Ich bin vor einigen Tagen über einige Schriftstücke gestolpert, welche ich vor über zehn Jahren herrunter geschrieben hatte.
Kurzgeschichten über unsere Gesellschaft, und Eindrücke die ich über Mitmenschen gewann, welche mir das Schicksal zugesendet hatte.
Ich kann mich noch erinnern wie ich einmal im Sommer 2009 an meinen Laptop saß und wie gewöhnlich meine Gedanken runter schrieb.
Ich hörte damals nicht auf zu schreiben, bis ich zusammen sackte.
Einige Stunden später wachte ich auf dem Boden nebem dem Schreibtisch auf. Dann setze ich mich zurück an den Laptop und schrieb weiter. Für weitere fünf Tage, tat ich nichts anderes, als das gedankliche Wirrwar in meinem Kopf zu sortieren und runter zu schreiben. Ich schrieb diese Tage wie im Wahn und ohne Pause.
Über Jahre hinweg habe ich geschrieben, und da hat sich vieles angesammelt, wobei ich einiges gerne mal aufzeigen würde.
Zu meiner Person.
Ich bin in Berlin geboren, und durchlebte als Kind, im Alter von 8 Jahren, ziemlich schwere Mißhandlungen durch meinen Stiefvater.
Nun nach über dreißig Jahren trage ich immer noch sichtbare Narben durch die Gewaltausbrüche.
Mit dreizehn Jahren konnte ich fliehen, und lebte mit meinem richtigen Vater. Allerdings hatte mein Vater keine Wohnung und wir kamen bei Freunden unter.
Was darauf folgte waren Jahre in denen meine Freunde für mich meine Familie darstellten. Ich wurde Kriminell, und im Prinzip ging es somit in meiner Jugend nur noch um sex, drugs and Hip Hop.
Mit neunzehn Jahren war mein Leben so sehr aus der Bahn geworfen, dass ich nicht an eine Zukunft glaubte.
Ich hatte einen ganz schlechten Hauptschulabschluss, keine Ausbildung, und meine Freunde um mich herrum schienen sich langsam aufzulösen. Viele wurden hinter Gitter gesperrt, zwei starben, einer ist bis heute noch vermisst.
Und genau dann lernte ich meine erste Frau kennen. Und die Mutter von ihr nahm mich auf wie ihren eigenen Sohn. Ich hatte solche Werte, wie diese Familie sie mir vorlebte, in meinem Leben davor noch nicht kennen gelernt.
Vertrauen, Offenheit, Respekt... die Geborgenheit die ich durch diese Familie empfinden durfte, war wie Balsam der meine inneren Wunden, auf wundersamme Weise zu heilen schien.
Somit änderte ich mein Leben komplett... und ich fing eine Karriere in einem Hotel an...
Acht Jahre später war ich mitlerweile Gastronom durch und durch. Verheiratet mit der Liebe meines Lebens, und kurz davor mein eigenes Restaurant in Berlin zu eröffnen.
2006 öffnete ich mein Restaurant.
Und genau dann fingen Streiterein mit meiner Frau an. Ich stand tagein tagaus alleine in meinem Restaurant, meine Frau ließ sich nie blicken. Und dann kamen weitere Probleme dazu mit suizid versuchen von meiner Schwester und meiner Mutter.
Ich half meiner Mutter durch die Zeit, bis sie in Reha ging, und auch danch half ich ihr sich von meinem Stiefvater zu trennen, und ein neues Leben aufzubauen.
Mein Restaurant allerdings ging in der gleichen Zeit Bankrott.
Ich ging zurück in das Hotel, wo alles anfing, jefoch mit Schulden, und der Liebe meines Lebens, die sich immer mehr von mir entfernte.
2008 war es dann vorbei, und sie wollte unsere Beziehung beenden.
Ich hatte wohl einen Burnout, denn den Hoteljob konnte ich nicht weiter machen, und so saß ich auf einmal obdachlos auf der Straße mit einem kleinen Koffer und ohne Job.
Und dennoch mir war damals klar, dass ich nicht aufgeben würde. Und ich wollte dies, anderen Menschen aufzeigen. Was passieren kann, wie schlimm die Lage auch ausschauen mag, wenn man nicht aufgibt.
Und genau diesen Weg fing ich an zu dokumentieren.
Auf einem Haufen aus Scherben sitzend, ohne Zeugniss, ohne Ausbildung, ohne Geld und ohne Wohnung, fing ich an mir mein neues Glück zu finden...
Und diese Geschichte der letzen dreizehn Jahren, ließ mich um die Welt wandern, wobei ich zwei neue Sprachen erlernte, mit Präsidenten zu Essen eingeladen wurde, ich organisierte Modeschauen für Calvin Klein, baute Solardächer für die Indonesische Regierung, und wurde zeitweise von Unilever als der Dessertexperte für Indonesien promotet.
Und wenn ihr sehen könntet wo und wie ich derzeit lebe, mit meiner neuen Frau und unseren drei wundervollen Kindern, würde es euch aufzeigen, das ein Wille, wirklich Berge versetzen kann.
Wenn ich derzeit die Welt betrachte, und die vielen verlorenen Existenzen durch die Pandemie, so dachte ich mir, dass wenn meine Geschichte auch nur eine Person erreichen könnte, und ich dieser Person Hoffnung spenden könnte nicht aufzugeben... dann wäre es mir der Mühe wert, all die Schriftfetzen zusammen zu packen, die sich nun bei mir angehäuft haben.