Wer Angst vor Absagen hat, sollte am besten gar nichts anbieten - dann kann es auch keine Absage geben. Ich kann trotzdem den Frust nachvollziehen, aber Angebot (unveröffentlichte Manuskripte, die gedruckt werden möchten) und Nachfrage (die Manuskripte, die dann tatsächlich gedruckt werden) ist extrem zu Ungunsten des Angebots und damit kann die Nachfrageseite die Spielregeln bestimmen - also keine Antwort, wenn keine Annahme des Manuskriptes. Das kann man als unhöflich oder nicht wertschätzend ansehen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch der Buchmarkt ein Markt ist.
Natürlich wäre es besser Agenturen/Verlage würden auf ihrer Seite so ehrlich sein und sagen - bitte keine unverlangten Manuskripte einsenden, wir lesen diese nicht. Dass das so gut wie nie zu finden ist, vermute ich, liegt daran, dass sich Agentur/Verlag sagt, wenn wir diese Tür zuschließen, könnte uns der nächste Spiegelbestseller entgehen, also lassen wir die Tür einen Spalt auf und geben aber eine solange Wartezeit an, dass es abschreckend wird.
Ehrlich, ich habe mich nie an die Regel gehalten, warten bis x Monate um sind. Warum sollte man das tun? Im realen Leben biete ich immer parallel an. Man stelle sich vor, ein Unternehmen käme auf die Idee ein Angebot meinerseits als Freelancer unter die Bedingung zu stellen - wir brauchen drei Monate, bis wir uns entschieden haben und solange dürfen sie sich nirgendwo anders anbieten. Ebenso hat es keine Agentur anzugehen, wem ich das Manuskript bereits geschickt habe. Wozu braucht die Agentur diese Info? Einzig die Info, welchen Verlag habe ich das Manuskript bereits geschickt, wenn ich es einer Agentur schicke, ist für mich nachvollziehbar.
Manche Agenturen sind auf ihrer Seite auch nicht besonders auskunftsfreudig, was sind unsere Genres, was vertreten wir? Zeitgenössische Belletristik ist so weitfassend, dass man sich darunter so ziemlich alles vorstellen kann, was in den letzten 30, 40 Jahren handelt. Oft lohnt es sich, die Bücher anzulesen, die die Agentur an einen Verlag gebracht hat. Ist das Genre zeitgenössische Belletristik, aber keines der Bücher handelt in Deutschland, wird es ein Manuskript sehr schwer haben, was hauptsächlich in Deutschland handelt.
Für ein ganz schwaches Argument halte ich die Aussage, dass auf eine Absage permanente Nachfragen des Möchtegern-Autors kommen werden. In letzter Konsequenz kann man Mails und Telefonnummern blocken. Und ja, dass sind die negativen Begleiterscheinungen, wenn man die Tür einen Spalt auflässt, um einen potentiellen Beststeller nicht zu verpassen, aber 99,999% gar nicht will. Ich würde nie nachfragen. Ich gehe davon aus, dass auch die Agenturen und Verlage vernetzt sind und sich ein Autoren-Quälgeist schneller in der Branche rumspricht, als er neue Manuskripte produzieren kann.