Nur für die interessant, die den Film gesehen haben.
Mal keine Buch, sondern eine Filmvorstellung / Empfehlung. Beziehungsweise eigentlich mehr ein Kommentar zum Film "300", den ich gestern gesehen habe und der mich sehr beeindruckte. Prompt gegoogelt und einigermaßen erstaunt gewesen. Zum einen haben sich die Iraner so sehr über den Film aufgeregt, dass sie sich bei der UNO beklagt haben. (Perser werden in dem Film als schwul, degeneriert und feige dargestellt) Außerdem wird er als "Propagandafilm" ausgelegt. (faschistische Propganda) (Siehe: die Kritik in der Welt) / und auf Wikipedia ("300")
Hab' hier meinen Kommentar reinkopiert, den ich bereits auf http://www.welt.de gepostet habe.
Film gestern gesehen und für gut befunden. Ihn als cineastische Propaganda Sprengbombe im Kampf um Öl und gegen Kulturen darzustellen mag gut ins Getriebe dumpfen Anti-Amerikanismus passen und sich hervorragend ins Weltbild linker Oberschüler fügen – ob dies seitens der Produktionsfirma bewusst so gewollt ist, ist letztlich spekulativ und unwahrscheinlich.
Der Film arbeitet inhaltlich mit der pathetischen Sprache eines zum Mythos verklärten historischen Ereignisses und ist damit vermutlich sehr nah an den Quellen des Griechen Herodot. Gerade die Bildsprache, die zwischen Leni Riefenstahl und Marvel oszilliert, schafft die Distanz, die dieser Film braucht: Welcher aufgeklärte Zeitgenosse möchte dann angesichts schwefelgelber Hintergründe, vor denen sich zerklüftete schwarze Felsen abzeichenen von denen Perser stürzen noch von " dokumentierter Realität" sprechen?
Man kann den Film nur als ein "bewegtes Gemälde" sehen und nur staunen angesichts der Bilddramaturgie, der großartigen Farben und den fanatstischen Massenszenen.
Das historische Ereignis ist bei "300" nur ein Rahmen, in dem ein mythologisches Thema in seiner hundertmilliardsten Variation dargestellt wird. "Die Reise des Helden", wie sie der Mythenforscher Joseph Campbell (mit Sicherheit falsch geschrieben) beschrieben hat und die Christopher Vogler in "Die Odyssee des Drehbuchschreibers" für das US-Kino adaptiert hat. Es geht nicht um "die Perser" und um "die Spartaner" (seit wann heißen die überhaupt Spartiaten?): Es geht, so banal das klingt, um das Gute gegen das Böse. Und dieser allgemeine Anspruch steht angesichts derart inszeninierter Bilder für mich völlig außer Frage.
Der Film liefert ein LÖsungsmodell für einen solchen Konflikt. Hier hilft die Theorie des "Storymind" von unter anderem Chris Huntley weiter: Die einzelnen Charaktere haben klar zugewiesene Funktionen wie "Zweifel", "Trieb", "Verführung", "Verstand", "Vision", die im Rahmen eines klar identifizierbaren Konflikts "Vision" (freies Griechenland) gegen "Realismus" (Übermacht der Perser) ausgespielt werden. Und wo von frei? Frei von Trieb. (Xerxes, der tuntig inszenierte, drei Meter große Riese in seinem Harem lüsterner Lesben steht dem spartanischen König gegenüber, der sein ganzes Leben lang geprüft wurde und der von frühester Kindheit gedrillt wurde, sein innerstes zu unterdrücken ("Keinen Schmerz zu zeigen") Wie gesagt: Der Film hat nichts, mit real existierenden Persern oder Griechen zu tun. Sie sind nur Platzhalter. Nur wenn man das Thema in irgendeinem intelektuellen Kammerspiel inszeniert hätte, dann käme da ein langweiliger deutscher Autorenfilm raus, den sich kein Mensch angucken kann.
Der Film ist ein großartiges, wohl durchkomponiertes Meisterwerk mit einer mythologischen Wucht, wie beispielsweise Star Wars.
Das Einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist dass er mit sehr banalen "Wahrheiten" oder "Aussagen" hausieren geht (Glaube an dich; Stelle dich über deine Zweifel etc.) Aber wer das ernsthaft als Manko ansieht, der kann jede Form von Mythos in die Tonne werfen. Nur dann wäre die Menschheit um ein vielfaches Ärmer.
Sorry, für den leicht stichworthaften Charakter des Kommentars. Würd mich interessieren, wie ihr den Film gesehen habt …
Sven