Beiträge von Sabrina

    Ja, vielleicht spielt es auch eine Rolle, was für Geschichten man bisher geschrieben hat. Zur Verdeutlichung ist hier ein persönliches Beispiel: Mir sagte man, dass surreale Elemente etwas Typisches für meine Texte seien (also im positiven Sinne). Dies wäre in Verbindung mit dem Alltäglichen spannend. Wenn mir also jemand sagt, dass er in einem Traum eine mögliche Idee sieht, bin ich ganz begeistert, weil ich das zuerst von meinem persönlichen Horizont aus betrachte. Ich würde mir wahrscheinlich um mögliche Schwierigkeiten kaum Gedanken machen und das Ganze eventuell als eine Traumsequenz o.ä. in einen Text einbetten.

    Aber ob und wie jemand anderes, zum Beispiel du, Jürgen, mit so einer Idee umgeht, steht ja auf einem anderen Blatt. Wenn dein Text realitätsgetreu sein soll, muss natürlich immer alles passen. Vielleicht hat Petra Recht und bei der Umsetzung tauchen Haken auf, um die man sich erst im wachen Zustand Gedanken machen kann.

    Vielleicht wäre es wirklich sinnvoll, ein Probekapitel zu erstellen, um mögliche Risiken im Voraus abschätzen zu können, in Verbindung mit einer Skizze, die die Gesamtidee umfasst. Das nur als ein weitgehend fixer Gedanke.

    Die meisten meiner Träume habe ich bereits wenige Stunden nach dem Aufstehen wieder vergessen [...]. Bereits aus diesem Grund gehört der heutige Traum zu den Ausnahmen und stellt angesichts der aus ihm entstehenden Geschichte eine Premiere dar.

    Oft erinnere ich mich an meine Träume, wobei das vor allem auf kreative Ideen zutrifft. Aber nicht immer. Genauso viel vergesse ich auch.

    Ja, das ist wirklich eine Premiere der besonderen Art - und ich würde sogar so weit gehen und diese Begeisterung zuerst nutzen, wie bei einem Brainstorming. Vielleicht merkt man diese der Geschichte später an? Vielleicht tut es ihr ja gut? Sich in einem zweiten Schritt kritisch zu überprüfen, das kann man immer noch machen. Aber natürlich hat jeder sein eigenes Vorgehen, seinen eigenen Workflow. ^^


    Edit: Gerade ist mir eingefallen, dass ich das als Kind viel häufiger hatte. Ich habe manchmal Geschichten quasi geträumt. Ich hatte es vergessen. ^^

    Hallo Jürgen,


    als eine Person, die sehr viel träumt und dann häufig bekannten Personen wieder begegnet, sehe ich keinen Grund, warum das nicht funktionieren sollte. Es ist schon vorgekommen, dass ich im Traum Dinge wieder fand, über die ich mir kurz zuvor den Kopf zerbrochen hatte. Auch hatte ich die eine oder andere Idee und anschliessend morgens festgestellt, dass es so wirklich funktionieren könnte. Meist warte ich allerdings, bis der nächtliche Eindruck verflogen ist, um mit etwas Distanz über das geträumte Erlebnis nachzudenken.

    Man kann es ja Schreibhemmung nennen. Passt vielleicht auch besser und klingt in meinen Ohren eh aktiver. Bei "Blockade" hat einem eher ein anderer das Hindernis in den Weg gebaut, kann man nichts dafür. Bei Hemmung müsste man einfach nur wieder anfangen. Oder wäre andernfalls gezwungen, sich die Gründe anzuschauen, aus denen man es nicht tut.

    Den Begriff finde ich prima! :) Diesen habe ich neulich in Walter Moers' Liebeserklärung an das Lesen, "Die Stadt der Träumenden Bücher", gefunden. Ein plötzlicher auftauchender Text eines völlig Unbekannten sei das Beste, was der Protagonist je gesehen habe - einschliesslich der Texte der grossen Autoren über ihre "Schreibhemmung". Natürlich ist das alles nicht hundertprozentig ernst gemeint. ^^

    Hallo Tom,


    ja, ich habe schon verstanden, warum du diese Unterscheidung vornimmst, und sie ist ja auch nicht falsch. Für mich klingt der Begriff "Schreibblockade" an dieser Stelle einfach nicht so hart wie die Wahrheit: da ist ggf. jemand krankheitsbedingt temporär (oder auch nicht temporär) kognitiv benachteiligt und/ oder leidet an Phantasielosigkeit und/ oder ist gerade tatsächlich nicht in der Lage, sich zu motivieren. Wie nah befindet man sich plötzlich an der riesigen, in Deutschland wohl mittlerweile zum Kultur- und Gemeinschaftsgut gehörenden Schublade mit Leuten, die einfach nur so keinen Bock auf nix haben oder ihre geistigen Fähigkeiten nicht pflegen, sich aber trotzdem für begnadete Autoren halten oder oder oder ... Na ja, Ansichtssache.


    Mein Exfreund, der schwere Depressionen hatte, kannte noch ein paar Details aus seinem (abgebrochenen) Medizinstudium und konnte mir verständlich erklären, was eine affektive Störung mit möglicher Psychose in Unterschied zur Depression ist, weil sie damals bei ihm verschiedene Diagnosen erwogen hatten und er die viele Fachsprache wegen seiner Grundausbildung verstanden hatte.

    Wohl werden heute alle Ärzte jeder Fachrichtung im Studium grundlegend über die unterschiedlichen Krankheiten informiert, wie er sagte. Daher würde ich nicht sagen, mich mit diesem äusserst komplexen Thema auszukennen. Aber eigentlich ist das für sich genommen ein hochinteressantes Forschungsgebiet. Es setzt eine gewisse Komplexität des Nervensystems und des Gehirns voraus, überhaupt zu solchen Krankheiten, die als "Durcheinander" im Gehirn eindeutig sichtbar wären, wenn es die passenden technischen Innovationen gäbe, nun ja, fähig zu sein. Ich weiss nicht, wie das bei Menschenaffen aussieht. Einfache Depressionen sollen bei diesen ja durchaus vorkommen.


    Ja, heilbar ist die manisch-depressive Krankheit an sich nicht, aber die Symptome können wohl z.T. oder ganz zurückgehen. Und eine genetische Veranlagung steht heute eindeutig ausser Frage, weit mehr bei der bipolaren Krankheit als bei Depressionen, wenn auch man die verantwortlichen Gene noch immer händeringend sucht und das ganze Problem mit jedem winzigen Fortschritt nur komplizierter zu werden scheint. Das kann man also getrost als völlig unverschuldetes, lebenslanges Schicksal bezeichnen. Ja, Thomas Melle habe ich mir auf jeden Fall gemerkt - nicht nur, aber auch, weil er dieses Thema behandelt, über das eindeutig zu wenig geschrieben wird.

    Oh, doch, hat(te) er meines Wissens (und davon erzählt er auch im Buch).

    Umso erfreulicher, dass er da herausgefunden hat.

    Zitat

    Wer mal auch nur in die Nähe einer Depression geraten ist, der weiß, dass selbst alltägliche Verrichtungen dann jenseits aller Motivationsmöglichkeiten liegen können

    Das ist absolut korrekt. Man ist u.U. froh, wenn man morgens das Bett verlassen kann. Wenn die lebensnotwendigen körperlichen Prozesse korrekt funktionieren.

    Der Unterschied zwischen einer bipolaren und einer "herkömmlichen" (fachsprachlich: unipolaren Depression) ist, dass eine bipolare absolut keinerlei inneren und äusseren Einflussmöglichkeiten unterliegt (bipolare Depressionen fallen daher unter die sogenannten affektiven Störungen mit möglichen psychotischen Zuständen, aber ich wollte die Vewendung dieses stigmabehafteten Begriffs "Psychose" gerne vermeiden). "Nur" Depressive sind u.U. Motivations- und generell Beeinflussungsversuchen von aussen zugänglich, aber auch nur bis zu einem gewissen Grad und es gibt schwere Verlaufsformen, bei denen das auch nicht mehr möglich ist. Manchmal können auch Überscheidungsformen auftreten.


    Bipolare Depressionen gehen jedoch meist noch stärker mit kognitiven Einbussen einher. Das heisst, die grundlegende Fähigkeit zur Aufmerksamkeit und Konzentration ist z.T. nicht mehr vorhanden und muss mühsam wieder aufgebaut werden, was aber auch teilweise nicht mehr möglich ist.

    Daher fasste ich dies generell unter den Begriff "Schreibblockade", auch der begrifflichen Einfachheit und Verständlichkeit halber.

    Auf jeden Fall: Respekt, Herr Melle.


    Das trifft auf meinen Autorenkollegen und Bekannten Thomas Melle auch zu, der mit seinem letzten Roman „Die Welt im Rücken“ einen Bestseller und jede Menge Preise abgeräumt hatte. Darin thematisierte er seine bipolare Störung.


    Wofür oder wogegen soll das also ein Argument sein?


    Tatsächlich dafür, dass willentlich nicht beeinflussbare Schreibblockaden damit zusammenhängen können. Thomas Melle hat da erfreulicherweise keine Probleme. Aber solche Krankheiten, die vor allem durch willentlich nicht beeinflussbare Symptome gekennzeichnet sind, können sich bei jedem anders ausprägen.

    Die eine Schreibblockade gibt es m.E. nicht. Die Ursachen für einen - nennen wir es mal so - geringeren Ausstoss sind m.M.n. so vielfältig wie die Menschen selbst und können daher nicht nach einem herkömmlichen Muster gelöst werden. Manchmal sind schlicht unbrauchbare Ideen die Ursache. Ja, auch geringe Disziplin oder unzureichende Planung kommen infrage, es kann alles Mögliche sein.

    Vielleicht ist das Wort auch ein Zeichen unserer auf Effizienz und Nützlichkeit gepolten heutigen Gesellschaft. Vielleicht war man da im 17. Jahrhundert gnädiger und sprach einfach nur von "so einer Phase". Ich weiss es nicht.

    Auf jeden Fall würde ich da differenzieren, ohne pauschal jeden einzelnen Schreiber mit einem bestimmten Label zu versehen.

    Ich finde es gut, wegen der Reaktionen nicht nach Geschlecht zu unterscheiden, denn dann wäre ich wohl beides. ^^

    Meine Mutter pflegte zu sagen, dass ich mir jede negative Rückmeldung "sehr zu Herzen" nähme. Eben dieselbe war die selbsternannte Kämpferin in der Familie. Ich kann nicht sagen, dass mich heute jede Kritik kalt lässt, aber meist meldet sich irgendwann die Mutti in mir zu Wort und erinnert mich daran, dass man durch Herausforderungen wachsen kann. ^^

    Hallo Silke,


    ja, da hast du komplett Recht! :) Aber vielleicht ist es auch ganz gut so. Die Story, die mir daraufhin einfiel, hat insgesamt besseres Feedback erhalten. Und das war kein Fantasy, sondern mehr etwas Mystisch-Historisches mit Anleihen aus dem Genderbereich. Man lernt nie aus. ^^

    Nachdem ich mich entschlossen hatte, es mit einem Jugendbuch zu versuchen, flatterte bald die Ablehnung mit der Begründung ins Haus, dass es an einem Helden fehle (man nannte es "Identifikationsfigur", aber das war wohl gemeint). Ausserdem war auch der Rest des jugendlichen Ensembles überwiegend passiv *. Ich gelobe also hiermit feierlich, nie wieder etwas zu schreiben, das in Richtung Heldengeschichte geht. Meine etwas erfolgreicheren Texte bestanden nämlich nur aus den letzten Verlierern, wie mir gerade aufgefallen ist.


    Insgeheim glaube ich eher, dass meine konsequente, radikale Mischung aus Fantasie und Realität insgesamt zu kontrovers erschien. Es gab keine eindeutige Fantasywelt, aber das normale Leben spielte auch keine grosse Rolle. Manche Testleser, die auch in Jugendbuchgefilden unterwegs waren, fanden genau das innovativ. Aber ich glaube nicht, dass diese Mischung irgendwelche Erfolgsaussichten hatte. :|


    * Angesichts der gemeingefährlichen, grenzenlos verrückten AntagonistIN (keine Ahnung, warum es so viele männliche Gegenspieler gibt) hielt ich es für psychologisch glaubwürdiger, wenn sich alle zunächst hilflos verhalten und beinahe den Verstand verlieren. Die einzige Person mit Heldenpotenzial wurde mit schlafwandlerischer Sicherheit als erstes um die Ecke gebracht. Dass das alles nicht Sinn und Zweck der Übung ist, hätte ich mir eigentlich denken können.

    "Damit ein Wort im Duden landet, muss es einen mehrstufigen Prozess durchlaufen. Die Redaktion des Wörterbuchs durchforstet mithilfe von Computerprogrammen das Netz nach neuen Wörtern. Tauchen diese Wörter über einen längeren Zeitraum auf, landen sie auf einer Art Shortlist. Die Redaktion des Duden entscheidet dann, ob ein neues Wort tatsächlich im Alltag genutzt wird. In ähnlicher Weise entscheidet die Redaktion über Streichkandidaten. "


    Das meint man dazu hier.

    Also lässt sich in der Theorie beeinflussen, ob ein Wort das nächste Mal doch noch drin steht? ?!?