Ich gucke gerade die NDR-Talkshow und da hat Sebastian Fitzek eben erzählt, dass er sich nach jedem Kapitel mit Kinderschokolade belohnt und vermutlich so 2 kg pro Buch zunimmt.
Marotten, Motivation und Rituale
-
-
Das ist ja interessant zu lesen, wow. Manche gehen kneipen um zu schreiben, manche sitzen in nem Café, Tom geht in ein Wellnesshotel (!), krass. Ich schreibe ausschließlich daheim, kann das gar nicht woanders bzw. kam noch nie auf die Idee woanders zu schreiben, hauptsächlich deshalb, weil ich mich dann beobachtet fühlen würde, während ich konzentriert, mit offenem Mund, trielend, in der Nase popelnd, mich an verschiedenen Stellen kratzend, rülpsend ... hüstel ... an meinem 250-Euro-Laptop sitze, den ich dafür auch noch putzen müsste.
-
ja, manchmal kommt man von seinen kreativen Tauchgängen wieder an die Oberfläche und muss feststellen, dass da noch andere Leute im Café sitzen und einen heimlich angucken und unter dem fremden Blick sieht man dann natürlich selbst auch den peinlichen Eigenbrötler am Tisch sitzen, der irgendwie auf Schriftsteller macht. Das ist zutiefst schambesetzt. Aber was soll man machen...
-
Bei mir ist's gerad wie bei Dorit, das Schreiben ist die Belohnung. Nach dem Motto: Erst Küche sauber, dann meine mindestens eine möglichst gute Seite pro Tag schreiben. Allerdings habe ich es bisher in meinem Leben auch noch nicht mit Abgabeterminen oder dergleichen zu tun gehabt. Und dass das Schreiben Belohnung ist, heißt auch nicht, dass ich mich fürs Schreiben nicht belohne. Bisschen rumdaddeln im Internet, ein Ausflug zu Etsy, oder hierher ins Forum … Mit anderen Worten: ich finde es nicht verkehrt, sich für jeden Schiet zu belohnen! Seit ich mir z. B. angewöhnt habe, nach jedem kleinen wie großen Zahnarztbesuch (und nur dann!) dieses gewisse Café mit dem sündhaft süßen und sündhaft teuren Kuchen zu besuchen, freue ich mich auf jeden Zahnarzttermin. Schlau, was? Ich glaube, man nennt das Pawlow.
Aber ich schweife ab. Ein paar der Beiträge bringen mich auf die Idee, mal wieder woanders zu schreiben. Im Café, ja - das geht leider erst im Dezember wieder. Frühestens. Und für mich sowieso erst im Januar, da Weihnachtsgeschäft in der Buchhandlung. Hoffen (und supporten, wo möglich) wir alle miteinander, dass es unsere Lieblingscafés dann noch gibt!
Insbesondere hier blieb beim Mitlesen mein Blick hängen:
Ohne mich wäre die Hälfte der Kieler Cafés schon pleite.
Welche speziell empfiehlst du, tortitch? Ich mag das Lopposkaffee im Grasweg und das Fresco in der Möllingstraße, dort insbesondere den wunderschönen, teils überdachten Hinterhofgarten!
-
ah, Schwentinental!
Ja, Loppos auf jeden Fall und natürlich Fresco. Da bin ich fast häufiger als zu Hause.
Manchmal trifft es auch den Blauen Engel oder den Alten Mann. Oder gar das Bakelit, wo es immerhin den besten Kaffee Norddeutschlands gibt. In den letzten Jahren haben wir in Kiel ja eine ganz hübsche Auswahl bekommen. Aber leider ist ab Montag erstma Schluss. Das wird eine traurig-traurige Zeit.
-
ah, Schwentinental!
Ja, Loppos auf jeden Fall und natürlich Fresco. Da bin ich fast häufiger als zu Hause.
Manchmal trifft es auch den Blauen Engel oder den Alten Mann. Oder gar das Bakelit, wo es immerhin den besten Kaffee Norddeutschlands gibt. In den letzten Jahren haben wir in Kiel ja eine ganz hübsche Auswahl bekommen. Aber leider ist ab Montag erstma Schluss. Das wird eine traurig-traurige Zeit.
Beneidenswert. Wir hier in meinem Stuttgart-nahen Dorf haben genau zwei Kneipen (genau eine mit bisschen Flair), genau zwei Döner (Der Döner-halb-kalt und der Döner-nicht-genießbar) und genau eine Cocktailbar. Dafür gefühlt fünfzig Apotheken ...
-
fünfzig Apotheken... das ist so wie mit der Werbung für Blasenschwächemedikamente während der Sportschau. Man steht vor einem unlösbaren Rätsel.
-
Jo beschreibt meine Erinnerungen an Spaichingen, den Austragungsort der berühmten Langen Lesenächte. Zwei Dönerbuden, kein einziges geöffnetes Restaurant, jede Menge gerontischer Tagesbedarf. Aber's war trotzdem schön gewesen, jedes Mal.
-
Beneidenswert. Wir hier in meinem Stuttgart-nahen Dorf haben genau zwei Kneipen (genau eine mit bisschen Flair), genau zwei Döner (Der Döner-halb-kalt und der Döner-nicht-genießbar) und genau eine Cocktailbar. Dafür gefühlt fünfzig Apotheken ...
Oh, ein Schwabe! Und dann noch aus der Umgebung, interessant das ich das erst jetzt bemerke.
Aber wir haben in der Innenstadt auch schöne Plätzchen. Ich erinnere da nur an das Kaffee Lang in der Königsstraße oder das Eis-Bistro Pinguin am Galateabrunnen. Auf dem Platz vor letzterem kann man perfekt in die Stadt blicken und abends gibt es keinen schöneren Ort für einen Sonnenuntergang. Ein schönes Plätzchen zur Inspiration, als Alternative für Menschenscheue Lebewesen wie mich, gibt es noch genug Parks durch die man abends schlendern kann ohne beklaut zu werden
-
Bei Fantasyromanen werden durchaus mehr Seiten erwartet (wenn ich mich recht erinnere > 350 Normseiten). Bei anderen Genres heißt es oft, dass es schwierig wird, wenn Manuskripte von unbekannten Autoren, die sich bei Agenturen oder Verlagen bewerben, sehr umfangreich sind. Ich habe jetzt aber keine Seitenzahl mehr im Kopf, ab wann das "zu umfangreich" beginnt. Habe aber in anderen Foren schon von Autoren gelesen, die ihr 600 oder 700 Seiten umfangreiches Manuskript drastisch kürzen sollten.
Also es ist Fantasy, von daher habe ich vielleicht Glück, bin aber zugegeben verängstigt... Ich drück mir einfach mal selbst die Daumen
Beneidenswert. Wir hier in meinem Stuttgart-nahen Dorf haben genau zwei Kneipen (genau eine mit bisschen Flair), genau zwei Döner (Der Döner-halb-kalt und der Döner-nicht-genießbar) und genau eine Cocktailbar. Dafür gefühlt fünfzig Apotheken ...
In der Dönerbude schreiben... wäre auch mal einen Versuch wert, wenn man denn den Duft von Zwiebeln und "mit Scharf" braucht, um ein orientalisches Märchen zu schreiben
-
In der Dönerbude schreiben... wäre auch mal einen Versuch wert, wenn man denn den Duft von Zwiebeln und "mit Scharf" braucht, um ein orientalisches Märchen zu schreiben
-Aladin im Land der Eintausend Dönerbuden-
Seit seiner frühen Kindheit, hat der kleine Osman nur einen Traum: Seine eigene kleine Dönerbude am Straßenrand. Nach der Schule verschlägt es den jungen Deutsch-Türken, der von seinen Freunden nur "Aladin" gerufen wird, in die örtliche Currywurst Bude seines Nachbarn Georg, den hier jeder"Schorsche" ruft. Der rüstige Berliner zeigt Osmann alles, was ein guter Verkäufer und Gastronom braucht um erfolgreich zu sein, schon bald übernimmt "Aladin" den Betrieb. Eines Tages verirrt sich ein britischer Geschäftsmann an die zugige Bude, inmitten der Großstadt. Er ist sofort vom Verkaufstalent und der Leidenschaft des jungen Würstchenverkäufers angetan und bietet ihm den Deal seines Lebens an. Osman bekommt die Chance, Geschäftsführer der größten Dönerbudenkette im vereinten Königreich zu werden.
Wird Aladin den Traditionsreichen Betrieb aufgeben um seinen Traum zu Leben?
*So etwa?*
-
No_Name Greenhorn Fabelhaft! Wenn auch für meinen Geschmack etwas zu klischeebehaftet
-
Dazu passend: https://www.spiegel.de/panoram…68-4934-b12f-517e3ea83e4e
-
Tom: Krasse Sache, auf so Ideen muss man erst mal kommen. Hat nicht auch mal einer vor langer Zeit seine Seele bei ebay angeboten?
Was Restaurants betrifft, muss ich mein Dorf jetzt allerdings doch in Schutz nehmen: Davon haben wir mehr als zwei und man kann dort auch echt gut essen.@noname: Stuttgart ist ja was anderes, zumindest für Leute mit ausreichend Geld gibts ein gutes kulturelles Angebot. Für die anderen allerdings, hm.
-
Krasse Sache, auf so Ideen muss man erst mal kommen.
Starte, falls Du noch einen hast, auf Deinem Fernseher mal den Sendersuchlauf und speichere "Astro TV". Und dann schau Dir das für ein paar Stunden an. Da werden den Leuten Sachen verkauft, dagegen ist diese 30.000-Euro-Wunderlampe Pillepalle. Es gibt Glasscherben für schlappe hundert Tacken, die angeblich heilende Kräfte haben. Es gibt "Einhorn-Energie-Sets" für fast 300 Euro - Kalkofe hat das, äh, satirisch aufgearbeitet:
Insofern: Auf solche Ideen kommen viele Menschen weltweit andauernd, weil es noch mehr Menschen gibt, die sich solches Zeug aufschwatzen lassen. Auch hierzulande, wo man meint, inmitten der aufgeklärten Welt zu hocken. Dagegen empfinde ich die Wunderlampe noch als gemäßigt.
-
Darf ich noch mal auf die Rituale zurückkommen?
Selbst wenn mich Einhörner und Co ungemein faszinieren.
Ich mache das so: Ich setze mich an meinen PC - und schreibe.
Rituale aller Art habe ich schon erfolglos versucht: Musik höre ich allenfalls vorher, um mich durch bestimmte Melodien in die für den Text entsprechende Stimmung zu versetzen, aber das natürlich auch nur bei fiktionaler Literatur. Beim Schreiben stören Geräusche aller Art, fragt mal meine beiden hier nach meinen Ausbrüchen, wenn jemand neben mir schmatzt, schnieft oder sonstwie herumlärmt.
In Cafés, Kneipen etc. geht auch nichts weiter. Draußen im Garten auch nicht. Nicht mal der berühmte Notizblock hat bei mir jemals funktioniert, ich vergesse nämlich dauernd, mir da Notizen zu machen, obwohl ich DIESEN Plan ja noch nicht völlig zu den Akten gelegt habe.
Insgesamt läuft es bei mir einfach darauf hinaus, dass Schreiben meine Arbeit ist. Und beim Arbeiten kann ich wirklich nur arbeiten, da brauche ich mein vertrautes Umfeld, eventuell Tee/Kaffee. Und sonst einfach nur Arbeitsruhe.
Langweilig, oder?
Was ich aber wichtig finde, sind Tapetenwechsel ab und zu. Hätte ich mehr Geld und gäbe es kein Corona, würde ich gerne sehr viel mehr reisen. Anregungen, neue Bilder, eine neue Atmosphäre, das alles ist für mich wichtig, um Ideen für Geschichten zu finden.
-
Den Eso-Handel kenne ich schon, Tom, aber da gehts nicht um Einzelsummen von 170k Euro. Für mich schon eine andere Kategorie, so einen Großbeschiss auf die Tour durchzuziehen. Respekt!
Aber jetzt zurück zu den Schreib-Marotten.
-
Wirkliche Marotten und Rituale beim Schreiben habe ich keine.
So wie für einige andere hier ist das Schreiben selbst die Belohnung. Allerdings gilt das nicht für die Überarbeitungsdurchgänge. Die empfinde ich mit Blick auf das gewünschte Ergebnis als unabdingbare Notwendigkeit, im besten Fall also als Arbeit und regelmäßig auch als Selbstkasteiung, schon allein wegen des unvermeidlichen Kürzens. Obwohl ... einmal bin ich fast in einen Kürzungsrausch geraten, so wie beim Ausmisten des Kleiderschranks. Irgendwann hält man erschrocken inne, weil man bald nichts mehr zum Anziehen hat.
Schreiben kann ich nur zuhause. Vor Corona waren Cafés auch für mich wie ein zweites Zuhause. Aber dort zu schreiben würde ich als Ressourcenverschwendung empfinden, falls es mir überhaupt gelänge. Aber dort die Menschen mitsamt ihrer Marotten und Rituale zu beobachten ist für mich ein unerschöpfliches und deshalb unersetzliches Reservoir der Inspiration.
Ansonsten brauche ich beim Schreiben absolute Ruhe. Ein Telefonanruf, das Klingeln des Paketzustellers, der dröhnende Laubbläser vor dem Haus gegenüber ... und es dauert ein bis zwei Stunden, bis ich wieder voll und ganz in der Geschichte drin bin.
Allerdings setze ich hin und wieder Musik ganz bewusst ein, und zwar vorwiegend dann, wenn ich mit meinem Empathievermögen an Grenzen stoße, zum Beispiel Mikołaj Górecki beim Schreiben einer Selbstmordszene. Oder Bossa Nova, wenn ich das Gefühl habe, einem Dialog fehlt es an Leichtigkeit oder an einer Art lasziver Beschwingtheit, die es manchmal ja auch braucht.????
Last, but not least die Schokolade ... Über meine Hassliebe zu diesem Grundnahrungsmittel könnte ich ein Buch schreiben. Dabei war Schokolade für mich nie eine Belohnung, sondern Voraussetzung fürs Schreiben. Ohne ein oder zwei Tafeln Schokolade vorher tat sich überhaupt nichts. Null Inspiration. Aber dann, so nach den ersten zwei bis drei Reihen Vollmilch oder weißer Schokolade, begann es zu fließen,und mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob Schokolade nicht zu den bewusstseinserweiternden Drogen gezählt werden müsste.
Seit ein paar Jahren haben wir uns aber ziemlich auseinandergelebt, esse ich Schokolade nur noch sehr selten und beim Schreiben überhaupt nicht mehr. Es ist einfach passiert, ohne vorangegangene willentliche Entscheidung und ohne dass es einer Entziehungskur bedurft hätte.
Herzlich Grüße,
Jürgen
-
@noname: Stuttgart ist ja was anderes, zumindest für Leute mit ausreichend Geld gibts ein gutes kulturelles Angebot. Für die anderen allerdings, hm.
Kommt auf das wahrgenommene Angebot an. Wenn man täglich im "Kaffee wichtig" seine braune Brühe schlürft, reicht mein Monatslohn jedenfalls nicht um die Rechnung zu begleichen.
-
Tür zu. Telefon aus. iPhone still. einige Minuten tiefste Konzentration. Dann MS aufrufen, danach nach meinen Mails schauen - jene, die ich Nachts an mich selbst geschrieben habe, mit Stichworten, Hinweisen, 'genialen' Sätzen. Wenn ich es immer noch passend finde, arbeite ich mich daran ab, bis zum Mittag. Nachmittags noch mal 1 1/2 Stunde - dann ist wieder Pflegealltag.