Beiträge von Kristin

    Ich möchte auch noch eine Frage stellen, ähnlich wie Friecko: In Beitrag #22 habe ich als Beispiel Judith Butler gewählt. Wer von denen, die Ullsteins Entscheidung befürworten, ist dafür, dass Suhrkamp seine Zusammenarbeit mit Butler einstellt? Um es mit Kristin zu sagen: Mutig vor!

    Das ist für mich (zum Glück) relativ einfach beantwortet. Es geht gar nicht darum, ob jede/r Einzelne von uns einen Ausschluss aus diesem oder jenen Verlag befürwortet oder ablehnt. Ich kann für mich zwar sagen, dass ich die Beendigung der Zusammenarbeit im Falle Vance klar befürworte, während ich bei Butler froh bin, nicht bei Suhrkamp in einem potentiellen bzw. fiktiven Entscheidungsgremium zu sitzen - deswegen "zum Glück", s.o. Der springende Punkt ist jedoch der, dass ich klar befürworte, dass Verlage im einen wie im anderen Fall die Entscheidungshohheit innehaben und behalten. Möglicherweise kann oder könnte ich als Leserin und Beobachterin die eine Entscheidung ein Ideechen besser tolerieren als die andere, aber das ist ja wie gesagt nicht die Frage.

    Es scheint, dass die Aufregung um Ullsteins Entscheidung enorm verkaufsfördernd gewirkt hat.

    Das war zu erwarten, vermutlich sogar ohne diese letztliche Entscheidung von Ullstein. Umso konsequenter, ja sogar integrer finde ich es vom Verlag, auf so ein Ding bewusst zu verzichten.


    Friecko: Bitte entschuldige den "baren Unsinn", er war nicht feindselig und auch nicht persönlich gemeint. Ich habe nur diesen Satz von der mangelnden Meinungsfreiheit schon so furchtbar oft gehört und finde ihn jedes Mal - ich ändere in: völlig unzutreffend. Auf meine eigentlich sehr einfache Begründung, warum er unzutreffend sei, habe ich noch nie ein plausible Gegenargument gehört oder gelesen, und darum finde ich es etwas ermüdend, dass er sich so hartnäckig hält. Nichts für ungut!

    Hallo, Alexander,


    Das ist Beitrag #9. Ich halte die Unterscheidung von Werk und Autor in der Tat für selbstverständlich. (Und "wohlweil" war übrigens ein Tippfehler statt "wohlfeil".) Der Schwerpunkt in meinem letzten Beitrag lag darauf, dass derselbe Rezensent der taz dasselbe Werk unterschiedlich beurteilt, seit Vance Running Mate von Trump wurde.

    Das habe ich schon verstanden. Ich habe (u.a.) den taz-Artikel zufällig heute auch im Netz nachgelesen, um mich noch mehr ins Thema einzulesen. Und ich finde, die von Wiki herausgearbeitete Quintessenz arg verkürzt. Der Verfasser des Artikels liest Vance's Buch mit dem jetzigen Wissen um dessen politische Entwicklung noch einmal und kommt zu dem Schluss, dass sich in der Rückschau dem Buch die heutige Haltung des Autors bereits anmerken lässt. So habe ich es verstanden. Das ist etwas subtil anderes als "sein Urteil revidieren", dass es ein ausgezeichnetes Sachbuch ist. Es steht noch viel anderes, in meinen Augen Plausibles in dem Artikel, aber ich verzichte darauf, ihn hier zu verlinken. Es ist nicht schwierig, ihn im Netz zu finden, so wie auch zahlreiche andere Artikel, die zu anderen Beurteilungen des Vorgehens bei Ullstein kommen.


    Ich wünsche dir auch einen schönen Abend.

    Kristin Gibt es denn überhaupt eine objektive Richtigkeit, wenn wir von *Meinung* sprechen? *Meinung* kann nie richtig oder falsch sein und objektiv schon gar nicht, denn dann ist es keine Meinung mehr sondern ein Fakt.

    Genau, darauf will ich doch hinaus.

    Und wenn das Zitat eines anderen meine eigene Meinung wiederspiegelt, dann ist es doch nicht verwerflich, wenn ich das offen kundtue.

    Das respektiere ich. Und verwerflich sowieso nicht. es hat mich bloß wirklich genervt, dass die letzten Beiträge in diesem Fred nur noch ein Hin und Her von Zitaten und Fremdgedanken waren. Das ärgert mich häufig in Debatten, denn ich erkenne es einfach nicht als Argument an.

    Vielen Dank Alexander R. ! Ein Zitat aus deinem Link: "Deniz YüDeniz Yücel findet es „verwunderlich, dass eine elementare Trennung bei Ullstein nicht mehr zählt“.


    Genau das verwundert mich eben auch und ich habe keinerlei Verständnis dafür, wie ich ganz oben in meinem Post schon "angemeckert" habe, dass viele Leute nicht mehr differenzieren können oder wollen.

    Ach, viele Leute können so vieles nicht, das ist wirklich beklagenswert. Das sind vielleicht auch die, die den Schauspieler Joachim H. Luger auf der Straße beschimpfen, weil er in der Lindenstraße als Hans Beimer seine Helga betrügt. Dafür können aber andere "viele Leute" durchaus vieles, z.B. differenzieren. Nämlich sowohl zwischen Autor und Werk als auch zwischen Vance 2017 und 2024. Ich glaube, auch bei Ullstein können das ein paar Leute auseinanderhalten. Ich weiß also mal wieder nicht, wie mir zwei vor die Füße geworfene Zitate (oder irgendwelche Links oder Interviews) die objektive Richtigkeit einer bestimmten Meinung beweisen sollen. Gibt es hier auch Argumente, denen eigene Denkprozesse vorausgehen? Mutige vor! Im Ernst, das nervt.


    Verlage geben nicht nur Bücher heraus, sondern es gehört meines Wissens auch zu ihrem Selbstverständnis, Autoren aufzubauen, d.h. Autoren als Marken zu etablieren. Und was bitte ist da in diesem Fall noch zu erwarten?

    Das ist lediglich die Begründung wie in einer Diktatur Meinungsfreiheit bekämpft wird. Es gibt andere Formen, die unter Unständen subtiler sein können. Bei dieser Statistik, die einen Trend über 30 Jahre darstellt, stelle ich mir die Frage - was ist hier los? Wenn Menschen gefühlt Angst haben, ihre Meinung zu äußern, aber auch nicht von Knast und Todesstrafe bedroht werden, kann die Erklärung nur in der Angst vor sozialer Ausgrenzung zu suchen sein

    Die Statistik ist grundsätzlich richtig. Ich glaube auch, dass viele Menschen das Gefühl haben, dass man in Deutschland mittlerweile seine Meinung nicht mehr sagen darf, und ich weiß nicht, wie oft ich genau diese Klage in den letzten Jahren gehört habe - ad nauseam, um ehrlich zu sein. Wahrer wird das davon nicht. Sicherlich lohnt sich aber ein Blick auf die Frage, warum so viele Menschen dieses Gefühl haben.


    Wenn man Leuten, die Angst vor großen, fetten, schwarzen Spinnen haben, sagt: Irgendwo in diesem Raum befindet sich eine große, fette, schwarze Spinne, dann bekommen diese Leute Angst, und zwar ohne zu überprüfen, ob da wirklich eine dermaßen eklige Spinne sitzt. "Spinne" kann man durch alles Mögliche ersetzen. "Flüchtlingswellen", "Meinungsunfreiheit" und ja: auch "Klimawandel". Immer gut also, Behauptungen zu prüfen, und zwar anhand möglichst verschiedener Quellen.


    Und: Wir leben in einer Zeit von starkem gesellschaftlichen Dissens. Diesen Satz, dass man angeblich seine Meinung nicht mehr sagen darf, kenne ich aus den unterschiedlichsten, auch harmlosen Diskussionskontexten, angefangen beim Gendern, wo der eine seine Meinung sagt, und der andere widerspricht, also auch von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch macht. Mit anderen Aussagen, da stimme ich dir zu, Dietmar, kann man sich durchaus ins gesellschaftliche Aus schießen, z.B. weil es rechts- oder linksextreme, verfassungs- und demokratiefeindliche und/oder schlicht verbotene Aussagen sind.

    Klar ist die Einschränkung der Meinungsfreiheit ein äußerst heikles Thema und mir und vielen demokratisch Denkenden andauernd bewusst. Ich meine, ein Ausschluss aus irgendwas ist nur dann legitim, wenn alle anderen Mittel wie Debatte oder "Aushalten" ausgereizt sind. Oder, wie gesagt, wenn Äußerungen an oder über die Grenzen der Verfassung hinaus geraten. Dann ist er nicht nur legitim, sondern geboten.


    Aber jetzt wird es doch zu allgemein, deswegen setze ich hier meinen Schlusspunkt.

    Ach, das viel bemühte Argument der Meinungsfreiheit ... Der Begriff umfasst u.a., dass jeder und jede die eigene Meinung sagen darf, ohne befürchten zu müssen, dafür im Knast zu landen, solange diese Meinung nicht verfassungswidrig ist. Das ist in Deutschland bisher jederzeit möglich, etwa auch in diesem Forum. Man nennt das Demokratie. Die AfD und ja, auch Donald Trump mit seinem (meiner Meinung nach) inzwischen faschistoid anmutenden Gebahren, will - und wird, wenn ungebremst - mit demokratischen Mitteln diese Demokratie aushebeln. Und dann könnte es sehr schnell nur noch eine erlaubte Meinung geben. Kommt mir irgendwie aus dem Geschichtsunterricht und von anderen Orten dieser Welt bekannt vor.


    Ich behaupte nicht, dass es im Verlagswesen keine Probleme im Hinblick auf literarisch-künstlerische Freiheit gibt. Aber dass hierzulande die Meinungsfreiheit "erstickt" wird, ist (wieder mal, seufz) barer Unsinn. Denn was zum Teufel tun wir hier gerade?


    Ich kenne das Werk des Herrn Vance nicht, bin aber sicher, dass er seine Meinung jederzeit in die Welt hinausblasen darf - nur jetzt offenbar nicht mehr im Ullstein Verlag, weil der sich dafür nicht weiter als Forum hergeben mag. Der Autor muss die für ihn passendere Plattform finden. Läuft für mich unter Hausrecht - und ganz normaler Meinungsfreiheit.

    Ich war's nicht. Dafür hätte ich noch eine Stunde in Richtung Norden fahren müssen. Aber der Schreibende ist vielleicht in Not und braucht die Hilfe der 42er. Man müsste ihm/ihr mal die richtige Adresse zukommen lassen. :D

    Hab schon gedacht, vielleicht wird der in diesem Briefkasten gefangen gehalten ... Bloß wie hat er dann diesen Hilferuf angebracht? Und warum hat er nicht "Hilfe" oder sowas geschrieben? ?!?Sehr mysteriös alles.