Beiträge von Silke

    Lustigerweise liest ein Freund von mir gerade ein 20 Euro Sachbuch zum Thema Kriegsführung, das nur so strotzt vor Fehlern, z.B. nicht markierte Überschriften, komplett durcheinander gewürfeltes Inhaltsverzeichnis und sogar gedoppelte Absätze. Für viele Verlage sind eBooks immer noch das unliebsame Stiefkind, wie es scheint, deshalb ganz gut, wenn auf die Qualität demnächst ein wenig mehr geachtet werden muss.

    Kennst du denn schon diesen kurzen Artikel von der Selfpublisherbibel? https://www.selfpublisherbibel…in-barrierefreies-e-book/


    Wie es aussieht, sind das ganz übliche und logische Strukturelemente, die jedes ePub-Programm beherrschen sollte (z.B. Inhaltsverzeichnis erstellen, eine vernünftige Gliederung des Textes, eingebundenen Bildern einen alt-Text verpassen usw.)


    Vor allem, wenn du nicht gerade ein Sachbuch schreibst, solltest das keine große Schwierigkeiten bei der Erstellung des eBooks ergeben und fast sowieso wie von selbst so angelegt werden.

    Bei Führungen passiert das öfter, unabhängig von Location, weil die Führer sich nicht aufhalten lassen wollen, bzw. weil viele Hobbyfotografen in der Aufregung einfach mal einen Schritt zurück machen und dann mit dem Rücken oder dem Ellbogen gegen Dinge knallen oder eine Stufe runterfallen. Nun, und dann ist da noch die Sache mit dem Blitz und den Pigmenten in den Gemälden und Gobelins, da halten sich auch viele nicht dran, und da mache ich als Besucherin auch schon mal den Mund auf, weil mich das echt nervt, wenn die Leute wie wild rumknipsen.


    Generell habe mich an diese Dinge Immer rigoros gehalten, empfand es aber immer in D als viel strenger als in anderen Ländern, was mir auch die Lust genommen hat, überhaupt noch etwas in der Richtung zu machen. Im Schloss Hohenzollern wurde ich mal richtig dolle angepfiffen, weil ich mit dem Handy ein Foto machen wollte – ok, sieht zwar aus wie ein Museum, ist aber eben Privatbesitz. Mein Foto wäre wirklich nur für meine privaten Zwecke gewesen, als Erinnerung an diese wunderschönen Räume.

    Ich kann da gerade nur zu beisteuern, dass ich ja einige Jahre als Reisebloggerin unterwegs war, und dass es speziell die Stiftung Preussische Schlösser und Gärten war, die total fuchsig reagiert haben, als es darum ging, Fotos von deren Objekten (von außen, wohlgemerkt!) zu machen, also z.B. von Sanssouci. Das Ganze hat sich bis heute nicht für mich erschlossen, wenn man bedenkt, dass solche Bilder ja gerade in den Sozialen Medien eine Hammer-Werbung für die Destinationen sind, und noch dazu, dass ja gerade in einer Parkanlage jeden Tag hunderte, wenn nicht gar tausende Fotos von Objekten und Bauwerken geschossen und ebendort geteilt werden, aber eben von Privatpersonen im privaten Rahmen. Jedenfalls wurde uns Berlinern Reisebloggern ausdrücklich untersagt, Bilder von den Schlössern im Web zu veröffentlichen, und es klang auch nicht so, als ob die das auf Anfrage bewilligt hätten. Das erzähle ich allerdings jetzt ein wenig anekdotisch und aus zweiter Hand, denn ich habe nie selbst mit denen zu tun gehabt. Ich fand das nur alles ein wenig befremdlich.

    Schließe mich da sehr gern Toms Ausführungen an. Das ist ein Marathon, keine Kurzstrecke, mit allem, was dazu gehört. Deshalb ist es ja so schön, wenn man sich hin und wieder mit "Leidensgenossen" über das innere Chaos und die Probleme des Projekts austauschen kann :)

    Hallo Peter,


    die BT-Runde ist dir bereits geläufig? Der Austausch dort ist wirklich super und meiner Meinung nach sehr hilfreich (zudem privat, da in einem geschlossenen Forum, zu dem man sich erst freischalten lassen muss).


    (Ich glaube, die wenigsten hier haben häufigen "realen" Austausch mit Autoren aus der Nachbarschaft, und das sage ich, die ich in Berlin lebe)


    Besprechungstext-Runde


    Silke

    Hallo Peter,


    schön, dass du zu uns gestoßen bist.


    Das scheinen mir wirklich interessante, gut durchdachte Konzepte zu sein. Allerdings gebe ich meinen VorrednerInnen recht: Das erste ist wohl das mit dem meisten kommerziellen Potenzial. In Zeiten der Krisen ist es eher schwierig, eine Dystopie unterzubringen, da regieren eher Einhörner und Drachen den Markt.


    Ich bin mir sicher, du wirst hier viele hilfreiche und spannende Diskussionen anregen können, die dir auf deinem Weg weiterhelfen werden.


    Willkommen!

    Silke

    Hallo Tom,


    zunächst einmal: Willkommen im Forum. Ich finde, dein Projekt klingt sehr spannend und ist auf jeden Fall einzigartig in seiner Tiefe und seinem Umfang.

    Ich möchte den Leser mitnehmen auf meine Auswanderung nach China, lasse ihn teilhaben an der Wohnungssuche, den Marktbesuchen, dem Aufbau eines Freundeskreises und beim Bier trinken in der Bar. Lasse ihn miterleben, was sich bei einer Firmengründung ereignet, wie man eine Chinesin heiratet, eine Tochter in die Welt setzt und wie man mit einer 200-köpfigen chinesischen Familie umgeht. Ich erzähle, wie ich eine Wohnung im Rohbau erworben habe, der Ausbau verlief und welche starken, persönlich-sozialen Veränderungen dies mit sich brachte.

    Ich zeichne nach, was wir in der Corona-Pandemie in China erlebten, wie der Turbokapitalismus die Menschen zermürbt, warum die Belastung der Schüler mit ihren 15-Stunden-Schultagen so hoch und der Bildungsgrad so niedrig ist, wie es ist, in China einen Führerschein zu machen und ein eAuto zu fahren. Ich erzähle, warum wir anfingen, unser eigenes Brot zu backen und Wurstwaren selbst herzustellen und warum die häusliche Küche in China eher einfach, ja fast primitiv, ist.

    In einen Sachbuchstil verfalle ich nur selten, meist um ein gewisses Grundverständnis aufzubauen, beispielweise wenn es um den größten Massenmörder aller Zeiten, um Kannibalismus in den 1970ern oder um die massive Wirtschaftskrise seit 2019 geht.

    Das erinnert mich ein wenig an zwei Bücher, die ich mir damals besorgt habe, als ich nach Australien ging. Das eine war ein im Hueber Verlag erschienener "Kulturschlüssel" (2001), das andere war ein von einer deutschen Auswanderer-Familie geschriebenes PDF. Ersteres ging - wenig überraschend - auf die Eigenheiten der australischen Kultur ein, wobei jedoch einiges doch recht stereotyp a la "Crocodile Dundee" war und mit meinen tatsächlich dann gemachten Erfahrungen wenig gemein hatte. Letzteres war sehr praxisorientiert: Wie erhalte ich ein Visum, wie ist der Alltag in einem Büro, wie kaufe ich ein Auto, wie ziehe ich um, wie baue ich ein Haus in Australien und so weiter, basierend auf den Erfahrungen dieser Familie, was sich unterm Strich als sehr wertvoll für unsere Situation herausstellte.


    Ich denke, die Frage, die du dir vielleicht stellen solltest, ist die: Wer ist der perfekte Leser deines Buches? China-Auswanderer? China-Kritiker? China-Interessierte? Eventuell würde es sich lohnen, die Themen entsprechend auszusplitten und in verschiedene Bände zu packen, um so gezielter das entsprechende Publikum anzusprechen. Einem Verlag würde es auf jeden Fall die Vermarktung vereinfachen, wenn es da eine klare Linie gäbe.


    Ein "self-publishing" scheidet für mich aus, Aufwand und Ertrag stehen a.m.S in keinem Verhältnis.

    Aus welchen Beobachtungen heraus kommst du zu dieser Ansicht? Ich frage, weil ich als Außenstehende damals auch gedacht habe, ich erhalte bestimmt für meine Erstauflage so etwas im 5-stelligen, mindestens aber im 4-stelligen Bereich. Boy, lag ich da aber falsch! Nun sind Belletristik und Sachbuch zwei verschiedene Paar Schuhe, aber ich würde mich doch sehr wundern, wenn es so viel lukrativer wäre. Aber andere hier haben da mehr Erfahrung, vielleicht können sie ja mal etwas dazu beisteuern.

    Hoffnung gab mir Graeme Allen, dem es gelang, auf gut 300 Seiten seine bunte Lebensgeschichte in China von 1994 bis 2012 aufzuzeichnen und bei zwei Verlagen zu veröffentlichen (2013 und 2017 [erweiterte Ausgabe]).

    Graeme Allen scheint Ire zu sein? Dann ist sein Buch zunächst auf Englisch für einen englischen Markt erschienen, der natürlich ungleich größer ist als der deutschsprachige. Ein deutscher Verlag bräuchte nur Lizenzen und Übersetzungen/Lektorat beisteuern, es ist also weniger riskant, als eine Neuveröffentlichung eines unbekannten deutschen Autors. Dennoch: Da die Bücher alt sind, und seitdem viel Wasser den Rhein runter ist und Chinas Streben nach globaler Bedeutung immer deutlicher wird, könnte sich das heute mehr lohnen als noch vor wenigen Jahren.

    Wie erwähnt, ich bin für jeden Hinweis oder "Leitfaden" dankbar.

    Ich würde mit einer Agentursuche beginnen (google) und auch die Webseiten relevanter Verlage konsultieren. Dort gibt es meist Informationen dazu, wie eine Manuskriptbewerbung auszusehen hat. Ich glaube mich zu erinnern, dass es für den Sachbuchbereich anders läuft als für die Belletristik, z.B. eine Art Inhaltsverzeichnis, das schon mal die Struktur und den Aufbau durchscheinen lässt.


    Viel Erfolg mit diesem spannenden Konzept!

    Silke

    Mir fällt gerade auch noch Bill Bryson ein, bei dem ich auch schon mehrfach schallend gelacht habe. Wobei es sich aber immer ein wenig so anfühlt, als würde ihm Laufe des Buches die Luft ausgehen. Die ersten Kapitel empfinde ich als brüllend komisch, danach "nur noch" als amüsant oder erheiternd.


    Jedenfalls, er erreicht dies meist durch absolute Überhöhung von Situationen, kulturellen Eigenschaften oder persönlichen Charakteristika, ist sich aber auch nicht zu schade, ab und zu sich selbst aufs Korn zu nehmen, was ihn natürlich wahnsinnig sympathisch macht.


    Sein bestes Buch ist wahrscheinlich "Reif für die Insel", wobei ich aber - aus verständlichen Gründen - auch das Australien-Buch liebe, "Frühstück mit Kängurus".

    Spannende Frage!


    Ich habe mich mit der Theorie hinter der Komik ein wenig beschäftigt, und weiß nun, was zumindest bei mir gut funktioniert.


    Das sind zum einen überraschende Wendungen, vor allem nach dem 3-Punkte-Prinzip (also zweimal in eine Richtung bestätigt, beim dritten Mal das Gegenteil); Situationen, die unangemessen oder skurril bzw. überzogen sind (auch das, was man non-pc nennt); sowie Figuren, die aus der Art schlagen, weil sie eine andere Realität inne haben als die Figuren um sie herum.


    Spontan fallen mir da drei Texte bzw. Szenen ein, die ich sehr lustig fand:


    Das Rosie-Projekt von Graeme Simsion: In dem Buch geht es um einen Asperger-Autisten, der versucht, mittels wissenschaftlicher Studien eine Frau zu finden. Unter anderem lebt er streng nach Regeln, die seinen Alltag gliedern und tolerierbar machen: Für ihn völlig normal. Für Außenstehende - weniger. Als Rosie bei ihm zu Besuch ist, lädt er sie spontan zum Essen ein. Was sie nicht weiß, ist, dass Dienstag Hummer-Tag ist. Sie staunt also nicht schlecht, als sie einen Blick in seine Badewanne wirft.


    Dungeon Crawler Carl von Matt Dinniman: Das Buch richtet sich eigentlich vor allem an Fans von Rollenspielen. Carl überlebt das Ende der Welt, als er mitten in der Nacht die Katze seiner Ex aus dem Baum holen will. Während um ihn herum alle Gebäude und deren Bewohner darin dem Erdboden gleich gemacht werden, überlebt er - mit Perserkatze auf dem Arm und nur mit Boxershorts bekleidet. Im letzten Moment kann er sich in eine Untergrundwelt flüchten, die als Dungeon-Arena für ein interstellares Publikum ausgerichtet ist, a la The Hunger Games. Was es skurril macht, ist, dass die Katze plötzlich sprechen kann. Und Princess hat ein Ego, das man nur Katzen zuschreiben kann. Gemeinsam müssen sie fortan Monster erschlagen und immer wieder den nächsten Level erreichen - Carl in seinen Boxershorts und Princess, die davon überzeugt ist, dass sie der Star der Show ist und Carl nur ihr Bodyguard.


    Eine Szene aus der TV-Show Roseanne: Roseannes Vater ist überraschend gestorben. Ihre Schwester Jackie trauert, doch sie weiß, sie muss die traurige Aufgabe übernehmen, die Verwandtschaft von dem Trauerfall zu unterrichten. Schnüffelnd ruft sie bei einer schwerhörigen Tante an, die nicht ein einziges Wort versteht. Frustriert wiederholt Jackie die Nachricht: "Ich habe schlechte Neuigkeiten, Tante. Unser Vater ist von uns gegangen. Nein, er ist VON UNS GEGANGEN. Er ist nicht mehr bei uns. Er lebt nicht mehr. Nein, NICHT MEHR. Er ist tot. Er ist tot. Tot. Nein, tot. Tot. Dad ist tot. Er ist TOT. DAD IST TOT!" (herrlich gespielt und überzogen) Und dann, resigniert, bevor sie den Hörer auf die Gabel knallt: "Ja, ok. Dad ist ok, er lässt schöne Grüße ausrichten."


    Silke

    Ich habe das Buch nun auch gelesen. Es liest sich so weg und ist tatsächlich recht kurz.


    Es ist hilfreich, eure Rezensionen dazu noch einmal zu lesen, denn ein wenig ratlos hat es mich dann doch zurückgelassen. Irgendwie hatte ich mehr erwartet als diesen stillen Protest einer durchschnittlichen Frau an einer starren, patriarchalischen Gesellschaft. Aber das ist wohl der Nobelpreisauszeichnung geschuldet, die ja - so muss ich mir das vor Augen halten - nicht nur für einen Roman gilt, sondern für ihr Lebenswerk.


    Was mich stört, ist die Annahme, Bäume lebten nur von Sonne und Wasser. Das stimmt nicht, deshalb hinkt das alles ein wenig für mich.