Beiträge von Dirk
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Hallo Silke,
wie Du richtig vermutest sind gerade historische Romane wunderbar geeignet, eine Lesung mit Geschichte(n) anzureichern. Das muss überhaupt nicht oberlehrerhaft rüberkommen. Ich mache das immer und wechsle zwischen einer gelesenen Passage und einem kurzen Stück über die Inhalte. Meist kommen erst die Inhalte, dann das, was der Autor draus gemacht hat. In dieser Reihenfolge kann das Publikum den Schaffensprozess nachvollziehen. Allein das ist für viele schon sehr spannend.
Ich würde allerdings nicht einfach geschichtliche Ereignisse darlegen, sondern auf Kulturgeschichtliches eingehen. Damit haben viele Menschen Berührung. Meinen Roman "Die Bücherjäger" begleitete ich mit der Entwicklung der Schrift und Buchkunst in Europa durch die Jahrhunderte. Mit Beamer, damit die Leute sehen konnte, wie die Schrift, die sie selbst verwenden, seit der römischen Antike entstanden ist. Dazu gibt es so viele Anekdoten und Kuriosa (wo kommt der i-Punkt her, z.B.), dass man allein damit schon einen ganzen Abend füllen könnte. Die Besucher fühlen sich anschließend nicht nur unterhalten, sondern auch mit Wissen bereichert. Wichtig dabei finde ich, dass der Vortragende nicht vom Blatt abliest und mit dem Zeigestock auf die Leinwand tippt, sondern das Ganze im Plauderton präsentiert.
Zu Deiner Frage, was man liest: Dialoglastige Passage können funktionieren, aber ich würde eher auf ein Prosastück setzen. Und ja: Der Romananfang funktioniert fast immer, der ist ja dazu da, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Das funktioniert in der Regel auch bei Lesungen. Um Passagen aus der Buchmitte verständlich präsentieren zu können, schiebst Du am besten einige erklärende Sätze ein. Passende Stellen zu finden kann bisweilen schwierig sein. Aber die Mühe lohnt sich.
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Was mich allerdings irritiert, ist ein Lektorat/Verlag, das/der "Flüchtigkeitsfehler" bemängelt.
Das könnte mit der Häufung von Fehlern zusammen hängen. Je nachdem, wie sauber oder unsauber das Manuskript aussieht, hat das Lektorat a) mehr Arbeit und kostet den Verlag damit auch mehr Geld (extern wie intern) und b) muss der Lektor angesichts solcher Zustände im Text davon ausgehen, dass die Autorin/der Autor auch anderweitig wenig Sorgfalt auf seinen Text verwendet hat. Damit will ich nicht sagen, dass das im vorliegenden Fall so ist, denn ich kenne ja das Manuskript nicht. Aber auf diese Art könnte ich mir die Reaktion des Verlags erklären.
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Mein Roman "Die Beute. Auf der Flucht mit der Mona Lisa" ist erschienen. Er erzählt die wahre Geschichte einer Handvoll Franzosen, die im Zweiten Weltkrieg die Kunstwerke aus dem Louvre vor der Wehrmacht versteckten und den riesigen Kunstschatz in einem Katz-und-Maus-Spiel durch halb Frankreich transportieren mussten.
"Frankreich 1940. Colonel Pierre Delort, Organisationsgenie der Armee, erhält einen unmöglichen Auftrag: Er soll über dreitausend Gemälde, Statuen und Artefakte aus dem Louvre evakuieren, bevor die Wehrmacht in Paris einmarschiert. Schon bald heftet sich ein deutsches Einsatzkommando an Delorts Fersen, und eine gefährliche Jagd beginnt. Den größten Schatz trägt Delort stets im Handgepäck bei sich: die Mona Lisa. Und allmählich begreift der nüchtern kalkulierende Offizier, warum dieses kleine Porträt für die Welt von so großer Bedeutung ist."
Dirk Husemann
Die Beute. Auf der Flucht mit der Mona Lisa
Bastei Lübbe 2022
493 Seiten
ISBN: 978-3-404-18489-7
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Bei Lektoraten, egal von welchem Lektor, mache ich folgende Beobachtung:
1. Der Lektor bemerkt eine Schwachstelle im Text und weist darauf hin.
2. Er macht einen Verbesserungsvorschlag.
Punkt 1 funktioniert meistens gut. Man kann die herausgehobenen Stellen als AutorIn dann nochmal überdenken, und kommt entweder zum selben Schluss wie der Lektor oder eben nicht. Ich bin in 80% der Fälle dankbar für die Hinweise und stimme dem Lektorat zu.
Punkt 2 funktioniert nur bedingt. Das hängt dann wirklich sehr vom Lektor ab. Meine Erfahrung ist leider die, dass Lektoren oft ein anderes Sprachgefühl haben als der Autor, bisweilen in ihrer Wortwahl auch weniger wendig sind und Vorschläge machen, die keinen Sound haben. Punkt 2 funktioniert bei mir in höchstens 50% der Fälle.
Trotzdem läuft das Lektorat immer reibungslos. Ich bin für jeden Hinweis auf Schwachstellen im Text dankbar, aber die meisten verbessere ich dann lieber selbst. Für die LektorInnen ist das so auch in Ordnung.
Berichte doch mal, Kiana, wie es bei Dir gelaufen ist.
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Danke für Eure Erklärung, Silke und Tom. Jetzt wird mir klar, worum es geht.
Ist es richtig, wenn ich das so sehe, dass Verlage Reihen generell bevorzugen? So nach dem Motto: Läuft Band 1 gut an, muss ich mir weniger Sorgen machen bei der Vermarktung von Band 2, denn die Lesergruppe hat ja bereits angebissen? Oder kann man das nicht so pauschalisieren?
Einen grundsätzlichen Vorteil von Reihen sehe ich nicht. Eine Reihe hat vermutlich immer Stammleser, aber ob deren Zahl mit jedem Teil wächst, stagniert oder abnimmt, ist ebenso fraglich wie bei einem Einzelband. Deshalb halte ich eine pauschale Aussage für schwierig.
Auch der Produktionsaufwand ist bei einer Reihe nicht geringer. Der Verlag muss das Buch ebenso lektorieren wie bei einem Einzelband, der Umschlag muss ebenso gestaltet werden (auch wenn sich die Bilder und die Schrift ähneln) und das Buch muss genauso vermarktet werden wie jedes andere auch. Auch, wenn Du Stammleser hast, müssen die ja erfahren, dass es einen neuen Teil der Reihe gibt.
Ein Unterschied liegt im Schreiben. Ich arbeite gerade an einer Krimireihe (dritter Teil) und kann aus Sicht des Autors sagen, dass es reizvoll ist, Figuren und Setting mehrfach bzw über eine lange Strecke zu verwenden, weil man sie aus viel mehr Blickwinkeln betrachten und darstellen kann.
Vermutlich würde ich an Deiner Stelle, Silke, die Geschichte entscheiden lassen, ob sie sich für eine Reihe eignet.
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Hallo Silke,
ich muss gestehen, dass ich Deine Frage nicht recht verstehe. Im Eingangspost fragst Du, wie man den ersten Teil einer Reihe an den Verlag bringt und dass Du nicht weißt, ob sich Dein Stoff für eine Reihe eignet. Weiter unten schreibst Du, dass der erste Teil schon erschienen sei und du nun versuchst, den zweiten zu verkaufen, während Du den dritten und vierten Teil produzierst.
Entschuldige, ich bin manchmal etwas begriffsstutzig, aber das wirkt wie ein Widerspruch. Könntest Du nochmal erklären, wie Deine Situation ist und welche Frage Du zu dem Thema hast? Denn spannend und interessant ist eine Diskussion dazu bestimmt.
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Es sollte auch wieder Hofnarren geben.
Der Hofnarr fiel mir angesichts der Nachricht auch ein. Stimmt schon. Allerdings waren Hofnarren ja nicht dazu da, den Herrscher zu belustigen, sondern ihm ungeschminkt sagen zu können, was er falsch machte. Narrenfreiheit im Parlament? Wieso nicht?
Was bei der Aktion hinkt, ist der oft bemühte Vergleich mit Kanada. Dort rotieren die Parlamentspoeten alle zwei Jahre, kommen aber, wenn ich es richtig verstehe, aus den Reihen der indigenen Bevölkerung. Ethnien mit eigener Kultur und Sprache gibt es in Kanada sehr viele, und die Parlamentspoeten haben dort die Aufgabe, die sterbenden Sprachen auf der politischen Bühne in Erinnerung zu rufen. Ob und wie man das auf hiesige Verhältnisse projizieren kann, erschließt sich mir nicht.
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Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt will eine Parlamentspoetin im Bundestag installieren. Der Vorschlag stammt von den Autoren Mithu Sanyal, Simone Buchholz und Dmitrij Kapitelmann. Vorbild für den Posten ist Kanada, wo seit 2001 ein Parlamentspoet Texte zu besonderen Anlässen schreibt, Lesungen hält und die Parlamentsbibliothek auf Vordermann bringt.
Das Thema wird kontrovers diskutiert. Was halten wir Autoren davon? Könnte sich jemand hier vorstellen, diese Aufgabe zu übernehmen? Oder ist das Quatsch?
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In Münster, bei mir nebenan, gab es vor Jahren folgenden Fall:
Jürgen Kehrer, Autor der Wilsberg-Krimis, stellte in seinem neuesten Buch einen Hochschuldozenten ziemlich negativ dar. Der Name des Dozenten war fiktiv. Aber er lehrte in einem Orchideenfach, das an der Uni Münster von nur einem echten Dozenten besetzt war. Die Verwechslungsgefahr war hoch. Der Mann glaubte, er werde öffentlich verunglimpft und klagte gegen Kehrer. Die Klage wurde abgewiesen. Das Buch gibt es noch. Die Rufschädigung für den Kläger war letztlich höher als wenn er einfach stillgehalten hätte, denn die Geschichte ging durch die Lokalpresse.
Das Beispiel zeigt, dass Du selbst dann mit rechtlichen Schritten wirst rechnen müssen, wenn Du Vorsichtsmaßnahmen ergreifst. Auch ein gewonnenes Verfahren ist erstmal ein Verfahren und kostet Nerven.
Überdies gebe ich zu bedenken, dass es ja nicht nur darum geht, Schaden von Dir abzuwenden, sondern auch von anderen.
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Vielen Dank für das herzliche Willkommen, Tom ist mir noch von anderen Online-Aktivitäten in guter Erinnerung. Auf alle, die ich noch nicht kenne, bin ich sehr gespannt. Euch einen Guten Rutsch und ein wunderbares neues Jahr mit viel Inspiration.
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Ich heiße Dirk Husemann und schreibe seit etwa 25 Jahren hauptberuflich, zum einen als Wissenschaftsjournalist für Archäologie, zum anderen als Schriftsteller. Die ersten Bücher habe ich Mitt der 1990er-Jahre für Bertelsmann, Brockhaus und Wissen Media produziert, ab 2004 schrieb ich Sachbücher zu rein archäologischen Themen für Thorbecke, Campus und Theiss. Einige historische Themen, auf die ich bei der Recherche stieß, entpuppten sich als Romanstoff. Der erste historische Roman landete 2015 bei Lübbe, ein halbes Dutzend weitere folgten. Mittlerweile habe ich den Journalismus etwas zurückgefahren, und schreibe ausschließlich Romane, zuletzt den ersten Teil einer Urlaubskrimiserie bei Goldmann. Im Februar erscheint "Die Beute", ein Thriller, der im besetzten Frankreich spielt.
Ich lebe im Münsterland auf einem Bauernhof, schreibe so oft wie möglich im Freien und, falls es die Abgabefrist erlaubt, mit Stift und Papier. Wenn die Konzentration nachlässt und der Text nicht mehr fließt, setze ich mich eine Weile ans Klavier, danach rollt es wieder.
Ins Forum habe ich schon öfter reingeschaut und war von der Qualität der Diskussionen angetan. Ich freue mich auf regen Austausch und hoffe, das ein oder andere beitragen zu können.