Prolog - Protagonistin und Nebenrolle

  • Ich habe in meinem Buch ein ziemlich kurzen Prolog. Es beschreibt etwas, dass meiner Protagonistin vor 2 Jahren passiert ist. Nun, so bei Kapitell 5 überlege ich plötzlich, ob ich am Ende des aktuellen Prologs noch einen Art Perspektivenwechsel einfüge um etwas von einer Nebenrolle zu schreiben, die erst sehr spät in dem Buch und auch nur kurz auftauchen wird.


    Ich bin mir unsicher, ob dieser Wechsel für Verwirrung sorgt und zwar nicht nur während man den Prolog liest, sondern auch während man das Buch liest. Denn für den Leser bewusst auftauchen, wird sie erst sehr spät, fast schon am Ende...


    Als Leserin mag ich Prologe, aber sie sollten nicht zu lang sein und nicht zu viel verraten. Es würde in meinem Fall zwar nicht zu viel verraten, aber er würde für meinen persönlichen Lesegeschmack zu lang werden. Doch ich glaube es könnte nützlich sein, weil ich diese Nebenrolle wirklich nur hier und da kurz erscheinen lassen möchte und muss. Für die Geschichte ist sie wichtig.


    Ich bin deshalb echt verwirrt und es hält mich tierisch vom Schreiben ab :frust.


    Manchmal weiß ich einfach noch nicht, wie ich richtig an solche Dinge herangehe. Schreibe ich es als Idee einfach irgendwo auf und lass es liegen, bis ich klarer sehe?


    ?!?... ich hoffe ihr versteht was ich meine und könnt mir ein paar Ratschläge geben. Ich bin für alles offen

    »Menschen hinterlassen immer Spuren. Kein Mensch ist ohne Schatten.« (Henning Mankell)

  • Prologe werden überschätzt. Oft braucht es die nicht und wirklich gute gibt es wenige. Ich wäre deshalb vorsichtig und würde sie nicht überfrachten. Prologe kurz halten ist schon mal eine gute Strategie.


    Wenn ich zwischendurch eine Idee habe, aber nicht weiß wo die hinsoll oder ob es überhaupt passt, schreibe ich sie trotzdem auf und lege sie erst einmal weg. Ich nenne das Textschnippsel und nummeriere die durch. Meist lassen die sich später gebrauchen, manchmal sind sie auch zu nichts nütze. Das Aufschreiben ist erst einmal wichtig, weil es dann nicht die Kreativität beim Schreiben blockiert.


    Außerdem: Es muss nicht alles gleich so geschrieben werden, dass es 100%ig passt. Das kann sowieso kaum jemand. Ist man durch mit dem Manuskript, heißt es, wieder von vorne beginnen und überarbeiten. Dann kann man auch überlegen, wo man noch ergänzt oder - meist richtiger: streicht.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


    Einmal editiert, zuletzt von Horst-Dieter ()

  • Das ist echt schwer zu beurteilen, wenn man nicht die ganze Geschichte vor sich hat. Meist ist das Bauchgefühl das Richtige: Wenn du schon ahnst, es könnte verwirren, verwirrt es wahrscheinlich auch. Vielleicht schreibst du erst einmal zu Ende, dann überarbeitest du ja sowieso. Wenn es dich immer noch nicht stört, gib es einem unbedarften Testleser.


    Ich stehe total auf Klarheit von der ersten Seite an bei Werken, die mich unterhalten und entführen sollen (also keine hohe Literatur, sondern Unterhaltungsliteratur). Ich mag keine Experimente auf den ersten Seiten, sondern will sofort verstehen, wer wie wann was und wieso. Epiloge können da sehr hinderlich sein und mich sogar wütend machen, weil ich das Gefühl habe, ich habe mich jetzt 20 Minuten auf eine Sache eingelassen, die erstmal wieder scheinbar irrelevant im Raum steht. Mir fällt spontan nur ein Epilog ein, den ich als gelungen erachte, und der war bei Die Säulen der Erde - atmosphärisch, stimmig, richtungsweisend und neugierig machend.

  • Ich hatte bei meinem Roman sowohl einen Pro- als auch einen Epilog vorgesehen, weil ich der festen Überzeugung war, ich bräuchte eine Klammer, die alles zusammenhält. Dass mit dem Prolog etwas nicht stimmte, merkte ich erstens daran, dass ich wochenlang daran herum murkelte, ohne dass die fünfzehnte Version gegenüber der furchtbaren ersten irgendwie weniger furchtbar war, zweitens, dass er hier im BT durchfiel und drittens, dass mindestens drei Testleser sich und mich sinngemäß frugen: Was soll eigentlich der komische Prolog? Da fiel er. Ich habe sehr geweint, aber er fiel. Als später auch noch der Epilog (den ich sehr mochte) fiel, habe ich noch mehr geweint.


    Als Leser bin ich aber durchaus ein Freund von (gut gemachten, sinnvollen) Prologen. Aber sie sollten nicht, wie es oft der Fall ist, eingesetzt werden, weil man geheimnisvoll wirken will, oder weil man es in 327 Krimis so gelesen hat und es einem daher irgendwie trendy erscheint. Und darum kann ich deine Frage, Franzi, noch so gar nicht beantworten. Da braucht es die Draufschau (z.B. im BT), wahrscheinlich aber sogar die Gesamtschau.

    "Aim high, expect nothing."

    (Uschi Obermaier?)

  • PS: Entschuldige, ich hatte übersehen, dass deine eigentliche Frage gar nicht lautet: Prolog ja oder nein. Sondern du fühlst dich unwohl mit dem Perspektivwechsel innerhalb des Prologs. Auch das kann ich natürlich nicht konkret beurteilen, aber grundsätzlich kann ich mir, wenn ich davon ausgehe, dass ein Prolog an sich schon genau überlegt sein will, eine weitere Verkomplizierung nur schwer vorstellen. Aber wie Horst-Dieter schon anmerkte: Erstmal beiseite damit, lass dich nicht davon piesacken, das wird schon irgendwann an die richtige Stelle fallen. Vielleicht gar nicht beim Schreiben, sondern auf einem Spaziergang oder unter der Dusche.

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    (Uschi Obermaier?)

  • Ja, leg den Prolog samt Nebenfigur zur Seite. Schreib deinen Roman zu Ende. Und wenn du dann überarbeitest, wirst du sicher auch den ersten Satz, die ersten Seiten ändern, weil du jetzt weißt, wie deine Geschichte endet. Und dann erst atell dir die Frage, brauche ich einen Prolog? Wie liest er sich jetzt im Hinblick auf das Gesamtwerk? Und wenn du der Ansicht bist, ja, ein Vorspann macht die Sache rund, wirst du den mit Sicherheit neu schreiben.

  • Vom Prolog zum eigentlichen Anfang des Romans sollte es schon einen Perspektivwechsel geben, sonst wäre der Prolog ja unsinnig. Innerhalb des Prologs ist eher von einem Perspektivwechsel abzuraten.


    Und zur Klarstellung: Ein Prolog steht vorn, am Anfang eines Romans. Ein Epilog steht hinten, ist so eine Art Nachwort.

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  • Ich würde vorschlagen, Franzi, du kommst zu uns in die BT-Runde (Besprechungstext-Runde) und stellst deinen Prolog einfach zur Besprechung ein? :)

  • Ich danke euch.


    Habe es jetzt zumindest auf ein "Schmierpapier" runter geschrieben und somit ist es raus aus dem Kopf. :freutanz


    Das mit der BT-Runde klingt prinzipiell toll... tatsächlich hab ich glaub noch zu viel Angst, dass mir Profis sagen, "was ein Mist" :irre

    Irgendwann traue ich mich aber bestimmt... --u:-)

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  • ... tatsächlich hab ich glaub noch zu viel Angst, dass mir Profis sagen, "was ein Mist" :irre

    Diese Angst ist sehr berechtigt. Die Kritik in der Runde ist nicht immer begründet aber meistens ehrlich. ;)

    Allerdings kriegt jeder sein Fett weg, auch die Profis und die Leute, die schon Bücher bei Publikumsverlagen untergekriegt haben. Und darum tut es auch nur halb so weh.


    Die direkte Textarbeit ist in meinen Augen mit großem Abstand das Beste an diesem Forum, funktioniert aber nur, wenn genügend Leute regelmäßig kommentieren und ab und zu jemand Texte einstellt.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • . tatsächlich hab ich glaub noch zu viel Angst, dass mir Profis sagen, "was ein Mist"

    Therapeutischer Vorschlag: Mach erst einmal in der BT-Runde mit, in dem Du den (echten und den vermeintlichen) Profis sagst, was an deren Texten Mist ist. Dann verringert sich die Distanz und du hältst die Kritik an eigen Texten locker aus und siehst sie als das, was sie ist: ein Hilfsangebot.


    :)

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  • Abgesehen vom guten Vorschlag mit der BT-Runde:

    "Prolog" ist eine Einleitung, eine Vorgeschichte, manchmal (und da stammt der Begriff her) ist es auch im wörtlichen Sinne ein Vorwort, in dem sich der Autor direkt an die Leser wendet und sie anspricht. Aber die Definition führt nicht zur Verwendung, sondern umgekehrt. Wenn ich das Gefühl habe, es könnte inhaltlich, stilistisch, dramaturgisch (...) Sinn haben, ein einleitendes Kapitel zu schreiben (das nicht notwendigerweise als "Prolog" bezeichnet werden muss), um eine Erklärung zu liefern, deren Bedeutung sich später entfaltet, oder das für subtile Grundspannung sorgt, dann sollte ich das tun. Und wenn ich in dieser Einleitung die Perspektiven wechsele und (später bedeutungslose) Nebenfiguren zu Wort kommen oder agieren lasse - why not? Es kommt auf das Wie an. Ein Text ist gut, wenn er gut ist. Er ist nicht automatisch gut oder schlecht, weil darin bestimmte Formalien, Regeln und Strukturen eingehalten werden oder eben nicht. Gerade die Missachtung von Vorgaben kann etwas Geniales zur Folge haben, oder, umgekehrt, ihre strenge Beachtung. Aber Regeln geben nur die Form vor. Der Inhalt und seine Rezeptur sind viel bedeutsamer.

  • Therapeutischer Vorschlag: Mach erst einmal in der BT-Runde mit, in dem Du den (echten und den vermeintlichen) Profis sagst, was an deren Texten Mist ist. Dann verringert sich die Distanz und du hältst die Kritik an eigen Texten locker aus und siehst sie als das, was sie ist: ein Hilfsangebot.


    :)

    Ja, Kritik ist ja auch etwas das einen weiterbringt. Nur nicht immer leicht damit umzugehen, wenn man von etwas überzeugt ist und es toll findet. Aber ich denke schon, dass es richtig ist, es zumindest zu versuchen und reinzuschauen.

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  • Was HD sagt: Fertige Texte im BT wären ja langweilig.

    Aber: Ich habe immer versucht, die Texte, die ich in den BT gegeben habe, so weit zu haben, dass ich wirklich selbst nicht mehr weiterkam. Und dann - wenn möglich - konkrete Fragen zu stellen. Für mich war das gut, um möglichst viel aus den BT-Runden mitzunehmen.

  • Fertige Texte im BT wären ja langweilig.

    Natürlich, ich dachte nur, es gibt bestimmte Voraussetzungen, dass ihr das Material überhaupt besprecht. Kann ja jede(r) alles Mögliche schicken ... Ich werde mir die BT-Seite aber erstmal näher anschauen. Das mit dem Selber-nicht-mehr-weiterkommen ist vielleicht der richtige Zeitpunkt.

  • Dir die BT-Seite mal anschauen ist eine gute Idee.

    Und vielleicht auch einfach mal alte BTs ansehen - da siehst Du ein bisschen, was andere einstellen und wie die Diskussion so läuft/laufen kann.


    Und wie gesagt: Fragen stellen ist gut.

    Manchmal werden auch noch recht unreine Texte eingestellt, weil man einfach erst einmal wissen will, ob die Richtung stimmt.

    Dann ist es halt auch gut, das so zu sagen.


    Klar kann ja jeder alles Mögliche schicken, das ist ja die Idee dabei ")"


    Naja, schau Dich einfach da mal um.

  • Ich habe in meinem Buch ein ziemlich kurzen Prolog. Es beschreibt etwas, dass meiner Protagonistin vor 2 Jahren passiert ist. Nun, so bei Kapitell 5 überlege ich plötzlich, ob ich am Ende des aktuellen Prologs noch einen Art Perspektivenwechsel einfüge um etwas von einer Nebenrolle zu schreiben, die erst sehr spät in dem Buch und auch nur kurz auftauchen wird.

    Hallo Fran,

    die Frage steht jetzt schon eine ganze Weile hier offen. Auch wenn ich es für eine gute Idee halte, den Text, um den es geht, einmal konkret zu besprechen, würde ich einfach einmal aufgrund des Zitates oben etwas dazu sagen wollen.


    Nicht machen.


    Ich muss das Zitat bereits mehrfach lesen, um zu verstehen, was gemeint ist. Ich glaube, dass es Sinn macht, Texte so verständlich wie möglich zu halten. Und das heißt erst einmal - keine Prologe, keine Perspektivwechsel, keine Rückblenden, keine verrückten Vergleiche und so weiter.

    Natürlich ist das Quatsch, quasi jedes Buch, was mir gefällt, hat solche Sachen. Aber das sind Kunstgriffe und Verzierungen, die schnell eitel und aufgesetzt wirken. Also - ohne irgendetwas zu kennen und im Zweifel - nicht machen.

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