Reihen vs. Einzelbände

  • Während ich gerade so in den Anfängen meines nächsten Projekts stecke, mache ich mir natürlich Gedanken über die Vermarktbarkeit.


    Ist es richtig, wenn ich das so sehe, dass Verlage Reihen generell bevorzugen? So nach dem Motto: Läuft Band 1 gut an, muss ich mir weniger Sorgen machen bei der Vermarktung von Band 2, denn die Lesergruppe hat ja bereits angebissen? Oder kann man das nicht so pauschalisieren?


    Und wie bringt man so einen ersten Teil dann überhaupt an den Verlag? Würde der gleich die ganze Reihe wollen oder sich mit dem ersten Band zufriedengeben?


    Ich bin mir unschlüssig, ob mein Stoff sich zu eine Reihe eignet, ob ich überhaupt die Energie habe, über 1500 Seiten zu einem Thema zu schreiben, und es nicht doch eigentlich völlig schnuppe ist, solange die Geschichte spannend, originell und flüssig geschrieben ist. Wenn ich so auf den Bestsellerlisten rumstöbere, sehe ich allerdings, dass es enorm viele Reihen und "Sagas" gibt. Sie wirken wie auf mich wie Auftragsarbeiten - was genau läuft da im Hintergrund?

  • Nein, Auftragsarbeiten sind das meistens nicht. Es gibt aber auch Projekte, an denen mehrere Autoren arbeiten, oder bei denen Verlage die Reihenrechte gekauft haben und neue Autoren hinzuziehen. Aber das ist eher die Ausnahme.


    Wenn der erste Teil einer Reihe okay lief, dann steigen die Nachfolgebände fast automatisch hoch ein, weil sehr viele Leute, die den ersten Teil über eine längere Zeit gekauft und gelesen haben, schnell zum zweiten Teil greifen. Deshalb findet man in den Bestenlisten auch häufiger Folgebände als erste Teile.


    Man bringt das so an den Verlag, wie man auch in sich abgeschlossene Romane an den Verlag bringt - man baut ein (dann möglichst alle Teile umfassendes) Exposé, skizziert die wichtigsten Abschnitte, die Positionierung und die Zielgruppe, und liefert eine Hammer-Leseprobe aus dem ersten Teil. Ich denke, ergänzend sollte erklärt werden, wie sich die Teile voneinander entscheiden (möglichst sogar noch, wie sie heißen werden usw.), oder man bietet das als Option an. Ich mache das auch gerade mit einem Stoff, von dem ich denke, er würde sich für zwei Teile lohnen, aber ich habe zugleich avisiert, dass ich das auch in einem Buch schaffen würde.


    Ob der Verlag gleich alle Bände sehen will oder mit dem ersten zufrieden ist, hängt von Deiner Erfahrung ab, aber wenn Du mit noch wenig Erfahrung gleich einen überzeugenden ersten Band lieferst, würde auch das vermutlich klappen.

  • Ich bin zwar noch sehr weit davon entfernt, irgendwo vorstellig zu werden, aber das habe ich mich auch schon gefragt. Ich hätte nämlich jetzt angenommen, dass ein Verlag vor einer Trilogie eher zurückschreckt, weil man ja nicht weiß, wie sich Teil 1 verkauft. Gerade wenn man, wie in meinem Fall, noch nicht publiziert hat und deshalb auf keine Fanbase zurückgreifen kann.


    Sollte ich dann in meine Bewerbung schreiben, dass mein Projekt als "Einteiler" funktioniert, es aber eigentlich als Reihe geplant ist? Vor allem, wenn Teil 2 und 3 noch nicht fertig sind? Fragen über Fragen, aber vor kommendem Sommer denke ich ohnehin nicht an mein Exposé.:/

  • Man muss unterscheiden zwischen "Das bietet sich für eine Fortsetzung an" (wie etwa "Die Dienstagsfrauen" von Monika Peetz, woraus aufgrund des Erfolgs eine Reihe geworden ist) und einer Erzählung, die auf mehrere Bände angelegt ist, die also nach dem ersten Ende nicht oder nicht vollständig endet. Es gibt aber sicher auch Hybridformen.


    Nein, die Verlage schrecken vor Mehrbändern nicht zurück - wenn der erste Band okay läuft oder sogar ein Longseller wird, sind die Folgebände ganz im Gegenteil ziemlich sichere Banken. Aber das Risiko ist beim ersten Band nahezu gleich klein oder groß wie bei einem in sich abgeschlossenen Band - entweder, es läuft, oder es läuft nicht. Wenn aber gleich alle drei bis zehn Bücher eingekauft werden, ist das Risiko aus Verlagssicht natürlich ein bisschen höher. Aber da wird es bei Debütanten eher auf ein Optionskonzept hinauslaufen - also ein Vorkaufsrecht, das man sich mit einer geringen Garantiesumme einkauft.


    Ja, man sollte erwähnen, wenn etwas als Einteiler funktionieren würde, aber als Mehrteiler geplant ist.


    Aber, nein. ES. IST. KEINE. BEWERBUNG. :cursing:

  • Wie nennt man es denn dann?

    Es ist eine Geschäftsanbahnung. Du bietest ein Produkt einem Vertrieb an. Das Produkt besteht in erster Linie aus Deinen Texten und in zweiter aus Dir selbst. Man bewirbt sich nicht um einen Programmplatz, man bietet etwas an. Es wird zwar leider immer wieder von Bewerbern gesprochen, zuweilen (aber selten) auch von Seiten der Verlage, aber es handelt sich weder um eine Bewerbung, noch später dann, sollte die Anbahnung von Erfolg gekrönt werden, von einem Verhältnis, das einem Angestelltenverhältnis auch nur entfernt ähneln würde.

  • Hallo Tom,


    Danke für dein ausführliche Antwort. Leider bin ich noch nicht dort angelangt, wo Exposé und Leseprobe als "Geschäftsanbahnung" reichen würden.


    Mein Manuskript für Buch 2 macht seit April die Runde, bisher vergeblich ... und deshalb fällt es mir so schwer, mich auf das nächste (Buch 4) zu stürzen, obwohl ich schon eine richtig schöne Idee habe. Aber der Gedanke, wieder ins Blaue hinein zu schreiben ohne auch nur eine Ahnung zu haben, ob es etwas werden könnte ... nun ja ... vielleicht bin ich auch noch zu erschöpft von dem letzten Projekt und brauche eine längere Pause.


    Oder ... ich lege es als megalanges Buch an, mache deutliche Einschnitte bei den Dritteln und hoffe, dass es so jemand nimmt und dann selbst entscheidet, ob Kürzung oder Teilung ... mmmh

  • Hallo Silke,

    ich muss gestehen, dass ich Deine Frage nicht recht verstehe. Im Eingangspost fragst Du, wie man den ersten Teil einer Reihe an den Verlag bringt und dass Du nicht weißt, ob sich Dein Stoff für eine Reihe eignet. Weiter unten schreibst Du, dass der erste Teil schon erschienen sei und du nun versuchst, den zweiten zu verkaufen, während Du den dritten und vierten Teil produzierst.

    Entschuldige, ich bin manchmal etwas begriffsstutzig, aber das wirkt wie ein Widerspruch. Könntest Du nochmal erklären, wie Deine Situation ist und welche Frage Du zu dem Thema hast? Denn spannend und interessant ist eine Diskussion dazu bestimmt.

  • Ich bin kein so großer Freund von Reihen (als Autor). Vielleicht weil ich zu viele neue Ideen habe und es mir widerstrebt, dann vielleicht jahrelang immer dieselben Figuren und Szenarien zu beackern.


    Meine erster Roman wurde unfreiwillig zu einer Fortsetzungsgeschichte, weil ich nach ungefähr 350 Seiten bemerkt habem, daß gar nicht alles, was ich mir vorgenommen hatte, in einen Band paßt.

    Bei einem anderen hatte ich zunächst keine Reihe im Sinn. Aber das Szenario ermöglicht es, nahezu beliebig viele weitere Geschichten mit den selben Figuren zu schildern. (Ich habe die Folgebände aber bislang nicht geschrieben, weil der erste auf recht wenig Interesse gestoßen war. ^^")

    Bei einem anderen Buch wiederum, hatte ich nach der Vollendung, den Wunsch zwei Nebenfiguren noch einmal in einer neuen Geschichte als Protagonisten auftreten zu lassen.


    Was die Vermarktung angeht, so denke ich hängt es davon ab, ob man zum Zwecke des Verkaufs des Manuskriptes schreibt oder zunächst einmal nur für sich selbst. Im letztern Falle spricht nichts dagegen, eine Reihe oder ein mehrbändiges Werk zu konzipieren und zu verfassen. Im ersteren besteht natürlich das Risiko, daß der Verlag nur einen oder (wahrscheinlicher) gar keinen der Bände kauft, und die viele Arbeit umsonst war.

    Daher scheint es mir ökonomischer, Einzelbände zu konzipieren, und sich Gedanken über eine mögliche Fortschreibung der Story zu machen und dies dem Verlag mitzuteilen. Bei Interesse schreibt man die Fortsetzung, ansonsten läßt man das Thema bleiben und widmet sich einem neuen Projekt.

    "Im Internet weiss keiner, dass du eine Katze bist." =^.^=

  • Eine Fortsetzung ist nicht das gleiche wie der zweite Band einer Reihe oder einer -logie. Ich habe das eine ums andere Mal darüber nachgedacht, eine Fortsetzung von "Leichtmatrosen" zu schreiben, aber hätte ich die Erzählung von vornherein als Reihe oder -logie geplant, hätte das erste Buch nicht so geendet, wie es das getan hat. Und eine -logie ist auch nicht das gleiche wie eine mehrbändige Erzählung. Bei einer -logie erzählen die einzelnen Romane durchaus ihre eigenen Geschichten, die aber Bestandteil einer Gesamtgeschichte sind. Eine mehrbändige Erzählung - wie etwa die umfangreichen Space Operas von Peter F. Hamilton - ist eine sehr, sehr lange, in sich abgeschlossene Geschichte, die sozusagen räumlich aufgeteilt wurde.

  • Danke für Eure Erklärung, Silke und Tom. Jetzt wird mir klar, worum es geht.

    Ist es richtig, wenn ich das so sehe, dass Verlage Reihen generell bevorzugen? So nach dem Motto: Läuft Band 1 gut an, muss ich mir weniger Sorgen machen bei der Vermarktung von Band 2, denn die Lesergruppe hat ja bereits angebissen? Oder kann man das nicht so pauschalisieren?

    Einen grundsätzlichen Vorteil von Reihen sehe ich nicht. Eine Reihe hat vermutlich immer Stammleser, aber ob deren Zahl mit jedem Teil wächst, stagniert oder abnimmt, ist ebenso fraglich wie bei einem Einzelband. Deshalb halte ich eine pauschale Aussage für schwierig.


    Auch der Produktionsaufwand ist bei einer Reihe nicht geringer. Der Verlag muss das Buch ebenso lektorieren wie bei einem Einzelband, der Umschlag muss ebenso gestaltet werden (auch wenn sich die Bilder und die Schrift ähneln) und das Buch muss genauso vermarktet werden wie jedes andere auch. Auch, wenn Du Stammleser hast, müssen die ja erfahren, dass es einen neuen Teil der Reihe gibt.


    Ein Unterschied liegt im Schreiben. Ich arbeite gerade an einer Krimireihe (dritter Teil) und kann aus Sicht des Autors sagen, dass es reizvoll ist, Figuren und Setting mehrfach bzw über eine lange Strecke zu verwenden, weil man sie aus viel mehr Blickwinkeln betrachten und darstellen kann.


    Vermutlich würde ich an Deiner Stelle, Silke, die Geschichte entscheiden lassen, ob sie sich für eine Reihe eignet.

  • Hey Dirk,


    danke für deine Antwort..


    Ich glaube, einen ganz so langen Atem habe ich einfach nicht, und außerdem finde ich es spannend, dann auch mal wieder etwas völlig Neues zu beginnen. Der Stoff ist noch frei formbar und könnte mal hierhin und mal dorthin gebogen werden. Aber ich glaube, es wird dann wohl doch ein Einzelband.


    Ach, versteh einer den Markt! Es wirkt halt so, als ob Verlage so etwas lieber annehmen, aber vielleicht ist es auch eine Täuschung der Bestsellerlisten, wo ständig irgendein Band irgendeiner Reihe auftaucht.


    Ich glaube, ich sollte einfach mal anfangen zu plotten, und da sehen wir weiter. ?!?

  • Ich habe festgestellt, dass ich ein Reihenschreiberling bin. Geplant sind die Krimis erst als Einzelband, aber dann habe ich so viele Ideen, dass sich Folgebände regelrecht aufdrängen. Vielleicht liegt es daran, dass ich selber auch sehr gerne Reihen lese, allerdings bei Krimis/Thrillern lieber solche, bei denen der Band in sich abgeschlossen ist.


    Im Bereich Historischer Roman wird aktuell nach reihenfähigen Manuskripten gesucht (ist das nicht dein Genre? Ich bin nicht mehr sicher ...).

    Aber ich würde es auch davon abhängig machen, ob deine Geschichte eine Reihe hergibt und es nicht erzwingen. Das Schreiben soll ja auch Spaß machen.

  • Hallo Kiana,


    richtig, historische Romane sind mein Genre.


    Ich habe mich jetzt auf einen Plot eingeschossen, der tatsächlich reihenfähig wäre, aber auch in sich abgeschlossen ist. Zuvor war das auch einfach nicht möglich, da meine Protagonistinnen die Tendenz haben, am Ende zu sterben (tja, so ist das, wenn man sich an die Historie hält).


    Was ich nun aber probieren werde, ist, im 19. Jahrhundert zu schreiben und nicht im 15. Jahrhundert, und auch freier, d.h. nicht an historische Personen gebunden. Man sagt zwar, dass man den Trends nicht hinterherschreiben soll, aber ich kann die Augen nicht davor verschließen, dass es fast keine aktuellen Mittelalterbücher gibt (außer etablierte Autoren), dafür aber Tonnen von Büchern, die irgendwann nach 1800 spielen. Das bedeutet zwar mehr grundlegende Recherche (weil ich leider nicht so bewandert bin in der Zeit), aber ich habe mir ein Thema ausgesucht, dass mir sehr nah geht. Deshalb glaube ich, dass es mir mindestens genauso viel Spaß machen wird. Und der Plot ist Hammer, sowieso ;)


    Ich habe festgestellt, dass ich weniger die Reihen-Leserin bin. Ich habe in den letzten Wochen drei oder vier Reihen-Bücher gelesen, aber niemals den Wunsch verspürt, gleich den nächsten Band hinten dran zu hängen. Ich liebe Abwechslung. Und die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass viele Reihen mit der Zeit enttäuschten.

  • Gut, wenn die Protagonisten sterben, ist es schwierig mit einer Fortsetzung. ;)


    Die Recherche stelle ich mir sehr mühsam vor. Geschichte war eh nicht so mein Lieblingsfach und da kommt es dann ja auch wirklich auf die Details an (wobei es viele Filme und Serien ja eher nicht so genau damit nehmen :/ ...).


    Es gibt wirklich großartige Reihen, in denen sich die Figuren weiterentwickeln, sodass man auch von bekannten Charakteren überrascht wird. Manchmal mag ich es aber auch, wenn ich genau weiß, was ich von einem Buch erwarten kann.

    Aber es ist ja gut, dass Geschmäcker verschieden sind.

    Ich bin jetzt neugierig auf dein neues Thema, aber sicherlich kannst/darfst du das noch nicht verraten.

  • Hallo,

    also ich habe jetzt einen historischen Roman geschrieben. 800 Seiten- dachte ich- aber in Normseiten sind es 1800, das heisst, mir bleibt nichts anderes übrig, als 2 Teile oder ev. sogar 3 daraus zu machen.

    An 5 Agenturen habe ich es geschickt und nichts gehört und ich dachte, es liegt an den vielen Seiten, die sie dann lesen müssen.


    Wobei ich persönlich gerne Zweiteiler lese.