Beiträge von Silke

    Hallo Tom,


    zunächst einmal: Willkommen im Forum. Ich finde, dein Projekt klingt sehr spannend und ist auf jeden Fall einzigartig in seiner Tiefe und seinem Umfang.

    Ich möchte den Leser mitnehmen auf meine Auswanderung nach China, lasse ihn teilhaben an der Wohnungssuche, den Marktbesuchen, dem Aufbau eines Freundeskreises und beim Bier trinken in der Bar. Lasse ihn miterleben, was sich bei einer Firmengründung ereignet, wie man eine Chinesin heiratet, eine Tochter in die Welt setzt und wie man mit einer 200-köpfigen chinesischen Familie umgeht. Ich erzähle, wie ich eine Wohnung im Rohbau erworben habe, der Ausbau verlief und welche starken, persönlich-sozialen Veränderungen dies mit sich brachte.

    Ich zeichne nach, was wir in der Corona-Pandemie in China erlebten, wie der Turbokapitalismus die Menschen zermürbt, warum die Belastung der Schüler mit ihren 15-Stunden-Schultagen so hoch und der Bildungsgrad so niedrig ist, wie es ist, in China einen Führerschein zu machen und ein eAuto zu fahren. Ich erzähle, warum wir anfingen, unser eigenes Brot zu backen und Wurstwaren selbst herzustellen und warum die häusliche Küche in China eher einfach, ja fast primitiv, ist.

    In einen Sachbuchstil verfalle ich nur selten, meist um ein gewisses Grundverständnis aufzubauen, beispielweise wenn es um den größten Massenmörder aller Zeiten, um Kannibalismus in den 1970ern oder um die massive Wirtschaftskrise seit 2019 geht.

    Das erinnert mich ein wenig an zwei Bücher, die ich mir damals besorgt habe, als ich nach Australien ging. Das eine war ein im Hueber Verlag erschienener "Kulturschlüssel" (2001), das andere war ein von einer deutschen Auswanderer-Familie geschriebenes PDF. Ersteres ging - wenig überraschend - auf die Eigenheiten der australischen Kultur ein, wobei jedoch einiges doch recht stereotyp a la "Crocodile Dundee" war und mit meinen tatsächlich dann gemachten Erfahrungen wenig gemein hatte. Letzteres war sehr praxisorientiert: Wie erhalte ich ein Visum, wie ist der Alltag in einem Büro, wie kaufe ich ein Auto, wie ziehe ich um, wie baue ich ein Haus in Australien und so weiter, basierend auf den Erfahrungen dieser Familie, was sich unterm Strich als sehr wertvoll für unsere Situation herausstellte.


    Ich denke, die Frage, die du dir vielleicht stellen solltest, ist die: Wer ist der perfekte Leser deines Buches? China-Auswanderer? China-Kritiker? China-Interessierte? Eventuell würde es sich lohnen, die Themen entsprechend auszusplitten und in verschiedene Bände zu packen, um so gezielter das entsprechende Publikum anzusprechen. Einem Verlag würde es auf jeden Fall die Vermarktung vereinfachen, wenn es da eine klare Linie gäbe.


    Ein "self-publishing" scheidet für mich aus, Aufwand und Ertrag stehen a.m.S in keinem Verhältnis.

    Aus welchen Beobachtungen heraus kommst du zu dieser Ansicht? Ich frage, weil ich als Außenstehende damals auch gedacht habe, ich erhalte bestimmt für meine Erstauflage so etwas im 5-stelligen, mindestens aber im 4-stelligen Bereich. Boy, lag ich da aber falsch! Nun sind Belletristik und Sachbuch zwei verschiedene Paar Schuhe, aber ich würde mich doch sehr wundern, wenn es so viel lukrativer wäre. Aber andere hier haben da mehr Erfahrung, vielleicht können sie ja mal etwas dazu beisteuern.

    Hoffnung gab mir Graeme Allen, dem es gelang, auf gut 300 Seiten seine bunte Lebensgeschichte in China von 1994 bis 2012 aufzuzeichnen und bei zwei Verlagen zu veröffentlichen (2013 und 2017 [erweiterte Ausgabe]).

    Graeme Allen scheint Ire zu sein? Dann ist sein Buch zunächst auf Englisch für einen englischen Markt erschienen, der natürlich ungleich größer ist als der deutschsprachige. Ein deutscher Verlag bräuchte nur Lizenzen und Übersetzungen/Lektorat beisteuern, es ist also weniger riskant, als eine Neuveröffentlichung eines unbekannten deutschen Autors. Dennoch: Da die Bücher alt sind, und seitdem viel Wasser den Rhein runter ist und Chinas Streben nach globaler Bedeutung immer deutlicher wird, könnte sich das heute mehr lohnen als noch vor wenigen Jahren.

    Wie erwähnt, ich bin für jeden Hinweis oder "Leitfaden" dankbar.

    Ich würde mit einer Agentursuche beginnen (google) und auch die Webseiten relevanter Verlage konsultieren. Dort gibt es meist Informationen dazu, wie eine Manuskriptbewerbung auszusehen hat. Ich glaube mich zu erinnern, dass es für den Sachbuchbereich anders läuft als für die Belletristik, z.B. eine Art Inhaltsverzeichnis, das schon mal die Struktur und den Aufbau durchscheinen lässt.


    Viel Erfolg mit diesem spannenden Konzept!

    Silke

    Mir fällt gerade auch noch Bill Bryson ein, bei dem ich auch schon mehrfach schallend gelacht habe. Wobei es sich aber immer ein wenig so anfühlt, als würde ihm Laufe des Buches die Luft ausgehen. Die ersten Kapitel empfinde ich als brüllend komisch, danach "nur noch" als amüsant oder erheiternd.


    Jedenfalls, er erreicht dies meist durch absolute Überhöhung von Situationen, kulturellen Eigenschaften oder persönlichen Charakteristika, ist sich aber auch nicht zu schade, ab und zu sich selbst aufs Korn zu nehmen, was ihn natürlich wahnsinnig sympathisch macht.


    Sein bestes Buch ist wahrscheinlich "Reif für die Insel", wobei ich aber - aus verständlichen Gründen - auch das Australien-Buch liebe, "Frühstück mit Kängurus".

    Spannende Frage!


    Ich habe mich mit der Theorie hinter der Komik ein wenig beschäftigt, und weiß nun, was zumindest bei mir gut funktioniert.


    Das sind zum einen überraschende Wendungen, vor allem nach dem 3-Punkte-Prinzip (also zweimal in eine Richtung bestätigt, beim dritten Mal das Gegenteil); Situationen, die unangemessen oder skurril bzw. überzogen sind (auch das, was man non-pc nennt); sowie Figuren, die aus der Art schlagen, weil sie eine andere Realität inne haben als die Figuren um sie herum.


    Spontan fallen mir da drei Texte bzw. Szenen ein, die ich sehr lustig fand:


    Das Rosie-Projekt von Graeme Simsion: In dem Buch geht es um einen Asperger-Autisten, der versucht, mittels wissenschaftlicher Studien eine Frau zu finden. Unter anderem lebt er streng nach Regeln, die seinen Alltag gliedern und tolerierbar machen: Für ihn völlig normal. Für Außenstehende - weniger. Als Rosie bei ihm zu Besuch ist, lädt er sie spontan zum Essen ein. Was sie nicht weiß, ist, dass Dienstag Hummer-Tag ist. Sie staunt also nicht schlecht, als sie einen Blick in seine Badewanne wirft.


    Dungeon Crawler Carl von Matt Dinniman: Das Buch richtet sich eigentlich vor allem an Fans von Rollenspielen. Carl überlebt das Ende der Welt, als er mitten in der Nacht die Katze seiner Ex aus dem Baum holen will. Während um ihn herum alle Gebäude und deren Bewohner darin dem Erdboden gleich gemacht werden, überlebt er - mit Perserkatze auf dem Arm und nur mit Boxershorts bekleidet. Im letzten Moment kann er sich in eine Untergrundwelt flüchten, die als Dungeon-Arena für ein interstellares Publikum ausgerichtet ist, a la The Hunger Games. Was es skurril macht, ist, dass die Katze plötzlich sprechen kann. Und Princess hat ein Ego, das man nur Katzen zuschreiben kann. Gemeinsam müssen sie fortan Monster erschlagen und immer wieder den nächsten Level erreichen - Carl in seinen Boxershorts und Princess, die davon überzeugt ist, dass sie der Star der Show ist und Carl nur ihr Bodyguard.


    Eine Szene aus der TV-Show Roseanne: Roseannes Vater ist überraschend gestorben. Ihre Schwester Jackie trauert, doch sie weiß, sie muss die traurige Aufgabe übernehmen, die Verwandtschaft von dem Trauerfall zu unterrichten. Schnüffelnd ruft sie bei einer schwerhörigen Tante an, die nicht ein einziges Wort versteht. Frustriert wiederholt Jackie die Nachricht: "Ich habe schlechte Neuigkeiten, Tante. Unser Vater ist von uns gegangen. Nein, er ist VON UNS GEGANGEN. Er ist nicht mehr bei uns. Er lebt nicht mehr. Nein, NICHT MEHR. Er ist tot. Er ist tot. Tot. Nein, tot. Tot. Dad ist tot. Er ist TOT. DAD IST TOT!" (herrlich gespielt und überzogen) Und dann, resigniert, bevor sie den Hörer auf die Gabel knallt: "Ja, ok. Dad ist ok, er lässt schöne Grüße ausrichten."


    Silke

    Ich habe das Buch nun auch gelesen. Es liest sich so weg und ist tatsächlich recht kurz.


    Es ist hilfreich, eure Rezensionen dazu noch einmal zu lesen, denn ein wenig ratlos hat es mich dann doch zurückgelassen. Irgendwie hatte ich mehr erwartet als diesen stillen Protest einer durchschnittlichen Frau an einer starren, patriarchalischen Gesellschaft. Aber das ist wohl der Nobelpreisauszeichnung geschuldet, die ja - so muss ich mir das vor Augen halten - nicht nur für einen Roman gilt, sondern für ihr Lebenswerk.


    Was mich stört, ist die Annahme, Bäume lebten nur von Sonne und Wasser. Das stimmt nicht, deshalb hinkt das alles ein wenig für mich.

    Hallo Frank,


    danke für deine lieben Worte! Das Buch wird als ebook, Taschenbuch und Hardcover am 30. November erscheinen.


    Die Amazon-Seite kann man selbst gestalten, wenn man ein KDP-Konto hat. Das Ganze nennt sich Amazon +. Es funktioniert nach einem Baukastensystem – Elemente auswählen und mit Inhalten füllen, fertig.


    Beste Grüße

    Silke

    Viel Erfolg, liebe Silke.

    Das ist schon Deine zweite Veröffentlichung in diesem Jahr, oder?

    Du bist echt sehr produktiv :klatsch


    Auf alle Fälle wünsche ich Dir ganz viele Vorbestellungen und Leser.

    Die andere war ja so eine Schubladengeschichte. An dieser hier habe ich seit September 2023 gearbeitet, sie ist also frisch. Das wird wohl nun auch eher der realistische Abstand sein: 1 pro Jahr, wenn ich sehr fleißig bin.


    Danke für deine Glückwünsche!

    Hallo ihr Lieben,


    am 30. November erscheint mein 5. historischer Roman, "Der Trug des Pilgers". Wer ab und zu an der BT-Runde teilnimmt, erinnert sich vielleicht an eines der Anfangskapitel.


    Und darum geht's:


    Im Pestjahr 1348

    In Magdeburg taucht ein mysteriöser Pilger mit einem alten Siegelring auf. Sofort machen Gerüchte die Runde: Ist er wirklich der totgeglaubte Markgraf Waldemar?

    Nicht nur der König, sondern auch andere Fürsten sehen ihre Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen und den amtierenden Markgrafen zu stürzen – mit dramatischen Folgen für das gesamte Reich.

    Was als harmlose Täuschung begann, wird bald tödlicher Ernst.

    Erzählt nach wahren Begebenheiten.


    Das Buch wird bei Amazon als eBook, Taschenbuch und Hardcover erhältlich sein (nicht im regulären Buchhandel).


    Vorbestellungen für das eBook können bereits jetzt getätigt werden. https://www.amazon.de/dp/B0DLGVRQV5?ref_=ast_author_dp (Das hilft dabei, das Buch schon vor Erscheinen ein wenig sichtbarer zu machen)


    Beste Grüße

    Silke

    Ich habe meinen Kindern auch vorgelesen, es hat (kaum) gefruchtet.


    Aber generell: Ja, immer eine feine Sache, vor allem, weil das einfach so kostbare Momente sind, die irgendwann nicht mehr wiederkommen.


    Auch finde ich, dass es prinzipiell erstmal egal ist, was gelesen wird, im Sinne von „guter“ oder „schlechter“ Literatur. Ich habe als Kind zB alle Comichefte verschlungen und somit die Kinderbuchphase fast komplett übersprungen, um dann zu den Romanzen meiner Mutter überzuwechseln.

    Hallo Petra,


    ich musste da gleich an den Roman "Zwischen Welten" denken, der letztes Jahr erschienen ist.


    Auch ein Briefroman, wenn man denn so will, auch wenn "Briefe" größtenteils ersetzt werden durch moderne Kommunikationsformen wie SMSs/WhatsApp-Nachrichten, E-Mails und dergleichen. (Kleine, relativ unwichtige Bemerkung am Rande: Überlege mal, wie viele Kinofilme und TV-Serien heute nicht mehr so funktionieren würde wie damals, weil es heute so viel einfacher ist, miteinander über Distanzen zu kommunizieren; das Handy hat viele Plot-Wendungen zerstört)


    Der Grund für diese Form der Erzählung ist wohl der, dass hier zwei Autoren zugange waren, nämlich Juli Zeh und Simon Urban, die beide jeweils eine Perspektive in diesem Austausch für sich beanspruchen. Das gibt der Erzählung eine Menge Feuerstoff und Perspektive, wovon sie vor allem zu Beginn profitiert.


    Dann allerdings merkt man schon, dass diese Wahl der Erzählweise ihre Grenzen hat. Wie du ebenfalls feststellst, wenn es dann actionreich wird und zur Sache geht, wirkt die von den beiden Protagonisten wiedergekäute Erzählung irgendwie gezwungen und nicht mehr echt (mal abgesehen davon, dass die Nahbarkeit gezwungermaßen verschwindet, weil das große Beben ja schon geschehen ist und jetzt von der Figur verarbeitet wird). Will sagen, ab einem gewissen Punkt war ich beim Lesen raus und litt nur noch daran, dass es unglaubwürdig ist, dass zwei Personen sich so konsequent alles schriftlich mitteilen.


    Fazit: Es ist eine wahnsinnig schwierige Art, eine Geschichte zu verpacken, auch wenn natürlich jede Form des Erzählens irgendwo ihre Grenzen hat. Die Frage ist, wie deutlich die Schwächen dann zutage treten mit dem Risiko, dass die Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verliert, oder ob es vielleicht eben genau so als eine Art Kunstform gewollt ist.