Die viel besseren anderen

  • Hallo alle,


    jetzt eröffne ich auch noch ein neues Thema.

    Mir geht es um diese verdammt guten anderen Autoren, deren Texte man ja dauernd liest.


    Denn das soll man ja als Autor: viel lesen, ganz viel!


    Und dann passiert es einem unweigerlich, dass man Bücher von Autoren liest, die das alles viel, viel besser können als man selber. Entweder der Stil ist insgesamt besser oder der Humor ist feiner oder die Wendungen sind allesamt pointierter als die eigenen. An die Gedankentiefe des anderen kommt man selber nie heran, die eigenen Gedanken dümpeln dann wohl doch eher im Profanen vor sich hin und tauchen nie so tief ein ins menschliche Dasein. Und das mit den Spannungsbögen haben andere auch besser raus.


    Die Liste aller Vergleichspunkte, mit denen man sich täglich selbst geißeln könnte, ist lang.


    Lasst Ihr Euch von richtig, richtig guten Büchern eher anregen oder eher entmutigen? Oder sagt Ihr, die schreiben ihre Geschichten, ich schreibe meine?


    Ich selber lese gerne Autoren, die besser sind als ich. Ich finde, das bringt mich selber vielleicht auch noch weiter.

  • Ich lese ja gerade diesen Glücklichmachziegel mit dem unseligen Namen, "Max, Mischa & die Tet-Offensive" von Johan Harstad (bin aber fast durch, nur noch - leider - etwas mehr als 100 von 1250 Seiten; ich bin ein bisschen im Stress derzeit und komme nicht so oft zum Lesen, wie ich möchte). Als Autor liest man zweifelsohne anders als ein gemeiner Leser, was sich mit der Zeit allerdings etwas, nun, vielleicht nicht legt, aber wenigstens entspannt - am Anfang meiner "Karriere" konnte ich kaum noch in Ruhe irgendwas zur Kenntnis nehmen oder sogar Spaß daran haben. Inzwischen habe ich wieder sehr, sehr viel Spaß beim Lesen, aber ich nehme trotzdem wahr, was die Autoren da Großartiges leisten - und wie sie das tun. Das betrifft Stil, Themen, Settings, Figuren, Dialoge, Hintergründe, Strukturen und vieles mehr. Und natürlich vergleiche ich mich auch, frage mich: Könnte ich das? Und wenn ja - warum zur Hölle habe ich es nicht gemacht?


    Die Antwort auf diese Frage ist aber ganz einfach. Ich zitiere einen Kollegen, den ich sehr bewundere, mit dem ich mich aber nicht vergleiche, weil er andere Sachen und auch anders schreibt, nämlich Andreas Eschbach. Der sagte - ich glaube, das war sogar im Rahmen eines Textes, den ich ihm für einen unserer Autorenkalender abgenötigt hatte -, dass es beim Schreiben darum ginge, Geschichten so zu erzählen, wie man sie nur selbst erzählen könne. Also die eigenen Mittel und Themen und Herangehensweisen zu finden. Die sind dann natürlich anders, und vielleicht sind sie auch "nicht so gut" im Sinne von "sie erreichen diese Sphären nicht". Sie sollten aber zielsetzungsmäßig innerhalb der eigenen Strukturen so gut wie nur möglich sein. Wir sind nicht alle Thomas Mann oder Siri Hustvedt oder eben Johan Harstad, so, wie nicht alle Popmusiker Tom Smith oder Thom Yorke oder wenigstens Bono sein können. So lange wir keine Bohlens sind, ist jede Abstufung in Ordnung (und selbst Bohlen ist auf seine Weise sehr gut). Denn es geht darum, das, was wir tun wollen, so gut wie möglich zu tun. Und nicht es so gut wie irgendjemand anderes zu machen, der ja eben auch etwas Anderes macht.

  • Ich habe keine Probleme, Bücher und Texte von Autoren zu lesen, die besser schreiben können als ich. Ganz im Gegenteil – ich genieße solche Bücher. Dagegen habe ich Probleme mit solchen Autoren, die schlechter schreiben als ich. Früher konnte ich solche Bücher noch "aus Gründen" zu Ende lesen. Heute gelingt mir das nicht mehr.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Ihr beiden,


    das mal vorausgesetzt (kaum jemand schreibt sehr viel schlechter als ich:D), lege ich Bücher, die mich gar nicht ansprechen, inzwischen weg. Früher habe ich immer brav alles zu Ende gelesen. Zu diesen weggelegten Büchern können allerdings auch an sich gute gehören, die mich persönlich einfach nicht ansprechen.

  • Ich will gute Texte lesen. Was sonst?

    Früher war ich überzeugt, dass ich gut schreiben kann; bin ich nicht mehr. Das Meiste, was ich lese, ist besser als das, was ich je schreiben werde. Das ist niederschmetternd. Aber nur aus der Ich-Perspektive. Dass es eine Menge Leute gibt, die das besser können als ich: gut so. Andersherum wär nicht so schön.

  • Früher hatte ich die Regel: lies mindestens 70 Seiten. Erst dann darf ein Buch weg.

    Das ist mittlerweile anders. Packt mich Sprache oder Stoff nicht sofort - kann das weg.

    Ich freue mich über gute Texte. Und klar würde ich gerne sehr viel besser schreiben. Aber vermiesen lasse ich mir die Bücher der anderen deswegen nicht. Im Gegenteil

    Und dann ist da noch Sören. Wenn der seinen aktuellen Part schickt und ich vor dem Weitertippen lese, dann denke ich: Boah. Hätte mir auch einfallen können.