Beiträge von Petra

    Zitat

    Original von Horst Dieter
    Die Reihe ist interessant und bietet auch Autoren Stoff und manchmal Hintergrundwissen.


    Dankeschön, Horst-Dieter! Das hört sich allerdings interessant an, und ich habe gleich mal auf gut Glück einen Band bei Amazon geordert. Kommt für mein Romanprojekt gerade richtig.


    Gruß,
    Petra

    Zitat

    Original von Michael Höfler
    für was für einen charakter ich "petra" einsetzen würde, verrate ich jetzt nicht. "michael" taugt andererseits wahrscheinlich am ehesten noch für einen satz wie "ein stefan, michael oder thomas reichte ihr das geschirrspültuch."


    Hmmm, mal überlegen ... Vielleicht: "Petra brütete mit verkniffenem Gesicht über dem Abwasch und haderte mit sich, dass sie nicht Christian genommen hatte, der heute Chefarzt in einer Privatklinik für Schönheitschirurgie war."


    Dass Petra ein in den 60ern recht verbreiteter Name war und ich dieses Schicksal somit mit vielen Mittvierzigern teile und sogar eine Frauenpostille diesen Namen gewählt hat, tröstet auch nicht wirklich ... :braue

    Ich hadere gerade mit mir: Weiterlesen oder Weglegen? Und tendiere zu endgütig zuklappen und am besten ganz hinten im Regal vergraben.
    Warum? Nicht, weil's so schlecht geschrieben ist. Auch nicht, weil die Geschichte nicht packend geschrieben ist. Aber weil der Inhalt ungeheuer an die Nieren geht.
    Die deutsche Erstveröffentlichung lag wahrscheinlich nicht von ungefähr über ein Jahrzehnt nach dem Erscheinen des Buches in den USA. Und ganz sicher ist die Einreihung in die Reihe "Hardcore" auch kein Zufall! Das Wissen, dass sich Ketchum nicht nur auf seine Phantasie verlassen musste, sondern auf einen realen Fall zurückgreifen konnte, erleichtert mir das Weiterlesen auch nicht gerade.


    Mit Toni Davidsons "Dr. Sad" ging es mir ganz genauso. Das Buch liegt immer noch nur halb gelesen im Regal.


    Mir stellt sich nicht die Frage, ob Literatur das "darf". Solange sie sich im gesetzlichen Rahmen bewegt, darf sie's. Über moralische, ethische Grenzen muss jeder für sich entscheiden. Niemand wird gezwungen, ein Buch zu lesen.


    Iain Banks' "Wespenfabrik" war im Vergleich dazu (!) ein Spaziergang. Der Grund liegt, glaube ich, darin, dass dieser Roman der Phantastik zugeordnet ist. Auf dem Cover von "Evil" steht zwar "Horror", aber es gibt, wie schon in der Rezi oben erwähnt, keine phantastischen, übernatürlichen Elemente. Dieser Horror ist der "ganz alltägliche", den, den Menschen sich gegenseitig angedeihen lassen.

    ASIN/ISBN: 3813501744


    Jim Crace: Ein Mann, eine Frau und der Tod
    (Originaltitel: Being Dead, 1999)


    Joseph und Celice sind Doktoren der Zoologie. Die Eheleute kehren alter Zeiten wegen an den Ort zurück, an dem es vor vielen Jahren, damals noch als Studenten, ein Liebespaar wurde: in die Dünen der Bariton-Bucht. Celice hat diesen Ort bewusst gemieden, denn derselbe Studienausflug, der ihr ihren Ehemann beschert hat, hat ihr auch eine schwere Schuld auf die Schultern gelegt. Celice fühlt sich verantwortlich am Tod von Vesta, einer der sechs Personen, die damals in dem Studienhaus am Meer logierten.


    Weder der Titel, noch der Rückseitentext, noch das Buch selbst fackelt lange mit dem Fakt, dass dieser Ausflug nicht gut ausgehen wird für Joseph und Celice: Bereits im ersten Absatz erfährt der Leser, dass sie nicht lebend zurückkehren. Sie werden umgebracht, erschlagen mit einem Granitbrocken. In einer eindeutigen Pose, sie halb-, er vollständig nackt, nach einem Liebesakt, liegen sie sechs Tage lang in den Dünen, Wind, Wetter und Tieren ausgesetzt, die sich an ihren Leichen gütlich tun.


    Crace ziert sich nicht zu beschreiben, welchen Veränderungen ihre Leichen in diesen Tagen unterliegen, im Gegenteil wird er hier sehr anschaulich. Trotzdem ist der Roman kein Krimi. Und auch kein „CSI“-Abklatsch (oder Vorläufer).
    Er ist geographisch nicht zu verorten; die Stadt wird nur bei ihren (erfundenen) Spitznamen genannt, weder die Namen der Personen, noch die Handlungsabläufe sind eindeutig englisch (wie der Autor).
    Und auch der Schriftsteller Mondazy, der „bekannteste Sohn der Stadt“, ist erfunden. „Trust nothing I say“, sagt Crace in einem Interview.


    Da zwei von drei Titel gebende Hauptdarsteller also gleich zu Beginn dem dritten, dem Tod selbst, anheim fallen, wäre es eine Möglichkeit gewesen, ab da chronologisch zu erzählen: die Suche ihrer erwachsenen Tochter Syl, die sie unter anderem ins Leichenschauhaus der Stadt führt, und den Verfall der beiden Körper am Strand. Die andere Möglichkeit (die Crace gewählt hat), war es, nicht chronologisch zu erzählen.


    Es geht um unterschiedliche Anschauungen vom Tod. Es ist kein Zufall, dass Joseph und Celice Zoologen sind. Als solche haben sie eine eigene Anschauung vom Tod. Mondazy gibt dem Tod die Gestalt eines Fisches. Und die Bariton-Bucht hat ihren Namen aus dem alten Volksglauben, dass der Ton, der manchmal dort erklingt, Unheil verkündet. Celice lehrt ihre Studenten, dass das Sterben mit der Geburt beginnt. Der Preis für die Mehrzelligkeit, weiß sie, ist der Tod.
    In einer Szene wird eine Trauergemeinschaft aus lauter Gelehrten mit den Worten des Trauerredners konfrontiert. Während dieser dem Baum, unter dem der Selbstmörder den Tod wählte, eine metaphysische Bedeutung gibt, rattert es in den Köpfen derer, die es „besser wissen“, die mit Worten wie „Paradies“, „Ewigkeit“ und „Gott“ nichts anfangen können – der Baum war ein Flachwurzler, wissen die Botaniker, von wegen „Wurzeln, die tief ins Erdreich reichten“, giftig war er auch nicht, „Unterwelt“ ...?
    Es geht ums Altern und um Vergänglichkeit. Von Menschen und Natur. Die Bariton-Bucht soll bebaut werden. Syl findet nicht von Ungefähr ausgerechnet ein Glas mit ihren Milchzähnen im Regal ihres toten Vaters.
    Der Erzähler hat keine Worte des Bedauerns für die gewaltsam aus dem Leben Gerissenen, immerhin sind sie so einem langsamen Dahinsiechen entronnen. Und einem einsamen Tod, jeder für sich auf einer geriatrischen Station. Wenn es etwas zu bedauern gibt, dann, dass die beiden toten Körper letztendlich nicht Teil des ewigen Kreislaufs in der Bariton-Bucht werden. Die Dünen wären mit ihnen fertig geworden, heißt es.

    Der Roman ist für mich ein Beispiel dafür, wie man rückschauend erzählt, ohne den Leser mit Rückblenden zu langweilen oder zu überfordern und ihm umgekehrt auch nie zuviel verrät, auf dass er das Interesse verliert. Vergangenheit und Gegenwart fügen sich sehr gelungen exakt ineinander. Hätte Crace eine dritte Möglichkeit gewählt den Roman zu schreiben, nämlich zu einem früheren Zeitpunkt angefangen, mit dem Kennenlernen von Celice und Joseph, und mit deren Tod geendet, wäre es ein anderer Roman geworden.

    Hallo Tom,


    Hielscher spricht in dem von mir zitierten Absatz nur über die Sprache. Von daher will ich es natürlich hier nicht als allumfassende Erklärung, was Literatur ausmacht, herbeizerren, zumal er nach seinen Bewertungskriterien für eingereichte Manuskripte gefragt worden ist. Mir erscheint es jedoch als *ein* Aspekt.


    Dass jeder Autor, der sich so bezeichnet, sein Handwerkszeug, nämlich seine Sprache, beherrschen sollte, sehe ich zweifellos so. Hielscher spricht aber auch von "Eigenständigkeit", die jemand in seine Sprache einbringt. Und das geht für mich über den reinen korrekten Gebrauch von Sprache im Sinne von "wär es eine Schularbeit, würde der Verfasser eine 1 kriegen" hinaus. Das zielt vielleicht in Richtung "Originalität", aber nicht nur. Originalität auf Teufel komm' raus kann's wiederum auch nicht sein. a) ist alles irgendwo schon mal dagewesen und b) kann so was auch arg ermüdend sein.


    Ich habe in den letzten Jahren etliche Krimis gelesen. Genreliteratur, ok: Die stellt nicht völlig andere Ansprüche an den Autor bzw. ein "gelungenes" Buch, aber doch einige weitere, zum Beispiel, Spannung zu erzeugen. Vielleicht ist es in vielen Fällen auch den Übersetzungen geschuldet, dass mir davon wenige als erinnerungswürdig im Gedächtnis geblieben sind? Mein Eindruck jedenfalls war, dass viele jener Bücher *allein die Story transportieren* (wollen. Gut möglich, dass ein allzu origineller Stil da sogar hinderlich wäre, denn vielleicht mag das der "gemeine" Krimi-Konsument ja sogar als hinderlich empfinden). Für mich eine löbliche Ausnahme ist Fred Vargas, die hat eindeutig einen eigenen Stil, wobei besonders etliche Bücher amerikanischer "Bestseller"-Autor(inn)en für mich nicht ohne weiteres blind einem bestimmten Verfasser zuzuordnen wären. Der eine schreibt wie der andere. Der eine cozy, der andere möglichst blutrünstig ... und alle irgendwie ... tja, nach Schema F. Nicht nur, was die Sprache angeht, aber auch.


    *Trotzdem* habe ich auch solche schon verschlungen. *Trotzdem* käme ich nicht auf die Idee, Krimi-Leser wie -Autoren zu verdammen. Im Gegenteil, Leute gut zu unterhalten, rein durch auf Papier gedruckte Wörter, halte ich für ein hohes Gut, eines, das von den allermeisten nicht mal so aus dem Handgelenk zu schütteln ist und auch gekonnt werden will.


    Gruß,
    Petra

    Ab und an sucht man nicht und findet trotzdem ... In dem Fall eine für mich sehr treffende Umschreibung dessen, worauf ich mit meiner Frage "Was ist eigentlich Literatur für euch?" hinauswollte:


    Unter dem Link


    http://www.germanistik.uni-mue…swahlverfahren/index.html


    schreibt Martin Hielscher, beginnend mit: "Wenn ich Manuskripte von Autoren lese, die ich nicht kenne, achte ich darauf, ob sie mit Sprache als Sprache umgehen. Benutzt jemand Sprache als ein reines Transportmittel (...)". Fortsetzung ebenda.


    Gruß,
    Petra

    Zitat

    Original von Tom
    Um allerdings mal eine Lanze für die japanische Belletristik zu brechen: Haruki Murakami hat mehrere Weltbestseller vorgelegt, die auch für Leute lesenswert sein dürften, die "Lupfe meinen Schtlumpf" nicht verstehen. Und auch die Schriften von Yukio Mishima sind ziemlich empfehlenswert.


    Danke, Tom!


    Mal gucken ... Wenn ich ausgegrübelt hab, geh ich vielleicht mal in den Buchladen und frag, was so im Angebot is ... Japanische Belletristik für Anfänger sozusagen. (Rupfe meinen Strumpf ...? Lupfe meinen Stlumpf ...?) Aber so betrachtet, wär's nicht schlecht, vielleicht dann doch lieber mit Kanehara anzufangen ...


    Sayonara - oder so ähnlich,
    :) Petra

    Hallo Maren,


    dankeschön für diese Rezi und den Link zur Leseprobe.


    Ich muss gestehen, ich bin über die Seite 14 nicht hinausgekommen. Dabei kommen mir "psychische Störungen" in Romanen meistens gar nicht mal ungelegen :D Das Thema an sich fand ich auch interessant. Aber die Umsetzung ... hm ... Diese Gedankengänge und Gespräche im Flieger kommen mir so furchtbar ... banal vor. Ohne die Überreaktionen und Fehlinterpretationen wär's ganz platt, aber eben die Überreaktionen und Fehlinterpretationen waren jedenfalls bei mir dazu angetan, ziemlich zu nerven.


    Aber: Ich hab auch keinen Sinn für Literatur aus Japan. Mir fällt dabei nur die Szene aus "Lost in Translation" ein, wo eine Werbefilmproduktion einem amerikanischen Schauspieler (Bill Murray als Bob Harris), der für den Dreh eines Whisky-Werbespots angereist ist, eine Prostituierte aufs Hotelzimmer schickt. Sie steht in Strapsen vor ihm und verlangt: "Lupfe meinen Schtlumpf, lupfe meinen Schtlumpf", um sich dann schreiend auf dem Boden zu wälzen 8o So wie Bob Harris geht's mir auch: Ich versteh' sie auch nicht, die Japaner ...!


    Gruß,
    Petra

    (auch „Tagebuch eines Skandals“, Originaltitel „Notes on a Scandal“, 2003)



    Barbara Covett ist Lehrerin an einer englischen Schule. Schüler wie Kollegen mögen die ältere, nach strikten Prinzipien unterrichtende Lehrerin nicht, haben aber Respekt vor ihr. Sie hat keine Freunde, und ihre Familie besteht aus einer weit entfernt wohnenden Schwester, die sehr gläubig und kirchlich engagiert ist, was die pragmatisch denkende Barbara nicht nachvollziehen kann.
    Eines Tages kommt eine neue Kollegin nach St. George’s, die Töpferlehrerin Sheba Hart. Sheba ist das genaue Gegenteil von Barbara: hübsch, unkonventionell, freundlich, naiv, Mitglied der Oberschicht. Bedacht, es allen recht zu machen, ist sie Mittelpunkt einer großen Familie, die sie sehr in Anspruch nimmt. Sie ist verheiratete mit einem zwanzig Jahre älteren Mann, Mutter einer Tochter in der Pubertät und eines Jungen, der am Down-Syndrom erkrankt ist.
    Sheba sucht Anschluss in der neuen Schule und Barbara eine neue Freundin, nachdem die Freundschaft mit einer anderen jüngeren Kollegin unter unangenehmen Umständen in die Brüche gegangen ist. Die beiden Frauen kommen sich näher, und eines Tages gesteht Sheba Barbara, dass sie Probleme mit einem Schüler aus der 11. Klasse habe, der ihr Avancen mache. Barbara ist natürlich entrüstet und rät ihr, sofort klare Verhältnisse zu schaffen.
    In Wahrheit ist Sheba zu diesem Zeitpunkt dem Drängen des Jungen schon sehr weit entgegengekommen. Zwischen Sheba und dem fünfzehnjährigen Steven Connolly hat sich längst eine sexuelle Beziehung entwickelt.


    Diese Affäre zeichnet Barbara in einer Art Tagebuch auf, jedoch – konsequenterweise – nicht chronologisch. Was in einem Tagebuchroman leicht statisch, langweilig hätte werden können, bleibt so sehr lebendig. Barbara schreibt über Shebas „verhängnisvolle Affäre“, aber auch über ihr Verhältnis zu Sheba. Die Beziehung zu dem „Jungen“ ist ihr ein Dorn im Auge, aber weniger, weil sie fürchtet, das der dadurch Schaden erleiden könne, sondern weil Sheba ihr durch die Beziehung zu Connolly wertvolle Aufmerksamkeit und Zeit, von der sie meint, das sie ihr zustehe, vorenthält. Außerdem fühlt sie sich von Sheba getäuscht.


    Shebas Beziehung zu Connolly nimmt bald eine Wendung. Nachdem Sheba seinem kontinuierlichen Drängen nachgegeben hat, kehren sich die Machtverhältnisse sehr schnell um. Während Sheba in Liebe zu Connolly entflammt, wendet der sich bald Mädchen in seinem Alter zu. Sheba leidet, telefoniert ihm nach, steht nachts vor seinem Elternhaus und wird doch nur Zeugin seines nachlassenden Interesses.


    Als Sheba, nachdem Barbaras Katze jämmerlich an Krebs erkrankt und eingeschläfert werden muss, dem nur ein paar oberflächliche Worte des Trostes entgegenbringt und stattdessen zu einem Treffen mit Connolly eilt, keimt in der zutiefst verletzten Barbara der Wunsch, der Freundin zu schaden. Ein gemeinsamer Kollege lädt Barbara überraschend zu einem Mittagessen ein. Obwohl sie diesen Kollegen eigentlich gar nicht ausstehen kann, nimmt sie die Einladung an, in der verzweifelten Hoffnung, von nun an zu „den anderen“ zu gehören, denen, die Familie und Freunde haben. Als der vorschlägt, das Dessert ausfallen zu lassen und stattdessen den Kaffee in seiner Wohnung einzunehmen, willigt sie ein. Die Junggesellenwohnung stößt Barbara bis an die Ekelgrenze ab, trotzdem bleibt sie. Dann gesteht der Kollege ihr, dass er in Sheba verliebt ist. Barbara hat er nur eingeladen, um seine Chancen auszuloten. Barbara, erneut aufs Tiefste gekränkt, lässt eine Bemerkung fallen, dass Sheba ein Verhältnis mit einem ihrer Schüler habe.


    Es kommt, wie es kommen muss: Das Verhältnis fliegt auf, Sheba wird angeklagt, Barbara – als Mitwisserin – zur Pensionierung genötigt.


    Nachdem ich den Film „Tagebuch eines Skandals“ mit Judi Dench in der Rolle der Barbara und Cate Blanchett in der Rolle der Sheba gesehen hatte, wollte ich auch das Buch lesen. Der Film strafft die Handlung an einigen Stellen, lässt sowohl Nebenschauplätze als auch Nebenfiguren aus und ändert auch sonst einige (entscheidende) Punkte.


    Eine Hauptfigur in einem Roman soll sympathisch sein, heißt es. Barbara, die Ich-Erzählerin in diesem Roman ist alles andere als sympathisch. Wäre sie eine Frucht, wäre sie stachlig und bitter, hätte eine harte Schale und einen noch härteren Kern. Sie ist das, was man gemeinhin unter einer alten Jungfer versteht. Dazu ausgestattet mit einem analytischen Geist und einer sehr unnachsichtigen Weltsicht, sie legt die Schwächen der Gesellschaft wie ihrer Mitmenschen gnadenlos bloß und hat wenig Verständnis dafür. Eigenschaften, die sie zu einem eher unangenehmen Mitmenschen machen. Auch mit sich selbst geht sie hart ins Gericht, verkennt ihre Beweggründe gar nicht.
    Der Punkt, wo man ihr Sympathien entgegenbringt, ist in ihrer Jahrzehnte währenden Einsamkeit begründet. In einem schmerzlichen Hunger nach Zuwendung, der sie sogar dankbar dafür sein lässt, wenn ein Busschaffner aus Versehen ihren Arm streift. Zudem verfügt sie neben der schonungslosen Klarsicht (nicht wesentlich getrübt durch ihr Außenseitertum?) auf ihre Mitmenschen auch über eine Art galligen, entlarvenden Humor.


    Mit dem ersten Drittel des Romans habe ich mich etwas schwer getan. Alles in allem finde ich es ein lesenswertes Buch.


    (Ich stelle fest, dass diese Rezension eher in Richtung Inhaltsangabe geht. Ich bitte um Nachsicht – es ist mein erster Beitrag in diesem Unterforum.)

    Öhm ... "platt" und "abgedroschen" stammt ja als Erklärung für "trivial" aus dem Duden ...! Dass der (Band 1: Die deutsche Rechtschreibung) weniger umfangreich ist/sein kann als die diversen Werke des Duden-Verlages auf deren (kostenpflichtiger) Website ist verständlich.


    Wenn ich die Einzige bin, die beim Wort "trivial" eben nicht zuerst an "allgemein zugänglich" etc. denkt ..., ok :achsel


    Ansonsten habe ich den Eindruck, wir kommen irgendwie vom Thema ab ... Deshalb hab ich ja auch schon eingelenkt und gesagt, ich hänge nicht an dem Wort.

    Anders gefragt (von jemandem, dessen Lesespektrum wie gesagt weit gefächert ist):


    Stechen euch beim Lesen (für euch) besonders gelungene Sätze ins Auge?
    Ich meine jetzt nicht irgendwelche gedrechselten Wortungetüme, denen man anmerkt, wie lange daran herumgefeilt worden ist. Auch keine Metaphern, die einem zweiten Blick nicht standhalten. Ich meine Sätze, die durchaus einfach sein können, die aber treffen, die bestechen, die man *selbst gern formuliert hätte*. Diese Sätze gehen über einen guten Sprachgebrauch hinaus, können teilweise sogar Regeln brechen. Sie „passen“ einfach.


    Solche Sätze fallen mir nicht in jedem Buch auf. In den meisten, die ich rein der Unterhaltung wegen lese (wobei mich jedes Buch unterhalten muss, sonst lese ich es nicht; lesen soll für mich Vergnügen, nicht Strafarbeit sein) finde ich keine.


    Das ist für mich einer der Unterschiede.

    Zitat

    Original von Michael Höfler
    in einem breiteren sinne ist "literatur zum thema X" alles, was zum thema X veröffentlicht wurde. und einer, der einen text geschrieben hat, dessen "autor".


    Jaaa, in einem breiteren Sinne. Aber an dem Begriff "Autor", nachzulesen in einem anderen Thread in diesem Forum, scheiden sich ja auch die Geister.


    Ob man's nun "Schund" oder "trivial" nennen will, an der Kategorie selbst ändert das ja nichts. Und meine Einstellung dazu ist ziemlich offen: Ich nehme in den Urlaub z. B. keine große Literatur mit. Für mich hat diese Art "Literatur" - wenn man's denn mal so nennen will - auch durchaus ihre Daseinsberechtigung.


    *Schreiben* mag ich keinen Schund. (Obwohl es wahrscheinlich schlechtere Jobs gibt, um seine Miete zu verdienen ...) Aber ich bin mir bewusst, wie weit entfernt mein Schreiben von - meinetwegen - dem Schreiben eines Crace entfernt ist. (Obwohl sich auch an dem wahrscheinlich die Geister scheiden.)
    Was mein aktuelles Projekt angeht, habe ich das Gefühl, ich erzähle eine Geschichte. Was mir auch wichtig ist, denn ich möchte keine abstrakten Satzgebilde schaffen, an denen sich die Leser die Zähne ausbeißen. Aber halt auch nicht mehr als eine Geschichte. Es fehlt so einiges.
    Und dieses, was fehlt, macht für mich halt den Unterschied. Zwischen den ganz einfach gestrickten (Heft-)romanen am unteren Ende, über die solide Unterhaltung, bis zur "Literatur" - wie ich den Begriff verstehe.

    Zitat

    Original von habibi
    Ich denke, ob etwas "Literatur" ist, entscheidet jeder für sich allein und wahrscheinlich nach ganz unterschiedlichen Kriterien.


    Guten Morgen, allerseits,


    eben - deshalb steht im Betreff ja "für euch" :). Mich interessiert weniger, was dazu in der Literaturtheorie geschrieben steht (obwohl das sicher auch interessant ist), sondern wie ihr das ganz persönlich seht - was das Lesen und das eigene Schreiben angeht.


    Gruß,
    Petra

    Hallo zusammen!


    Jahreswechsel, das kennt man ja, da will mach einer sich zum Besseren ändern: mit dem Rauchen aufhören und mehr Gemüse essen meinetwegen. Oder die Frau nicht mehr mit deren bester Freundin betrügen und den komischen Kollegen aus der Buchhaltung weniger mobben. So was in der Art halt.
    Mein guter Vorsatz für 2009 lautet: Ich will bessere Bücher lesen! – Wobei das natürlich rein subjektiv gesehen nun wirklich alles heißen kann ...! Von Helmut Rellergerd alias Jason Dark (übrigens dem auflagenstärksten deutschen Autor, hieß es zuletzt wo) zu Stephen King wäre ja durchaus schon mal ein Aufstieg.
    Nun habe ich schon alles Mögliche gelesen, und auch der sog. Schund hat für mich seine Daseinsberechtigung. Da das Leben aber endlich ist, sollte man seine Zeit nicht allzu lange mit Schrott vertrödeln, meine ich. Um’s mit einem konkreten Beispiel zu illustrieren: Ich habe gerade Donn Cortez’ (auf der Krimi-Couch enthusiastisch besprochenen) „Closer“ (nach 200 zäh erlesenen Seiten) beiseite gelegt und dafür mit „Ein Mann, eine Frau und der Tod“ von Jim Crace angefangen.


    Meine Fragen nun könnten verwandt mit der Frage sein, wer sich Autor schimpfen darf und wer nicht. (Wobei ich persönlich mich, wenn’s denn sein muss, eher „Schreibende“ als „Autorin“ nennen würde. Wenn’s sein muss, weil’s halt sperrig klingt und trotzdem irgendwie seltsam abgehoben. Aber „Schreibender“, denk ich mir, ist halt jeder; derjenige, der auf einen Zettel kritzelt „Schatz, sei so gut und bring ein Kilo Äpfel mit“ genauso wie der Verfasser von Kurzgeschichten oder Romanen. Der Begriff kann deshalb schlecht als überheblich oder anmaßend aufgefasst werden.)


    Ich würde von euch gern wissen, was für euch Literatur ist. Und ob ihr diese denn dann auch (gerne) lest. Oder ist sie zu "mühsam"? Zu wenig unterhaltend? Überschätzt ...?
    Und – was vielleicht sogar die interessantere Frage ist – ob ihr selbst welche schafft.
    Denn nicht jedes erzählende Buch (Roman oder Erzählungen) ist Literatur – oder doch?
    Gibt’s also nicht nur Autoren, sondern auch Literaten, Literaturschaffende unter uns ...?


    Gruß,
    Petra

    Hallo zusammen,


    "Framstag Sam" von Paul van Herck gibt's bei Amazon-Marketplace (also von privaten Anbietern bzw. Firmen, die Amazon nur als Vermittler nutzen) innerhalb eines Preisspektrums von 9,00 Euro (für eine akzeptable Version) über 23,50 Euro bis zu 95,00 Euro für eine sehr gute.


    Dieses Buch mag unter SF-Freunden Kult sein. Es soll hier aber nur als Beispiel dienen. Es gibt etliche andere, bei denen ich mich schon sehr viel mehr gewundert habe. Da werden Taschenbücher im dreistelligen Euro-Bereich angeboten. Bücher, bei denen mich ein Kultstatus als Erklärung doch sehr erstaunen würde! Unterschrieben vom Autor sind sie auch nicht, das kann's also auch nicht sein. Und nicht jede Erstausgabe ist auch was wert. Auch nicht jedes TB, auch wenn's vergriffen ist. Manchmal habe ich den Eindruck, die Verkäufer - die oft in Übersee sitzen - haben Probleme mit der Währung und haben ihre Preisvorstellung einfach falsch umgerechnet. Aber wer kauft so was?!


    Was kann es sonst damit auf sich haben?


    Gruß,
    Petra (die hier nicht schleichwerben will, sondern sich das jetzt oft genug gefragt und keine Antwort gefunden hat)

    Hallo Michael,


    jetzt komme ich auch noch ... Spät, aber von Herzen: Alles Gute zum Geburtstag und zum neuen Lebensjahr! Und viel Erfolg mit allen anstehenden Projekten!


    Petra