Gerade lese ich, dass auch Sparkassen Negativzins auf lange Sicht nicht mehr ausschließen. Man peilt zunächst große Vermögen an, aber der kleine Sparer wird dem ebenfalls nicht lange entgehen. Er wird dann nicht mehr nur noch Wertverlust durch fehlenden Inflationsausgleich auf seinen Spargroschen haben, sondern es wird ihm vom Spargroschen sogar noch etwas abgezogen. Regelmäßig. Dass es große Kapitalanleger unter Umständen noch härter trifft, ist kein Trost, zumal jene das durch diverse Transaktionen weitgehend umgehen können-
Sind wir damit dem "Freigeld" (oder "Schwundgeld") eines Silvio Gesell ein gutes Stück näher gekommen? Der hatte vor fast hundert Jahren aus der Beobachtung von Wirtschaftskrisen eine Geldtheorie entwickelt, die zunächst absurd erschien. Geld, dass nicht im Umlauf blieb, sollte an Wert verlieren. Während der Weltwirtschaftskrise gab es einige Experimente, die so positiv verliefen, dass sie untersagt wurden. Angestoßen von der Lobby der Banken. Einer der bedeutendsten Nationalökonomen des 20. Jahrhundert – John Maynard Keynes – sagte jedenfalls, dass man von Gesell mehr lernen könne als von Karl Marx. Bislang war davon wenig zu spüren. Man hat ihn als Spinner abgetan und es gab nur kleine Grüppchen, die versuchten, seine Lehre hochzuhalten. Steht ihm - bzw. seiner Geldtheorie - jetzt eine Renaissance bevor?