Seit Jahren fallen reihenweise Bewerber bei der Polizei durch den Deutschtest:
Bundeskriminalamt senkt Bewerbungskriterien
Was bleibt da anderes übrig, als die Anforderungen zu senken.
Seit Jahren fallen reihenweise Bewerber bei der Polizei durch den Deutschtest:
Bundeskriminalamt senkt Bewerbungskriterien
Was bleibt da anderes übrig, als die Anforderungen zu senken.
Angeblich sind es sogar Abiturienten! Das hat mich schon erschreckt. Hier wurden Leute zur Kriminalpolizei beworben und keine Streifenpolizisten.
Man kann ein Abitur auch ohne hinreichende Kenntnisse in Orthographie und Grammatik bekommen. Was nicht heißt, dass ich das ok finde. Das Problem entsteht m.E. bereits in den ersten Grundschuljahren.
Maryanne
Das ist mir total neu! Gibt es das auch in B-W? Aha, deshalb schreiben heute alle in Kürzeln. LG, SDZS etc. dafür reichts grade noch?
Man hört doch immer, dass die armen Kinder so einen furchtbaren Schulstress haben. Und gab es nicht deshalb diese unsinnige Rechtschreibreform??!?
Da schüttelt Oma verwundert das weiße Haar.
Hallo Linda,
in Niedersachsen ging das tatsächlich auch mit schlechten Orthographiekenntnissen, als ich damals Abi gemacht habe. Die Schüler bekamen dann für die Klausuren bei allzu fehlerhafter Rechtschreibung maximal zwei Punkte Abzug bei der Note, man konnte also durchaus statt einer knappen Vier, also vier Punkten, eine Fünf bekommen, das waren dann eben nur noch zwei Punkte. Und das hat sich, wenn jemand eine grundsätzliche Schreibschwäche hatte, auf den Abischnitt ausgewirkt, hat das Abitur an sich aber nicht unmöglich gemacht, vorausgesetzt, man war nicht ohnehin ein sehr leistungsschwacher Schüler.
Eine Ausnahme gab es eine Zeit lang für Schüler mit Legasthenie, aber ich meine, diese Sonderregelung ist inzwischen aufgehoben.
Aber Rechtschreibung ist ohnehin sowas von uncool
Zum Schulstress: Blödes Thema. Für Deutschland kenne ich mich nicht mehr aus, aber mein Sohn ist jetzt in der 6. Klasse, nicht Gymnasium, sondern "Neue Mittelschule", das ist eine Schulform, die es so nur in Österreich gibt. Sie dauert vier Jahre, danach können die Schüler ohne Probleme aufs Gymnasium wechseln, das Schulsystem ist in dieser Hinsicht durchlässiger als in Deutschland. Aber zumindest er steht ganz schön unter Druck oder er macht ihn sich selbst. In dieser Schule wird so gut wie jeder Lernstoff dauernd geprüft, sie schreiben mindestens einen angekündigten oder unangekündigten Test pro Woche. Das kann eine gute Methode sein, um die leistungsschwachen Schüler rechtzeitig aufzufangen, andere fühlen sich davon sehr unter Druck gesetzt. Und ob es etwas nützt, damit bestimmtes Basiswissen irgendwann bei JEDEM Schüler angekommen ist, weiß ich selber nicht.
Gleichzeitig bietet seine Schule mehrmals pro Woche Zusatzstunden an, in denen Schüler unter Anleitung der Lehrer üben können. Das kenne ich so von Deutschland nicht.
Diese Stunden sind übrigens gleichzeitig ein ideales Druckmittel: Wer nämlich seine Bücher zuhause vergisst, zu oft die Hausaufgaben nicht macht oder sonst irgendwie sehr stört, der muss nachsitzen. Und das geht jeden Tag Diese Schule hat diese Zusatzstunden tatsächlich täglich im Lehrplan enthalten.
Niemand kann verpflichtet werden, Rechtschreibregeln zu befolgen. Im Privaten darf jeder schreiben, wie er will. So weit, so gut. Allerdings lässt sich von kreativer Verwendung der Grammatik eher selten auf einen freien Denker schließen. Viele werden’s schlichtweg nicht anders können. Bereits 1984 – vor der/den Rechtschreibreform/en jüngerer Zeit (und der Wiedervereinigung) – beklagte z. B. der Spiegel: „Die westdeutsche Industriegesellschaft verliert ihre Schriftkultur“. Und da geht es eingangs nicht um Abiturienten, die im Einstellungstest versagen, sondern um Studenten. „Grundkurs Deutsch für Diplomanden und Doktoranden“ – ein Witz? Ist die Ausgabe zufällig vom 1. April? Ist sie nicht. Und wahrscheinlich waren damit auch durchaus Muttersprachler gemeint. „Gesellschaft wendet sich von der Schriftkultur ab?“ Wie denn das? Hat man nicht manchmal das Gefühl, dass es heute mehr Schreibende als Leser gibt ?
Immerhin, nach der Rechtschreibreform darf man „Betttuch“ hochoffiziell mit drei „t“ schreiben und muss nicht mehr bis vier zählen und auch nicht mehr wissen, was überhaupt ein Konsonant ist. Ich schreibe mit der Hand immer noch nach der alten Rechtschreibung (und ansonsten wahrscheinlich ein Mischmasch zwischen alt und neu, richtig und falsch – auch wenn das Risiko heute gesunken ist, etwas falsch zu schreiben, weil man’s so oder so schreiben kann).
Putzig: Anno 1972 meinte das SPD-regierte Hessen, mit einer Vereinfachung mehr Chancengleichzeit zu schaffen. Und kam damit nicht durch. 2016 spielt das Elternhaus immer noch eine entscheidende Rolle, ob jemand studiert – unwahrscheinlich, dass 1984 die im Artikel zitierten Diplomanden und Doktoranden mit Deutsch-Nachholbedarf alle aus Nicht-Akademikerfamilien kamen.
Wie auch immer: Allzu gespannt, wohin der Weg geht, bin ich nicht. Zurück – eher unwahrscheinlich.
Wenn die Deutschkenntnisse von Muttersprachlern immer schlechter werden, wird man die Anforderungen herunterschrauben müssen. Nicht nur bei der Polizei .
Sprache ändert sich. Was heute falsch ist, ist morgen normal. Leider sieht es momentan so aus, als würde sich auch die deutsche Sprache verflachen. So etwas ist immer der Fall, wenn große Gruppen Nicht-Muttersprachler integriert werden. Mit dem Englischen ist ähnliches passiert, als der ursprünglich französisch-sprachige normannische Adel sich nach dem Verlust des hundertjährigen Krieges nach England orientierte und die komplexe Sprache der Eingeborenen bestenfalls dilettantisch sprach. Das Vorbild des Hofes wirkte dann wieder auf die Volkssprache zurück. Mit dem Deutschen wird es hoffentlich nicht so schlimm
Bem.: Ich kann mich immer noch nicht an die Kombination »danke - gerne« gewöhnen. Für mich ist die korrekte Antwort immer noch »bitte« :-/
"Gerne" am Satzanfang finde ich schlimmer - und es setzt sich immer mehr durch.
Liebe Anja,
lieben Dank für deine Ausführung. Irgendwie beruhigt mich, dass du das österreichische Schulsystem nicht ganz so schwarz siehst. Denn meine 4 Enkelkinder sind Österreicher und ich war entsetzt als ich hörte, dass meine Enkeltocher auch "nur" auf eine sogenannte Mittelschule geht, obwohl sie sehr gute Noten hat. Die Nachbarin meiner Kinder, eine Lehrin, erklärte mir auf mein Unverständnis, weshalb Anna trotz dieser tollen Noten nicht aufs Gymnasium geschickt wird: "Sie dürfen unsere Noten nicht mit den Noten des deutschen Schulsystems vergleichen. Ich war überrascht. Vielleicht meinte sie das Schulsystem Bayerns?
Hier höre ich, dass unsere Sprache auf Grund Zuwanderer verflacht, das kann man in Frankreich sicher so nicht erleben. Oder irre ich?
Gott bin ich froh, dass ich meinen Sohn groß habe! War auch nicht immer lustig.
Liebe Grüße nach Salzburg
Linda
ZitatLeider sieht es momentan so aus, als würde sich auch die deutsche Sprache verflachen.
Eben war noch von mangelnden "Kenntnissen" über die Rechtschreibung die Rede (wobei nicht klar war, ob wirklich "Kenntnis" oder doch nur einfach die "Anwendung" von Regeln gemeint war), und Schwupps! ertönt wieder die Klage über die angebliche "Verflachung" unserer Sprache aufgrund der Kontamination mit "fremden" Sprachen (ist das wirklich so gemeint?). Nur zur Erinnerung: Aus sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Anhaltspunkt, der die These vom Verfall unserer Sprache belegt. Im Gegenteil. Der Abbau von "Flexionsfähigkeit", das heißt die Reduktion der Formenvielfalt (Beispiel: unregelmäßige Verben, Genitivobjekt, Konjunktiv 2 etc. etc.) - dies ist übrigens ein Prozess, den unsere Sprache seit dem Mittelhochdeutschen durchläuft und der nicht durch den Einfluss "fremder" Sprachen verursacht wird - wurde und wird ausgeglichen durch zunehmende Ausdrucksflexibilität und Gedankenschärfe - oder wie Jacob Grimm das nennt: durch "Feinheit und Abstraction".
Hallo Linda,
das österreichische Schulsystem ist tatsächlich in einigen Punkten anders als in Deutschland. Allerdings würde ich das nicht auf die Noten beziehen. Ich kann Dir ja mal ein bisschen dazu erzählen:
Grundsätzlich muss ich sagen, dass das, was ich Dir hier schreibe, sich in erster Linie auf die Stadt Salzburg bezieht. Und hier ist es wirklich so, dass die Kinder ab dem Abschlusszeugnis der 3. Grundschulklasse nur noch Einsen haben sollten, wenn sie auf dem Gymnasium genommen werden wollen. Die gefragten Gymnasien können sich die Schüler aussuchen und stellen diese Ansprüche. Ich war selbst völlig entgeistert, als ich mitbekommen habe, dass es bereits Ende der 2. (!) Klasse Tränen wegen fehlender Einsen im Zeugnis gab.
Andererseits ist die Empfehlung der Grundschule hier genauso wenig bindend wie in Deutschland, und auch in Österreich gehen 45 bis 50 Prozent der Schüler weiter aufs Gymnasium.
Entsprechend groß sind die Klagen über die hohen Anforderungen dort, aber eine der Lehrerinnen meines Sohnes sagte dazu ganz einfach, es würden zu viele Kinder dorthin geschickt, ohne dass sie dort hingehörten, und diese Kinder seien natürlich entsprechend überfordert. Das ist hier eigentlich auch wie in Deutschland.
Jetzt mal zu den Neuen Mittelschulen, die hier übrigens nur NMS genannt werden Dort gehen die Kinder nur vier Jahre hin, dann können sie auf jede andere Schule wechseln, sie können aber auch abgehen und mit irgendeiner Berufsausbildung beginnen. Und auch hier sind die Eltern nicht an irgendwelche Empfehlungen gebunden, das heißt, versuchen kann es nach der NMS jeder auf dem Gymnasium, so wie ich es bisher verstanden habe.
Der große Unterschied zu den deutschen Haupt- oder auch Realschulen ist aber der, dass es auf dem Land oft nur die NMS gibt. Dorthin gehen die Kinder eben nach der Grundschule, und zwar so gut wie alle. Sie könnten zwar auch aufs nächstgelegene Gymnasium gehen, da das aber oft mit recht großen Fahrwegen verbunden ist, machen es die wenigsten. Auf dem Land ist es also schlicht "normal", zunächst auf die NMS zu gehen. Wenn die Kinder dann größer sind und die Eltern davon ausgehen, dass ihnen das frühe Aufstehen und die langen Fahrwege mit dem Bus nicht mehr so viel ausmachen, wechseln sie auf die weiterführenden Schulen. Grundsätzlich können sie in jedes Gymnasium gehen, es gibt aber auch spezielle "Oberstufengymnasien", die erst ab der 9. Klasse beginnen, dorthin wechseln die meisten Schüler nach der NMS.
Und bei den NMS gibt es große Unterschiede. Es gibt Schulen, die als sogenannte Resteschulen gelten, und es gibt NMS, die ein hohes Leistungsniveu haben und sehr gut aufs Gymnasium vorbereiten. Man sollte tatsächlich gut auswählen, auf welche NMS man sein Kind gibt.
Mein Sohn ist auf einer "Modellschule" der Pädagogischen Hochschule, er war auch bereits in der entsprechenden Grundschule der PH. Ob diese Schule anderen NMS entspricht, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich habe mich für diese Schule entschieden, weil mir seine Grundschullehrerin dazu geraten hat. Er hätte sogar diese vielen Einsen als Voraussetzung mitgebracht, aber seine Lehrerin meinte damals, er wäre ein Kind, das eine individuellere Betreuung bräuchte, also Lehrer, die auf ihn eingehen. An den Gymnasien wird eben der Unterricht "durchgezogen", wer Schritt halten kann, für den ist es gut, wer nicht mitkommt, hat Pech.
Auf seiner NMS haben die Kinder in den wichtigsten Fächern immer zwei Lehrer, die abwechselnd oder auch gleichzeitig unterrichten und die den Kindern zum Teil auch je nach Leistung andere Aufgaben geben. Am Anfang des Schultages stehen immer ein bis zwei Stunden, in denen die Kinder eigenständig Themen erarbeiten müssen. Wenn sie es können, dann dürfen sie sich sogar aussuchen, in welcher Reihenfolge sie die bearbeiten, wenn die Lehrer merken, dass die Kinder ihre Lerneinheiten noch nicht selber organisieren können, dann geben sie ihnen die Reihenfolge genau vor. Der ganze Stoff dieser Stunden wird dauernd geprüft, um zu sehen, ob beim eigenständigen Lernen auch etwas herauskommt. Deshalb auch diese vielen kleinen und großen Tests und Beurteilungen.
Und es gibt Angebote, dass die Kinder am Nachmittag zu zusätzlichen Stunden gehen, um Lerndefizite aufzuholen.
Das ist einerseits sehr gut, andererseits haben leistungsschwächere Kinder dadurch häufig auch noch mehr Unterricht. Und zu diesen Stunden werden die Kinder eben auch verpflichtet, wenn sie schludrig sind, ihre Unterlagen immer wieder vergessen, Hausaufgaben nicht machen und dergleichen. Es ist also Angebot und "Disziplinierungsmaßnahme" in einem, wenn man so will.
Aber das ist, wie gesagt, eine Modellschule, ich weiß nicht, inwieweit dieses Konzept für alle NMS in Österreich gilt.
Mein Sohn wollte eigentlich überhaupt nicht auf die NMS, sondern gleich aufs Gymnasium wie die meisten seiner Mitschüler, vor allem auch die mit den schlechteren Noten, als er sie hatte. Aber jetzt gefällt es ihm dort sehr, er ist gut und fühlt sich von den Lehrern "wahrgenommen". Und ich finde es ehrlich gesagt besser, von der NMS aufs Gymnasium zu wechseln, als irgendwann vom Gymnasium wegen schlechter Leistungen auf die NMS abgeschult zu werden. Das ist für die Kinder dann wirklich eine "Niederlage".
Wo wohnt denn Deine Enkeltochter? Auf dem Dorf oder in der Stadt?
Jedenfalls ist die NMS nicht zwangsläufig mit einer deutschen Hauptschule zu vergleichen. Manche entsprechen der Hauptschule in Deutschland durchaus, aber einige haben ein Niveau, das für die leistungsstarken Schüler dem des Gymnasiums entspricht. Denn, wie gesagt, die Förderung der Kinder ist hier, wenn es eine gute NMS ist, individuell.
Ich glaube, wir führen hier gerade ein "Parallelgespräch" zu dem eigentlichen. Entschuldigung an alle, die eigentich nur über die Polizisten reden möchten Ich bin jetzt mit meinem Vortrag fertig.
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Ich glaube, wir führen hier gerade ein "Parallelgespräch" zu dem eigentlichen. Entschuldigung an alle, die eigentich nur über die Polizisten reden möchten Ich bin jetzt mit meinem Vortrag fertig.
Vielleicht wird dein Sohn ja mal Polizist. Dann passt's wieder.
Liebe Anja,
damit wir nicht den Zorn der anderen Forumsteilnehmer auf uns ziehen, melde ich mich per Mail.
ZitatIch kann mich immer noch nicht an die Kombination »danke - gerne« gewöhnen. Für mich ist die korrekte Antwort immer noch »bitte« :-/
Ich habe in den letzten Wochen verstärkt auf diese Kombination geachtet. Dieses "gerne" hat die Bedeutung von "Ich habe das gerne gemacht" oder auch "Ich mache das gerne, worum Sie bitten". Für mich ist dies wieder ein Beispiel nicht für den Verfall, sondern die Bedeutungsverfeinerung unserer Alltagssprache: Mit dem "gerne" wird die Doppelbedeutung von "bitte" hinter sich gelassen. Denn einmal "bittet" man "um" eine Gefälligkeit ("Würdest du das bitte für mich tun?"), zum anderen ist "bitte" eine Höflichkeitsformel, mit der zum Beispiel ein Geschenk überreicht wird ("Bitte, das schenke ich dir"). Also beinhaltet das "bitte" (für sich allein betrachtet) im Kern eine Widersprüchlichkeit, die nur durch den Kontext geklärt wird. Dies erinnert an den zutiefst widersprüchlichen Genitiv: Das Geschenk des Vaters - kann ein Geschenk vom oder für den Vater sein; entweder "schenkt" der Vater oder er wird "beschenkt". Auf analoge Weise, wie die Formulierung "Das ist ein Geschenk vom Vater" den Genitiv an Genauigkeit übertrifft, erhöht das "gerne" die Grimmsche "Feinheit" unserer Sprache, indem es eindeutig ausdrückt, dass es etwas schenken, aber nichts geschenkt haben will.