Nina George hat gezählt - und Autorinnen müssen jetzt wieder mal sehr stark sein

  • Und plötzlich wird mir wieder klar, warum es keinen Spaß mehr macht, bei den 42ern zu sein. Ich bin dann mal wieder weg. :bye

    Ironiedetektor kaputt?

    Sieht so aus - vielleicht auch nur was Falsches gegessen. Also versuchen wir´s mal so:
    Lieber Gerald, wenn jemand in einer Diskussion um die Frage, ob Frauen im Literaturbetrieb als Autorinnen schlecht behandelt würden, weil sie Frauen sind, einen (mit Ironieteufelchen versehenen) Einwurf macht, der genau diese Diskussion wiederum als sexistisch bezeichnet, so darfst auch du das getrost als Ironie auffassen.


    Rest per pn.

  • Nee, hab ich nicht. Ich hab das Beispiel herausgegriffen, das erkennbar deinen Widerspruch zu meiner Auffassung eben nicht belegen kann.


    ….


    Lieber Didi,


    du hast selektiv auf mein Posting reagiert. Und tust es noch. Verstanden hast du auch nicht, was ich - zugegebenermaßen etwas versteckt - ausdrücken wollte: Rein zahlenmäßig kommt man an die Sache nicht heran (Tom hat das noch etwas drastischer gesagt). Man kommt aber auch nicht zu einer Lösung durch subjektive Wahrnehmung, wie du das machst. Dein Eindruck ist dein Eindruck und wollte man ihn verifizieren, müsste man zählen – sich also wieder der Statistik bedienen.


    Fakt ist: Frauen werden nach wie vor in unserer Gesellschaft gegenüber den Männer benachteiligt, wenn es um Anerkennung ihrer Leistungen geht. Nicht mehr so schlimm wie vor einem halben Jahrhundert, sicher auch nciht mehr überall, aber es ist noch deutlich genug. Der Blick auf den Literaturbetrieb mit dieser Frage, wie Nina George es getan hat, ist berechtigt. Und solange man das als Frage offen lässt, gehe ich da mit. Behauptungen, es sei so, wie Heike das macht, kann ich jedoch nicht unterschreiben. Denn auch da geht es ganz ums Gefühl. Dem könnte ich zum Beispiel mein Gefühl entgegensetzen, dass ich mich ebenfalls im Literaturbetrieb benachteiligt und zurückgesetzt fühle - als Mann! Aber auch das ist nur eine subjektive Wahrnehmung und manch anderer, der noch überhaupt nicht veröffentlicht hat, könnte mir wiederum einen Platzverweis geben, mit dem Hinweis auf meine realisierten Veröffentlichungen. Mit lauter solchen subjektiven Wahrnehmungen und daraus resultierenden Behauptungen tragen wir nicht zu einer weiteren Veränderung (und Verbesserung) bei.

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    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zustimmung, Horst-Dieter.


    Andererseits ist eine Betrachtung der Zahlen auch nicht "offen" oder gar "neutral", wobei, zugegeben, auch niemand Neutralität vorgibt oder verlangt. Das Problem ist meiner Überzeugung nach weitaus differenzierter zu betrachten. Und ich glaube auch nicht, dass Chancengleichheit und Gleichberechtigung (endlich) hergestellt sind, wenn alle die gleichen Jobs machen.


    Nina George ist eine sympathische, kluge, engagierte und sehr talentierte Person. Aber. Es gab kürzlich bei Facebook eine Art Mini-Shitstorm gegen WikiMedia, die Stiftung, die die Wikipedia betreibt. Es ging darum, dass ein - vermutlich von einem Mitglied angelegter - Eintrag über die "Autorinnenvereinigung" wieder aus der Wikipedia gestrichen worden war, weil man ihn für irrelevant hielt, also den Verein nicht für bedeutsam genug, um in einer Enzyklopädie enthalten zu sein. Die Mitglieder der Autorinnenvereinigung und in der Folge auch Nina George vermuteten hier eine Verschwörung der Männer, die die Wikimedia beherrschen, und schimpfen ganz energisch auf diese, es gab Boykottaufrufe und vieles mehr. Tatsächlich ist Wikipedia kein Vereinsregister und keine Anschriftensammlung. Viele Vereine - auch solche, die von Männern dominiert werden - versuchen, sich dort selbst einzutragen, und viele werden wieder gestrichen, zum Beispiel hunderte von Sport und Hobbyistenvereinen. So übrigens auch der 42erAutoren e.V. vor zwei oder drei Jahren. Ja, es gibt Literaturpreise, die von der Autorinnenvereinigung (und übrigens auch von den 42ern) ausgelobt werden, Stipendien und weiß der Geier was sonst noch, und es gibt namhafte Mitglieder hier wie dort, aber über die gesellschaftliche und kulturelle Relevanz der Vereine kann man trefflich streiten. Und dies auch, ohne der Diskussion zwanghaft einen Geschlechterhintergrund zu verpassen, weil zufällig einer der vielen, vielen betroffenen Vereinsnamen auf dem Suffix "innen" endete.


    Ich kenne die Literaturbranche nach nunmehr 15 Jahren bei größeren Verlagen auch recht gut. Ich bin übrigens gerade bei einem recht großen Verlag, dessen Leitung in Frauenhänden liegt. Vieles von dem, was Nina George in ihrem Beitrag unterstreicht, stimmt, aber die Frage nach der Aussage der Zahlen ist, fürchte ich, tatsächlich etwas differenzierter zu stellen als nur als eine danach, wie lange die Männer noch verhindern, dass die Frauen vorankommen.

  • Ich denke, Männer und Frauen unterscheiden sich. Nicht nur durch Geschlechtsmerkmale. Auch durch Wesensmerkmale. Und ich glaube auch, dass diese Wesensmerkmale nicht nur durch Prägung/Erziehung begründet sind, sondern zum Teil schon in der Wiege liegen (ich spreche nur von der breiten, grauen Klischeemasse)
    Ein Merkmal ist für mich ein erhöhtes Harmoniebedürfnis, ein anderes eine größere Vorsicht. Und gerade diese sind nicht förderlich, um Karriere zu machen, um Geschäfte zu führen oder gar für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen (fangt jetzt nicht an fünf Millionen Gegenbeispiele aufzuführen, ich bin bei den 3 x10 hoch 9 siehe Klammer oben)


    Das ist ungerecht, gerade im Thema Gehaltsverhandlung. Deshalb bin ich für eine Regulierung, die für einen gerechten Ausgleich sorgt, wenn die gleiche Arbeitsleistung erfolgt.
    Blinde Gleichmacherei sollte aber nicht das Ziel sein. Wenn ein Mädchen mit Puppen spielen möchte, sollte es das auch dürfen.

  • Hier eine sehr seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema, und wer sich tatsächlich für Fakten interessiert, sollte sich die PDF herunterladen und zum Beispiel ab Seite 399 die Analysen zur Geschlechtergerechtigkeit im Buchmarkt lesen. Ziemlich faktisch. Da geht es nicht um Benachteiligung von Schriftstellerinnen, sondern um gut erforschte Strukturen in der Branche, die ebenso geschlechtsspezifisch ungerecht sind wie in anderen Teilen der Gesellschaft. Also Didi, von deinem rosaroten Glitzerwunderland Literaturbetrieb als Musterbeispiel für Gerechtigkeit (oder fast schon Matriarchat!) musst du dich leider verabschieden, wenn du nicht postfaktisch argumentieren willst.
    https://www.kulturrat.de/publi…uen-in-kultur-und-medien/
    Aber danke euch! Einige Reaktionen hier haben etwas sehr Positives bewirkt: Gestern bei meiner Lesung in Münchnen hat mich eine sehr nette Dame angesprochen, ich solle doch mal im Internet bei den Bücherfrauen vorbeischauen, einer Vereinigung von Frauen, die im Buchmarkt tätig sind. Das hab ich gemacht. Und da werde ich jetzt Mitglied. Danke euch! Ihr habt mich an die guten Strategien des Feminismus erinnert, nämlich sich als Frauen zusammenzutun, um sich das Hirn nicht vernebeln zu lassen und um sich gemeinsam zu engagieren.
    Gerechtigkeit hat übrigens nichts mit Gleicheit zu tun.


    Gerald
    Schade, aber ich kann dich gut verstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Heike D. ()

  • Hier eine sehr seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema, und wer sich tatsächlich für Fakten interessiert, sollte sich die PDF herunterladen und zum Beispiel ab Seite 399 die Analysen zur Geschlechtergerechtigkeit im Buchmarkt lesen. Ziemlich faktisch. Da geht es nicht um Benachteiligung von Schriftstellerinnen, sondern um gut erforschte Strukturen in der Branche, die ebenso geschlechtsspezifisch ungerecht sind wie in anderen Teilen der Gesellschaft. …
    https://www.kulturrat.de/publi…uen-in-kultur-und-medien/


    Danke für den Link. :blume Das PDF liegt schon auf dem Rechner.

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  • Die von mir genannte Stelle bezieht sich nur auf eine Studie, aber insgesamt ist diese ganze Arbeit recht interessant und bietet eine seriöse Grundlage, denke ich. Besonders frappierend sind wohl die Bedingungen von Regisseurinnen, speziell die Lage von Autorinnen wird evtl. nur gestreift. aber ich werde das lesen, das sagt etwas aus über unseren Kulturbetrieb und auch über die Bemühungen, ihn gerecht zu gestalten. Das Argument ist dabei für mich zwingend: Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur erhöht die Diversifizierung und damit die Qualität, und das wird als wünschenswert postuliert. Von Opferrolle ist da keine Rede.

  • Zitat

    Aber danke euch! Einige Reaktionen hier haben etwas sehr Positives bewirkt:


    Das ist schön. Wobei ich offenbar abermals klarstellen muss, dass meine Sexismus-Anmerkung satirisch (gemeint) war.


    Wir sind fraglos noch sehr, sehr weit von einer gerechten Gesellschaft entfernt, und, ja, wir werden die Distanz nicht verkürzen, wenn wir weiterhin zulassen, dass Kindern ungerechtes Denken eingeimpft wird (was die Ursache für viele kontinuierliche Menschheitsprobleme wie ethnische Auseinandersetzungen, Religionen, Rassismus, Nationalismus usw. usf. ist). Aber das ist nicht die einzige Ursache für Ungleichheiten. Auf der einen - extremen - Seite ist unsere Gesellschaftsstruktur und insbesondere die Struktur der Wirtschaft (wovon die Unterhaltungswirtschaft ein Teil ist) eine männliche, eine von maskulinen Prinzipien beherrschte. Andererseits ist das nicht unbestritten. Auf der anderen - extremen - Seite hat es nicht den geringsten Sinn, nach statistischem Ausgleich zu verlangen, den man mit den bestehenden Ressourcen einfach nicht herstellen kann. Weil diejenigen, die tätig werden müssten, um die Statistiker zu befriedigen, daran schlicht überhaupt kein Interesse haben.

  • Tschuldigung, wenn ich mich von außen (und vom Smartphone) aus einmische, aber ich finde aus Heikes letztem Beitrag den Satz am Ende super, mit der Diversifizierung und der Erhöhung der Qualität.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Tschuldigung, wenn ich mich von außen (und vom Smartphone) aus einmische, aber ich finde aus Heikes letztem Beitrag den Satz am Ende super, mit der Diversifizierung und der Erhöhung der Qualität.


    Ja, weil dann auch egal ist, ob die Männer oder die Frauen selber schuld sind oder es selber so wollen, sondern wichtig ist, dass es sich ändert. Und da werden ja auch Bemühungen und Strategien vorgestellt. Weil sich die Gesellschaft im Gegensatz zu den 50er/ 60er Jahren tatsächlich verändert hat, auch wenn Frauke Petry das Rad wieder zurückdrehen möchte.


    Tom
    Ich wusste nicht so recht, ob du es ernst meinst.


    Ich dachte kurz, ob Männer vielleicht das Gefühl haben, ihre Leistung, ihre Werke, ihr Erfolg und ihr Können sollten durch solche Zählungen irgendwie geschmälert oder sogar entwertet werden, was ja nicht die Absicht sein kann, also meine jedenfalls nicht und Frau Georges bestimmt auch nicht.

  • Ja, weil dann auch egal ist, ob die Männer oder die Frauen selber schuld sind oder es selber so wollen, sondern wichtig ist, dass es sich ändert.


    Das würde ich doch mal vollumfänglich unterschreiben! Um nochmal zum Ausgangspunkt zurückzukommen, ich finde ja nach wie vor, dass es zwei verschiedene Themen sind - die Anerkennung von Schriftstellerinnen oder die Karrieren im Literaturbetrieb. Mir ist besonders ein Satz in dem Artikel von Nina George hängengeblieben, nämlich dass viele männliche Leser von Frauen geschriebene Literatur als "Literatur für Frauen" wahrnehmen. Das kann ich aus meiner Arbeit als Buchhändlerin bestätigen, und schlimmer noch: ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob ich selbst ganz frei davon bin. Das kann ich jetzt nicht ernsthaft hierhin geschrieben haben. Kann man jedenfalls mal ernsthaft drüber nachdenken.


    Übrigens, mit:
    ,


    Direkt sexy finde ich sie auch nicht.



    meinte ich nicht die Diskussion, Heike, sondern die in dem Artikel vorgestellten Zahlen. Damit da kein Missverständnis entsteht. Manchmal schreibt man was, und dann steht das da und sieht auch irgendwie komisch aus ...

    "Aim high, expect nothing."

    (Uschi Obermaier?)

  • Ich bin geschätzte 30 Jahre als Autor und Literaturagent unterwegs. Was ich sagen kann: Mir ist bei rund 2000 abgeschlossenen Verträgen noch kein einziges Mal bewusst aufgefallen, dass Frauen anders honoriert werden als Männer. Was auch stimmt: Frauen sind im Buchbereich durchaus überrepräsentiert. Aaaaber: Ganz oben hocken dann doch wieder die Kerle. Geschäftsführer oder Verlagsleiter. Ab Programmleitung wirds dann weiblicher. Und in den Lektoraten sind Frauen schon in der Mehrheit. Ich glaube auch, dass im Vertrieb Männer das Sagen haben. Im Marketing würde ich es nicht beschwören. Soeben persönlich erfundene Faustregel: Je kreativer der Job, desto Frau. Je wirtschaftsorientierter, desto Mann. Aber reines Bauchgefühl.


    Das ist mal eine Erfahrung, die meine unterstützt. Und interessant, was die Honorare für Männlein und Weiblein angeht, die ich selbst eben gar nicht beurteilen kann.


    Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass es Frauen insgesamt schwerer gemacht wird, in die oberen Sphären aller möglichen Berufe aufzusteigen. Also, ich sollte das einschränken, es ist ihnen bis vor fünf bis zehn Jahren schwerer gemacht worden. Seit der Quotenregelung (und sorry, ich komm vom Land, bei Quote denke ich immer noch an Milchquote :evil ) wird es ungerecht. Denke ich. Denn auf leitende Stellen berwerben sich nicht 50 zu 50 Männer und Frauen, sondern ca. 35 zu 65 oder sogar deutlich weniger Frauen. Weil Frauen eben doch lieber bei ihren Kindern zuhause bleiben. Das kann man als Emanze oder als Frau, die meint, Mann müsse unbedingt selbst für die Kinder zuhause bleiben, beklagen. Darauf kommt es aber nicht an. Wenn Frauen Kinder haben wollen und dafür lieber erstmal zuhause bleiben (über eine Elternzeit hinaus, die die wenigsten Frauen übrigens zum größten Teil an ihre Männer abgeben wollen) und danach lieber halbtags arbeiten - verdammt nochmal, warum sollen diese Frauen das nicht dürfen???? Wenn man aber Karriere machen, also in die höheren Gehälter einsteigen will, dann geht das schlicht nicht. Ein Leiter einer wie auch immer gearteten Filiale kann nunmal nicht halbtags arbeiten. Ist so. Punkt. Da muss eine Frau nunmal die Vollzeit im Beruf haben wollen. Meine Kollegin will das und tut das, aber sie hat auch einen Mann, der das mitmacht. Und meines Erachtens ist genau da der Knackpunkt. Frau muss es wollen und ihr Mann auch. Das ist ein modern umgedrehtes Familienbild. Klar, dass die Nachbarn und Co da meckern. Und leider auch die meisten Frauen, die mit diesem Paar zu tun haben und die dann Frauen wie meine Kollegin verteufeln!!! Hat sie so erlebt. Denn die meisten Frauen wollen das doch sowieso nicht. Eine Karriere funktioniert aber nun mal leider nicht auf Halbtagsbasis minus nach Hause flitzen, weil das Kind sich im Kindergarten übergeben hat. Frau muss sich entscheiden - geht derJob vor oder die Familie. Und bei den meisten Frauen geht verständlicherweise die Familie vor. Das ist bei den meisten Männern dann eben anders.


    Solange aber bei dem größten Teil der weiblichen Bevölkerung das so ist (und es wird auch nicht wesentlich anders werden und das ist vielleicht ja auch gut so), ist die Quote fifty-fifty für leitende Positionen idiotisch. Aus meiner persönlichen Berufserfahrung habe ich leider genau das erlebt - die Frauen, die tatsächlich an die Spitze kamen, gerne auch quotenbedingt, waren die unfähigsten Leiter, die die Welt je erlebt hat, sie haben soviel kaputt gemacht... Natürlich gibt es auch andere Frauen, die richtig gut sind, die wirklich richtig emanzipiert sind und Männerdomänen erobert haben. Meine eigene Chefin ist so ein Exemplar und ich bin stolz, für sie zu arbeiten. Aber ich selbst, als Frau übrigens, möchte ihren Job nicht geschenkt haben. Und ratet mal - nein, sie hat keine Kinder. Weil sie mit Kindern den Job einfach nicht hätte machen können.


    Und das ist keine moralische Frage, sondern eine persönliche. Die aber die meisten Frauen anders beantworten würden - was ich nicht negativ finde, aber was unbedingt in die Quotenbertechnung eingehen müsste.


    Erstaunlich in diesem Sinne ist vielleicht für die Quotenbefürworter auch, dass viele Frauen, die ich kenne und die erfolgreiche Autorinnen - wenn auch meist "nur" (aber das "nur" ist nicht von mir, sondern von den Nölerinnen, ich finde den Erfolg nämlich schlicht beneidenswert) mit reinen Unterhaltungswerken, sind, nicht nur ein oder zwei Kinder haben, sondern sogar drei oder mehr .


    Wie Literatur von Männern und Frauen wahrgenommen wird, wird sich sicher auch durch alle erdenklichen gesetzlichen Maßnahmen nicht ändern. Wer will denn zum Beispiel die Leser verpflichten, mehr Elizabeth George als Stuart McBride zu lesen. Das ist doch nur abhängig davon, wie gut die Bücher sind. Will man da auch Quoten einrichten? George gegen McBride, Walters gegen Rankin?

    Fiction has to be realistic, unlike real life.
    Ian Rankin

  • Lieber Tom,
    wir waren mal eine Weile gleichzeitig bei einem Verlag.
    Ich würde wetten, dass du höhere Garantiezahlungen bekommen hast, als ich. Einfach so aus dem Bauch heraus.
    Vielleicht täusche ich mich da ja auch.
    Aber was ich so weiß - so von Kolleginnen und Kollegen - tatsächlich bekommen die Männer da oft mehr als die Frauen.
    Das ändert sich irgendwann, wenn es Erfoge gibt.


    Und ja, liebster Gerald - ich kann mich wirklich nicht beschweren. Die Agentur holt immer wieder wirklich alles für mich heraus. Ich weiß aber im Moment gar nicht, ob wir in der Agentur ein männliches Gegenstück zu mir haben?? Im Sachbuchbereich ganz sicher, aber in der Belletristik?


    Schwieriges Thema.


    Gerade läuft auf FB auch so ein Shitstorm gegen ein Frauengrillbuch ... ich finde es ätzend. Da wird der Titel beanstandet, dabei wissen doch alle, dass die Titel selten die AutorIn macht, sondern eher der Verlag. Und ja, Titel ud Cover sind genderorientiert, je nach Zielgruppe.
    So what?

  • Liebe Heike und ihr lieben Anderen alle,


    hab mir hier jetzt nicht alle Kommentare durchgelesen, will aber trotzdem meinen Senf noch dazugeben:
    Ich bin - seit 2009 in der oben von Tom erwähnten Autorinnenvereinigung e.V. Mitglied und langjährig im Beirat tätig. Sie hat extrem stark angefangen mit Jay Monika Walther, hat tatsächlich länderweit vernetzt, unterstützt und bewegt. Das ist lange her und ganz ehrlich finden sich unter den Mitgliedsfrauen stets viel zu wenige, die tatsächlich mitwirken.
    Etwas besseres, als die Androhung der Streichung bei Wikipedia hat ihr gar nicht passieren können, da sie selten soviel Sympathie- und
    Zugehörigkeitsbekundungen erhalten hat, wie in diesen Tagen.
    Ich bin sehr dafür, selbstverständlich weiblich Platz zu fordern. Und zwar überall! Aber ich bin ebenfalls sehr dafür, dass Männer sich ebenfalls aus ihren gesellschaftlichen Beschränkungen befreien. Mag sein, ich hab zu viel C.G. Jung und über Anima und Animus gelesen. Aber für mich liegt genau dort die Lösung, wo wir Stereotype in uns selbst aufbrechen und "die jeweils andere Seite" kennen- und verstehen lernen. Nun doch lange Rede, kurzer Sinn:
    Das Ganze bleibt für mich eine psychologische Angelegenheit. Sozialpädagogik und Politik entwickeln sich ja mit genau den Menschen weiter, die sie betreiben, und wenn die weiter Machos und Barbies bleiben würden, kommt da auch nix anderes bei raus.


    Von daher ermüden mich die immer gleichen Leiern von Zahlen, Quoten und Regeln.


    Hoffnung habe ich dennoch: Wenn jemand, der offen genau die Werte lebt, die in den USA der 70 von den Hippies eingefordert wurden, schwarze Hautfarbe hat und mit einer starken, sichtbaren Ehefrau und Partnerin Präsident werden kann, muss es bergauf gegangen sein. Auch wenn ein Obama diese Werte politisch nicht völlig durchsetzen konnte, sie sind in der Führungebene der Welt angekommen...

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    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt