Ein Leben nach der Absage

  • In dem Fall würde ich mir schon mehr Meinungen einholen, von Testlesern, anderen Autoren, Schreibgruppen usw.

    Dem würde ich mich anschließen. Wenn von sehr vielen Verlagen nicht "der Hauch einer Antwort" kam, sollte man die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass mindestens die Einstiege der fraglichen Romane eher abschrecken, oder die Exposés und Leseproben, die man natürlich sinnvollerweise versendet. Und daran könnte man gemeinsam arbeiten. Die Verlagssuche ist zwar zum Teil ein Glücksspiel, aber nicht nur.

  • Dieser Thread hat mich wieder hergelockt, denn er behandelt ein Thema, das für jede(n) Schriftsteller(in) unvermeidlicher Teil seiner/ihrer Erfahrungswelt ist. Wie Tom schon sagte, gibt es wohl so gut wie niemanden von uns, der Ablehnungen wie von dir, Silke, beschrieben, nicht schon erlebt hat - durchaus auch öfter. So kann natürlich auch ich noch eine Anekdote (dies ist die aktuellste von mehreren erlebten!) beitragen: Soeben ist von mir ein Roman in einem renommierten Verlag erschienen, dessen Exposé (plus Leseprobe) vorher von viel unbedeutenderen Häusern abgelehnt worden war. :P


    Hier wurde schon viel Richtiges dazu gesagt - das brauche ich nicht zu wiederholen. Aber ein paar Gedanken noch zu dem Überangebot an Texten, der Flut von Exposés, Leseproben und Manuskripten, mit denen seit vielen Jahren schon Agenturen und Verlage förmlich "zugeballert" werden:

    Ja, das führt zwangsläufig auch zu oberflächlichen Beurteilungen seitens der EingangslektorInnen, die allesamt gewaltig unter Zeitdruck stehen (Oftmals werden sogar sog. Aussortierer vorgeschaltet, WerksstudentInnen und ähnliche Hilfstruppen, die erstmal das absolut Unverdauliche in der Müll werfen sollen), und ja, dabei passieren sicher auch Fehler, was die Beurteilung von Texten angeht. Es soll sogar vorkommen, dass in all der Hektik die eine oder andere echte Perle nicht entdeckt wird. Aber, liebe Leute, das sind die Ausnahmen! Das meiste, was im Papierkorb verschwindet, ist auch Müll. Die unangenehme Wahrheit ist nämlich, dass viel zu viele Menschen Bücher veröffentlichen wollen. (Wohlgemerkt: nicht schreiben! Schreiben kann und soll jede(r) so viel wie er mag. Nur ist es eben eine oftmals verwegene Vorstellung der VerfasserInnen, das Geschriebene könne auch Leute außerhalb ihrer Verwandtschaft und ihres Freundeskreises interessieren und sei darüber hinaus von solcher Qualität, dass fremde Menschen sogar Geld dafür ausgeben.


    Ablehnungen wie die hier diskutierte können also, vereinfacht ausgedrückt, zwei mögliche Gründe haben: Die eingereichten Texte haben durchaus Potenzial, das aber, aus welchen Gründen immer, nicht erkannt wurde, oder aber: Das Zeug taugt tatsächlich nichts. Das Problem dabei ist, dass niemand Letzteres so klar ausdrücken würde, weil die Regeln des zivilisierten Umgangs miteinander uns derartige Klarheiten bedauerlicher Weise versagen.


    Ich fürchte, Silke, du wirst darüber, was zur Ablehnung deiner Texte geführt hat, kaum jemals eine Antwort von einer Agentur oder einem Verlag erhalten, mit der du etwas anfangen kannst. Was bleibt, ist die Möglichkeit, deine Sachen Leuten, die etwas vom Schreiben verstehen, zum Lesen zu geben. Dafür gibt es hier ja die Möglichkeit. Immerhin finden sich bei den 42er tatsächlich auch Autoren. Ich kann nicht mehr beurteilen, wie das inzwischen ist, aber zumindest früher gab es hier immer glasklare und ungeschönte Textbesprechungen. Da stand dann allerdings (wenigstens sinngemäß) auch schon mal drin: Mach was anderes als Romane zu schreiben! Das muss man natürlich aushalten. :)

  • Ich fürchte, Silke, du wirst darüber, was zur Ablehnung deiner Texte geführt hat, kaum jemals eine Antwort von einer Agentur oder einem Verlag erhalten, mit der du etwas anfangen kannst. Was bleibt, ist die Möglichkeit, deine Sachen Leuten, die etwas vom Schreiben verstehen, zum Lesen zu geben. Dafür gibt es hier ja die Möglichkeit. Immerhin finden sich bei den 42er tatsächlich auch Autoren. Ich kann nicht mehr beurteilen, wie das inzwischen ist, aber zumindest früher gab es hier immer glasklare und ungeschönte Textbesprechungen. Da stand dann allerdings (wenigstens sinngemäß) auch schon mal drin: Mach was anderes als Romane zu schreiben! Das muss man natürlich aushalten. :)

    Hallo Didi - es ist wahrscheinlich in der Flut von Nachrichten in diesem Thread untergegangen, deshalb wiederhole ich es noch einmal: Ich habe tatsächlich noch brauchbares Feedback von der Agentur zugeschickt bekommen in Form von Stichpunkten, die ihnen der Gutachter zusammengestellt hatte. Und ja, ich fand fast alles daran angemessen (und schmerzhaft, aber naja) und kann es als Hilfe für mein weiteres Überarbeiten sehr gut anwenden.


    Ich finde die Textbesprechungen super in diesem Forum, fair, kompetent und freundlich. Ein tolles Mittel, um kürzere Texte zu verfeinern. Wie es ausschaut, liegt es bei mir eher an Problemen, die Langtexten anhaften. Aber das ist nichts, was ich nicht auch noch lernen kann. Ich habe in den letzten zwei Jahren so viele Fortschritte gemacht, ich glaube schon, dass ich es schaffen kann, ein vernünftiges Buch zu Papier zu bringen.

  • …glasklare und ungeschönte Textbesprechungen. Da stand dann allerdings (wenigstens sinngemäß) auch schon mal drin: Mach was anderes als Romane zu schreiben! Das muss man natürlich aushalten. :)

    Kam vor, das stimmt, die Regel war aber nach einem zerfetzten kritisierten Text, das Hilfestellungen zur Weiterarbeitung gegeben wurden.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Didi - es ist wahrscheinlich in der Flut von Nachrichten in diesem Thread untergegangen, deshalb wiederhole ich es noch einmal: Ich habe tatsächlich noch brauchbares Feedback von der Agentur zugeschickt bekommen in Form von Stichpunkten, die ihnen der Gutachter zusammengestellt hatte. Und ja, ich fand fast alles daran angemessen (und schmerzhaft, aber naja) und kann es als Hilfe für mein weiteres Überarbeiten sehr gut anwenden.

    Ups, das war mir tatsächlich untergeschnitten. Das ist aber wirklich ein Ausnahmefall - gut, dass es das noch gibt!

  • Interessanterweise bevorzugten meine Testleser überwiegend die Liebesgeschichte vor der politischen Geschichte, vielleicht weil sie generell mit historischen Romanen nicht viel anfangen können. Meine Top-Testleserin hingegen, die seit 50 Jahres alles in dem Genre verschlingt und historisch topfit ist, hat beide MS freudestrahlend durchgewinkt ("außerordentlich gut" nannte sie es, und "du brauchst dich vor BESTSELLER-AUTORIN nicht zu verstecken", usw.). Der Gutachter auf der anderen Seite hat mir fehlendes historisches Detail angekreidet.

    Ich finde es auch sehr wichtig, Testleser zu haben, die das Genre wirklich mögen.

    Wirst du dich dann jetzt auf das Manuskript konzentrieren, das du stärker findest und nicht mehr beide einreichen?

  • Ebenfalls einen Guten Morgen!


    In dem Fall würde ich mir schon mehr Meinungen einholen, von Testlesern, anderen Autoren, Schreibgruppen usw. Du tappst ja sonst völlig im Dunkeln! Ich finde es schade, wenn man nur für die Schublade schreibt. Man will doch unterhalten und verzaubern, oder nicht? Eine Schublade ist da ziemlich schwer zu beeindrucken.


    Ich wünsche dir viel Erfolg!

    Nochmal Hallo :) ,


    dass mit den Testlesern gestaltet sich aus ein paar Gründen schwierig, aber ein paar gute Kollegen durften schonmal reinschauen. Nach etlichen Überarbeitungen war ich der festen Überzeugung, endlich etwas vernünftiges in den Händen zu halten.


    Leider ist das bei keinem der Manuskripte bis jetzt der Fall, aber deshalb gebe ich noch lange nicht auf.


    Für ein paar der Agenturen ist die Wartezeit noch nicht ganz abgelaufen, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt :)


    Und die "Schublade" war eher metaphorisch gemeint, tatsächlich lagert meine Arbeit in einer Wolke (oder neudeutsch "Cloud") gemeinsam mit vielen anderen Luftschlössern und Ideen, bis mir eine Lösung einfällt.


    So ist es eben, manchmal verliert man und manchmal gewinnen die Anderen.

  • Hi Silke,


    ich freue mich über deine Offenheit. Ich habe beobachtet, dass Männer auf Kritik anders reagieren als Frauen. Erstere sagen eher: "Oh, klasse, hier kann ich wachsen. Großartig!". Zweitere sagen: "Ich zweifel jetzt eher an mir und sehe Versagen. Vielleicht sollte ich es lieber lassen."

    Ich habe einen meiner Texte letzten April in die BT Runde geworfen, und was ist aus all dem kostbaren Feedback geworden? Isabel hat sich für ein halbes Jahr vergraben und eine fiese Schreibblockade bekommen. Aus genau den oben genannten Gründen.


    Aus deinem Beitrag glaube ich zu erkennen, dass wir da beide in einer ähnlichen Patsche stecken?


    Ich boxe mich gerade langsam wieder heraus aus meiner (überflüssigen) Blockade, versuche aber eben genau dieses Phänomen noch zu begreifen und für die Zukunft konstruktiv umzuwandeln: Wie gehe ich mit Absagen/Versagen um?


    Lass mich wissen, wenn du da einen Schritt weiter gekommen bist als ich :)


    Bis dahin: Weitermachen!


    Lg, Isabel

  • Hallo Isabel,


    ich tue mich schwer damit, die Welt in Frauen- und Männerreaktionen einzuteilen. Ich glaube, jeder ist halt so, wie er ist.


    Ich habe mitnichten eine Schreibblockade (nur eine kurzzeitige Verwirrung und Lähmung). Vor allem das Feedback der Agentur hat mir unendlich geholfen. Denn wo soll man weitermachen, wenn man die Schwachstellen nicht sieht? Momentan arbeite ich mit Feuereifer an meinem Manuskript, das ich in bestimmten Bereichen. kondensiert und gekürzt habe. Habe es freudestrahlend gestern meinem Mann gezeigt, und der hat mir gesagt, dass meine Protagonistin leider völlig leidend und passiv ist. Und er hat Recht! Also sitze ich jetzt wieder dran und ändere auch dies, denn wer will schon eine passive Protagonistin? Meine Dame ist eine Kämpferin, auch wenn sie immer wieder verliert. (wie du siehst, es gibt da so gewisse Parallelen...).


    Absagen sind bitter, keine Frage. Total schmerzhaft und niederschmetternd. Aber sie sind auch eine Chance. (Fast) niemand kommt perfekt zur Welt. Hinter allem steckt eine Menge Arbeit, Fleiß und Beharrlichkeit. Nur so kommt man voran.


    Nur Mut!

  • ich tue mich schwer damit, die Welt in Frauen- und Männerreaktionen einzuteilen. Ich glaube, jeder ist halt so, wie er ist.

    Ja, ich denke auch, dass es etwas Individuelles ist, was unabhängig vom Geschlecht ausgeprägt ist. Das betrifft meistens nicht nur einen Roman, sondern alle Bereiche des Lebens. Manche sind für Kritiken an sich selbst oder an ihren Werken nicht zugänglich.


    Absagen sind bitter, keine Frage. Total schmerzhaft und niederschmetternd. Aber sie sind auch eine Chance. (Fast) niemand kommt perfekt zur Welt. Hinter allem steckt eine Menge Arbeit, Fleiß und Beharrlichkeit. Nur so kommt man voran.


    Ja, ich hatte dieses Jahr eine Job-Absage bei einer Firma, die mich schon über ein Jahrzehnt kennen. Da habe ich meine Chancen entsprechend hoch eingeschätzt und erfahren müssen, dass sie auf bestimmte Qualifikationen besonderen Wert legen, die ich nicht besitze. Da haben mir die vielen Jahre bei der Firma, die ich für sie extern gearbeitet habe, nicht geholfen. Und bei Vorstellungsgesprächen bin ich einfach schlecht, weil ich Lampenfieber bekomme und dann ziemlich nervös und unkonzentriert bin. Folglich konnte ich dort nicht punkten und wurde zurecht nicht eingestellt. Mir wurde aber verdeutlich, wo bekannte/unbekannte Schwächen sind und wo ich (z. B. bei meiner Qualifikation und bei Vorstellungsgesprächen) nachbessern muß. Das heißt nicht, dass ich mich erneut bei der Firma bewerben würde, aber es ist ein Anreiz für mich, eine Verbesserung meiner Fähigkeiten anzustreben.

  • Und bei Vorstellungsgesprächen bin ich einfach schlecht, weil ich Lampenfieber bekomme und dann ziemlich nervös und unkonzentriert bin. Folglich konnte ich dort nicht punkten und wurde zurecht nicht eingestellt. …

    Es ist richtig, jemanden mit "Lampenfieber" nicht einzustellen? ?!?Ich weiß, dass solche Personalentscheidungen getroffen werden, aber ich schätze solche Entscheider nicht sehr hoch ein.

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    Emanuel von Bodmann


  • Ich finde es gut, wegen der Reaktionen nicht nach Geschlecht zu unterscheiden, denn dann wäre ich wohl beides. ^^

    Meine Mutter pflegte zu sagen, dass ich mir jede negative Rückmeldung "sehr zu Herzen" nähme. Eben dieselbe war die selbsternannte Kämpferin in der Familie. Ich kann nicht sagen, dass mich heute jede Kritik kalt lässt, aber meist meldet sich irgendwann die Mutti in mir zu Wort und erinnert mich daran, dass man durch Herausforderungen wachsen kann. ^^

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

    Einmal editiert, zuletzt von Sabrina ()

  • Dabei ist es meiner Ansicht nach tatsächlich so, dass die Geschlechter unterschiedlich reagieren. Was einerseits evolutionsbedingt ist., andererseits erziehungsbedingt. Als Mann musste man halt dem Mammut die Stirn samt Speer bieten, um in der Höhle Gefährtin und Nachwuchs zu versorgen. Währenddessen sich die Frau in der sicheren und gewärmten Höhle geborgen fühlen konnte.

  • Der Vollständigkeit halber hier ein kleines Update: Ich habe heute zumindest für eines der beiden Bücher ein stichpunktartiges Gutachten erhalten. Bemängelt wurden u.a. Längen, teilw. hölzerne Figurenrede, flache Charakterisierung usw. Ich stimme teilweise zu und finde dieses Feedback auch echt hilfreich (schade, dass es das Feedback zu dem schwächeren Buch ist, da ich jetzt das andere gerade überarbeite).

    Sie sagen, ich soll mich nicht entmutigen lassen - ha! Und dass die Einschätzung subjektiv ist. Nun gut.

    Ich finde, das ist mehr, als viele bekommen. Und es ist hilfreich, wie du sagst. Wenn man so was mit ein paar Tagen Verzögerung nochmals liest, macht oft vieles einen Sinn. Ich würde mich dran halten. Die Tatsache, dass nach Exposé und Leseproben die Manuskripte angefordert wurden, sagt ja auch was.

  • Es ist richtig, jemanden mit "Lampenfieber" nicht einzustellen? ?!? Ich weiß, dass solche Personalentscheidungen getroffen werden, aber ich schätze solche Entscheider nicht sehr hoch ein.

    Wenn Du mehrere Bewerber vor Dir hast, die sich besser darstellen können und auf dem Papier eine höhere Qualifikation haben, würdest Du jemanden, der nicht so soverän rüberkommt eine Absage geben. Als Bewerber hat man das Problem: Du hast nur ein Vorstellungsgespräch und Deine Bewerbungsunterlagen und sonst keinerlei Möglichkeiten, Deine Fähigkeiten zu zeigen. Überzeugt beides nicht: Und tschüss! Bei einem öffentlichen Arbeitgeber ist zusätzlich noch das Problem es rechtfertigen zu müssen, falls jemand wegen Benachteiligung klagt.

  • Höhere Qualifikation ist immer ein Grund, bessere Selbstdarstellung nicht. Und das weiß ich aus Erfahrung, es liegt zwar schon eine Weile zurück, aber ich habe ausreichend Einstellungsgespräche durchgeführt und die besseren Entscheidungen waren nicht die für die besseren Selbstdarsteller

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