Ich handhabe das seit geraumer Zeit weitestgehend so wie Martin Walser, allerdings etwas lesbarer in der Ausführung und in Notizbücher von "Leuchtturm", da mein Verlag mir keine Blindbände zur Verfügung stellt.

Hanns-Josef Ortheil: Schreiben dicht am Leben
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Boah, das könnte ich nicht. Aber ich schreib ja auch nur Genre ...
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Danke für deinen Buchtipp, liebe Petra! Werde ich mir besorgen. Ich bin gespannt auf so viele Nähkästchen, in die ich in dem Buch wohl spähen darf. Wieso hab ich da noch nicht von gehört? Finde fast beunruhigend, wie viele Bücher mir so entgehen, nur weil sie mir nicht begegenen. Umso wichtiger dieser Thread hier!
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Wie notiert ihr? Was notiert ihr? Zu welchen Gelegenheiten? Wie oft? Und (Achtung: Scherz) wie viel trinkt ihr dabei? Wozu nutzt ihr das Notieren, wenn ihr es denn tut?
Ich bin gespannt
Weder beim Tanzen noch beim Schreiben mag ich trinken. Aber vielleicht sollte ich das in einem selbstverachtenden, todesmutigen Feldversuch mal ausprobieren?
Ich notiere mir eigentlich immer nur bereits fertige Sätze die mir ein- und gefallen...mal habe ich lange vorher im Kopf daran gefeilt, mal kommen sie einfach so...manchmal mehrfach am Tag, manchmal mehrfach im Monat. Eigentlich kann ich sagen, dass meine Gedichte fast allesamt solche "Notizen" sind. Nur an wenigen feile ich im Anschluss noch. -
Ja, Stefanie, probier's mal aus und berichte
Ich jedenfalls kann meine Schrift nicht mehr lesen, wenn ich getrunken habe
Jochen, kannst Du ein paar Stichworte geben, wie Walser das macht mit dem Notieren und wie Du das folglich jetzt machst? Das Video dauert fast eine halbe Stunde, das ist mir momentan zu lang zum Anschauen.
Der Aspekt des genauen Hinschauens ist mir bei den Übungen in Laboe auch aufgefallen. Dort haben wir uns mit dem "Notieren als Fotografieren" beschäftigt, mit dem "Recherchieren", "Registrieren", "Monologisieren". Das "Notieren als Fotografieren" (Schappschüsse statt mit der Kamera mit wenigen Worten machen) hat mir so gut gefallen, dass ich es auf der Rückfahrt nach Hause im Zug gleich ausprobiert habe (in meinem Blog: Laboe-Retour). Die Methode geht auf Peter Wehrli zurück, der seine Kamera vergessen hatte, als er sich auf den Weg nach Beirut machte, und sich während der Zugfahrt auf diese Weise behalf. Später hat Wehrli die Methode fortgesetzt und heraus kam ein "Katalog von Allem", Schnappschüsse von Dingen, die ihn auf seinen Wegen in 40 Jahren "angesprungen" haben.
[buch]3442727367[/buch] -
Beachtlich finde ich, das Walser seine Notizbücher indiziert. Auf solch eine Idee muss man erst mal kommen.
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Das mach ich, Andrea! Auch wenn ich meine Handschrift schon ohne Alkohol kaum lesen kann.
Den Walser guck ich mir mal in Ruhe an. -
Walser seine Notizbücher indiziert
Also doch elektronisch notieren?
(Wo Smartphone & Co. heutzutage doch meistens dabei sind?) -
Also doch elektronisch notieren?
(Wo Smartphone & Co. heutzutage doch meistens dabei sind?)
Walser macht das analog. Eine beachtliche Leistung, finde ich. -
Ja, das ist es.
Und weil ich das vermutete und es ziemlich aufwändig sein dürfte, kam ich auf die Idee mit dem elektronischen Notieren, hat man ja auch stets zur Hand, so ein Smartphone mit Evernote drauf, und das Indizieren macht sich damit von allein. Nur: Ich habe es probiert und es ist anders, natürlich, als in einem hübschen kleinen Notizbuch. Für mich selbst, mit dem Stift in der Hand, aber auch für meine Umwelt. Wenn ich im Café sitze und ins Smartphone tippe, nimmt niemand von mir Notiz. Aber wehe, ich schreibe etwas von Hand. Das fällt auf. Auch schön
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Wenn ich mir Notizen mache, will ich eigentlich nicht beachtet werden. Dann ist es eher positiv, wenn man mich in Ruhe lässt. Und um beachtet zu werden reicht oft schon ein Lächeln.
Oder man nimmt das nächsterreichbare Fettnäpfchen.
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Jochen, kannst Du ein paar Stichworte geben, wie Walser das macht mit dem Notieren und wie Du das folglich jetzt machst? Das Video dauert fast eine halbe Stunde, das ist mir momentan zu lang zum Anschauen.
So etwa ab Minute 7 bringt er ja für ein paar Minuten ein schönes Beispiel. Für mich ist das eine Art "Snapshot" einer Stimmung, einer Situation, eines Moments, den ich nur zeitnah niederschreiben kann, wenn die Atmosphäre, die Stimmung noch auf das Geschriebene einwirkt und sich so entfaltet. Ich schreibe das "auf Halde" und baue das dann bei Bedarf - im Original oder abgewandelt - in Geschichten ein. Nicht alle Schnappschüsse werden allerdings verwendet, nur die, die auch nach Wochen, Monaten und Jahren noch Bestand haben. Es ist allerdings kein Tagebuch, sondern eher ein Sudel- oder Skizzenbuch, in dem man auch nach Jahren noch gerne blättert und sich manchmal über sich selbst wundert und über sich selbst lacht.
Davon abgesehen muss das auch für mich analog laufen. Auf dem Handy geht das gar nicht.
Und das analoge Indizieren ist in der Tat bemerkenswert, da kommt der literarische Arbeiter in ihm durch. Irgendwann muss ich mir das mal vor Ort anschauen ("verschtehsch du?"). Vielleicht fahre ich mal wieder an den Bodensee, oder nach Marbach.
Jochen
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Danke, Jochen, für den Einblick
Analog vs. digital: Ja, da ist auch mir das Analoge lieber.
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Ich habe das Büchlein, das schon Diana empfohlen hatte, dank Andrea wieder aus dem Regal geholt. Und finde Motivierendes, da es nicht darum geht, zielgerichtet zu notieren, etwa für ein spezielles Projekt, wie ich das oft mache. Sondern um das Notieren an sich.
Das erste Kapitel im Büchlein hat mich gleich gefangengenommen: Es geht darum, einen Platz in all seinen Details zu erfassen. Georges Perec, auf den die Übung zurückgeht, wollte seinem "umfassend angelegten Porträt eines bestimmten Platzes letzlich poetische Details abgewinnen". Faszinierende Idee, ich probier's aus.
Und ganz klar: Manuell!
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Notizen müssen natürlich keine Listen sein, können aber – neben den vielen im Buch beschriebenen Beispielen davon, wie Autoren Notizen gemacht und entweder zum Schreiben genutzt haben oder mehr noch für sich haben stehen lassen – auch Listenform haben. Im ersten Kapitel enthält die dazugehörige Schreibaufgabe den Rat: "Führen Sie Listen über alles, was an Ihnen vorbeizieht. Legen Sie Inventare (...) an. Sammeln Sie Beobachtungen (...)"
Mein persönliches Fazit, gut ein Dreivierteiljahr, nachdem ich es im Normandie-Urlaub gelesen habe: Allzu viele Notizbücher habe ich nicht vollgeschrieben ... So sehr mich das Buch beeindruckt hat: Ich bin nicht losgezogen mit dem Plan, Notizen zu machen. Und zufällige Begebenheiten, Dialogfetzen, Eindrücke … halte ich nicht fest, wenn ich nicht weiß, wofür. Das mag falsch sein. Der Schweinehund, der innere, der Schweinehund …
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wenn ich nicht weiß, wofür.
Das "Wofür" ergibt sich aus den Notizen
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