Ich spähe vorsichtig durch den Türspalt des 42er Hauses. Ich bin nicht so ängstlich, wie das im ersten Augenblick aussehen mag - nein - ich bin vorsichtig - was nicht heißt, dass ich nicht gerne erzählen würde.
Ich habe immer gern und viel gelesen. Und genau diese Bücherwurm-Mentalität hat mich Zeit meines Lebens zu einem schändlichen Vorurteil verführt – nämlich - dass das Schreiben von Geschichten ja um Gottes Willen nicht so schwer sein kann. Was für ein Irrtum!
Warum ich ausgerechnet jetzt zum Schreiben gekommen bin? Die Antwort ist kurz, bedarf aber einer Erläuterung. Ich bin Alkoholiker. Trocken und nüchtern (was nicht das gleiche ist). Wenn man so alt ist, wie ich es jetzt bin, dann hat man naturgemäß viel erlebt und kann jede Menge erzählen. Ich erzähle vom Leben eines Menschen, der die Liebe sucht und den Alkohol findet. Genuss bis zur bitteren Neige quasi.
Ich schreibe nicht an der tausendsten Alkoholikerfibel – ganz im Gegenteil - es soll ein Entwicklungsroman werden. Franz Fink ist mein Protagonist, er soll für mich noch einmal dieses Leben Revue passieren lassen. Ich habe noch keinen Titel, vielleicht heißt er ja „Eisenwein“, wie der erste Alkohol, der damals als Medizin getarnt daherkam und für ein blutarmes Bürscherl von gerademal 15 Jahren den Einstieg in eine Spirale der Abhängigkeit bedeutete.
Jetzt bin ich mitten drin in dieser nie geglaubten Schinderei des Schreibens (weil ich so gar keine Ahnung gehabt habe, was Schreiben bedeutet). Aber es ist schön und wird immer interessanter. Ich freue mich hier bei den 42ern gelandet zu sein und bin schon gespannt, was hier so abgeht in Sachen Literatur. Ich bin bereit.