Beiträge von Peter S.

    Das von mir vertretene dialektische System wäre eben auch teleologisch und zweckgerichtet zu verstehen. Das ist natürlich ein Punkt, den die analytische Philosophie ablehnt.

    Lieber Jürgen,

    die analytische Philosophie ist eine Passage, die ich selbst inzwischen hinter mir gelassen habe. Getreu meinem Motto, dass man eine Geisteswissenschaft nur dann richtig studiert hat, wenn man dabei mindestens zwei Mal das eigene Weltbild komplett auf den Kopf gestellt hat, bin ich Momentan schwerpunktmäßig mit Adorno unterwegs.

    Wenn ich wieder Zeit für dieses Forum habe, sollten wir unsere "Gespräche" hier fortsetzen. Bis dahin alles Gute.


    P.S.: Wollte dir eigentlich noch ein Like für deine Antwort auf das Göhte-Zitat geben. Aber aus dem BT-Forum bin ich auf eigenen Wunsch schon raus. Na ja, dann hier explizit: :like

    Liebe 42er,


    ich hatte in den letzten Monaten eine ganz aufregende Zeit hier.

    Bei meiner Vorstellung hatte ich ja erwähnt, dass ich aus der Welt der nüchternen Sachtexte komme und mir hier eine Art Auszeit gegönnt habe. Jetzt schreien die Sachthemen nach mir. Und zwar richtig laut. Mit anderen Worten, ich habe hier so einige Anfragen auf dem Schreibtisch liegen.


    Es besteht große Gefahr, dass ich mich verzettle, wenn ich hier bleibe, und daher muss ich leider fort.


    Wie schon gesagt, war es eine tolle Zeit. Wen man hier so alles findet: Die Weggefährten und -gefährtinnen, die ungefähr auf dem selben Stand sind, wie man selbst; die strengen, aber wohlwollenden Könige und Magier; die Guten Feen, die auf einmal da sind und einem aus der Patsche helfen - ich denke, ihr wisst, wer jeweils gemeint ist.


    Ich komme bestimmt wieder und dann berichte ich erneut, was in der Hölle so abgeht.


    Bis dahin wünsche ich euch gutes Gelingen und Erfolg bei allem, was ihr euch vornehmt.


    Und bevor ich es vergesse: Ja, ich hatte mir das Verfassen eines fiktiven Textes einfacher vorgestellt als es ist. Mein Respekt vor eurem Schaffen ist enorm gewachsen. Für mich liegt in dieser Hinsicht noch ein ganz schöner Weg vor mir - den ich mich momentan leider weiter gehen kann.

    Ich bin jetzt auf die Musik von Max Richter gestoßen.

    Max Richter: Sleep

    Sehr beeindruckend! Und sehr entspannend. Zu der Musik kann man gut arbeiten. Oder lesen.

    Der Fairness halber sollte man sich wohl nicht nur bei YT bedienen, sondern auch mal einen mp3-download oder eine CD von ihm bestellen. Was ich tun werde.

    Wertheimer und der Ich-Erzähler hören Glenn Gould die Goldberg-Variationen von Bach spielen und sind – als Klavierspieler und nicht nur als solche – vernichtet. Ihnen ist sofort klar, dass sie im Vergleich mit dem Genie Gould ohne Bedeutung sind. Während der Ich-Erzähler Goulds „Klavierradikalismus“ zwar bewundert, sich aber noch halbwegs distanzieren kann, geht der „Untergeher“ (Wertheimer) an dem Vergleich mit dem Genie zugrunde.

    Zufällig habe ich gestern in Thomas Manns Novelle "Tonio Kröger" (ja, ich lese gerade Mann :blume) folgendes gelesen. Da spricht der Künstler (Schriftsteller) selbigen Namens: "Wie Künstler verachten niemand gründlicher als den Dilettanten, den Lebendigen, der glaubt, obendrein bei Gelegenheit einmal Künstler sein zu können."

    Dabei ist das Interessante, dass Tonio Kröger seinerseits darunter leidet, nicht zu "den Lebendigen" zu gehören.


    Das ist die komplementäre Sicht auf die Thematik. Bei Bernhard leidet "der Normale" daran, dass er er kein Künstler ist; bei Mann leidet der Künstler daran, dass er kein "Lebendiger" ist.

    Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei Druckertinte echt knausrig bin

    Die Papierstufe ist mir zu papierintensiv :-).

    Mir sind Papier und Lasertoner eigentlich auch zu wertvoll.

    Kürzlich wollte meine Frau dann mal das Manuskript lesen. In Papierform. Es waren zwar "nur" 134 Seiten, aber es war ein gutes Gefühl, den Papierstapel zu sehen. Beim Lesen fielen mir dann etliche Flüchtigkeitsfehler auf, die ich in der digitalen Form offenbar systematisch übersehe.

    Aber jetzt für jede Überarbeitung den ganzen Stapel ausdrucken? Das wäre enorm materialintensiv.

    Den Einstieg in einen Roman beherrscht er grandios.


    Er liebt halt die Geschichten (und die Figuren!) mehr als ihre Auflösungen


    Damit habt ihr beide Recht. Nach dem ersten Kapitel hat er einen am Haken und man kann nicht mehr aufhören. Nur finde ich Enden eben auch wichtig. Wenn man die ganze Zeit überlegt hat: "Was liegt dem Ganzen zu Grunde?" oder "Wie kommt das jetzt zu einem guten Ende?" und dann ... "Pfff, na ja, ach so ..." - Mich stört's schon sehr.

    Enden bei Eschbach sind immer so eine Sache

    Ich habe irgendwann aufgehört Eschbach zu lesen, weil ich seine Enden immer sehr enttäuschend fand. Schwer hier darüber zu schreiben, ohne zu spoilern, aber ganz allgemein:

    Einmal stellte sich die Grundlage der Story als schlechter Witz heraus; mindestens zwei Mal wand sich Eschbach durch einen Themenwechsel aus der Auflösung raus (immerhin: bei einem Mal davon ist mir diese Ablenkung erst beim zweiten Lesen aufgefallen); ein weiteres Mal wird alles durch einen Schwindel aufgelöst, auf den schon Philip K. Dick in einer alten Story gekommen ist; ein weiteres Mal war die Auflösung unglaublich banal ... Irgendwann habe ich es dann aufgegeben.


    Obwohl Eschbach andererseits auch viel Sense of Wonder zu erzeugen vermag. "Die Haarteppichknüpfer", "Quest" oder "Kellwitts Stern" haben viel davon. "Kellwitts Stern" empfehle ich heute noch gern.

    Meinst du damit, dass der Spieler sich frei "bewegen" kann in der Geschichte und sich damit sein ganz eigenes Abenteuer baut? Wäre super, wenn du dies an einem einfachen Beispiel verdeutlichen könntest.

    Ich erinnere mich daran, dass die intensivsten Momente in den Pen-and-Paper-Rollenspielen meiner Studentenzeit oft diejenigen waren, in denen die Spieler etwas originelles taten und der "Meister" (wie er beim "Schwarzen Auge" hieß, man könnte ihn auch den "Spielleiter" nennen) frei darauf improvisiert hat. Das ergab oft kleine Abenteuer am Rande, die allen Beteiligten viel Vergnügen bereiteten.


    In einem reinen Programm ist so etwas natürlich kaum möglich. Es sei denn, es befände sich am anderen Ende ein Mensch (oder eine so hochwertige KI, wie es sie heute kaum gibt und die auf jeden Fall viel zu teuer wäre).


    Denkbar wäre es wohl nur in einer Art rundenbasiertem Adventure, bei dem die Spielerin mal einen Tag auf die Antwort warten muss. In dieser Zeit würde der "Programmierer" bzw. die Spielleiterin sich die Reaktion überlegen. Ferner müsste es dann Textfelder mit offenen Antworten geben. Also z.B.: a) "Ich attackiere den Gegner", b) "Ich laufe weg", oder c) (freies Textfeld). Hier könnte die Spielerin dann eine eigene Antwort eingeben. Z.B.: "Ich nenne ihm den Namen meiner Lieblingstaverne in der nahegelegenen Stadt und lade ihn auf ein Getränk seiner Wahl ein". So könnte eine interaktive Geschichte entstehen; und/oder das Flussdiagramm eine Erweiterung erfahren.

    Dies ist auch ein Vorgang, den die Sprache als System vollzieht, da greifen Mechanismen, die gehen nicht durch das Bewusstsein der Sprecher, deshalb ist auch die Lächerlichmachung von Sprechern, die die neuen Tendenzen der Sprache ausprobieren und letztlich in die Welt setzen, selbst eine lächerliche Attitüde. Die Sprachkritiker stellen die Wirklichkeit geradezu auf den Kopf: Nicht sie, sondern die "bildungsfernen" Schichten scheinen das Gespür für die Weiterentwicklung, und das heißt: Vervollkommnung unserer Sprache zu haben.

    Hurra, es gibt hier auch Systemtheoretiker. Sprache als höhere Emergenzstufe, die über unsere Köpfe hinweg ein "Eigenleben" entwickelt.

    Nur bei der "Vervollkommnung" gehe ich nicht mit. Da halte ich es mehr mit solchen Theoretikern wie Maturana und Varela, die von "Evolutionärer Drift" (anstelle einer Bewegung auf ein Ziel hin) sprechen.

    In diesem Zusammenhang ist auch der Vergleich, den der späte Wittgenstein in den "Philosophischen Untersuchungen" anstellt interessant: Da vergleicht er die Sprache mit einer Stadt. Ständig entstehen neue Viertel, andere kommen aus der Mode, verfallen etc. Diese Analogie halte ich für sehr treffend.

    Hallo Miri,

    das Projekt erinnert mich u.a. an die Buchreihe "Abenteuer ohne Ende", die 1984 an den Start ging:


    Abenteuer ohne Ende


    Abenteuer ohne Ende 2


    Es funktionierte nach dem Prinzip: "Du hörst vor dir Geräusche eines Kampfes. a) Ziehst du dein Schwert und läufst du schnell dort hin, dann lies auf S. 253 weiter. b) Willst du dich langsam anschleichen, dann schlag S. 67 auf. c) Wenn du den Kampf vermeiden und umkehren willst, dann geht es für dich auf S. 167 weiter." Und das immer so weiter, bis man eines der Enden erreicht. Nicht alle sind Happy-Ends. Es gibt auch schlechte Enden, offene Enden und solche, bei denen die Bilanz gemischt ausfällt.

    Ist dein Projekt so ähnlich beschaffen?

    Gefällt mir sehr, die Lanze, die du hier für Thomas Mann brichst.

    Als ich letztes Jahr in Lübeck war (dort spielt der Roman "Die Buddenbrocks" - diese Erklärung ist jetzt bestimmt nicht für tortitch, sondern für andere, die hier mitlesen), fing ich an zu überlegen, ob ich die Werke dieses Autors vielleicht von der Liste der Bücher, die ich niemals lesen werde, herunter nehme. Jetzt hat diese Überlegung eine Bestärkung erfahren.