Ich will nicht nörgeln (will ich nicht?), aber - worüber freut man sich eigentlich, wenn man einen Preis oder eine Platzierung dadurch errungen hat, dass man möglichst viele Leute aus dem Bekanntenkreis dazu gebracht hat, für einen zu "voten"?
Um nicht missverstanden zu werden - ich wünsche jedem herzlichst jeden Erfolg, gerade und vor allem bei Literaturpreisen im weitesten Sinne. Aber der "Lovelybooks-Leserpreis" ist, wie schon häufiger und sehr gerne immer wieder gesagt, so sehr ein Leserpreis wie die Delikatessmargarine von Lidl eine Delikatesse ist. Es ist ein Preis, bei dem es überwiegend darum geht, Leute zu verhaften, die ihre Stimme abgeben. Gerade bei Midlist-Autoren ist das kennzeichnend. Um begeisternde Bücher geht es eher am Rande, sondern in der Hauptsache darum, die eigene Gefolgschaft zu mobilisieren.
42er auf der Shortlist
-
-
... und von Lesern gesehen zu werden, schätze ich!
(Bin selbst kein rechter Freund von Gefällligkeitsklicks, habe aber mitgemacht, auch schon bei der Nominierung, ohne alle Bücher zu kennen. Wenn meine Klicks dabei helfen, die Bücher unserer Vereinskolleginnen und -Kollegen einer breiteren Leserschaft gegenüber ins Licht zu setzen, dann mach ich das gern.)
Dass es bei Lovelybooks nicht unbedingt um Qualität geht, dürfte inzwischen (fast) jedem klar sein - womit ich kleinster Weise die Qualität der nominierten Bücher bewerten will, das kann ich gar nicht, mangels Kenntnis. -
(...) worüber freut man sich eigentlich, wenn man einen Preis oder eine Platzierung dadurch errungen hat, dass man möglichst viele Leute aus dem Bekanntenkreis dazu gebracht hat, für einen zu "voten"?
Klar, die Frage ist berechtigt. Und die Antwort - wenn ehrlich gegeben - fällt unangenehm bis peinlich aus. Und dennoch: Ich entsinne mich, im letzten Jahr mit drei Kriminalromanen (ohne mein Zutun) bei Lovelybooks - einer Plattform, die ich ansonsten meide wie der Teufel das Weihwasser - ins Rennen gegangen zu sein, von denen es allerdings keiner in die Endrunde geschafft hat, obwohl auch ich plötzlich angefangen hatte, auf fb oder sonstwo im Bekanntenkreis um Klicks zu buhlen. Irgendwie ist das Ganze eine Art nicht ernst zu nehmendes Spiel, bei dem man einfach mitmachen muss, wenn das eigene Zeug da plötzlich zur Wahl steht.
Jeder hier, auch die diesmal Betroffenen, weiß natürlich um den zweifelhaften Wert solchen Tuns, aber ich erinnere mich gut, dass sich auch bei mir plötzlich ein unwiderstehlicher Drang entwickelte, meine Sachen zu promoten, obwohl mir Lovelybooks ansonsten herzlich gleichgültig ist. Heute ist mir das nachgerade peinlich, weil das Resultat natürlich GAR NICHTS bedeutet - außer vielleicht, dass man ein großes Netzwerk an Unterstützern hat.All diesen anspruchsvollen Erkenntnissen zum Trotze könnte ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, mich beim nächsten Mal nicht wieder durch Aufrufe zu parteiischem Klicken erneut zum Affen zu machen. Es menschelt eben an allen Ecken und Enden.
Und irgendwie ist das auch gut so - lustig ist´s sowieso. -
Mensch, ein großes Netzwerk an Unterstützern ist etwas Großartiges! Und wenn sich jeder mal bemüßigt fühlt, seine eigenen Werke zu promoten, ist das auch begrüßenswert. Ich finde daran nichts Ehrenrühriges und vote gern mit, wenn ich dahinterstehe.
Ja, du willst nörgeln, Tom. War eh eine rhetorische Frage ...
-
Für MICH kann ich nur sagen: dass ich auf der Shortlist gelandet bin, war komplett eine Überraschung, Was womöglich daran liegen mag, dass Mopsmenschen und Mopsleser anders ticken. Was ich so komplett auch erst kapiert habe, seitdem ein Mops in meinem Haus lebt. und ich quasi täglich solchen Mops-Bekloppten wie mich begegne.
Und nein, wir reden hier nicht von Midlist-Büchern. Ulli und Joan stehen auf der wohl von uns allen angestrebten Spiegelliste. Wo cih mit dem Mops nicht landen werde, weil Weltbild bei diesem Ding nicht mitspielt.
Worum geht es uns? Dass wir gelesen werden. Doch nur darum, oder?
Zu Lovelybooks habe ich seit der Bezahlaktion, spätestens seit dann, ein etwas gespaltenes Verhältnis. Milde gesagt. Nichtsdestodennoch sind dort Leser. Und um die geht es mir. -
Hallo, Silke.
Ich habe nicht geschrieben, dass die hier erwähnten oder nominierten 42er allesamt Midlist-Autoren wären, allerdings überrascht mich die Mitteilung, dass Joan auf der Spiegel-Bestsellerliste war oder ist, dann doch ein wenig (Congrats, Joan! ). Im Übrigen ist Midlist alles andere als ein Schimpfwort, denn Midlist-Autoren sind solche, die zwar keine echten Bestseller (sechsstellig und darüber) abliefern, aber immer noch solche Verkaufszahlen aufweisen, dass sie (für die Verlage) wirtschaftlich von großer Bedeutung sind. Midlist-Autoren zahlen die Miete, um es salopp zu sagen. Ich bin Midlist.
Und, ja, ich will nörgeln, weil ich den Lovelybooks-Leserpreis, um ehrlich zu sein, irgendwie peinlich finde. Kerstin Gier gewinnt sowieso (sie ist quasi der Ronaldo des LB-Leserpreises), gefolgt von Büchern, die teilweise überhaupt noch nicht erschienen sind, umrahmt von Autoren, die sich eben vor allem dadurch auszeichnen, dass sie eine umtriebige Community aufweisen und übrigens auch ohne explizite Aufforderung genug Gefolgschaft haben, um sich in solcherlei Hinsicht auf diese verlassen zu können. Ja, da sind auch einige Autoren und Bücher bei, die wirklich nur wegen ihrer literarischen Qualitäten platziert werden, aber überwiegend ist das kein Preis fürs Schreiben, sondern für die persönliche Beliebtheit bei Leuten.
Natürlich ist es trotzdem - immer - toll, wenn man irgendwo prominent genannt oder prämiert wird. Aber gerade diese Veranstaltung nervt mich sehr. Sorry, falls ich jemandem durch die Erwähnung dieses Umstandes die Freude am Nominiertsein ein wenig trübe, aber diejenigen dürften stark genug sein, um diese marginale und nicht gegen sie persönlich gerichtete Kritik auszuhalten, oder? Falls nein, bitte ich vorsorglich um Verzeihung.
-
Dass es bei Lovelybooks nicht unbedingt um Qualität geht, dürfte inzwischen (fast) jedem klar sein - womit ich kleinster Weise die Qualität der nominierten Bücher bewerten will, das kann ich gar nicht, mangels Kenntnis.Mir stellt sich da dann die Frage, wie ich für ein Buch abstimmen soll, das ich nicht kenne. Aber ich bin da in der Minderheit, schon klar.
-
Mensch, ein großes Netzwerk an Unterstützern ist etwas Großartiges!
Ist es nicht per se. Es zeigt nur, dass man genug Leute motiviert kriegt, für ein Produkt abzustimmen, das sie zumeist nicht kennen, und dass es förderlich ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Wenn man dann aber noch für Stimmen trommelt, obwohl man die Plattform für - ich sag mal - suboptimal hält, weiß ich nicht, um wie viele Ecken man sich so was eigentlich schönreden muss.
Wobei: Ich relativiere das. Wenn es um ein Buch ginge, das *meinen* Haltungen entspräche, würde ich u. U. auch blind klicken. Insofern ...
-
Mir stellt sich da dann die Frage, wie ich für ein Buch abstimmen soll, das ich nicht kenne.
Schönreden trifft es ein bisschen, Petra
Ich persönlich tue das, um meinen Vereinskolleginnen und -kollegen zur schon erwähnten besseren Sichtbarkeit in diesem Leserkreis zu verhelfen.
Und obwohl ich die Bücher nicht alle gelesen habe, vertraue ich darauf, dass meine Vereinskolleginnen und -kollegen "saubere Arbeit" abgeliefert haben. Ich bin unter anderem in diesem Verein, weil ich es gut finde, sich gegenseitig zu unterstützen. Deshalb grämt mich keiner dieser Gefälligkeitsklicks, deshalb lasse ich mich überhaupt darauf ein. -
Warum man das tut, kann ich mir gut vorstellen, Andrea. Es sollte auch schwerfallen, etwas gegen Unterstützung zu sagen. Alles gut! Mir ist's trotzdem (seinerzeit) schwergefallen, Vorschusslorbeeren zu geben oder - wenn ich das Buch kannte - gegen meine Überzeugung zu loben, Vereinskollege hin oder her. Immerhin kann man auch einer Konvention folgen, indem man sich zurückhält. Das hat dann auch seinen Preis. Letztendlich wünsche ich mir, ein Buch spräche nur für sich. Das ist ein frommer Wunsch, ich weiß, und deshalb kann man auch mal Fünfe grade sein lassen - meinetwegen.
-
Solange man diesen Preis als den sieht, der er ist, ist doch alles in Butter. Niemand hat behauptet, es sei der Pulitzer oder gar der Putlitzer
Ich habe eher das Problem, dass ich mich nie entscheiden kann, welcher der vielen Autorinnen (es sind immer Frauen, die da netzwerken...kann ich nur begrüßen) ich meine Stimme geben willsolloderkann. Unbedingt weitermachen. Es braucht solche Netzwerksarbeit!
Nur weil man die bereits etablierten und wirksamen Netzwerke an der Oberfläche nicht wahrnimmt, sind sie dennoch vorhanden (nein, ich will jetzt keine neue Diskussion über Benachteiligung von Autorinnen im Literaturbetrieb anfachen)
Viel Glück euch allen! -
Die Sache mit der Delikatessmargarine fand ich sehr gut.
Alles gesagt, was mir nur hier wie anderswo auffällt: Ich habe nie geschrieben, um gelesen/gehört zu werden. Nichts desto trotz fand ich es einfach toll, dass meine ersten Gedichte (ich 18 Jahre) von Schauspielern gelesen vom SWR übertragen wurden aus einem Pforzheimer Jazzkeller: Das waren auf Anhieb 90 000 Hörerinnen und Hörer. Und so ist es ja auch bei Hörspielen. -
Außer von unserem Neumitglied (was mir irgendwie entfluscht war) kaufe ich ja penetrant alle 42er-Erscheinungen. Und lese die auch. Und übrigens sind das einige der wenigen Bücher, die mit mir umziehen werden. Von weit über 2000 habe ich mich schamlos getrennt.
-
Das mache ich auch, Silke. Einige rezensiere ich sogar, allerdings so objektiv wie möglich. Aber das, worauf Du hinauswillst, ist auch nicht der Punkt. Egal.
-
Sagte ich Dir, lieber Tom, eigentlich schon, dass es bei Balinger LeseNächten noch viel mehr Dönerbuden zu besuchen gibt als anno dunnemals?
Ich kann ja nur für mich sprechen. Ich werbe schon ab und an für die Bücher, weil ich von dem Scheiß lebe. Macht der Schuhladen ums Eck, zum Beispiel, ja auch. Und da will ich auch mal wieder hin. Lovelybooks ist allerdings für die Mopsleser keine Plattform. Die kaufen sowieso alles, auf dem ein Mops drauf, drin oder dran ist. Es gibt Mopsrennen. Mopstreffen. Mopsgruppen. Ich staune immer noch. -
Zitat
Die kaufen sowieso alles, auf dem ein Mops drauf, drin oder dran ist. Es gibt Mopsrennen. Mopstreffen. Mopsgruppen. Ich staune immer noch.
Zum Glück mehren sich aber auch die Stimmen, die die Mopszucht als Qualzucht bezeichnen.
Hast du manchmal moralische Bedenken, wenn du diesen irrsinnigen Hype mit deinem Buch noch befeuerst? Wäre eigentlich ein schönes eigenständiges Thema hier. -
Zum Glück mehren sich aber auch die Stimmen, die die Mopszucht als Qualzucht bezeichnen.
Hast du manchmal moralische Bedenken, wenn du diesen irrsinnigen Hype mit deinem Buch noch befeuerst? Wäre eigentlich ein schönes eigenständiges Thema hier.Au weia, Nifl, da bin ich jetzt aber mal gespannt ... Du legst dich mit Frauen an, deren mit Abstand liebster Hund dieses bedauernswerte Tier ist, welches zu einem Leben zwischen Atemnot und Herzversagen kaputtgezüchtet wurde. "Er ist so süß und knuffig!", hört man sie in den social media ihre Fotos von missgestalteten Kreaturen kommentieren, die die niedrigste Lebenserwartung unter den kleinen Hunderassen haben.
Wie gesagt, ich bin gespannt ...
-
Interessant, wie manche plötzlich ihre Tierliebe entdecken. Auf die Missstände bei der Mopszucht hinweisen (durchaus zu Recht!), dann aber wieder zur Tagesordnung übergehen und sich das nächste Schnitzel und die übernächste Wurststulle einverleiben, und die Missstände bei der Fleischerzeugung mit der ungebrochenen Tiermisshandlung und Tierquälung ignorieren.
-
Jo, das ist so ein Thema, wo ich auf meinen Händen sitze ... Es lohnt aber nicht, deshalb ein Fass aufzumachen. Solange die runden Köpfe mit den Glupschaugen und platten Schnauzen als niedlich gelten, wird die Rasse weiter so gezüchtet und weiter so gekauft. Dann lassen wir ihm eben das Gaumensegel operieren, auch wenn wir uns an sein drolliges Schnorcheln so gewöhnt haben. - Nein, ich setz' mich wieder auf meine Hände! Besonders, da ich auch ahne, dass das ein Thema ist, bei dem Argumentieren nix hilft.
@ Horst-Dieter: Womit Du zweifelsohne Recht hast!
-
Oh, Horst Dieter, da sind wir ja wieder zurück beim Thema "Diskussionen führen" ... das ist ja auch beliebt im Milieu so zu argumentieren in vielfältiger Weise. "Spuckst hier große Töne, macht aber auch nicht dies oder jenes" ... "Bist gegen Atomkraft, isst aber Tütensuppe".
Ich bin der Meinung, dass jeder kleine "richtige" Schritt gegangen werden sollte, auch wenn man damit nicht die Welt rettet und man noch viel viel Luft zum Marathon hätte. Nichts zu machen, nur weil man nicht alles machen würde was möglich wäre, ist mE. nicht der beste Ansatz.
Und Petra, doch doch, man könnte zB. die Rassestandards ändern (gibt auch schon Bestrebungen), dann müssten sich die Züchter daran halten.