Hallo Tom,
das wird so sein. Aber ist das etwas, das man auch und schon bei Märchen findet? Es hat auch schon „Abmilderungen“ in weit früheren Jahren gegeben als denen, wo man hinterfragte, ob z. B. „Hänsel und Gretel“ nun unbedingt eine geeignete Gute-Nacht-Geschichte sei (aus der leiblichen Mutter wurde z. B. eine Stiefmutter). In Märchen ist so manche Grausamkeit enthalten, es geht beim Zitierten an die schiere Existenz der Kinder, und die Bedrohung fängt nicht erst in der Fremde an, sondern im eigenen Zuhause. Kinder früherer Zeit werden die „Geschichten hinter der Geschichte“ auch eher intuitiv verstanden haben?
Ich habe nun das Hörbuch gehört, und ich habe mir die Frage nach der „Zielgruppe“ gestellt, weil, abgesehen von der vorauszusetzenden Bereitschaft, sich auf Geschichten dieser Art (Fantasy/Phantastik/magischer Realismus) einzulassen, die 7- und „11“-jährigen Protagonisten doch ungewöhnlich für einen Roman sind, der sich an eine erwachsene Leserschaft wendet. Das bleibt, selbst, wenn man für sich eine andere Lesart präferiert (unbewusste Flucht in eine Fantasiewelt), denn die meiste Zeit ist der zurückblickende Erzähler 7.
Mir ist zudem aufgefallen, dass Gaiman - trotz der bedrohlichen Thematik - an manchen Stellen auch „milder“ formuliert, als das bei den drastischen Geschehnissen möglich (wenn nun auch nicht zwingend) gewesen wäre (Stichwort: „Leinwand“ - oder das erklärt sich anders, auch möglich.)
Deshalb die Überlegung, ob das nicht nur ein Roman ist, der eine Kurzgeschichte hätte werden sollen, sondern auch ein Stoff an sich, bei dem der Autor sich möglicherweise nicht von Anfang an ganz eins war, für wen er den Roman schreibt - oder einer, der sich halt in kein Schema pressen lässt.