diese Küsserei

  • Himmel und Zwirn. Jetzt stolpere ich über eine Lektorinnenanmerkung (Gut, ich mag die Frau eh nicht) . Vorangegangen ist eine kleine Kussszene, die aus dramturgischen Gründen noch nicht episch werden soll:

    Eng nebeneinander gingen sie weiter, an den Gräbern entlang, die mit viel Buchsbaum, eingefasst waren. In einer Ecke entdeckten sie einen alten Stein. Der Tote war einmal Briefträger gewesen. Nur Wolf mochte da nicht hinsehen, er wollte Marie ansehen. Ihre Nähe, das sachte Streifen ihres Arms gegen seinen erzeugte ein elektrisierendes Hitzefeld. Er drehte sich zu ihr, legte seinen Arm um ihre Taille, zog sie nah an sich heran und dann vergaß er all seine Überlegungen, wie er sie küssen wollte. Er küsste sie einfach. Er musste es tun. Einfach nur hier stehen bleiben, und alles um sich vergessen …

    Und hier bittet die L., dass dieses Szene aufgebaut werden soll.

    Blöde Stolperfalle, jetzt bin ich aus dem Takt.?!?

  • Wenn es seiner Charakteristik entspricht, dass er impulsiv küsst und der Leser in diesem Moment genau damit überrumpelt werden soll, dann kann man es ja schlecht umschreiben, da die gewünschte Wirkung nicht erzielt werden kann. Da stimme ich Dir zu.


    Andererseits bezahlst du die Lektorin ja nicht dafür, dass sie dir sagt, was du hören willst. Andere Meinungen sind mir in solchen Fällen Gold wert.


    Da noch etwas Kontext fehlt, kann ich kein eigenes urteil dazu geben.


    Ich bin in solchen Dingen immer aufgeschlossen und versuche einen Mittelweg zu finden:) Hoffe Dir damit helfen zu können. Viel Erfolg dabei noch!

  • Freie Lektoren neigen m.E. tatsächlich etwas zur Übertreibung. Je mehr man anmerkt, umso mehr hat man halt auch am Text gearbeitet (was dem beauftragenden Verlag gegenüber verdeutlicht, dass sich die Investition lohnt). Aber man muss als Autor ja nicht alles annehmen.

  • Vielleicht hat ihr die Stelle ja einfach nur sehr gut gefallen? Mir gefällt sie jedenfalls.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

  • Na ja, aus eigener Erfahrung: Freie Lektorinnen werden von Verlagen in der Regel so schlecht bezahlt, dass sie sicher nicht übererfüllen. Aber die eigenen Vorlieben lassen sich bei aller Professionalität nicht abstreifen.


    Mit gefällt die Szene, Monika, und ich lasse bei Liebesszenen auch gern Raum. Ich (als freie Lektorin) würde das nicht ausbauen.

  • Ihr alle: komme grad aus fettem Pladderregen, lese Eure Kommentare, und, unterwegs habe ich mich entschlossen, hier und auch anderer Stelle die Lektorinnenmeinung zu negieren. Ein anderes Mal will sie wissen, ach nee. Ist ja albern. Solche Ausführlichkeiten liegen mir so gar nicht.


    Danke fürs Einmischen!:)

  • Du könntest diese Szene vor allem sinnlicher gestalten und damit ausbauen. Und auch mehr zeigen, als berichten. Ich finde sie stellenweise etwas konstruiert.


    Eng nebeneinander, (Vorschlag: fast berührten sich ihre Schultern,) gingen sie weiter, an den Gräbern entlang, die mit viel Buchsbaum, (Komma weg) eingefasst waren. In einer Ecke entdeckten sie einen alten Stein. (Steine sind grundsätzlich alt. ;) Grabstein oder Grab fände ich besser.) Der Tote war einmal Briefträger gewesen. Nur Wolf mochte da nicht hinsehen, er wollte Marie ansehen. Ihre Nähe, das sachte Streifen ihres Arms gegen seinen erzeugte ein elektrisierendes Hitzefeld. (Und was tut das mit ihm? Ausbauen!) Abgesehen davon ist dieser Satz , na ja ... Gaga.) Er drehte sich zu ihr, legte seinen Arm um ihre Taille, zog sie nah an sich heran, (Vorschlag: bis er ihren Atem spürte) und dann vergaß er all seine Überlegungen, wie er sie küssen wollte. Er küsste sie einfach. Er musste es tun. (Das ginge sinnlicher. Ausbauen!)
    Einfach nur hier stehen bleiben, und alles um sich vergessen ...

    Ernst

  • Ich würde auch nichts daran ändern, liebe Monika. Ein wenig Fantasie gehört meines Erachtens auch dazu. Obwohl, vielleicht können sich einige Leser überhaupt nichts mehr vorstellen, da ihnen in den Filmen alles bis ins kleinste Detail serviert wird.:?: