Die Sache mit dem Überarbeiten

  • Baut ihr bei der Überarbeitung auch immer eine "Papier-Stufe" mit ein?

    Ich habe bei dem Thema vielleicht nicht so viel zu sagen, aber ich geb' jetzt trotzdem mal meinen Senf dazu ^^

    Eher nein, aber hauptsächlich schon aus dem Grund, den du beschreibst. Warum sollte ich mir auf 350 ausgedruckten Seiten Notizen machen, nur um das dann wieder umständlich in den Computer zu hacken? Ich mache mir Notizen, aber entweder digital oder auf einem einzelnen Blatt. Ich könnte mir auch digital was markieren, aber selbst das tue ich selten, denn wenn mir etwas auffällt, ändere ich es gleich. Ich bin aber ohnehin jemand, der z.B. auch digital lernt. Viele meiner Kommilitonen drucken sich ihre Lernzettel aus. Das mache ich nur mit dem, was ich in die Prüfung mitnehmen will.

    WAS ich aber meistens auf Papier mache, sind Übersichten (auch die kommen später meist in den Computer, es sei denn es sind abgearbeitete Notizen).

    Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei Druckertinte echt knausrig bin :achsel

    Nachtrag: Das würde vielleicht mehr Sinn ergeben, wenn ich nicht die ganze Geschichte überarbeite -so wie aktuell- sondern nur einen kurzen Teil.

  • Ich drucke aus, gegen Ende der ganzen Überarbeitungsphase, und lese dann laut. Kleinigkeiten fallen so immer noch auf. Der Transfer von Papier auf Rechner macht mir nix aus. Also ja, Ausdrucken würde ich empfehlen. Aber ich habe kein Tablet, vielleicht tut es das auch ...

  • Die Papierstufe ist mir zu papierintensiv :-). Was ich in der Endphase der Überarbeitung oft mache: Formatierung ändern. Normalerweise schreib ich in Calibri, die gefällt mir einfach am besten. Da formatiere ich dann also in irgendeine andere Schrift, Arial, TimesRoman, ComicSansSerif ... Da sieht man plötzlich andere Fehler, bleibt an anderen Stellen hängen. Am Ende packe ich dann alles in eine schöne (sic!) Normseite.

  • Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei Druckertinte echt knausrig bin

    Die Papierstufe ist mir zu papierintensiv :-).

    Mir sind Papier und Lasertoner eigentlich auch zu wertvoll.

    Kürzlich wollte meine Frau dann mal das Manuskript lesen. In Papierform. Es waren zwar "nur" 134 Seiten, aber es war ein gutes Gefühl, den Papierstapel zu sehen. Beim Lesen fielen mir dann etliche Flüchtigkeitsfehler auf, die ich in der digitalen Form offenbar systematisch übersehe.

    Aber jetzt für jede Überarbeitung den ganzen Stapel ausdrucken? Das wäre enorm materialintensiv.

    „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

    Samuel Beckett (1906–1989)

  • Bei mir gibt's, meist als Schlussredaktion, immer eine Papierversion. Egal, wieviel Seiten das sind. Ich arbeite ohnehin viel mit Ausdrucken. Früher, als es noch keine PC gab, gehörten noch Schere und Klebstoff dazu. Das spare ich mir jetzt. Dafür schreibe ich das Manuskript mit breitem Rand und kann darauf dann handschriftliche Korrekturen und Anmerkungen notieren.

    Auf den Ausdrucken sehe ich Korrekturbedarf, der mir am Bildschirm nicht auffällt.

  • Aber jetzt für jede Überarbeitung den ganzen Stapel ausdrucken? Das wäre enorm materialintensiv.

    Ich habe für solche Aktionen immer einen Karton Makulaturpapier, also bereits einseitig bedruckte A4-Bögen, außerdem einen billigen Laserdrucker mit preiswerter Alternativpatrone - da bleibt das schlechte Gewissen klein.

    BLOG: Welt der Fabeln


    JB 23 - darin meine Erzählung "Eduards Nachtgang"

    ASIN/ISBN: 3948371962


    Und ganz ehrlich: wollen Sie Bücher über Menschen lesen, denen es gut geht? Eben Ich auch nicht.
    Emma Cline

    SZ Nr. 181, 8.8.2023, S. 11


  • Ich bin zwar einer der wahrscheinlich Unprofessionellsten und habe mitunter auch relativ lange Schreibpausen an einzelnen Projekten, aber ich schreibe für gewöhnlich Kapitel um Kapitel und überarbeite erst am Schluss der fertigen Geschichte.

    Mitunter kam es auch schon vor, dass Dinge, die ich vielleicht am Vortag rausgekürzt hätte, bei der übernächsten Schreibphase die Inspiration für einen wichtigen Teil der Geschichte wurden.

    Zwischendrin mache ich mich nur dann an Überarbeitungen, wenn ich eine totale Blockade habe und mir irgendwo der Aufhänger verloren gegangen ist.

    Was ich dazu sagen muss ist, dass ich bisher mit MS Word gearbeitet habe und erst vor kurzem auf ein anderes Programm umgestiegen bin. Bisher habe ich mit einer wilden Ansammlung von Notizzetteln gearbeitet, die nicht mal bestimmten Geschichten zugeordnet waren.

    Würde ich nach jedem Kapitel gleich überarbeiten - und das sogar mehrfach, also jedes mal das komplett bereits Geschriebene, bevor ich weiterschreibe - würde die Geschichte für mich an Spannung und Reiz verlieren.


    Es ist wirklich spannend, wie viele verschiedene Vorgehensweisen es gibt.

  • Ich mache auch alles genau so, wie ihr das macht, so wie ihr es alle bisher in unterschiedlichster Weise geschrieben habt. Nur den NaNoWriMo habe ich noch nie mitgemacht, auch diese Methode finde ich äußerst spannend. Würde ich irgendwann gerne einmal ausprobieren. Gibt es denn überhaupt ein entweder - oder? 👈🏻👉🏼Ich bin immer sehr für das sowohl - als auch. 👐🏻

  • Vielen Dank.


    Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, mal diese unausgegorene Romanidee, die man schon die ganze Zeit mit sich herumschleppt, zu realisieren ...

    „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

    Samuel Beckett (1906–1989)

  • Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, mal diese unausgegorene Romanidee, die man schon die ganze Zeit mit sich herumschleppt, zu realisieren ...

    Genau dafür ist der NaNo gut geeignet. Natürlich schreibt man in einem Monat keinen guten Roman, aber ein gutes Gerüst, an dem man sich dann beim Überarbeiten entlanghangeln kann, allemal. Wie meine Ex-Mitbwohnerin, eine australische Autorin zu sagen pflegte: The purpose of first draft is existence.

    Und um dieses Existieren ohne ständige Zweifel hinzukriegen, ist der NaNo echt gut, wenn man sich eine kleine oder größere Gruppe sucht, in der man sich halbwegs regelmäßig - am besten täglich - über seine Fortschritte austauscht. Nicht über Inhalte oder so, nur über: Ich habe heute das Tagesziel erreicht oder nicht oder so. Ich kann das jedenfalls sehr empfehlen.

  • Bei aller Ulkerei, Dorrit - es ist tatsächlich nicht ausgeschlossen, innerhalb eines durchgearbeiteten Monats einen guten Roman zu schreiben. Das haben viele schon getan. Und ich habe für drei meiner Romane tatsächlich auch nicht länger gebraucht, allerdings stand das gedankliche Gerüst vorher. Einer davon ist "Leichtmatrosen". Der flutschte nur so. ;)

  • Ja, klar, wenn man erstens viel Erfahrung mitbringt und zweitens wirklich gute Vorarbeit macht, ist das sicher möglich.

    Um also meine Aussage zu präzisieren: Für jemanden, der noch nicht so wahnsinnig viel Erfahrung hat, ist es vermutlich eher schwierig, einen guten Roman in einem Monat zu schreiben. Ich weiß von anderen - auch durchaus erfahrenen - Autoren, dass sie trotz aller Erfahrung mit zwei Jahren für einen Roman rechnen. Das mag aber mit unterschiedlichen Arbeitsweisen zu tun haben und dass man möglicherweise unterschiedliche Stadien anders abarbeitet.


    Ich würde nur für eher Unerfahrene ein bisschen den Druck rausnehmen, dass das am Ende dann einen wirklich lesbaren Roman ergeben muss.

    Aber auch das muss natürlich jeder selbst mit seiner eigenen Erfahrung ansehen und ausmachen.

  • Dorrit - das hängt auch von der Art der Erzählung ab, vom Sujet, von nötigen Vorarbeiten, von der literarischen Einordnung, vom Umfang, vom grundsätzlichen Arbeitsansatz und von vielem mehr. Es ist nicht nur eine Sache der Erfahrung. Ich habe schon immer sehr, sehr schnell geschrieben (ich war manchmal mit Deutschaufsätzen fertig, bevor die Lehrer das Thema fertig umrissen hatten), und ich habe schon immer das Gefühl, dass meine Texte weniger authentisch sind und wirken, wenn ich mehr Zeit ins reine Schreiben investiere. Möglicherweise rede ich mir damit aber auch nur meine Überarbeitungsphobie schön. Wie auch immer. Schnell zu sein ist nicht nur ein Ergebnis von Genialität und/oder reichlich Erfahrung. Das mag (mit Abstrichen) für schnellundgut gelten. Aber auch nicht in allen Fällen.

  • Ach so. Ich kenne auch viele Autoren, die anderthalb bis zwei Jahre für einen Roman ansetzen, mit allem drum und dran. Aber das sind keine anderthalb oder zwei Mannjahre (oder Personenjahre) Arbeit. Sondern es dauert einfach so lange, bis der Roman fertig ist, während man noch tausend andere Dinge tut, beispielsweise einem Brotjob nachgehen. Die Netto-Arbeitszeit liegt meistens deutlich darunter. Erheblich. Drastisch.