"Weil Schreib-Euphorie ein Zustand ambitionierter Laien ist ..."
Diesen Beitrag von Bernhard Salomon in seinem Blog "Lust auf Schreiben" hab ich mit Amüsement gelesen:
http://schriftblog.com/manuskriptpruefung-in-20-sekunden/
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Ich habs auch grad gelesen. Dass es Leute gibt, die ihre Anschreiben mit Smileys verzieren, wundert mich jetzt doch!
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Schön zu hören, dass mangelnde Euphorie für manche doch kein Ablehnungsgrund ist.
Nur was mache ich jetzt mit den Drogen, die ich mir, nur für alle Fälle, angeschafft habe?
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Es gibt auch Leute, die schicken ihre Manuskripte an Adressbuchverlage. Es gibt alles.
Nebenbei bemerkt: Die Publikumsverlagslektoren, mit denen ich diese Frage diskutiert habe, erzählten mir, im Schnitt ungefähr 3.000 Manuskripte pro Jahr auf den Tisch zu bekommen, also Fensterkreuz mal Pi 12 am Tag. Selbst bei 20-Sekunden-Prüfungen würden sie noch netto satte 17 Stunden pro Jahr nur damit verbringen, solche Werke auszusortieren.
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Diesen Beitrag von Bernhard Salomon in seinem Blog "Lust auf Schreiben" hab ich mit Amüsement gelesen:
http://schriftblog.com/manuskriptpruefung-in-20-sekunden/Hallo H. Dieter,
Amüsement, weil du den einzelnen Punkten zustimmst oder (zumindest bei einem Teil davon) anderer Meinung bist?
Gruß
Arno -
Ich kann dem Artikel vollumpfänglich zustimmen.
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Schön zu hören, dass mangelnde Euphorie für manche doch kein Ablehnungsgrund ist.
Ich bin keineswegs euphorisch, wenn ich schreibe, zumindest nicht durchgehend. Ein professioneller Text (ich möchte so professionell schreiben, wie mir das möglich ist) erfordert viel Korrektur, Nachdenken und manchmal auch Neuschreiben.
Schreiben ist ne tolle Sache und es gibt euphorische Momente, aber Malocherei kann es eben auch sein.
Dennoch - um nicht missverstanden zu werden - mache ich das a) freiwillig und finde es b) einfach großartig.
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Hallo H. Dieter,
Amüsement, weil du den einzelnen Punkten zustimmst oder (zumindest bei einem Teil davon) anderer Meinung bist?
Gruß
ArnoAmüsement, weil´s a) süffig geschrieben ist und b) stimmt. "Vollumpfänglich", wie die GroVo treffend zu sagen pflegte.
Besonders schön fand ich eben die Sache mit der laientypischen Schreibeuphorie. Ich verfolge (z.B. auf Facebook) staunend die Intensität, mit der sich Leute, für deren Werke sich noch nie ein Verlag interessiert hat, darin überbieten, ihre Berufung zum Schreiben und ihre Empathie dafür in blumigen Ausschweifungen gegenseitig um die Ohren zu schlagen. -
Danke für die Erklärung.
Gruß
Arno -
H. Dieter,
bitte erlaube mir eine weitere Frage.
Wie kommt es, dass du vollumpfänglich zustimmst, aber z.B. deinen Thriller "Die Narben der Hölle" mit einem vorangestellten Zitat von Elias Canetti beginnst?Gruß
Arno -
Einige - mind. die Hälfte - dieser K.O.-Kriterien haben mir in der Juryarbeit gute Dienste geleistet.
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Wie kommt es, dass du vollumpfänglich zustimmst, aber z.B. deinen Thriller "Die Narben der Hölle" mit einem vorangestellten Zitat von Elias Canetti beginnst?
Weil ich´s heute nicht mehr so machen würde. Das war mein erster Roman. Gott (oder wem auch immer) sei Dank, wurde er dennoch veröffentlicht und hat die Grundlage gelegt für das, was ich heute (hoffentlich noch besser) mache. -
Ich bin keineswegs euphorisch, wenn ich schreibe, zumindest nicht durchgehend. Ein professioneller Text (ich möchte so professionell schreiben, wie mir das möglich ist) erfordert viel Korrektur, Nachdenken und manchmal auch Neuschreiben.
Schreiben ist ne tolle Sache und es gibt euphorische Momente, aber Malocherei kann es eben auch sein.
Dennoch - um nicht missverstanden zu werden - mache ich das a) freiwillig und finde es b) einfach großartig.
Verstehe.
Wie überaus richtig, wie überaus korrekt. Es gefällt mir sehr, das zu hören.
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Weil ich´s heute nicht mehr so machen würde. Das war mein erster Roman. Gott (oder wem auch immer) sei Dank, wurde er dennoch veröffentlicht und hat die Grundlage gelegt für das, was ich heute (hoffentlich noch besser) mache.
Danke für die Erklärung.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass du dir selber heute keine Chance mit deinem damaligen Manuskript geben würdest.
Trotzdem bist du froh (und wie ich finde völlig zu Recht), dass du verlegt wurdest.Genau an diesem Punkt stehen sehr viele Autorinnen und Autoren, die es versuchen und aufgrund solcher "Fehler" nicht verlegt werden.
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@Arno: Na ja, wenn du genau hinschaust, spricht Bernhard Salomon ja von zwei Kriterien, die zutreffen müssten, um ein Manuskript sofort abzulehnen. Selbst wenn mein Manuskript damals seinen Ansprüchen unterworfen gewesen wäre, so hätte diese Zitatvoranstellung eben nur eines seiner Ablehnungskriterien dargestellt. Tröstlich.
Übrigens: Ich habe das Manuskript gerade überarbeitet, da das Buch eine Neuauflage in einem anderen Verlag erfahren wird. Und ich habe das Carnetti-Zitat vorn stehen lassen. Ich finde einfach, das es hier saugut passt. So viel gestalterische Freiheit muss man sich einfach auch leisten, finde ich.
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In ein Exposé oder in eine Leseprobe würde ich auch kein Zitat nehmen. Irgendwer hat mal sinngemäß gesagt: Es gibt in den Schubladen da draußen Millionen fulminanter Romananfänge, denen ein Goethe-Zitat vorangestellt ist.
Und ich bin äußerst glücklich über das Will Self-Zitat, das ich als Motto für meinen aktuellen Roman gefunden habe.
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Über einzelne Punkte kann man sicher kontrovers diskutieren, beispielsweise über den Punkt zum Genre. Das kann man sicher auch mit Herrn Salomon. Es muss zum Diskutieren aber auch ein Fundament da sein. Diese Grobprüfung im 3-Manuskripte-Pro-Minute-Takt ist aber nichts anderes als die Spreu vom Weizen trennen. Wenn bis zum letzten Punkt alles gut gegangen ist, wird das Manuskript sicher nicht vom Tisch fliegen nur weil es da gerade nicht passt.
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So viel gestalterische Freiheit muss man sich einfach auch leisten, finde ich.
Tja, da wären wir wieder an dem Punkt, an dem ein Lektor dir sagt, ob er das ebenso empfindet oder (wenn nicht) dein Werk in die Ablage P verfrachtet.
Die Frage ist doch ob man sich diese Freiheit leisten kann oder eben nicht.
Und wenn ja, warum ist das so?
Ist dazu wirklich jeder "berechtigt"?
Wo hört dann diese Freiheit auf, was "darf" man sich (in den Augen eines Lektors) erlauben und was nicht?
Würde das ein anderer Lektor ebenso sehen oder würden bei ihm die Grenzen evtl. anders festgemacht?Keine Sorge, ich erwarte keine Antworten auf die Fragen.
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Tja, da wären wir wieder an dem Punkt, an dem ein Lektor dir sagt, ob er das ebenso empfindet oder (wenn nicht) dein Werk in die Ablage P verfrachtet.
Die Frage ist doch ob man sich diese Freiheit leisten kann oder eben nicht.
Und wenn ja, warum ist das so?
Ist dazu wirklich jeder "berechtigt"?
Wo hört dann diese Freiheit auf, was "darf" man sich (in den Augen eines Lektors) erlauben und was nicht?
Würde das ein anderer Lektor ebenso sehen oder würden bei ihm die Grenzen evtl. anders festgemacht?Keine Sorge, ich erwarte keine Antworten auf die Fragen.
Das ist gut, Arno, denn ich habe keine, zumindest keine, die dich und mich wirklich zufriedenstellen würden. Vielleicht hatte ich nur Glück beim ersten Mal, kann sein. Inzwischen ist es tatsächlich so, dass ich mir ein paar Dinge "erlauben" darf - nicht allzu viele aber. Ich kann jede einzelne deiner Fragen sehr gut verstehen. Sie waren und sind die meinen bis heute, soweit es das Thema Verlagsvertrag betrifft.
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Tja, da wären wir wieder an dem Punkt, an dem ein Lektor dir sagt, ob er das ebenso empfindet oder (wenn nicht) dein Werk in die Ablage P verfrachtet.
Die Frage ist doch ob man sich diese Freiheit leisten kann oder eben nicht.
Und wenn ja, warum ist das so?
Ist dazu wirklich jeder "berechtigt"?
Wo hört dann diese Freiheit auf, was "darf" man sich (in den Augen eines Lektors) erlauben und was nicht?
Würde das ein anderer Lektor ebenso sehen oder würden bei ihm die Grenzen evtl. anders festgemacht?Keine Sorge, ich erwarte keine Antworten auf die Fragen.
Es geht ja hier vor allem um Erstlinge, um noch nicht veröffentlichte Autoren. Hat man schon mal veröffentlicht - und damit meine ich nicht SP- wird es einfacher. Noch einfacher ist es, wenn man eine Agentur hat. Ein (guter) Agent legt Manuskripte nach gründlicher Prüfung dem Verlag vor. Er trennt ja schon mal Spreu von Weizen und das weiß der Verlagslektor. Der Agent weiß auch, welchem Verlag man am Besten das Manuskript anbietet und wen man im Verlag anspricht. Ich denke, das Beispiel mit dem Zitat ist vernachlässigbar. Ein guter Text fliegt deshalb nicht raus.
Und ja, Arno:ZitatWürde das ein anderer Lektor ebenso sehen oder würden bei ihm die Grenzen evtl. anders festgemacht?
auch Lektoren sind Menschen und haben ihren eigenen Geschmack. Dem einen gefällt das nicht, dem anderen jenes.
Dennoch sollte man sein Manuskript so sauber wie möglich abliefern - ob nun einer Agentur oder einem Verlag.In meinem HR "Die Australierin" ist ein Gedicht vorangestellt. Beim Nachfolgeband fragte mich meine Lektorin, ob ich so etwas Ähnliches hätte - hatte ich.
Exposès sind nicht einfach, aber ein paar Regeln sollte man kennen.