Kreativität

  • Es ist unbestreitbar: Die Kreativität an sich hat in unserer Gesellschaft ein hohes Ansehen. Aber genauer betrachtet ist es doch so, dass die eigentlichen kreativen Produzenten (wenn sie nicht gerade Rowling, Collins oder Lucas heißen) mit einem Almosen abgespeist werden. Wer als Autor auch gut leben will, braucht einen Brotberuf. Daraus ergibt sich für mich die Frage: Wieso wird dann um die Kreativität, für die unser materiell-wirtschaftliches System noch weniger als Peanuts übrig hat, so ein Bohei gemacht? Weil unsere Gesellschaft unter Kreativität vor allem den kreativen Konsumenten versteht, der seinen Geschmack und Stil nicht einfach von anderen passiv übernimmt, sondern der seinen indivduellen Look und Lifestyle "kreativ" selbst entwickelt: Was er zum Beispiel daran erweist, dass er in der Lage ist, sich bei Ikea eine stylische Wohnungseinrichtung zusammenzukaufen. So bekommt das Beuys-Wort: "Jeder Mensch ist ein Künstler" eine ganz neue Bedeutung.

    ASIN/ISBN: 395494104X


    "schönheit ist das versprechen, daß das werden kann, was wir uns wünschen." (Ronald M. Schernikau: Die Tage in L.)

  • Wer dafür sorgt, dass der Konsument irgendwo Wohnungseinrichtung kaufen kann, nutzt auch "Kreativität". Und damit meine ich nicht die "Designer" allein, sondern auch die, die sich um Logistik kümmern müssen und dafür, dass der Konsument überhaupt darauf aufmerksam wird. "Kreativität" wird in allen Lebensbereichen benötigt.


    Oder was ist gemeint?

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    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • kreativ: im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs = schöpferisch, künstlerisch, ästhetisch; eben all das, was sich den Zwängen der Nützlichkeit entzieht. Die Tätigkeit des Ikea-Mitarbeiters ist diesen Zwängen unterworfen (er muss so handeln, dass der Laden funktioniert und Gewinn erwirtschaftet), während vom Kunden Kreativität verlangt wird (so die These), indem er die modulartig-austauschbaren Einrichtungselemente nicht aufgrund eines äußeren Zwangs, sondern einzig aufgrund seines Geschmacks derart auswählt und kombiniert, dass die Wohnung am Ende stylisch und individuell aussieht. Der Clou besteht nun darin, dass die menschliche Handlungssphäre, die Schiller als die der Freiheit betrachtet ("Nur wo der Mensch spielt ((=kreativ ist)), ist er ganz Mensch.") heutzutage der Nützlichkeit des Marktes und der Profiterwirtschaftung ausgesetzt zu sein scheint.

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  • Ich finde diese Verengung der Kreativität auf rein künstlerische Tätigkeit nicht gut. Solange der Ikea-Mitarbeiter in vorgegebenen Strukturen arbeitet, ist er nicht kreativ. Wenn er aber Mittel und Wege findet, einen Engpaß oder eine kritische Situation mit Mitteln zu bewältigen, die nicht in den Strukturen vorgegeben sind, dann ist er kreativ.


    Der vermeintliche allgemeine Sprachgebrauch ist meiner Meinung nach nicht tauglich, um "Kreativität" zu beschrieben. Die Kombination mit den "Zwängen der Nützlichkeit" scheint zwar auf den ersten Blick interessant, hält aber einer näheren Überprüfung nicht stand. Viele "kreative, künstlerisch tätige" Menschen haben sich den Zwängen der Nützlichkeit unterworfen, in dem sie gezielt solche Werke schufen, die ihnen einen Profit einbrachten. Rowling und Lucas wurden ja schon genannt, aber es gibt noch viele andere.


    Der "Markt" profitiert von der Kreativität zahlreicher "Marktteilnehmer" in allen Positionen. Die Ergebnisse der "kreativen Künstler" werden durch diesen Markt zu Profiten gebracht, die nicht nur der Wirtschaft nutzt. Schillers Spruch kann man auch auf die Wirtschaft anwenden, scheint mir, denn mancher Entscheider "spielt" dort, ist also kreativ.

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  • Weil unsere Gesellschaft unter Kreativität vor allem den kreativen Konsumenten versteht, der seinen Geschmack und Stil nicht einfach von anderen passiv übernimmt, sondern der seinen indivduellen Look und Lifestyle "kreativ" selbst entwickelt: Was er zum Beispiel daran erweist, dass er in der Lage ist, sich bei Ikea eine stylische Wohnungseinrichtung zusammenzukaufen. So bekommt das Beuys-Wort: "Jeder Mensch ist ein Künstler" eine ganz neue Bedeutung.


    Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich Jürgens Absicht in diesem Thread richtig verstehe, aber zu diesem Zitat aus dem Eingangsbeitrag kommen mir ein paar Gedanken: Ich stimme damit überein, dass die Gesellschaft dem Konsumenten sagt, er könne beim Kaufen kreativ sein. Allerdings meine ich, dass das eine vorgegaukelte Kreativität ist. Kaufen ist nicht kreativ. Kann nicht kreativ sein. Immerhin bedeutet "creare", etwas zu schaffen. Das braucht ja nichts Materielles zu sein, gerade nicht aus Autorensicht, aber ein Minimum an Schaffensprozess ist für Kreativität erforderlich. Und hier kommt eine Denkrichtung ins Spiel, die mich seit einiger Zeit beschäftigt: Der Minimalismus oder Frugalismus. Im Prinzip sagen solche Leute: Bevor du etwas kaufst, überlege eine Weile, ob der Erwerb dein Glück steigern wird. Meistens ist die Antwort: Nein. Was ich damit sagen will: Gestern waren Anja und ich mit dem Lütten bei Ikea. Bevor man zu den Abhol-Regalen kommt, muss man durch die Tinnef-Abteilung. Da steht viel Kleinzeug rum, das man gern mal einpackt, sich damit aber im Grunde nur belastet. Viele Dinge machen einen ganz schillersch komplett unfrei. Mit denen spielt man nicht, die hat man nur, und sie verstauben und stellen alles voll. Meiner Ansicht nach ist die Schwelle zur Kreativität auch noch nicht überschritten, wenn man sich eine stylishe Wohnungseinrichtung zusammenkauft. Das ist Schein-Kreativität. (Das alles sieht Jürgen sicher auch nicht anders. Ich greife nur Formulierungen auf.) Geld ist nicht kreativ. Kann nicht kreativ sein. Vielleicht verstehen Jürgen und andere nun wiederum mich nicht, wenn ich so abdrifte, aber in diese Richtung denke ich seit geraumer Zeit, und mich beschäftigt das. Wen es interessiert, der kann u. a. mal bei frugalisten.de reinschauen. Zu diesem Thread passen etwa der abgewandelte Ikea-Slogan: Kaufst du noch oder denkst du schon? und der Artikel mit diesem Zitat: "Auf diese Weise entdeckst du mit der Zeit die unglaubliche Macht des Nichtkaufens . Als Nichtkäufer gehst du mit offeneren Augen durch die Welt. Du wirst kreativ. Du suchst nach interessanten und außergewöhnlichen Lösungen."

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Hallo Jürgen,


    ich versuche mich mal an einer ganz simplen Antwort, kann sein, dass die völlig an dem vorbeigeht, das Dir bei dem Thema vorschwebt: Ich denke, die Kreativität wird heute deshalb so hochgehalten, weil die meisten Menschen ihren Alltag und vor allem ihren Beruf als sehr eintönig empfinden.
    Das Gegenteil davon ist dann für viele die "Kreativität". Kreativ sind also diejenigen, die bei der Arbeit ihrer Phantasie freien Lauf lassen und die nur genau das machen dürfen, was sie tatsächlich wollen. Damit wird die Kreativität gleichgesetzt mit "Selbstverwirklichung". Zu der nur die wenigsten die Möglichkeit haben.
    Also versucht man, sich Kreativitätsnischen zu schaffen: kreative Wohnungseinrichtung, kreatives Kochen, kreative Gartengestaltung. Kleine Freiräume in der Eintönigkeit eben.


    Die Gegenfrage für mich ist allerdings die, wie kreativ die sogenannten "Kreativen" eigentlich sind. Ich höre in Gesprächen relativ häufig, ich hätte so einen kreativen Beruf. Mal davon abgesehen, dass ich etliche Stunden meiner Arbeitszeit damit verbringe, Texte anderer zu lektorieren und zu korrigieren (was ich übrigens, so unkreativ es sein mag, ganz gerne mache), empfinde ich mich aber auch beim Schreiben meiner Bücher nicht unbedingt als kreativ. Ich schreibe. Ich kann das vielleicht halbwegs gut und es macht mir Spaß. Aber: Die Themen meiner Sachbücher sind vorgegeben, ich habe zwar Spielraum bei der Gestaltung, aber der ist nicht so groß, wie man meinen möchte. In der Belletristik ist das nicht so viel anders. Wer Genres bedient, der muss sich an die Genrevorgaben halten, man hat auch hier Spielraum, aber ich lebe doch da nicht meine persönlichen Phantasien oder dergleichen aus.


    Auch wenn ich mir andere "kreative" Berufe anschaue, sehe ich Ähnliches. Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt hat in seinem seiner Bücher über Orchestermusiker geschrieben, die darunter leiden, nur noch "Dienste zu schieben". Eine sehr berühmte Sängerin, deren Namen mir gerade absolut nicht einfallen will, hat ihre Operntätigkeit beendet, weil sie sagte, man lande da irgendwann bei drei, vier Paraderollen, die man weltweit an den Opernhäusern singt, mit denen man auch sehr gut verdient. Aber man macht das eben wie am Fließband, Neues auszuprobieren, dazu lässt der Kulturbetrieb kaum den Raum. Und das (und etliche andere Unsitten des Kulturbetriebs) wolle sie nicht mehr. Sehr kreativ klingt das meiner Ansicht nach auch nicht.


    In anderen "kreativen" Künstlerberufen kenne ich mich nicht aus. Aber ich vermute mal, da wird das nicht anders sein.


    Ich finde Kreativität sehr wichtig, vor allem, wenn ich mir anschaue, wie viele KInder schon ihre Tage vorwiegend mit YouTube-Clips verbringen, statt sich irgendwelche Spiele auszudenken, also "kreativ" zu sein. Aber ich habe auch das Gefühl, je unkreativer wir (als Gesellschaft) unseren Alltag empfinden, umso großer wird der Hype um vermeindlich kreative Tätigkeiten. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dabei vieles aber als gar nicht sehr kreativ.


    Eigentlich geht es eben um Selbstverwirklichung. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die nicht heute überbewertet wird. Das scheint mir auch so ein "Zwang" unserer Zeit geworden zu sein: Man muss sich nämlich dauernd selbst verwirklichen können :) Die Frage ist nur die, ob man das nicht auch in ganz "unkreativen" Berufen kann, wenn man sie einfach gerne macht.


    Auch nur Betrachtungen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht alle an dem vorbeischreiben, das Du Dir vorgestellt hattest :).

  • Ich denke, die Kreativität wird heute deshalb so hochgehalten, weil die meisten Menschen ihren Alltag und vor allem ihren Beruf als sehr eintönig empfinden.


    Das ist übrigens eine Triebfeder des Frugalismus - kein (zu stark) vorgegebenes Leben führen zu wollen.

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  • Vielen Dank für Eure Beiträge.
    Ich wollte auf den Widerspruch zwischen Ideal und Wirklichkeit der "Kreativität" in unserer Gesellschaft hinaus. Wenn die kreativen Leistungen so gering geldlich entlohnt werden - wieso stehen sie trotzdem in unserer geldorientierten Zeit so hoch im Kurs? Diese Frage habe ich für mich so beantwortet, dass tatsächlich die Kreativität massenhaft vorhanden und gefördert wird - aber eben nur als die Kreativität des Käufers, der sich zum Beispiel als Einrichtungskünstler seiner eigenen vier Wände austoben darf.
    Übrigens: Für viele (mich eingeschlossen) ist diese Art der Kreativität eine Überforderung: Ich habe halt keinen Spaß und keinen eigenen Geschmack beim Einrichten, deshalb kann ich mit Ikea wenig anfangen. Aber ich bewundere die kreative Leistung sehr, wenn zum Beispiel bei meiner Tochter die Farbe ihres Bademantels zum Look ihrer Wohnung passt. Worüber ich natürlich großzügig hinwegsehe: wer für diesen Look geblecht hat...

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  • Das unterscheidet uns beide :) Ich könnte nämlich dauernd einrichten. ich liebe das. Allerdings würde ich, wenn ich diese Art der Kreativität wirklich ausleben könnte, nicht mehr zu IKEA gehen. Nur muss ich mich ja sowieso zügeln. Aber ich würde, wenn ich könnte =). Frag mal die, die mit mir gestern bei IKEA waren (wo ich ja dann ... wenn ... nicht mal mehr einkaufen würde, zumindest keine Möbel).

  • Wenn die kreativen Leistungen so gering geldlich entlohnt werden - wieso stehen sie trotzdem in unserer geldorientierten Zeit so hoch im Kurs?


    Darauf will ich mal ketzerisch antworten: Damit alle in der heutigen Arbeitswelt verhafteten Schuftiere sich mit kreativen Freizeitbeschäftigungen begnügen (nicht umsonst tauchen jährlich zig neue Basteltrends auf - oder eben Einrichtungstrends, wenn das als Ausdruck der eigenen Kreativität herhalten soll) und sich nicht auf die Suche machen nach ihrer eigenen angeborenen Schöpferkraft, auf dass sie weiter in der Tretmühle ackern und bloß nicht auf dumme Gedanken kommen - etwas Eigenes machen zum Beispiel oder sonstwas Verwegenes ;)


  • Darauf will ich mal ketzerisch antworten: Damit alle in der heutigen Arbeitswelt verhafteten Schuftiere sich mit kreativen Freizeitbeschäftigungen begnügen (nicht umsonst tauchen jährlich zig neue Basteltrends auf - oder eben Einrichtungstrends, wenn das als Ausdruck der eigenen Kreativität herhalten soll) und sich nicht auf die Suche machen nach ihrer eigenen angeborenen Schöpferkraft, auf dass sie weiter in der Tretmühle ackern und bloß nicht auf dumme Gedanken kommen - etwas Eigenes machen zum Beispiel oder sonstwas Verwegenes ;)


    Ketzerisch finde ich die Antwort nicht, Andrea. ;) Im Gegenteil scheint mir der Gedanke sehr treffend zu sein. Allerdings gibt es eine "unsichtbare Hand" i. S. v. Adam Smith wohl auch nicht in dem Sinne, dass wir alle nur Marionetten "des Systems" wären. Die CEOs der Global Titans (der größten Firmen der Welt) treffen sich auch nicht jeden ersten Freitag im Monat, um bei einer Zigarre zu beraten, wie sie die Weltbevölkerung unter ihrer Knute halten und zu unmündigen Lämmern machen. Le système, c'est nous! Und ein Weg, dem stupiden und unkreativen Konsumenten-Dasein zu entrinnen, kann darin bestehen, sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist im Leben. Das bedeutet also anders als in HDs Buchlink nicht zu verzichten, sondern zu entdecken: Was brauche ich, und was kann weg in meinem Leben? In den seltensten Fällen dürfte zu den wichtigen Dingen Konsum-Pipapo zählen. Stattdessen belasten Dinge den Geist oft: als Plunder. Weniger Konsum kann in vielen Fällen zu mehr Kreativität führen.

    Dass Kreativität schlecht bezahlt wird - ja, wie ist das denn etwa beim Sport? Da ist es so ähnlich wie bei Autoren: Ein paar können fürstlich davon leben, die meisten aber nicht. Überhaupt scheint mir das bei den meisten Leistungen so zu sein, ob beim Schreiner oder beim IT-Experten: Es gibt ein paar wenige, und dann gibt es noch die Mehrheit. Für mich ist das auch keine Frage von Ungerechtigkeit. Ich finde es nur spannend, von Leuten zu lesen, die sich ein anderes Leben vorstellen als ein weitgehend fremdbestimmtes.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Und ein Weg, dem stupiden und unkreativen Konsumenten-Dasein zu entrinnen, kann darin bestehen, sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist im Leben. Das bedeutet also anders als in HDs Buchlink nicht zu verzichten, sondern zu entdecken: Was brauche ich, und was kann weg in meinem Leben?


    Nur. das ist ja sooo anstrengend :gaehn


    Mit dieser Diskussion sind wir flugs bei der Grundsatzfrage: Was ist wichtiger? Haben oder Sein? Von den Eltern und Eltern-Eltern haben wir das Haben gelernt und so verinnerlicht, dass die Frage nach dem Sein völlig untergegangen ist und damit unsere Kreativität, die für mich ein Ausdruck meines Seins ist. Die Frage wird aber, da sich das Haben auf dem Weg zum Glück als Scheinlösung herausgestellt hat, in Zukunft wichtiger werden, das ist jedenfalls meine Ansicht. Ausdruck dessen ist möglicherweise die EU-geförderte Projektreihe an Schulen: Künste öffnen Welten. An einem der Projekte habe ich gerade mitgewirkt. Darin soll den Kids vermittelt werden, dass es mehr gibt auf der Welt als schaffe, schaffe, Häusle baue.


    Ich finde es nur spannend, von Leuten zu lesen, die sich ein anderes Leben vorstellen als ein weitgehend fremdbestimmtes.


    Ich auch. Und ich habe den Eindruck, davon ist letztlich häufiger zu lesen. Weil der Mensch an sich ein kreatives Wesen ist, wozu bräuchte er sonst dieses riesige Gehirn? Wenn mehr Menschen ihr schöpferisches Potential nutzen würden, wie würde die Welt, wie würde unsere Gesellschaft dann aussehen? Wären die Menschen zufriedener? Glücklicher? Friedlicher? Wären sie gesünder? Entspannter, schätze ich mal.


  • Ich auch. Und ich habe den Eindruck, davon ist letztlich häufiger zu lesen. Weil der Mensch an sich ein kreatives Wesen ist, wozu bräuchte er sonst dieses riesige Gehirn? Wenn mehr Menschen ihr schöpferisches Potential nutzen würden, wie würde die Welt, wie würde unsere Gesellschaft dann aussehen? Wären die Menschen zufriedener? Glücklicher? Friedlicher? Wären sie gesünder? Entspannter, schätze ich mal.


    Ich behaupte, dass der Mensch sein schöpferisches Potential allein im Alltag schon häufig genug schöpft. Siehe dazu auch meine ersten Postings auf Jürgens Antwort. Die Kreativität allein auf das künsterlische zu beschränken ist mir zu eng. Allerdings halte ich einen Besuch bei IKEA nicht für einen kreativen Akt.

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  • Ich will jetzt mal einen eleganten Bogen zu den Autoren schlagen, die ihre halbfertigen Texte bei epubli etc. veröffentlichen, ohne sie vorher unserer BT-Textbesprechung vorzulegen ;-). Vielleicht haben sie ihre Kreativität auf anderen Gebieten schon erfolgreich erlebt und objektiv bestätigt bekommen - und dann wurde geglaubt, dass man analog auch auf dem Gebiet der Literatur kreativ reüssieren könnte. Dabei wird aber meines Erachtens völlig übersehen, dass auch das Handwerk einer (ich sag mal) Ikea-Kompetenz über Jahre erst erlernt worden ist: zum Beispiel in den Diskussionen mit den Freunden, der Peergroup etc. (Denn man fährt doch nicht allein zum Ikea, sondern immer mit kommunikationsfreudigen Partnern, mit denen dann die Verfertigung des Einrichtungsgedankens beim Sprechen vollzogen und mit einer Portion Köttbullar besiegelt wird). Seltsam, dass viele angehende Autoren trotz dieser Erfahrungen die kritische Textdiskussion scheuen.

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  • Ich behaupte, dass der Mensch sein schöpferisches Potential allein im Alltag schon häufig genug schöpft. Siehe dazu auch meine ersten Postings auf Jürgens Antwort. Die Kreativität allein auf das künsterlische zu beschränken ist mir zu eng. Allerdings halte ich einen Besuch bei IKEA nicht für einen kreativen Akt.


    Auch wenn jedes menschliche Handen kreative Anteile hat, so ist es nicht auch schon in jedem Fall kreativ. Jetzt könnte man streiten, ob nur das künstlerische Handeln kreativ sei; ich sage: ja, weil nur beim künstlerischen Handeln die Zwänge des Alltags suspendiert sind. Der Vers eines Gedichts oder der Satz eines Romans ist kein Teil einer alltäglich-konkreten Situation, sondern immer nur fiktiv; das heißt: er ist der Kausalität der Wirklichkeit entzogen. Dagegen wäre ein "kreativer" Maurer, wenn er sich den Kausalitäten des Hausbaus entzöge, bestimmt keiner, den man auf seiner Baustelle gerne sehen würde...

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  • Vor und während meines Studiums wurde ich öfter mal gefragt, warum ich denn Deutsch studieren würde. "Das sprichst du doch, das kannst du doch sowieso."
    Analog dazu kann auch jeder Bücher schreiben, der das Alphabet beherrscht. Glauben zumindest einige. Reden kann man ja auch, und jetzt muss man die Wörter eben aufschreiben.


    Das klingt ziemlich dämlich, spukt aber, denke ich, in den Köpfen vieler immer noch herum. Vielleicht spielt auch der Gedanke hinein, dass, was sich leicht liest, auch leicht zu schreiben sein muss. Also auf alle Fälle macht das Ganze weniger Arbeit und ist lustiger als so ein ganz normaler Bürojob :)

  • Mit dieser Diskussion sind wir flugs bei der Grundsatzfrage: Was ist wichtiger? Haben oder Sein?

    Analog dazu kann auch jeder Bücher schreiben, der das Alphabet beherrscht.


    Mir kam gerade dieses Spitzweg-Gemälde vom "armen Poeten" in den Kopf. Vorhin habe ich den Gedanken formuliert, dass ein Leben ohne Plunder kreativer macht. Umgekehrt könnte man postulieren: Befreie deinen Geist von Dingen! Der arme Poet ist natürlich ein Kitsch-Klischee. Thomas Mann hat nicht gerade am Hungertuch genagt und hat trotzdem - äh - ganz passabel geschrieben. Trotzdem bin ich der Ansicht - überspitzt formuliert: Jedes Stück unnötiger Tand von IKEA, Walmart, Saturn oder OBI macht einen geistig ärmer und damit weniger kreativ.

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