bisher verborgen blieb. Auf wenigen Seiten entwirft Andersson ein komplexes Bild, in dem er das Wesentliche zu zeichnen vermag: die Mutter, die ihn weggegeben hat, den Großvater, der dem geliebten Enkel den Nonkonformisten und Künstler sieht, der er selbst gern gewesen wäre, und nicht zuletzt die Liebe zur Musik. Schreiben ist für Bernhard Gestalten der Musik mit Worten. Zur Musik hat es ihn immer gezogen, doch seine Fähigkeiten reichten wohl nicht aus und so verlegte er sich aufs Komponieren mit Worten, indem er schrieb. Gestalten wollte er immer, auch mit den Händen. Beim Ausbau seines geliebten Vierkanthofes wurde er sprichwörtlich von einer „Baugierde“ erfasst. Je länger ich in Andessons Essay las, desto mehr zog es mich hinein in das Leben Th.Bernhards. Er wurde lebendig, ich begann ihn zu verstehen, zu lieben. Dem schmalen, aber inhaltsreichen Buch habe ich es zu verdanken, dass ich mich sehr bald schon in das Werk des österreichischen Dichters hineinlesen werde und ihn dann hoffentlich besser verstehe.