@ HD: Ich beurteile nicht danach, was "im eigenen Freßnapf" liegt, denn ich bin derzeit nicht als Autor aktiv und habe es unter diesen Umständen nicht wirklich vor (vielleicht werde ich noch einmal Verleger und Autor/Übersetzer dann im eigenen Verlag). Also kann mich da nichts schmerzen - und ich sorge auch weiterhin dafür, dass sich nicht andere von meiner Leistung ein schönes Leben machen.
Mir ist auch klar, daß es erhebliche Unterschiede zwischen den Bereichen Gedrucktes und Digitales gibt. Aber da ist derzeit noch viel im Fluß - mal sehen, wohin das fließt.
Was ich aber nun für den Tod nicht ausstehen kann ist der Fakt, dass die Monopolisierung in der Verlagsbranche erstens sehr viele renommirte wie auch bewährte Verlage mit klarem Profil wegrationalisiert hat - und dass zweitens der Autor gegenüber dieser Monopolisierung immer ohnmächtiger gemacht wird.
Wir hatten hier in Dresden vor ein paar Woche die (erste) Sächsische Bücherschau:
http://www.saechsische-buecherschau.de/
Ich hatte interessante Gespräche, u.a. mit Dr. Ralf C. Müller vom Eudora-Verlag Leipzig (Haus des Buches - wohl das halbe HdB war hier in Dresden)
http://www.eudora-verlag.de/
Er war der Meinung der Entwicklung des Verlagssystems hin in Richtung von nur noch Giganten, neben denen dann einige Mini-Enthusiasten-Verlage verbleiben. Der "Mittelstand" würde aufgerieben. Er persönlich, der sein Studium als Straßenbahnfahrer finanzierte, fährt auch als Doktor (der Geschichtswissenschaft) weiter Straßenbahn und baut seit gut zehn Jahren seinen Verlag auf - weil es ihm nicht gefiel, dass andere mit seiner Dissertation
"FRANKEN IM OSTEN.
Art, Umfang, Struktur und Dynamik der Migration aus dem
lateinischen Westen in das Osmanische Reich des 15./16. Jahrhunderts auf
der Grundlage von Reiseberichten."
http://www.eudora-verlag.de/franken_einzeln.html
Kasse machen und ihn auch als Urheber dabei noch so richtig zur Ader lassen wollten. Und das bei einer Qualität seiner Arbeit, welche durch den Förderpreis der Südosteuropa-Gesellschaft anerkannt wurde! Mittlerweile verlegt er auch die Arbeiten von Fachkollegen und kann über seinen Verlag selbst seine sonst als zu umfangreich gescholtene
"Prosopographie der Reisenden und Migranten ins Osmanische Reich (1396–1611)" (in zehn Bänden)
http://www.eudora-verlag.de/prosopographie_einzeln.html
herausgeben.
Ich finde den Ansatz richtig, sich auch im Wissenschaftsbetrieb von den Monopolisten dort freizumachen. Aber der Fall Eudora-Verlag zeigt doch eher eine Krankheit des monopolisierten Verlagsgewerbes als eine Therapie an. Solche marginalen Ansätze können hier keine Lösung bringen.
Ich habe da auch keine, und ich brauche da im Grunde genommen auch keine mehr, weil ich ausgesorgt habe und zu 100% nicht von dieser immer beschisseneren Branche (ganz gut) lebe - in meinem "Freßnapf" liegt nicht ein Cent aus der Verlagsbranche. Ob ich mich mal entscheiden werde, hier womöglich Geld einzusetzen (mit dem Risiko, es zu verbrennen), um noch einmal bestimmte (auch) verlegerische Erfahrung zu sammeln, ist noch nicht entschieden - ich warte da mal noch ein paar Jahre ab und beobachte den Laden weiter.
MfG Walter Hilton