Hallo Hugo,
da machst du es dir jetzt etwas zu einfach, glaube ich.
Diese Regeln sind kein Gesetz, das ist richtig. Aber es gibt auch ungeschriebene Regeln. Ein Dissertation darf alles mögliche sein. Sie darf langweilig sein, sie darf in schlechtem Deutsch geschrieben sein. Sie muss nicht einmal wirklich etwas Neues bringen, außer einer Zusammenfassung aller möglichen Sekundärliteratur. Das einzige was man in einer Dissertation nicht darf, das ist: eine Quelle verschweigen. Das Plagiat ist die wissenschaftliche Todsünde schlechthin. Und da hängt im Übrigen einiges dran. Wenn man jetzt bei Herrn zu Guttenberg sagen würde: "Na ist doch nicht so schlimm, Schwamm drüber", dann könnte in Zukunft jeder und wirklich JEDER Doktorant sagen: "Ups, da habe ich wohl was vergessen. Na, das Zitat kommt in die nächste Auflage."
Das alles sage ich unter dem Vorbehalt, dass die Vorwürfe sich bestätigen werden. Ich bin wie du entschieden gegen Vorverurteilungen. Aber wenn der Plagiatsvorwurf sich bestätigen sollte, dann halte ich Herrn zu Guttenberg als Minister nicht mehr für tragbar. Und das unabhängig von irgendwelchen Parteipräferenzen.
Es gibt keine festen Regeln, wann jemand für ein politisches Amt geeignet ist. Ein Minister darf bei Rot über die Ampel gehen und er darf sogar seine Frau betrügen, ohne dass seine Eignung betroffen ist. Das mag in den Fünfziger Jahren noch anders gewesen sein, zumindest das mit der Frau. Aber gesellschaftliche Werte ändern sich. Die Tatsache schwul oder hetero zu sein, ist etwas, wofür jemand nicht verantwortlich ist. Wenn so etwas zum Kriterium gemacht wird, dann sind wir aber ín einer ganz anderen Sphäre.
Wenn der Plagiatsvorwurf stimmen sollte, dann wirft das natürlich auch ein neues Licht auf einige Affären der jüngeren Vergangenheit. In der Geschichte mit dem Bombenabwurf bei Kunduz gab es zwei Entlassungen. Wenn ich mich richtig erinnere, ging es darum, dass der Staatssekretär und der Generalinspekteur ihren Minister Herrn zu Guttenberg nach seiner Aussage nicht ausreichend informiert haben. Die beiden haben das aber bestritten.
Du siehst, worauf ich hinaus will? Jemand, der einmal getrickst hat, der tut das vielleicht auch wieder. Alles könnte so oder anders sein. Aber Vertrauen kann man nicht verordnen. Und für machen Positionen ist ein Mindestmaß an Vertrauen die Voraussetzung. Ich persönlich halte einen Plagiator nicht für ein Ministeramt geeignet, egal in welcher Partei er ist.