Mich macht etwas ganz anderes betroffen, nämlich das zunehmende Zielen auf engagierte Kleinverlage in SoMe und Foren (womit ich auch Genreforen mit Fans meine, nicht nur allgemeine Lit-Foren). Angegriffen in einer Manier, die bestes Trollfarm-Verhalten imitiert. Sei es, dass Preisgestaltung aufs Heftigste kritisiert wird, oder die Höhe der Auflagen / Limitierung, Covergestaltung (selbst, wenn diese mit bezahlten Künstlern anstatt KIs zustande kam), Umfang und eben Beteiligte oder Ausführende.
Kleinverlage können sich schlecht gegen Meinungsmache und öffentlichen Druck wehren, und auch die Verurteilung eines nachträglichen Ausschlusses von Beteiligten ist genauso Druck aus den SoMe, oder eben Foren wie diesem. Man kann das eine nicht verurteilen, ohne das andere zu lassen.
Es hat übrigens niemand geschrieen, als NOVA Magazin eine Entscheidung rückgängig machte, einen neuen Chefredakteuer einzusetzen, der sich durch rechtsextreme VÖs und sonstige Äußerungen hervorgetan hat. Das war auch rein öffentlicher Druck.
Publikumsverlage sind so groß, dass sie unangreifbar erscheinen, so ein 'too big to fail'. Mir erscheint es so, als ob die Hilflosigkeit - auch oft von Schreibenden und Herausgebenden - zu Angriffen gegen kleinere Ziele motiviert, die sich a) nicht wehren können, weil sie auf Mundpropaganda angewiesen sind, und b) reagieren müssen, weil sie sich nicht hinter 200 executives im Ausland verschanzen können.
Trollverhalten zielt aber immer auf Reaktion, nicht auf tatsächliche Änderungen oder gar Verbesserungen; daher zahlt es sich mehr aus, kleine Ziele angzugehen. Dies zum Schaden aller, der Verlage wie auch der Käufer.
Ich denke, wir Schreibenden möchten möglichst von Verlagen verlegt werden. Wir möchten Lektorat, Korrektorat und ein schönes Cover, Illustrationen, Satz. Wir möchten am besten bezahlt werden, und möchten, dass auch andere Mitgestaltende honoriert werden. Kleinst- und Kleinverleger arbeiten nicht für Gewinne, sondern aus Leidenschaft und Engagement. Ich kenne persönlich zwei, die u.a. aufgrund von ständigen öffentlichen Nölereien an ihrer (absolut hervorragenden!) Arbeit entweder bestimmte Serien / Projekte oder ihren gesamten Laden auf Eis gelegt haben. Möglicherweise für immer. Das sind Leute, die jahre- oder jahrzehntelang auch Newbies und Unveröffentliche förderten, Texte übersetzten etc. Irgendwann sehen sie nicht mehr, warum sie eigentlich all ihre Zeit, Nerven und auch oft Geld in etwas stecken, das nicht gewertschätzt wird - aber dann heulen wieder alle rum, dass Kleinstverlage schließen.
Dies ist kein Aufruf zur Kritiklosigkeit und Schweigen (die forcierte Änderung bei NOVA unterstütze ich, wie auch bei Rowling-artigen Angriffen gegen andere Minderheiten). Aber es ist ein Aufruf, Kritik auch mal gegen die zu richten, die einfach machen, weil sie das Kapital und die verlegerische Macht haben. So, wie es hier den verlinkten Artikel gegen die Thalia-unterstüzte Ausschreibung gab. Lieber nach oben beißen als nach unten treten.