Hallo Tom,
ja, ich habe schon verstanden, warum du diese Unterscheidung vornimmst, und sie ist ja auch nicht falsch. Für mich klingt der Begriff "Schreibblockade" an dieser Stelle einfach nicht so hart wie die Wahrheit: da ist ggf. jemand krankheitsbedingt temporär (oder auch nicht temporär) kognitiv benachteiligt und/ oder leidet an Phantasielosigkeit und/ oder ist gerade tatsächlich nicht in der Lage, sich zu motivieren. Wie nah befindet man sich plötzlich an der riesigen, in Deutschland wohl mittlerweile zum Kultur- und Gemeinschaftsgut gehörenden Schublade mit Leuten, die einfach nur so keinen Bock auf nix haben oder ihre geistigen Fähigkeiten nicht pflegen, sich aber trotzdem für begnadete Autoren halten oder oder oder ... Na ja, Ansichtssache.
Mein Exfreund, der schwere Depressionen hatte, kannte noch ein paar Details aus seinem (abgebrochenen) Medizinstudium und konnte mir verständlich erklären, was eine affektive Störung mit möglicher Psychose in Unterschied zur Depression ist, weil sie damals bei ihm verschiedene Diagnosen erwogen hatten und er die viele Fachsprache wegen seiner Grundausbildung verstanden hatte.
Wohl werden heute alle Ärzte jeder Fachrichtung im Studium grundlegend über die unterschiedlichen Krankheiten informiert, wie er sagte. Daher würde ich nicht sagen, mich mit diesem äusserst komplexen Thema auszukennen. Aber eigentlich ist das für sich genommen ein hochinteressantes Forschungsgebiet. Es setzt eine gewisse Komplexität des Nervensystems und des Gehirns voraus, überhaupt zu solchen Krankheiten, die als "Durcheinander" im Gehirn eindeutig sichtbar wären, wenn es die passenden technischen Innovationen gäbe, nun ja, fähig zu sein. Ich weiss nicht, wie das bei Menschenaffen aussieht. Einfache Depressionen sollen bei diesen ja durchaus vorkommen.
Ja, heilbar ist die manisch-depressive Krankheit an sich nicht, aber die Symptome können wohl z.T. oder ganz zurückgehen. Und eine genetische Veranlagung steht heute eindeutig ausser Frage, weit mehr bei der bipolaren Krankheit als bei Depressionen, wenn auch man die verantwortlichen Gene noch immer händeringend sucht und das ganze Problem mit jedem winzigen Fortschritt nur komplizierter zu werden scheint. Das kann man also getrost als völlig unverschuldetes, lebenslanges Schicksal bezeichnen. Ja, Thomas Melle habe ich mir auf jeden Fall gemerkt - nicht nur, aber auch, weil er dieses Thema behandelt, über das eindeutig zu wenig geschrieben wird.