Beiträge von Anja

    Hallo Tom,


    für Komik kann ich das nicht sagen. Aber ich verwende gerne Musik, um mich in die entsprechende Stimmung einzufühlen. Bei Liebeskummer-Szenen hilft auch Lyrik ganz gut.

    Komik habe ich auf diese Weise allerdings noch nicht geschrieben.

    Und: Ich muss die Musik vorher hören, beim Schreiben brauche ich Ruhe. Da bekommt hier schon jeder Ärger, der zweimal nacheinander die Nase hochzieht.

    Hallo Dorit,


    von mir noch eine Ergänzung, die mir gerade einfällt:

    "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" von Hallgrimur Helgason aus Island. Das Buch ist streckenweise unglaublich witzig, und zwar vor allem durch den Stil des Autors. Es ist aber schon länger her, dass ich es gelesen habe, insofern kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Was mir aber besonders daran gefällt, ist, dass es eigentlich eine Tragikomödie ist, der tragische Aspekt wird allerdings erst recht spät enthüllt.


    Und das ist ohnehin ein ganz entscheidender Aspekt guter Komik: Meiner Ansicht nach sollte sie sich nie in reiner Komik erschöpfen, dann wird es schnell zum Selbstzweck. Eine gute Komödie hat meinem Ansicht nach oft einen tragischen Kern. Das heißt, man amüsiert sich, denkt aber am Ende oft, dass man eigentlich nicht hätte lachen dürfen. Gute Beispiele dafür finde ich oft in Theaterstücken. Etwa "Cyrano de Bergerac", da gibts hinreißend witzige Momente, aber der Grundton ist traurig.


    Auch "Dinner für Spinner" ist sehr, sehr lustig. Und gleichzeitig weiß man, dass man nicht lachen sollte, denn es geht um einen zutiefst einsamen Mann.

    Oder, auch schon älter, das AIDS-Drama "Angels in America", ein Theaterstück, das immer wieder zwischen Komik und Tragik wechselt. Der Autor versucht, sich einem tragischen Thema mit den Mitteln des Humors zu nähern.


    Auch das "Rosie-Projekt", das Silke genannt hat, oder die Brenner-Romane, von denen Tom schreibt, sind Beispiele für guten Humor. Bei Brenner ist es diese böse Satire, und das Rosie-Projekt schildert, wenn ich mich richtig erinnere, die Liebesbemühungen eines Mannes, der das Asperger-Syndrom hat. Was mir an dieser Romanreihe besonders gut gefällt, ist, dass der Autor seine Hauptfigur niemals in Lächerliche zieht.


    Und streckenweise sehr komisch finde ich (fast) alle Romane von Fredrik Backman, allen voran natürlich "Ein Mann namens Ove": Ein Misanthrop, wie man kaum einen schlimmeren findet, der ins Leben und vor allem in die Gesellschaft anderer Menschen zurückfindet. Auch hier greifen Tragik und Komik dauernd ineinander.


    Dann gibts noch die zeitlose Komik, etwa von Karl Valentin, die funktioniert hauptsächlich über Sprachparodie. Valentin imitiert Stile, er seziert verschiedene Sprachunsitten oder treibt Wortgenauigkeit ins Absurde.

    Ebenso zeitlos ist auch Loriot. Aber ich finde es tatsächlich schwierig, ihn zu analysieren.


    Generell würde ich sagen, gute Komik erschöpft sich nicht im platten Witz, den man sofort wieder vergisst. Letztere Witze trifft man häufig in der Comedy. Das sind reine Eintagsfliegen. Sie sind für den Augenblick ganz lustig, aber man erinnert sich am nächsten Tag schon gar nicht mehr daran.

    Hallo Dorrit,


    ich habe Dir ja schon auf FB gratuliert. Aber hier natürlich auch noch mal: Du hast den Preis wirklich verdient. Ich kenne zwar nur den Ausschnitt, den Du damals bei der Gemeinschaftslesung in Balingen vorgetragen hast. Der war aber vielversprechend!

    Wir haben das Buch ja hier, so dass ich es sicher demnächst auch lesen werde. :)

    Wir haben unserem Sohn vor allem die Kinderklassiker vorgelesen: Lindgren, Preußler, Ende etc. Das meiste davon habe ich auch mir selber noch mal vorgelesen :). Und als "neue" Klassikerin auch noch Kirsten Boie.


    Zu einem großen Buchleser hat ihn das alles allerdings nicht gemacht. Ein paar Autoren hat er sich später alleine vorgenommen, die Kinderkrimi-Reihe von Jo Nesbö etwa oder einige Bücher aus der Pekka-Serie.


    Ja, er liest, aber meistens in den verschiedenen Nachrichtenportalen. Und er behauptet, ab und zu wäre auch mal ein Buch dabei. Aber das muss er so heimlich machen, dass er es wahrscheinlich noch vor sich selber geheim hält.

    Hörbücher mag er sehr, die gesamten Harry-Potter-Bände hat er nur gehört, nicht gelesen. Er hat sich sogar auf seine Deutsch-Matura (Abi) per Hörbuch vorbereitet, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass man diese Art Literatur auf dem Weg besonders bewusst aufnimmt, er war gar nicht schlecht in der Prüfung;).


    Aber er sagt, er habe die Zeit des Vorlesens in schöner Erinnerung, das ist auch schon viel. Und: Irgendwas bleibt auch von der Vorleselektüre hängen.


    Silke: Ich habe mir damals meine Hanni-und-Nanni-Bände hart erkämpfen müssen, meine Mutter dachte, das Abendland ginge unter, wenn ich mit diesem Schund anfangen würde. Es ist dann doch nicht untergegangen :)

    Hallo Tom,


    danke für die Einführung ins Verlinken.

    Mein Fehler war der, dass ich auf das Icon für "Link" gedrückt und dort eben ganz ordnungsgemäß einen Link eingefügt habe.


    Weil Du auf den Aberglauben verwiesen hast: Ein Teilbereich der Magie, die ich in dem Buch behandle, könnte man tatsächlich weit gefasst dort einordnen. Bei mir ist das die Rubrik "Volksmagie". Und wir wissen heute nicht mehr, wann und in welchem Kontext diese "Techniken" eingesetzt wurden.


    Was mich aber bei der Recherche zu dem Buch selber überrascht hat, ist der Umstand, dass es eine Art "Gelehrtenmagie" gab, die "magia naturalis". Das war kein überliefertes Volkswissen der Illiterati, sondern um sich dieser Magie bedienen zu können, musste man hochgebildet und das heißt vor allem lesekundig sein. Diese "magischen" Techniken galten als wissenschaftlich. Das heißt, dass sich diejenigen, die sich damit beschäftigt haben, wirklich als Wissenschaftler verstanden haben, und man darf sie auf keinen Fall auf eine Stufe mit heutigen "Pseudowissenschaftlern" oder Verschwörungstheoretikern stellen. Natürlich hält das unserem heutigen Wissenschaftsverständnis nicht im Ansatz stand. Aber für die Gelehrten, die sich mit diesen Disziplinen beschäftigt haben (Alchemie, Numerologie und dgl.), war das alles andere als Aberglaube.


    Interessanterweise leben heute tatsächlich viele dieser damals durchaus seriösen Überlegungen in der Esoterikszene weiter.


    Aber wenn man diesen Forschern des Mittelalters (und übrigens auch der Frühen Neuzeit) gerecht werden will, dann darf man sie nicht als abergläubische Spinner einordnen. Selbst wenn ich ein paar wirklich schöne "Erkenntnisse" zutage befördert habe, die aus heutiger Sicht ziemlich lustig sind.

    Nach den Frauen des Mittelalters im vergangenen Jahr folgt nun die Magie.


    Der Buchtitel ist ein bisschen irreführend, denn es geht nicht darum, welche Magie das Mittelalter für uns hat. Sondern ich beschäftige mich mit dem großen Komplex dessen, was im Mittelalter alles zur Magie gerechnet wurde.


    Allerdings gibt es bereits eine Publikation mit dem Titel "Magie im Mittelalter" (was auch für dieses Buch passend gewesen wäre), so dass wir uns einen anderen ausdenken mussten. Das Buch, das mir den Titel weggenommen hat, habe ich übrigens häufig zitiert. Und den Autor auch ganz brav im Vorwort erwähnt.


    Ich glaube, von all meinen bisherigen Büchern hat dieses hier den größten Rechercheaufwand bedeutet, denn ich musste mich in sehr viele unterschiedliche Themen einarbeiten: In die Geschichte der Magie oder das Verhältnis zwischen Magie und Religion. Und dann die ganzen Teildisziplinen: Alchemie, Medizin, Pharmakologie, Mineralienkunde, Mathematik, Taschenspielertricks ... Und Drachenkunde! Doch, die Menschen damals waren überzeugt davon, dass es Drachen gibt und dass man mit deren Fleisch wahre Wunder vollbringen kann.


    Wer mehr wissen möchte, kann das Buch ab dem 15. Oktober überall im Handel bekommen, ich habe heute schon mal die ersten Belegexemplare erhalten.


    Und nun wieder mein Kampf mit der Technik: der Link zu Amazon. Hilfe, wie geht das mit dem Bild?




    https://www.amazon.de/Magie-Mi…alters%2Caps%2C158&sr=8-1

    Anja und ich unterhalten uns bisweilen darüber, ob die Intention von Autoren für die spätere Interpretation eines Werks von Bedeutung ist. Anja meint aus ihrer überlegenen literaturwissenschaftlichen Sicht: Ja. Ich meine unbelehrbar: Nein. Ein Autor setzt eine Menge Buchstaben zusammen, und wenn er sein Werk auf die Welt loslässt, mag es jeder interpretieren, wie er will. Vorausgesetzt, es bleibt vereinbar mit Wortlaut, Systematik ... dem Text also.

    Kleine Korrektur: Ich unterscheide da zwischen dem "persönlichen" Lesen und der literaturwissenschaftlichen Interpretation. Was einem selber ein Buch vermittelt, in welchen Punkten es einen persönlich anspricht, das steht natürlich ohnehin jedem einzelnen frei.


    Und auch bei der lit.wissenschaftlichen Interpretation gibt es unterschiedliche Ansätze. Ich selber folge dabei allerdings tatsächlich (wohlgemerkt, wenn ich ihn wissenschaftlich angehe) dem Ansatz, einen Text jeweils in seinen historischen Kontext einzubetten. Das heißt, ich versuche herauszufinden, was der Autor IN SEINER ZEIT, vor seinem historischen Hintergrund, mit seiner persönlichen Biographie etc. sagen wollte. Denn ich denke, sein Buch ist eingebunden in seine Zeit, er wollte seinen Zeitgenossen etwas mitteilen, seine Zeit kommentieren, einen bestimmten Standpunkt in seiner Zeit vertreten usw.


    Um das mal an einem Beispiel zu verdeutlichen: E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" wird gerne als die Darstellung eines frühkindlichen Traumas interpretiert. Was sogar sicher auf diesen Text zutrifft. Hoffmann selber konnte das aber in dieser Form noch gar nicht schildern, zumindest nicht nach dem klassischen Schema eines frühkindlichen Traumas, denn dieser Begriff, das gesamte Krankheitsbild war zu seiner Zeit noch gar nicht geprägt. Wenn, dann hat er das intuitiv erfasst, klug beobachtet und so ausgearbeitet, dass wir heute darin so eine Traumatisierung erkennen können. Würde ich den Text allerdings in einem wissenschaftlichen Rahmen interpretieren, dann würde ich es auch höchsten in dieser Weise formulieren. Ich würde allerdings niemals schreiben, er habe eine immer wieder aufflammende Psychose (auch daran könnte man bei der Erzählung nach heutigem Wissensstand denken) schildern wollen. Er hätte sie nicht bewusst schildern können, denn auch die Psychose war als Krankheitsbild in seiner Zeit noch nicht definiert. Wenn, dann hat er nur etwas geschildert, dass uns heute an eine Psychose denken lässt.


    Hmmm. Nicht ganz einfach, ich hoffe, ich habe es erklären können. Der Unterschied liegt wirklich im Detail.

    Wenn die KI Geschichten schreiben kann, wozu brauche ich als Konsument noch Autoren und Verlage und Bücher, für die ich Geld zahlen muß, wenn ich selber die KI nutzen kann, um mir das schreiben zu lassen, was mir gefällt? Das wären dann maßgeschneiderte Bücher.

    So wie ich das sehe, kann die KI Trivialliteratur zustande bringen. Anspruchsvollere oder auch nur individuellere Bücher wird sie (vermutlich) nicht schreiben können. Denn die leben ja vor allem vom Stil des jeweiligen Autors.


    Allerdings frage ich mich, wie viele der Dutzendware-Bücher, die wir nach wie vor Autoren zuordnen, inzwischen von der KI geschrieben werden, ohne dass die Leser es merken. Eine andere Frage ist für mich die, wie es sich auch für die Leser besagter Massenware anfühlen würde, künstlich generierte Geschichten zu lesen, ich meine, wenn man genau weiß, dass die niemand mehr individuell geschaffen hat. Vielleicht brauchen die Leser ja doch noch die Illusion, dass sich da jemand die Mühe gemacht hat, ihnen eine Geschichte zu erzählen.