Ich glaube, man sollte noch unterscheiden zwischen dem, was ich "Metaebene" genannt habe, also einer Inszenierung, die eigentlich ein ganz anderes Stück erzählt als das, was ursprünglich komponiert wurde, und einer Inszenierung, die ein Werk aus seiner ursprünglichen Zeit heraushebt. Man kann eigentlich alle drei Da-Ponte-Opern (Don Giovanni, Figaro und Cosi fan tutte) sehr zeitlos und trotzdem sehr schlüssig erzählen.
Die Figuren müssen dafür nicht in historischen Kostümen auf der Bühne agieren.
Und das, was zu Karajans Zeiten passiert ist, dass nämlich eine Plattenfirma die Oper mit einem bestimmten Ensemble bereits aufgenommen hatte und dieses Team dann in einer zweiwöchigen "Probenzeit" (normalerweise dauern die szenischen Proben für eine Neuinszenierung 6 Wochen) die Oper auf der Bühne noch mal irgendwie "arrangiert" hat, also die Personen irgendwie angeordnet hat, das muss ich auch nicht mehr sehen. Da fehlt mir nämlich selber die Arbeit eines Regisseurs, der dem Werk eine Aussage abgewinnen möchte.
Aber Regie-Exzesse müssen meiner Ansicht nach auch nicht sein.
Ich glaube, zwischen Werktreue und "Metaebene" gibt es eine Menge, Ein Beispiel dafür ist etwa die Festspielinszenierung von Offenbachs "Les Contes d'Hoffmann", die hier vor ... ohje, vielleicht vor 20 Jahren bei den Festspielen gezeigt wurde. Der ORF hat das aufgezeichnet, und die Inszenierung gehört mittlerweile fast schon zu den Klassikern der Festspielnächte. Geschickt in eine Art Zeitlosigkeit transportiert, aber nicht so, dass das Werk unkenntlich gemacht worden wäre. (Hoffmann raucht und spritzt sich alles Mögliche, aber das passt zu ihm als Figur, auch wenn es wohl nicht den historischen Dichter Hoffmann nachzeichnet.)
Ich hab auch schon einen "Giovanni" gesehen, der in der Bronx spielt, nicht immer, aber zu weiten Teilen durchaus schlüssig inszeniert. Sowas geht alles, finde ich, und kann einen Opernabend auch interessant machen.
Beim Giovanni aus dem Vorjahr hier in Salzburg bin ich mir nicht ganz sicher. Da blieb zu weiten Teilen doch nur noch die Musik. Und musikalisch war das tatsächlich großartig gemacht.
Ich glaube, die Inszenierung wird irgendwann in diesem Sommer auch im Fernsehen übertragen. Wenn ich es entdecke, schreibe ich es hier hinein. Kann aber sein, dass es im ORF gebracht wird, ich weiß nicht, ob der via Satellit heute überall zu empfangen ist.