Nix los hier

  • Liebe Manuela, so paradiesisch sind die Verhältnisse in Deutschland nicht. Ich gehöre nicht zur Jammerfraktion, aber ein kleines bisschen habe ich für mein Geld auch geleistet. Nur der Gerechtigkeit halber: Mein Wochenarbeit in der Schule betrug 27 Stunden, Überstunden wurden ab der 3. bezahlt (geringfügig), ich hatte zwei Korrekturfächer (D/FR), musste Klassenfahrten aus eigener Tasche bezahlen bei einem 24-Stdn-Dienst. Das ist alles machbar und gut so, aber man soll es auch nicht bagatellisieren. Ganz nebenbei: stell dich mal in Neukölln vor die Klasse einer Hauptschule und halte das sechs Stunden durch.
    Sind wir eigentlich noch im richtigen Fred?

  • Zitat

    Ganz nebenbei: stell dich mal in Neukölln vor die Klasse einer Hauptschule und halte das sechs Stunden durch.

    Ganz ehrlich, Bettina? Ich möchte in Neukölln nicht mal Rentnerin sein. :)



    @H.Dieter


    Hast ganz Recht. Off topic, neidgeprägt und durch und durch negativ, was ich oberhalb über das Österr. Lehrerdienstrecht schrub. Hab gleich wieder alles gelöscht.

    Einmal editiert, zuletzt von Manuela ()


  • Manuela, Neukölln ist lebendig, interessant, auch kriminell und laut und dreckig, aber es hat was. Und es gibt auch dort sehr schöne Ecken, der Türkenmarkt am Maybachufer ist eine Reise wert. Ich bin gerne mal dort (als Rentnerin übrigens), und außerdem liest Tom demnächst in Neukölln.
    Was ich immer noch fragen wollte: wann arbeiten Autoren eigentlich? Die sind doch immer zuhause, haben quasi Dauerferien. Oder verwechsel ich da was?

  • Ich habe zwar nur Erwachsenenbildung gemacht, was viel enfacher ist, weil alle freiwillig da sind, aber ich weiß, dass sechs Unterrichtsstunden mehr sind als sechs andere Arbeitsstunden in sehr vielen Bereichen. Einfach weil man jede Sekunde präsent, konzentriert, im Kontakt und aufmerksam sein muss. Da ist nichts mit mal eben aus dem Fenster schauen, ein Minütchen mit einer Kollegin schwatzen oder am Kaffee nippen. Und alles wird gesehen, alles ist öffentlich, d.h. man muss sich ununterbrochen kontrollieren und darf weder pupsen, in der Nase bohren, den BH richten noch mit den Augen rollen oder so was. Ich glaube, das versteht nur, wer etwas ähnliches mal gemacht hat.
    Außerdem sollte jeder 9 oder 12 Wochen Ferien haben, ist doch artgerecht!
    Ich habe bloß keinen Respekt vor Lehrern, die nur rumjammern, keinen Bock mehr auf ihren Job haben und das an denen auslassen, die ihnen ausgeliefert sind.


  • Ich habe bloß keinen Respekt vor Lehrern, die nur rumjammern, keinen Bock mehr auf ihren Job haben und das an denen auslassen, die ihnen ausgeliefert sind.


    Das »rumjammern« und »an anderen auslassen« kann nicht nur ein bestimmter Typ von Lehrern, sondern ein bestimmter Typ, der sich überall findet. Das »an anderen auslassen, die einem ausgeliefert sind« tritt nicht selten auf, wenn jemand in eine Position kommt, in der er Menschen hat, die ihm untergeordnet sind.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Das »rumjammern« und »an anderen auslassen« kann nicht nur ein bestimmter Typ von Lehrern, sondern ein bestimmter Typ, der sich überall findet. Das »an anderen auslassen, die einem ausgeliefert sind« tritt nicht selten auf, wenn jemand in eine Position kommt, in der er Menschen hat, die ihm untergeordnet sind.


    Da hast du absolut recht, Horst-Dieter.

  • Ich mag übrigens (auch) Lehrerwitze.


    Heike, Horst-Dieter, genauso sehe ich das auch. Rumjammern ist nichts Berufstypisches. Es gibt eben überall solche und solche. - Aus den Kontrasten und Konflikten zwischen solchen und solchen Vertretern ein und desselben Berufsstandes entsteht aber auch oft wunderbare Literatur, wie Melvilles Bartleby The Scrivener (https://de.wikipedia.org/wiki/Bartleby_der_Schreiber).


    Übertriebenes und „unbegründetes“ Jammern und Klagen von Kollegen/Kolleginnen, oft sind es solche aus den weniger arbeitsintensiven Fächern, ärgert mich selbst auch.


    Ich brauche auch kein Mitgefühl, weder begrenztes noch unbegrenztes, davon kann ich mir nichts kaufen. Verständnis und Mitgefühl Lehrern gegenüber findet man mittlerweile, wohl seit dem unseligen Faulesäcke-Satz jenes Bundes-Abkanzlers auch allenthalben, aber meistens vom Typ „Sonntagspredigt“. Immerhin sehen viele Eltern jetzt deutlicher, was an Schulen passiert, es gibt Statistiken, auch zur Lehrerarbeitszeit, die erwartungsgemäß in den ministeriellen Schubladen verstauben, und diverse wissenschaftliche Studien. Das Hauptgefühl der meisten Lehrer ist mehr das der weitgehenden Macht-
    oder besser: Einflusslosigkeit sein. Alle maßgeblichen Parameter werden vorgegeben, teilweise natürlich notwendigerweise. Die „pädagogische Freiheit“ reduziert sich oft genug auf die Wahl zwischen Tafelanschrieb, Overhead oder Whiteboard. Na immerhin.


    Und dann die G8-Stümperei: Jedes G8, in welchem Kleinstaat auch immer verwirklicht, ist nichts als ein zusammengequetschtes G9, siehe Zunahme der Wochenstunden (auf dem Rücken von Schülern, Lehrern, Familien) statt der „Entrümpelung“ der Lehrpläne. Müssen diese überhaupt entrümpelt werden, muss Schulzeit überhaupt verkürzt werden in einer immer komplexer werdenden Welt und bei immer höher werdenden Ansprüchen an Schulen = Schüler + Lehrer?


    Das Beschreiben der Realität, auch in Schnipseln, hat nix mit J*****n zu tun. Wenn mir Selbstständige, Politiker, Reinigungskräfte, Schüler, Maurer, Trucker, Künstler, Notfallsanitäter undundund über Missstände in ihren Berufen und Tätigkeiten erzählen, die Mitgefühl verdienen, dann kriegen sie dieses Mitgefühl von mir selbstverständlich auch.


    Ich mag übrigens (auch) Lehrerwitze.


    In diesem Sinne: Schönen Urlaub! :write

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • Mal was anderes. Nur so. Es ist 8 Uhr. Als ich alle Fenster öffnete um das Haus zu lüften, hörte ich den Nachbarn seine Klappsessel auf seiner Terrasse aufschlagen. Hören. Seit Jahren sehe ich die Herschaften nicht mehr, eine Thujahecke trennt die Grundstücke.
    Bei 25 Grad, blauer Himmel, höre ich die Nachbarn nun an ihrem Frühstückstisch. Hören, das meine ich so wie es ist. Die Nachbarin und ihr Mann haben eine außerordentliche ausgeprägte Stimme. Das Zuhören von Nachbarns, das ist auch ein Text wert, dachte ich so bei mir.


    Einen sonnigen Sonntag und ein ruhiges Frühstück wünsche ich Euch :sonne


    Amos

  • Hallo Amos, her mit dem Text! Ich hatte auch diese Tuja-Mauer-um-mich-baue Nachbarn. Da hörte ich immer den Vater mit dem kleinen Sohn Schularbeiten machen, dabei fiel mindestens jede Minute der Satz: "Du blödes Kind!" Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

  • Vom Rentner, der seine Tage - außer mit Grundverrichtungen wie Essen, Schlafen und Befriedigung elementarer Körperbedürfnisse - nur noch mit (Vor-)Lesen und Schreiben zubringt, ergeht hiermit eine kollektive Mitleidsadresse an alle Werktätigen, egal in welchem Frondienst sie geknechtet werden, besonders aber an die bedauernswerten Lehrer.


    Habt einen schönen Sonntag - vor und hinter den Tujahecken! :D

  • Wir haben keine Tujahecke, aber unser Garten ist nach allen Seiten so mit Gebüsch verwuchert, dass niemand hineinschauen kann und trotzdem alle zuhören könnten, wie wir in großer Besetzung draußen gefrühstückt haben. Gerade ist die Besetzung rudelmäßig: die komplette Familie mit teilweise weit angereisten Verwandten, da lohnt es sich schon für die Nachbarn, uns alle zum Teufel zu wünschen - was aber vermutlich niemand macht.


    Grüße aus dem sonnig-warmen Taubertal


    Horst-Dieter

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    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Liebe Karen, nehme Regen, tausche Thujahecke( auch wenn sie dem Nachbarn gehört)


    Hier ziehen wohl Wolken auf, aber Regen ist nicht zu sehen. Außentemperatur im Moment im Schatten 28 Grad. Die Felder sind rappeltrocken und das Morgenschwimmen ist zur Zeit auch nicht mehr so, wie es noch war, als es noch regnete. Viel Gegenverkehr und Damen in Formationsschwimmen, da möchte ich als Sportschwimmer gerne mal sagen:"Tässchen Kaffee dazu!"


    Was Didi so sagt, bzgl. Rentner, die haben doch nie Zeit. Auch dazu ging vorige Tage eine Textidee durch den Kopf. Das Geburtstag wurde 80zig!!! Klagte darüber, das er eigentlich keine Zeit hätte( er, bzw, ist noch selbständig im Gesundheitsbereich). Ne,ne, er arbeite jetzt nicht mehr, aber deshalb hat er wohl so viel zutun. Was da alles liegenlassen geblieben ist???!!!


    Was Horst-Dieter und seinen Garten oder seine Terrasse betrifft, das ist so ähnlich wie bei mir. Wenn ich Schlagzeug übe, das ist dann der gerechte Ausgleich.


    Na denn, Karen legt sich auf die Couch und freut sich das es nicht so heiß ist, Horst-Dieter hat Spaß mit seinen Leuten, mein Nachbar ist fertig mit dem Frühstück, 30 Minuten Schlagzeug habe ich auch schon hingeklöppelt, jetzt mal eine Runde ins Wasser gehen, schon ist der Sonntag vorbei.


    Von wegen--- nix los hier---!! :sonne :!oo)

  • Vom Rentner, der seine Tage - außer mit Grundverrichtungen wie Essen, Schlafen und Befriedigung elementarer Körperbedürfnisse - nur noch mit (Vor-)Lesen und Schreiben zubringt, ergeht hiermit eine kollektive Mitleidsadresse an alle Werktätigen, egal in welchem Frondienst sie geknechtet werden, besonders aber an die bedauernswerten Lehrer.

    Beuge mich unter der Last des Mitleids, froh, diesseits und jenseits von Klassenzimmerwänden meine eigene Stimme und jenseits der Buchenhecke die Stimme meines Nachbarn mal gerade nicht hören zu müssen. Hier in den Dünen Jütlands ist es wunderbar ruhig, die einzigen Geräusche: das Nieseln auf dem Reetdach des Ferienhauses, das Auffliegen der Stare aus dem Gras, das Rascheln der Seiten beim Umblättern. Highku-Stimmung. :high

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]