Beiträge von Anja

    Hallo Nils,


    genau dieselbe Erfahrung habe ich mit meinem ersten Roman gemacht. Mann, war ich stolz, als er fertig war. Ich habe mir das gesamte Manuskript mit in den Urlaub genommen und wollte es noch ein Mal gegenlesen.

    Nach drei Seiten ist mir bewusst geworden, dass es Mist war.


    Aber mir ist gleichzeitig auch bewusst geworden, WARUM es Mist war. Denn, ich gebe es zu, ich habe eine Weile ganz gerne diese Schreibratgeber gelesen. Sie bieten meiner Ansicht nach keine Anleitung zum fiktionalen Schreiben für jemanden, der denkt, man könne das nur aus Büchern lernen. Aber sie geben hilfreiche Tipps, wenn man bereits ein bisschen Schreiberfahrung hat. Und mir ist auf einmal klargeworden, warum das Ding so grauenvoll zu lesen war.


    Dann habe ich es ein weiteres Jahr umgearbeitet, nahezu Zeile für Zeile.


    Und das könntest Du auch, Nils! Vielleicht kannst Du Deinen Roman revitalisieren. Auch wenn Du damit dann, so wie ich, erst mal bei einem sehr motivierten Kleinstverlag landest.


    Sondengeher: Vielleicht solltest auch Du Deinen Text noch ein, zwei Mal überarbeiten. Um mal Hemingway zu zitieren: Der erste Entwurf ist immer Scheiße.:)

    Auch wenn man bei Google eine Frage eingibt, erhält man inzwischen als Erstes die Antwort der KI. Ich würde mich allerdings darauf nie verlassen, sondern recherchiere trotzdem bei den Quellen im Netz, von denen ich weiß, dass sie als zuverlässig gelten. Für eine erste Orientierung ist die KI gar nicht mal so schlecht, aber ich traue dem Wahrheitsgehalt dort noch nicht so ganz.


    Auch Schüler lassen ja inzwischen ihre Hausaufgaben von der KI erledigen. Da gilt dann aber spätestens bei den Prüfungen dasselbe wie an der Uni. Mal ganz davon abgesehen, dass Lehrer so etwas meistens merken und darauf - vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade gut zu sprechen sind.


    Aber wir können diesen Weg wohl nicht mehr aufhalten.

    Vielleicht ist das fehlende Wort auch bei mir der Grund für den immer noch fehlenden Nobelpreis. Könnte diesen Missstand jedenfalls erklären.


    Manuela: Das mit der KI stimmt ja leider jetzt schon. Ich hatte es vor ein paar Tagen in einem anderen Thread schon erzählt: Mein Sohn berichtet mir aus der Uni (so eine Art BWL-Studium, nicht ganz BWL, aber in Kombination mit Jus/Jura), dass sehr viele seiner Mitstudenten sogar die KI rechnen lassen. Nur, was bringt das? Spätestens in den Klausuren müssen sie diese ganzen Kosten- und Was-weiß-ich-für-Rechnungen selber anstellen, da dürfte das Modell dann nicht mehr aufgehen. Ich glaube, die KI nimmt einem nur mittelfristig die Arbeit ab.

    Hallo Tom,


    nur das "Ende" unter einem Text, selbst wenn man mit Disziplin daran gearbeitet hat, macht ja leider auch noch keinen Nobelpreisträger. Nur OHNE Disziplin kommen viele potentielle Meisterwerke nie über Seite 20 hinaus. Aber letztlich merkt das ja jeder selber, wenn er zu schreiben versucht.


    Ich weiß gar nicht, wie oft mir Leute, wenn sie erfahren haben, dass ich schreibe, gesagt haben: "Wenn ich mal Zeit habe, dann veröffentliche ich vielleicht auch ein Buch." Ich weiß dann nie, ob ich mich schlapplachen oder sauwütend werden soll. Anscheinend ist das Schreiben etwas, das jeder kann, sofern er sich nur die Zeit dafür nimmt. Und einige (so wie ich) haben offenbar sonst nichts Sinnvolleres zu tun ...

    Disziplin ist eher die Conditio sine qua non, die Basis, ohne die grundsätzlich gar kein Text entsteht.

    Hallo Tom,


    mein Tipp war auch in erster Linie für Anfänger gedacht.


    Jeder, der schon länger schreibt, hat da natürlich sein eigenes Modell entwickelt. Allerdings hat der/die dann eben auch schon ein paar Romane fertiggestellt und weiß, dass es auf diesem, dem eigenen Weg funktioniert.


    Ich selber kann auch besser "am Stück" schreiben. Schwierig wird es für mich, wenn ich ein Projekt ein, zwei Monate liegenlasse. Dann finde ich nur ganz schlecht wieder hinein. Die "Täglich-ein-bisschen-Methode" ist eigentlich auch nicht mein bevorzugtes Arbeitsmodell, aber mein persönlicher Kompromiss in Zeiten, in denen ich nicht viel zur Arbeit an einem bestimmten Buch komme. Sie hat den Vorteil, dass man in der Geschichte bleibt und diese Geschichte auch noch in einem weiterarbeitet, wenn man gerade nicht daran sitzt.


    Am wichtigsten ist ja ohnehin, dass man es schafft, ein mehrere hundert Seiten langes Manuskript überhaupt zu Ende zu schreiben. Ich denke, daran scheitern die meisten, die finden, sie könnten ja auch mal ein Buch schreiben. Deshalb auch die von mir so gern zitierte Disziplin. Schreiben ist eben nicht nur eine Sache der Eingebung. Die Muse ist fast nie da, wenn man sie gerade braucht;).

    Christoph hat recht! Mindestens zwei Drittel so eines Buchprojekts, wenn nicht noch deutlich mehr, sind Disziplin.

    Ich selber kann sehr empfehlen, täglich oder mindestens vier Mal pro Woche an dem Buch zu arbeiten, zumindest solange man noch keine Routine im Schreiben hat. Wenn man nämlich immer auf die passende "Stimmung" wartet, dann ist es jedes Mal eine andere Stimmung. Das Ergebnis: ein völlig inhomogener Text, der nicht von der Romanidee, sondern von der jeweiligen Grundstimmung des Autors getragen ist.


    Lieber täglich nur einen Satz als "Output" als alle zwei Monate drei Seiten und dafür einen Roman, dem es an Stringenz fehlt.

    Viel Erfolg weiterhin!

    Ich hänge mich hier einfach mal dran, denn es geht auch hier um KI:


    Mein Sohn hat mir neulich ein Programm gezeigt, das in etwa so funktioniert: Man speist dort einen Text ein, und das Programm macht daraus einen Podcast in Dialogform. Man kann sogar eingeben, wie er gestaltet sein soll: wissenschaftlich, leicht verständlich etc.


    Und: Das Ergebnis hat zwar noch einige Anfangsschwächen, es ist aber über weite Strecken schon täuschend echt, die Stimmen klingen authentisch, und es werden sogar Füllwörter eingebaut.


    Gruselige Zeiten für alle Podcaster und Radiomoderatoren, finde ich. Und ehrlich gesagt auch für uns alle. Wir werden vermutlich bald nicht mehr unterscheiden können, ob wir einen Podcast hören, der von Menschen gesprochen wird, oder ob es doch KI-generierte Stimmen sind.


    Mal ganz davon abgesehen, dass sich auch die Situation an den Unis durch die KI ziemlich verändert zu haben scheint. Mein Sohn schreibt endlos viele Test und absolviert Prüfungen, die guten alten Seminararbeiten scheinen weitgehend ausgedient zu haben, und ich verstehe auch, warum. Neulich habe ich so eine Arbeit, die er gemeinsam mit ein paar Mitstudenten geschrieben hat, auf Rechtschreibfehler durchgesehen. Mir sind da ganz unterschiedliche Stilebenen aufgefallen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht jeder der lieben Studierenden sich selbst hingesetzt und Buchstaben aneinandergereiht hat. Kein Dozent hat Lust, mühsam zu überprüfen, wer selbst am Werk war und wer die KI bemüht hat. Also Test nach Test. Mehr als zu Schulzeiten. Wirklich wissenschaftliches Arbeiten ist das nicht mehr, finde ich.

    Hallo Horst-Dieter,


    zu der Zeit, als Du da für Einzelprojekte unter Vertrag genommen wurdest, hattest Du aber bereits einiges veröffentlicht. Du musstest nicht mehr in diesem Sinne "aufgebaut" werden.


    Aber, Tom, Du hast natürlich recht. Wenn jemand, der bereits prominent ist, sich entschließt, auch noch ein Buch zu schreiben oder meistens eher: es schreiben zu lassen, dann zählt der Name, nicht so sehr das Thema. Und erst recht nicht die Frage, ob der oder die vor hat, noch weitere Bücher zu schreiben. Und ja nach Prominenz werden das auch kalkulierbare Bestseller. Berühmt müsste man/frau sein:).

    Dazu mal eine Anekdote:

    Meine Schwester hat während ihres Studiums beim Gründerservice der Stadt Hannover gearbeitet, sozusagen als Mädchen für alles, es war ja ein Studentenjob. Und da hatte sie eines Tages mit einem Mann zu tun, der wollte diesen Zuschuss zur Gründung eines Unternehmens beantragen (ich weiß gerade nicht, wie das heißt), er wollte nämlich -- Schriftsteller werden. "Vorkenntnisse" hatte er keine, aber vermutlich schon mal einen PC. Ob er auch schon ein Manuskript hatte, weiß ich nicht, ich nehme aber an, für die Arbeit daran wären die Zuschüsse des Gründerservice gedacht.


    Ich weiß nicht mehr, was meine Schwester ihm geantwortet hat, ich vermute aber, sie hat ihm artig die Antragsformulare ausgehändigt.:)

    Hallo Hannah,


    inzwischen hast Du so viele Antworten bekommen, dass ich eigentlich nichts Neues mehr ergänzen kann.

    Nur zu Deiner Frage nach den Sachbuchautoren: Stimmt schon, es geht hier meistens um Fragen zum fiktionalen Schreiben, aber wir haben auch ein paar Sachbuchautoren, mich zum Beispiel.:) Aber auch Horst-Dieter und Alexander schreiben Sachbücher. Und wahrscheinlich noch einige mehr, die jetzt bitte nicht über mich herfallen sollen, weil ich sie vergessen habe. Allerdings schreiben alle Sachbuchautoren, die ich eben aufgeführt habe, auch fiktional, auf dem Weg haben wir ja in der Regel hierher gefunden.


    Du bist also nicht falsch hier bei uns.


    Ich habe selber schon oft lektoriert, auch beruflich. Daher schließe ich mich den anderen an: Unbedingt mit einer Datei arbeiten! Mach Dich am besten mit der Überarbeitungsfunktion bekannt. Deine Testleser können da Änderungen im Text vornehmen, die Du sofort als solche erkennst. Und sie können Kommentare direkt in den Text bzw. am Rand einfügen. Die meisten Autoren "hassen" zwar diese bunten Texte, die sie da zurückbekommen, weil es immer so aussieht, als sei an dem Text wirklich alles, alles ganz schlecht. Aber das stimmt natürlich nicht.:) Ich persönlich bin sogar eher irritiert, wenn meine Texte ohne viele Änderungen zurückkommen, dann denke ich immer, mein Testleser hatte keine Lust.


    Wenn ich Dich richtig verstehe, denkst Du an Selfpublishing. Aber natürlich gibt es auch Verlage, die Ratgeberliteratur veröffentlichen. Ich kann Dir nur leider aktuell keinen nennen. MVG hat das mal gemacht.

    Willst Du nur dieses eine Buch veröffentlichen? Wenn Du daran denkst, auch danach noch als Autorin zu arbeiten, könntest Du Dich auch mal nach einer Agentur umschauen, die Sachbücher vermittelt.


    Hat Dir schon mal jemand zu unseren BTs geraten? Ich weiß selber nicht, ob da schon mal ein Auszug aus einem Sachbuch besprochen wurde, aber @alle: Was meint Ihr, wäre das eine Möglichkeit?


    Viel Erfolg auf alle Fälle für Dein Vorhaben!

    Ja Tom, genau das meine ich ja. Hinter diesem "durch den Anfang muss man einfach durch, dann wird es gut" steckt die falsche Haltung. Schließlich will der Autor etwas vom Leser, nämlich, dass der seinen Text liest. Und klar ist ein lahmer Anfang nicht identisch mit einem langsamen Anfang. Aber der Anfang muss meiner Ansicht nach einen Eindruck von dem vermitteln, was dann folgt: vom Stil, von der Erzählweise. Natürlich gibt es Komödien, die sich im Laufe des Romans zur Tragödie entwickeln, das ist dann aber gewollt und setzt meistens ein richtig gutes Handwerk voraus. Ich habe mal ein Theaterstück gesehen, das genau diese Entwicklung genommen hat. Übrigens mit Hans Clarin, der meiner Ansicht nach zu Unrecht als seichter Unterhaltungsschauspieler abgetan wird. Er konnte RICHTIG gute Charakterrollen spielen.


    Will sagen: Der Anfang legt nicht zwangsläufig den Kurs für den gesamten Roman fest. Aber wer ihn verpfuscht (was ja oft auch aus genau dieser falschen Grundeinstellung heraus passiert), bekommt meist keine zweite Chance mehr. Weil die Arbeit eben nicht beim Leser, sondern beim Autor liegen sollte. Das ist ja nicht wie im Schlaraffenland, wo die sich erst mal durch irgendeine Schicht essen müssen, bis sie zu den tollen Sachen kommen.;)


    Vielleicht wird so ein Roman ja sogar ab S. 20 großartig. In dem Fall musste sich der Autor zuerst mal warmschreiben, das tun viele. Nur muss man in dem Fall dann eben nachher noch den Anfang nachjustierten und nicht sagen, dass der Leser eben ein bisschen Geduld mitbringen muss.

    Irgendwo ist hier mal die Frage aufgetaucht, ich glaube, Birgit hatte es angesprochen, wer die (Vor)Auswahl in den Verlagen trifft. Ich war eine ganze Zeit lang selber in einem Ausschuss, bei dem es um die Bundesförderung Freier Theaterensembles ging. Wer dort ein Ansuchen eingereicht hat, musste das Theaterstück beilegen, sofern es selbst geschrieben war.

    Doch, man bekommt tatsächlich auf den ersten zwei bis drei Seiten einen Eindruck von dem Stück. Dann legt man es weg oder liest weiter.

    Denn es ist nun mal so, dass der Autor mit jeder Zeile um seinen Text "werben" muss, wer sagt, gut, der Anfang ist ziemlich lahm, aber ab Seite 10 wird es dann klasse, dessen Text hat kaum eine Chance, zumindest dann nicht, wenn der Autor noch völlig unbekannt ist.

    Das habe ich aber auch schon anders erlebt. Alexanders und mein Agent hatte ein Konzept einschl. Leseprobe verschickt und er hatte es uns sogar schon freigegeben, falls wir doch noch alleine weitersuchen wollten bei kleinen Verlagen, die er gar nicht angeschrieben hatte. Und dann kam doch noch eine Zusage. Allerdings lief das eben über eine Agentur, und es waren auch nur kurze Leseproben dabei.

    Hallo Tom,


    oft passt ein Manuskript auch einfach nichts ins Programm oder es ist kein Programmplatz dafür frei.

    Aber klar, wer hat nicht Angst vor der Absage? Und nicht nur, weil man lange an dem Manuskript gearbeitet hat, sondern weil man sich dadurch ja oft insgesamt in Frage gestellt fühlt.


    Ich hätte es bei meinem allerersten Manuskript, das ich damals auch noch unverlangt geschickt hatte, manchmal einfach nett gefunden, wenn mir jemand dazugeschrieben hätte, dass ich zwar einen brauchbaren Text eingereicht hatte, dass dafür nur eben kein Platz/Bedarf wäre. Es ist ja tatsächlich schon frustrierend genug, wenn niemand die Mühe mehrerer Monate (bei meinem ersten Roman waren es Jahre) haben will. Inzwischen kenne ich die Situation der Verlage besser und solche Absagen würden wohl nicht mehr so viel Unsicherheit auslösen. Der Frust bliebe trotzdem.

    Apropos: Ich werkel tatsächlich seit Langem mal wieder an etwas herum, für das ich keinen Vertrag habe.

    Mein Großes Latinum ist auch schon ziemlich lange her. Ich habe aber meine Lateinkenntnisse noch einmal für die Dissertation hervorgeholt. Das war damals erst 10 Jahre nach dem Abi und es ging an sich nur um Bibellatein, außerdem hatte ich ja eine deutsche Bibelübersetzung, mit der ich das Original immer vergleichen konnte. Hmmm. Klingt verwirrend: Ich musste eine mittelhochdeutsche Textsammlung, die viel aus dem NT übernommen hatte, mit dem Original vergleichen. Dafür habe ich Latein gebraucht.


    Trotzdem habe ich damals einen Freund, der als Theologe und Psalmenforscher wirklich sehr, sehr fit in Latein war/ist, gebeten, mir zu helfen. Wir sind also die entsprechenden Textabschnitte gemeinsam durchgegangen, zusammen haben wir einen Nachmittag gebraucht für etwas, das mich alleine vermutlich mehrere Tage gekostet hätte.


    Aus dieser Erfahrung heraus wäre das mein Tipp für Dich: Wenn Du eine theologische Fakultät in der Nähe hast, mach doch da mal einen Aushang, ob einer der Studenten oder Assistenten Dir vielleicht helfen könnten. Viele Theologen sehen Latein zwar auch nur als notwendiges Übel an, aber alle, die sich wissenschaftlich mit biblischen Texten beschäftigen, sollten ziemlich gut in Latein sein.


    Viel Erfolg!