Hallo Tom,
ich kann Deine Abneigung zur Amazonpolitik nachvolliehen, dass Amazon die Autoren bei ausgeliehenen Büchern nach gelesenen Buchseiten bezahlen will. Geliehen ist im Prinzip geliehen und es könnte Amazon egal sein wieviel gelesen wurde (natürlich nicht, weil es ja Kunden gibt, die viel ausleihen, ohne es zu lesen und Amazon dann die Autoren der ungelesen Bücher auch bezahlen müsste). Bei den Tandiemen der Stadtbücherrei wird, soviel ich weiß, den Autoren ohnehin nur eine Pauschale bezahlt. Egal, wie oft das Buch geliehen wurde, oder?
Insofern kann es für die Autoren durchaus lukrativer sein, wenn sie nach gelesenen Seiten bezahlt werden. Weil dann die Bücher, die tatsächlich viel geliehen und auch viel gelesen werden, besser vergütet werden. (Vorausgesetzt, dass das mit der Nachprüfbarkeit und Abrechnung auch alles klappt. Was tatsächlich nach viel Aufwand klingt ...)
Was ich nicht verstehe ist Deine Sorge, dass die Literatur bei Kindle Unlimited durch die neue Regelung furchtbar schlecht werden würde. Mit der Begründung, dass die Autoren dazu angehalten würden die Leser mit Cliffhängern zwanghaft bei der Stange zu halten und keine guten Geschichten mehr erzählen würden.
Vor allem wenn Du selbst sagst:
Und ich schreibe natürlich nicht nur nach Lust und Laune und völlig egozentrischen Präferenzen, sondern mit Blick darauf, was sich - hoffentlich - vermarkten lässt, also Agentur, Verlagen und Lesern gefällt - und mir selbst.
Denn genau das machen Agenturen und Verlage eben auch: Sie schauen sich Buchprojekte auf ihre Vermarktbarkeit hin an. "Hochliteratur" lässt sich normalerweise nicht so super vermarkten, deshalb macht sie auf dem Buchmarkt gesamt nur einen kleinen Anteil aus, oder? Oder wie kann man sich sonst erklären warum nach den erfolgreichen Elfen noch die Orks und die Zwerge und die Minotauren und was weiß ich noch kam? (die exakte Reihenfolge weiß ich nicht) Oder warum es x-tausend Vampirromane nach Schema F gibt, man dann die Zombiromanze, die Auserirdischen und jetzt die Geister entdeckt? Anders gesagt warum sonst sollten Verlage Kopien von erfolgreichen Bestsellern mit zum Teil zweifelhafter Qualität auf den Markt werfen, wenn es nicht darum ginge Geld zu machen?
Wo ist da der Unterschied zu der von Dir angeprangerten Beeinflussung der Literatur von Amazon?
Viele Grüße,
Heidrun