Beiträge von Juergen P.

    Auch von mir herzliche Glückwünsche, Anja! :blume Hört sich nach einem spannenden Buch an. Und das Mittelalter gibt es noch gratis dazu. Auch wenn ich schon seit gefühlt drei Jahrzehnten keinen historischen Roman mehr gelesen habe und seit einiger Zeit auch keine Sachbücher zum Thema Mittelalter, so finde ich nach wie vor, dass das Mittelalter eine ungemein aufregende Epoche ist, aufregender jedenfalls als die meisten Epochen, die darauf folgten, zumindest die nach der Renaissance.

    Vielleicht schafft es dein Buch ja, meine frühere Begeisterung fürs Mittelalter neu zu entfachen. :)


    Ich wünsche dir viele begeisterte Leserinnen und, was vielleicht noch wichtiger ist, viele begeisterte Leser.

    Allen 42ern, den Mitgliedern und Gästen des Forums sowie all euren Liebsten und Nächsten wünsche ich ein schönes und erholsames Weihnachtsfest.


    Und den bereits Veröffentlichten hohe Auflagen und viele begeisterte Leserinnen und Leser, und allen anderen, dass es im nächsten Jahr Agentur- und Verlagsverträge nur so regnen möge.


    Mehr als alles andere wünsche ich uns allen aber eine Gesundheit, die uns leben lässt :), die Fähigkeit unterscheiden zu können, worauf wir Einfluss nehmen können und worauf nicht, das Unabänderliche hinzunehmen, das Unangenehme so weit wie möglich aus der Distanz zu betrachten und uns ansonsten unvoreingenommen auf das Leben und die Menschen darin einzulassen.


    ✨ ???? ☃️ ????Have yourself a merry little Christmas ... ???? ???? ???? ????


    Jürgen

    Es geht bei dieser Bewegung vom vermeintlichen Rand in die Mitte der Gesellschaft nicht "nur" um Diskriminierung, um Gewalt und um die Thematisierung von vergleichbaren Missständen.

    Betroffene selbst bezeichnen die als zu langsam oder unzureichend beklagten Fortschritte hinsichtlich ihrer Inklusion als Diskriminierung und empfinden diese wiederum als eine Form von Gewalt. Das ist für mich nachvollziehbar, weshalb ich in diesem Fall bei der Abgrenzung der Begriffe voneinander keine allzu strengen Maßstäbe anlege.

    Eine Replik, nicht auf die Einfassungen von Cora Stephan, aber warum Kim de l’Horizon nicht einmal selbst zu Wort kommen lassen:


    https://www.nzz.ch/feuilleton/…ktcid=smsh&mktcval=E-mail

    https://www.nzz.ch

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    Danke Petra für den von dir verlinkten Text von Kim de l’Horizon. Dieser Text enthält viele kluge Gedanken und zeugt von einer hochentwickelten Fähigkeit der Selbstreflexion des Autors. Aber ...

    Gegen Ende des Textes stellt Kim de l’Horizon die Frage: „Warum werden wir alle auf das Geschlecht reduziert?“ Weiter oben in diesem Thread habe ich ähnlich gefragt: „Woher kommt diese Fixierung auf Geschlechtliches und Sexuelles?“

    Für mich ist die Info, dass jemand hetero oder schwul, bisexuell, pansexuell, asexuell, cisgender oder transgender ist, so bedeutungsvoll wie die Info, dass gerade eben erst wieder in China ein Sack Reis umgefallen ist. Aber sind es nicht gerade die öffentlich auftretenden Vertreter der genannten Minderheitengruppen die immer wieder ihre Geschlechtlichkeit, ihre sexuelle Orientierung sowie ihr sexuelles Erleben als maßgeblich für die Determinierung ihrer Identität herausstellen? An wen also richtet Kim de l’Horizon seine Frage?


    Ich habe bereits ein Problem mit dem Verständnis des Begriffs Identität. Er ist für mich auf eine seltsame Weise schwer fassbar. Würde mich jemand auffordern, zu beschreiben, worin meine Identität besteht, wüsste ich keine Antwort. Natürlich könnte ich etliche körperliche Merkmale nennen, desgleichen tatsächliche oder nur vermeintliche Charaktereigenschaften, meine Nationalität, mein Welt- und Menschenbild und meine religiösen Überzeugungen oder deren Abwesenheit sowie eine Vielzahl von Präferenzen und Abneigungen benennen. Und doch hätte ich bei jedem einzelnen dieser Merkmale das Gefühl, dass sie wenig bis nichts mit mir zu tun haben, und dass diese Zuschreibungen auch in der Summe nicht annähernd den ausmachen, der ich fühle zu sein und mehr noch den, der ich werde. Denn das kommt noch hinzu: Identität ist für mich allenfalls als Work in Progress vorstellbar und als nicht vollendbar. Das mich im Übrigen zu was macht? Zu einem identitätsfluiden Unmenschen?

    Umso mehr irritieren mich Menschen, die ihre Forderung nach Inklusion oder, wie Tom es formuliert, ihren Wunsch als integral wahrgenommen zu werden, mit einer Hervorhebung ihrer Identität begleiten und damit in der Wahrnehmung durch Menschen außerhalb ihrer Gruppe die Gefahr heraufbeschwören, zwischen sich und diesen anderen einen Abstand zu schaffen oder einen solchen zu vergrößern und damit in vielen Fällen gerade das zu verhindern, was sie zu erreichen suchen.

    Mich stört, dass Verpackung zunehmend über Inhalt dominiert. Mehr habe ich nicht zu sagen.

    Diese Tendenz ist ja nun wahrhaftig nichts Neues. Und es betrifft nicht nur die Kunst, sondern ich empfinde das schon seit geraumer Zeit so in beinahe allen Bereichen unserer Gesellschaft. Viel hochgestochenes und dabei dennoch floskelhaftes Reden ... ja, wofür eigentlich? Des Kaisers neue Kleider als immer wieder neu gefeierte Fashion Revolution. Und viel Lärm um nichts allerorten. Darüber kann man sich echauffieren, muss es aber nicht. Natürlich.

    Aber es kann nicht ohne Konsequenzen für die Kunst bleiben, wenn der Fokus überwiegend auf den Künstler gerichtet wird, wenn die Künstlerin oder der Künstler als das eigentliche Kunstwerk wahrgenommen wird und sein Werk als Accessoire. „Ach ja. Stimmt. Der hat ja auch ein Buch geschrieben. Wie war auch noch der Titel?“

    Aber das Publikum will es so. Die Medien verlangen danach. Und die Verlage können natürlich nicht anders. Und die Autorinnen und Autoren? Werden wollen müssen. Liefern. Die einen mit Lust, die anderen mit Frust.

    ... aber Kritik daran darf dann doch gerne Substanz haben und sollte zuallererst nicht auf die Protagonisten abzielen, sondern auf Publikum, Gesellschaft, Unternehmen, Medien etc.

    Einverstanden. Dass Autorinnen und Autoren die Bühne nutzen, die ihnen geboten wird, wird ihnen wohl niemand ernsthaft zum Vorwurf machen können.

    Erstaunlich aber sind in der Tat die euphorisch-hysterischen Reaktionen von Publikum und Medien. Wenn sich eine genderstatische Frau im Iran die Haare abschneidet, bezahlt sie dafür im Extremfall mit ihrem Leben. Ein genderfluider queerer Autor, der in Frankfurt das gleiche als „große Geste einer globalen Solidarisierung“ zelebriert, wird dafür mit Standing Ovations gefeiert. Peinlicher geht’s nimmer. Und es entlarvt Teile des Publikums und der Medien als sich selbst feiernde selbstgerechte Trittbrettfahrer.


    Auch auf die Gefahr hin, einige hier zu nerven, möchte ich meine bereits weiter oben gestellte Frage noch einmal wiederholen: Wo sind all diese weltoffenen, coolen, moralisch untadeligen, immer auf der „richtigen“ Seite stehenden Apologeten eines fortschrittlichen Zeitgeistes, wenn es darum geht, denen eine Bühne zu bieten, denen eine solche Bühne in der Regel verwehrt bleibt, den Opfern von Missbrauch und sexueller Gewalt, Behinderten, Kindern und Jugendlichen aus sogenannten bildungsfernen Milieus, Menschen, die allenfalls von Inklusion und Teilhabe träumen können? All denen eine Stimme zu geben, die nicht über die Eloquenz eines Akademikers und die damit in der Regel einhergehende Selbstsicherheit verfügen, um selbst über ihre Befindlichkeit und über ihre Wunden zu sprechen, und die folglich auch nicht gehört werden.

    Aber klar, ein Autor in all seiner queer schillernden, farbenfrohen Pracht wird von vielen natürlich als attraktiver empfunden und eignet sich auch prima für so mancherlei Projektionen, mehr jedenfalls als die abweisenden dicken Mauern einer Klosterschule, die Tristesse eines Pflegeheims für Behinderte und die deprimierende Eintönigkeit einer Plattenbausiedlung.

    Wie viele Schubladen sollen da aufgemacht werden?

    Über Schubladen also reden wir hier? Und falls ja, interessiert mich erst recht die Frage, warum manche Schubladen 24 Stunden am Tag, sieben Tage pro Woche und 365 Tage im Jahr geöffnet sind, bis auch noch der letzte Bewohner einer solchen Schubladenblase ein Statement in eigener Sache verlesen durfte, während andere Schubladen, wenn überhaupt, allenfalls mal für ein paar Minuten außerhalb der Prime Time einen Spalt breit geöffnet werden. Welche Mechanismen sind da wirksam?


    Herzliche Grüße,


    Jürgen

    Ich habe mir mal gerade die Leseprobe gegönnt und muss sagen: Der Text ist schon beeindruckend :anbet

    Ich persönlich finde, dass in dem Text (Leseprobe) schon eine Menge mehr steckt als Selbstinszenierung. Ich weiß nicht, ob ich mir das ganze Buch antun werde (ganz schön anstrengend). Aber dennoch: Ja, es IST Literatur und nicht die schlechteste.

    Ich stimme dir ohne Einschränkung zu, auch der Tatsache, dass ich mir dennoch das ganze Buch vermutlich nicht antun werde. Aber in meinen Beiträgen in diesem Thread geht es mir auch nicht um dieses eine Buch, sondern ich habe Cora Stephans Text zum Anlass genommen, meine Verwunderung über die doch sehr unterschiedliche Wahrnehmung von Gruppen zu formulieren, deren Mitglieder regelmäßig Opfer von Diskriminierung und Gewalt werden und stelle die Frage, warum diese Wahrnehmung und das damit korrelierende mediale Echo so unterschiedlich ausfällt.

    Schöner Nebeneffekt: Man wird auch noch ein besserer Mensch.

    Im Sinne welcher Definition? Oder vielmehr: Wessen Definition?

    Niemandem wird verboten, ganz profan hetero zu bleiben und einander in der Missionarsstellung zu poppen, bis einer schreit. Oder eine.

    Mist aber auch. Weil, ich hab immer geglaubt, hetero und Missionarsstellung wären Synonyme füreinander. Und jetzt deutest du an, dass auch Heteros ... :schmoll


    Es ist unmöglich, es allen recht zu machen, alle jederzeit zu berücksichtigen, zu nennen. Aber man kann es verlangen. Das ist immer zulässig.

    Darum geht es mir. Die Disparitäten zu benennen, die hinsichtlich der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit und der medialen Präsenz von Gruppen und Individuen bestehen, die allesamt Opfer von Diskriminierung werden. Ob jemand aufgrund schlimmsten Mobbings in den Suizid getrieben wird oder jemand wegen seiner Hautfarbe oder seiner geschlechtlichen Identität Opfer von Gewalt und Diskriminierung wird, spielt aus Sicht des Opfers zunächst einmal keine Rolle. Das tut es aber offensichtlich sehr wohl in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und mehr noch hinsichtlich des medialen Echos, sobald es um die konkreten Anlässe von und die Gründe für Diskriminierung und Gewalt geht, so als würde unter diesem Aspekt eine Rangordnung der Diskriminierung existieren, so als könnte eine solche Rangordnung existieren. Und doch sind einige offensichtlich gleicher als gleich. Das kann es auch nicht sein. In der Tat.


    Wie oft wird zum Beispiel die unfassbare Gewalt gegen behinderte Frauen thematisiert? Die Gewalt gegen Frauen überhaupt, die mit 50,7% der Gesamtbevölkerung im Jahre 2020 immerhin die Bevölkerungsmehrheit in Deutschland stellten, von denen im gleichen Jahr 139 Opfer eines Femizids wurden, mithin eine Frau jeden dritten Tag. In den Jahren 2015 bis 2018 waren es sogar mehr als eine Frau pro Tag, die nur aus dem einen Grund getötet wurde, weil sie eine Frau war. Und ich rede nur von Deutschland, nicht von Lateinamerika und den Karibikinseln oder dem aktuellen Iran.


    Sendezeit und Redezeit sind begrenzte Ressourcen, desgleichen die Aufmerksamkeitsspannen der Zuschauerinnen, Zuschauer und Leser. Ich merke das ja auch an mir selbst, dass ich angesichts von Klimakatastrophe, Ukrainekrieg, Pandemie, Hunger, Folter und Vertreibung immer öfter in einen Zustand der Überforderung gerate, in dem ich mir mittlerweile ganz genau überlegen muss, wie viel Zeit und Energie ich einem bestimmten Irrsinn widmen kann und wie viel dann noch für alles andere und vor allen Dingen wie viel davon zuletzt noch für konkretes Handeln übrig bleibt.


    So wie mir geht es zweifellos vielen anderen Menschen und weil das so ist, halte ich es für gerechtfertigt, eine Art von Verhältnismäßigkeit anzumahnen, was die Aufmerksamkeit sowie die mediale Präsenz und die Gelegenheit zur (Selbst)Darstellung einer jeden Gruppe betrifft, die unverhältnismäßig oft Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt ist, und dass diese Verhältnismäßigkeit auch die Anzahl der Individuen spiegelt, die sich einer solchen Gruppe zugehörig fühlen.


    Herzliche Grüße


    Jürgen

    Ja. Menschen, die nonbinär oder trans oder vergleichbar unterwegs sind, ob nun tatsächlich oder nur behauptet, bekommen derzeit Aufmerksamkeit in einem Maß, das sicher für viele nicht leicht auszuhalten ist, und das fraglos in einem etwas bizarren Verhältnis zur Größenordnung des Phänomens steht.

    Ja, genau daran reibe auch ich mich.


    Jeder soll, wie er oder sie will, kann und muss. Wir leben im Jahr 2022 und da haben wir weiß Gott andere Probleme als uns auch weiterhin den Luxus erlauben zu können, Diskussionen von vorgestern Beachtung zu schenken, zum Beispiel der Diskussion darüber, wie viel Anderssein es denn nun sein darf. Alles darf! Nichts muss! Genau.

    Aber angesichts der medialen Omnipräsenz einiger Gruppen und ihrer Anliegen frage ich mich dann doch, ob die Aufmerksamkeit, die diese Gruppen beanspruchen und auch erhalten, nicht eher einer geschickten Lobbyarbeit und einer erstklassigen Vernetzung geschuldet sind als einer tatsächlich alle anderen Anliegen weit überragenden Dringlichkeit.


    Und wenn Cora Stephan schreibt Und das Buch? Ach ja, das Buch. Schwänze kommen drin vor. Und Sternchen! Und penetrierte Ärsche! dann rührt sie damit an einen Punkt, der auch mich schon seit langem beschäftigt. Woher kommt diese Fixierung auf Geschlechtliches und Sexuelles? Sind wir mehrheitlich in der Pubertät steckengeblieben? In unserer Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung zu eingeschränkt? Oder einfach nur zu faul, um uns mit der ganzen Komplexität des Menschseins und zwischenmenschlicher Beziehungen auseinanderzusetzen und beschränken uns deshalb auf das, was unmittelbar an der Oberfläche sichtbar ist oder auf dieser mit dem Hinweis Achtung: besonders wichtig! plakatiert wird: geschlechtliche Identität, Hautfarbe, Religion.

    Dabei wäre ich in diesem Punkt sehr einfach zu beruhigen: Der nächste Deutsche Buchpreis oder ein Preis vergleichbaren Kalibers geht an eine(n) bekennende(n) asexuelle(n), atheistische(n) Autor(in) mit Kartoffelhintergrund. Oder ohne Kartoffelhintergrund. Egal. :)


    Wer sein Besonderssein für so besonders besonders hält, dass er oder sie dieses Besonderssein für eine übergeordnete Qualität der eigenen Identität hält, grenzt sich ab, propagiert in einem Akt der Selbstüberhöhung das Primat des Unterschieds auf Kosten des Gemeinsamen. Das gilt im Besonderen für Künstlerinnen und Künstler, die ausschließlich oder überwiegend sich selbst zum Gegenstand ihres Schaffens machen. Nun denn ... An dem Punkt wäre es vielleicht hilfreich, einmal vom Spiegel wegzutreten und stattdessen aus dem Fenster zu schauen. Auf diese unsäglichen Inszenierungen und Selbstinszenierungen zu verzichten, und stattdessen wieder das Werk anstelle des Künstlers in den Fokus zu rücken. Sich immer wieder mal ins Gedächtnis zu rufen, dass sich die detailreiche Erinnerung an die Person eines Künstlers und das Mindesthaltbarkeitsdatum seiner Werke in der Regel gegenproportional zueinander verhalten.


    Standing Ovations. Dafür, dass jemand sich die Wolle vom Kopf schert. Grundgütiger!

    Worum ging es eigentlich nochmal? Ach ja, richtig. Um Literatur geht es. Der Deutsche Buchpreis.


    Aber vermutlich bin ich zu naiv. Oder einfach nur zu doof, um dieses Geschäftsmodell zu kapieren.

    Also. Morgen kommt der Lindner-Habeck-Dreitagebart ab.


    Herzliche Grüße


    Jürgen