Anders als im Jazz war in der Rockmusik die Gitarre (vor allem die E-Gitarre) von Anfang an dominierend. Es bildeten sich schnell Gitarrenvirtuosen heraus, deren Zahl ständig zunahm und deren Bandbreite bereits gegen Ende der 1960er Jahre so gewachsen war, dass sich Rock und Jazz miteinander berührten und dann auch überlagerten. Es ist vielleicht einmal ganz interessant, einige von ihnen vorzuholen und zu zeigen, das es jenseits der drei Yardbirds-Gitarristen (Clapton, Beck, Page) eine große Zahl anderer gab und gibt.
Anfang der 70er kam ein Freund, mit dem ich zusammen in einer Band spielte, aus London zurück und brachte das frisch herausgekommene Live-Album von Colosseum mit. Wie üblich hörten wir uns das gemeinsam abends im abgedunkelten Raum an, um nicht von der Musik abgelenkt zu sein. Nach dem Hören war ich fix und fertig und hätte um ein Haar das Gitarrespielen aufgegeben. Was Clem Clempson dort live auf seinem Instrument zauberte, teilweise durch gegenseitiges Anstacheln mit Jon Hisemann, das schien mir jenseits des erreichbaren.
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Später habe ich dann gemerkt, dass die besseren Stellen eben nicht die (teilweise überlangen) Soli waren sondern die, wo die Gruppe wirklich gut miteinander abgestimmt spielte. Solch eine Brillianz konnten nur wenige andere Rockbands damals aufweisen. Clempson hat nach der Auflösung von Colosseum wenig später keine große Karriere gemacht. Zunächst ersetzte er Peter Frampton bei Humble Pie, nach derem Ende 1975 war er immer nur kurzzeitig irgendwo verbunden und arbeitete meistens als Studio- oder Tourmusiker, von einer zweiten Zeit mit Colosseum Ende der 1990er Jahre einmal abgesehen.
Hier eine Aufnahme mit Colosseum.