Beiträge von IngridH

    Willkommen zurück, Christoph! :blume


    Hier war schon mal mehr, aber auch weniger los. Die letzten beiden Jahre waren halt anstrengend. Es liegt an uns allen, wieder Schwung zu holen und hier für mehr Leben zu sorgen. Leg los!

    Mir muss niemand erzählen, dass es sehr viel Mist gibt, das lese ich jeden Tag. Umso mehr freue ich mich über eine Autorin wie die genannte, die nicht nur Talent hat, sondern mit damals neunzehn auch Mut und Geschäftsverständnis hatte – und am Ende mehr Erfolg als gedacht. Es hat viel Spaß gemacht, mit ihr zu arbeiten.


    Ich glaube sofort, dass sich auf Wattpad viel Teenie-Mist ansammelt. Ich mag nur keine Pauschalurteile. Die Trend- und Talentscouts der Jugendbuchverlage sind dort sicher präsent, um das herauszufischen, was Potenzial hat – sei es Talent oder Fanbase.

    Ich fände Literatur, die Milieus wie den Kölnberg (exemplarisch) nicht betrachtet, höchst langweilig. Geschichten entstehen aus Kontrasten, egal ob im Genre oder in literarischen Werken. Wenn der oder die Schreibende das Milieu nicht kennt, muss er oder sie das recherchieren. Ob's dann authentisch wird, ist eine Frage des Könnens - und des ehrlichen Feedbacks von Menschen, die mehr über das Milieu wissen.


    Ich will mich in Literatur nicht spiegeln, sondern in andere Welten abtauchen. Die der Akademiker und Intellektuellen kenne ich zur Genüge - gähn!


    Noch kurz zu den ungehörigen Berufsbezeichnungen: Das gilt für sehr viele freiberufliche Tätigkeiten. Die wenigsten Freiberufler(innen) können von ihrer Tätigkeit leben. Aber diese Darf-ich-das-Diskussionen kenne ich nur von Schreibenden.

    Hm, dann ist meine junge Kundin Jenna Wood (Pseudonym) wohl qualitativ eine Ausnahme.


    Sie hat ihren ersten Roman (Teil 1 einer Fantasy-Trilogie) mithilfe von Wattpad geschrieben. Als sie fertig war, hat sie ihn lektorieren lassen und selbst veröffentlicht. Der Carlsen Verlag hat die Autorin und ihr Werk sofort gefunden, den ersten Teil neu herausgebracht, die Teile 2 und 3 bei ihr beauftragt und ein paar Monate später ebenfalls veröffentlicht. Die Wattpad-Fanbase war der Autorin und dem Verlag sicher.


    Dass sie schreiben kann und Profi genug ist, ihr Ding auch durchzuziehen, weiß ich natürlich. Horst-Dieter , du erinnerst dich, oder?

    In meinem Beispiel ging es um Krankenhäuser, mehr oder weniger gute Reha-Einrichtungen und Ärzte, aber auch um den früheren Ehemann der Autorin und um intime Begegnungen der beiden, trotz Krebs. Sobald es wahrheitsgetreu sein soll, steigt auch das Risiko, jemandem auf den Schlips zu treten (muss nicht gleich eine Klage sein, Kündigung der Freundschaft reicht auch). Und es kann unangenehm zu lesen sein, weil unfreiwillig voyeuristisch. - Hohe Kunst und sehr hoher Aufwand, will ich damit sagen.


    Lieber Jochen, ich kann gut nachvollziehen, dass dir die Kommentare den Wind aus den Segeln nehmen. Aber besser, du diskutierst das jetzt kontrovers, als dass du dich später ärgerst, wenn es nicht funktioniert. Und bevor du dein Projekt weglegst, kannst du es dir auch immer konkretes Feedback dazu einholen, in jedem Stadium. Lektorinnen und Lektoren haben das in der Regel im Programm.

    Ich hatte als Lektorin eine Kundin, die ihre Krankheitsgeschichte aufgeschrieben hatte, um anderen auf ihrem Weg zu helfen. Fazit: Es ist ein irrer Eiertanz, alles so zu verfremden, dass am Ende niemand eine Grund zur Klage haben könnte. Ich halte es sogar für unmöglich, weil niemand vorwegnehmen kann, was einen anderen Menschen so verletzt, dass er dagegen klagt. Ich denke auch nicht, dass ein Pseudonym davor schützt - keines ist vollkommen geschlossen.


    Es gibt sehr, sehr, sehr viele autobiografische Vorhaben, aber kaum Interessenten, sofern es nicht um das Leben einer prominenten Person geht. Wenn du dich von deiner Autobiografie lösen und einen Teil deiner Erfahrungen in eine fiktive Geschichte einbauen kannst, halte ich das für den besseren Weg.

    Herzlich willkommen, Jerome!


    Autobiografisches ist sehr kaum verkäuflich, wenn es nicht von Prominenten kommt. Aber dein Intro liest sich, als hättest du einen riesigen Fundus, aus dem du für deine Geschichten schöpfen kannst. Lass deine Fantasie los und schreib mit uns neue Texte!

    Ich stelle die Frage mal beim VFLL. Die freien Lektorinnen und Lektoren bearbeiten die unterschiedlichsten Manuskripte, und vielleicht gibt's zu der Frage auch Erhellendes. Auch die Agentinnen und Agenten könnten etwas dazu sagen.


    Übrigens: Bei Sach- und Fachbüchern zählt eine akademische Ausbildung auf jeden Fall. Aber das heißt nicht, dass daraus automatisch Lesbares entsteht. Wissenschaftliches unterhaltsam zu verpacken ist für WissenschaftlerInnen eine schwierige Übung.

    Ich habe sehr viele Jahre im Vertrieb in amerikanischen IT-Firmen gearbeitet, deshalb sind mir Titel und Ausbildungswege nicht wichtig. Bestimmt bin ich nicht frei von Dünkel, aber wenn der Postbote Gert oder die Kosmetikerin Ilse Unterhaltsames zu erzählen hätte, würde er oder sie mich nicht weniger interessieren als der Chefarzt Gert. Geschichten entstehen aus Kontrasten. Wie langweilig wäre es, wenn es nur um Intellektuelle ginge. 8)


    Wir vermischen auch einiges. Sprechen wir über das Schreiben generell, über das Publiziertwerden oder über den Beruf des Schriftstellers oder der Schriftstellerin (wie Frau Amlinger)? Bei Letzterem kann ich mir auch vorstellen, dass der Weg für Studierte naheliegender ist, die vielleicht auch schon in einem gut bezahlten Job gearbeitet haben oder noch arbeiten. Aber dass Studierte die gefragteren Autorinnen oder Autoren bzw. die interessanteren oder leichter zu vermarktenden Personen sind, glaube ich nicht.

    Ich verstehe den Gedankengang, er ist mir aber zu allgemein. Die Studienfächer sind sehr verschieden und erfordern unterschiedliche Fähigkeiten. Die Buchwelt ist außerdem riesig, und für jede Nische braucht's wahrscheinlich eine andere Nuance an Können und Wissen.


    In BWL waren nicht die großen Denker die besten Studenten, sondern die früheren Bankkaufleute. Und ich habe hier einen Informatiker, der zwar gern liest, aber mit Sprache ansonsten nicht viel am Hut hat.

    Ich bin Diplom-Kauffrau, das hat mir bislang nullkommanix genützt, was den Verlagsvertrag für meinen Roman angeht. Das BWL-Studium bestand aus Vorlesungen und Klausuren, und abgesehen von der Diplomarbeit habe ich kaum Fachliches geschrieben oder strukturiert bearbeitet. Meine Eltern sind bzw. waren keine Akademiker, aber mein Vater und vor allem mein Opa (beide Mauerer) haben mich sehr früh für Bücher begeistert. Lesen - viel und möglichst querbeet - ist für mich die essenzielle Voraussetzung für das eigene Schreiben.


    Viele technische Grundlagen kann man lernen, sich in Schreibkursen von Trainern und Gleichgesinnten mitziehen und kritisieren lassen. Dass sich sprachlich trotzdem die Geister scheiden, weiß ich als (spät berufene) Lektorin nur zu gut. Auch AkademikerInnen schaffen es übrigens nicht auf Anhieb, leicht Lesbares, Unterhaltsames zu produzieren.


    Zuallererst steht die Geschichte, stehen also Fantasie, Empathie, ein Gefühl für Erzählenswertes und für die Struktur guter Geschichten. Es braucht Biss, das Vorhaben durchzuziehen, und die Fähigkeit, mit Kritik und Misserfolgen umzugehen. Eine Fantasy-Autorin, deren Reihe ich im letzten Jahr gelesen habe (querbeet, siehe oben), ist laut meiner schnellen Recherche Einzelhandelskauffrau. Ich ziehe meinen Hut vor ihrem Ideenreichtum und weiß, dass ich Studierte das im Leben nicht könnte.