Schluckbeschwerden

  • In einem Buch, das ich gerade lese und an dem es bislang nichts auszusetzen gibt, finde ich die Formulierung: Sie schluckte hart. Bei anschließenden Selbstversuchen verschluckte ich mich und bekam einen Hustanfall.


    Frage: Wie kann man hart (oder weich oder wie auch immer) schlucken? Oder verstehe ich da etwas nicht? Ich vermute, dass hier einfach eine Phrase genutzt wird die schon zum gängigen Repertoire professioneller Autoren gehört und bei deren Einsatz nicht mehr groß nachgedacht wird. Oder es steckt eine Bedeutung dahinter, die sich mir einfach nicht erschließen will. Über Nachhilfe in dieser Sache würde ich mich freuen.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Kuhlen, Kohlen und Geklimper

    ASIN/ISBN: 3947848994


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • *gedehntes hmmmmmmmmmmmmm denken*


    "Sie schluckte hörbar"... wäre noch etwas, was ich als Lektor durchgehen lassen würde... aber hart?... nö... da würde der Rotstift zum Einsatz kommen... (auch wenn es wohl üblich ist... ) Hart geht mal gar nicht.


    lg
    scribbler

  • Ich würde sagen, es ist eine Frage der Perspektive.
    "Sie schluckte hörbar" ist für mich eher Außenbeschreibung. Habe ich gerade die Perspektive der Schluckerin, würde ich das als nicht gelungen bezeichnen, da das Gefühl beim Schlucken stärker hervortreten müsste als das Geräusch.
    Ich finde "hart" schon passend, wenn das Schlucken schwerfällt, weil man das Gefühl von einem Kloß in der Kehle hat oder einen sehr trockenen Mund. Hart oder schwer. Es fällt schwer und fühlt sich hart im Hals an. So, als würde man einen Kiesel runterschlucken müssen.


    Generell beschreibe ich lieber anders, aber wenn bereits der Stein im Spiel war und auch schon einmal der Mund zu trocken zum Schlucken war oder die Situation einen Mini-Satz erfordert, würde ich meine Perspektivfigur auch mal hart oder schwer schlucken lassen.


    Während ich das geschrieben habe, habe ich gefühlte 100 mal geschluckt. Es wurde immer härter :braue

  • Ich würde sagen, es ist eine Frage der Perspektive.
    "Sie schluckte hörbar" ist für mich eher Außenbeschreibung. Habe ich gerade die Perspektive der Schluckerin, würde ich das als nicht gelungen bezeichnen, da das Gefühl beim Schlucken stärker hervortreten müsste als das Geräusch.
    Ich finde "hart" schon passend, wenn das Schlucken schwerfällt, weil man das Gefühl von einem Kloß in der Kehle hat oder einen sehr trockenen Mund. Hart oder schwer. Es fällt schwer und fühlt sich hart im Hals an. So, als würde man einen Kiesel runterschlucken müssen.

    So ist das gemeint. Ich habe diese Phrase unter meinen "Phrasen" und genauso empfinde ich das - zu schreiben, der Mund wurde trocken, die Zunge klebte am Gaumen, die Prota versucht verzweifelt zu schlucken - ist viel zu lang. Es beschreibt auch eine Gefühlsregung ... nämlich Entsetzen. Finde ich.

  • Ich lese das oft und habe den Ausdruck sicher auch schon benutzt. Mich stört er auch nicht ... gibt aber sicher elegantere Beschreibungen. Ich würde ihn auch verwenden, wenn die Protagonistin zum Beispiel eine schwere Enttäuschung erfährt.

  • Frage: Wie kann man hart (oder weich oder wie auch immer) schlucken?


    Kehlkopf nach oben bewegen, als wolle man schlucken. Das aber sein lassen, sondern den Kehlkopf eine Weile dort lassen, bis Rachen und Kehlkopf etwas trocken werden. Dann versuchen zu schlucken - das ist hart. ;(


    Ich würde den Ausdruck ebenfalls eher als Innenschau erwarten, wenn es weniger auf das Geräusch ankommt als auf das Gefühl: Den Hals kriege ich nie mehr frei.


    Viele Grüße, Michel


    (Und jetzt stelle ich mir vor, wie ein halbes Dutzend 42er hart schluckend vor dem Bildschirm sitzt... =) )

  • Ich musste übrigens gerade mal die aktuellen MS nach "schluckte hart" durchsuchen und habe keins gefunden.
    Es ist bei mir aber unter "normale Formulierung" abgespeichert, auch wenn ich es offenbar nicht benutze.


    Generell gibt es ja viele solcher Empfindungsbeschreibungen, die nicht wirklich Sinn ergeben:


    Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle.
    Sein Magen zog sich zusammen.
    Ihr Herz übersprang einen Schlag.


    :besser


    Das ist wörtlich genommen alles Mumpitz; aber "Es fühlte sich an, als würde sich ein Kloß in seiner Kehle bilden.", "Er hatte das Gefühl, als zöge sich sein Magen zusammen." oder "Ihr war, als überspränge ihr Herz einen Schlag." sind auf Dauer nicht wirklich gelungene Alternativen. Und solange der Leser nicht über die Formulierung stolpert, sondern sofort weiß, wie sich des anfühlt, passt's. *find*

  • Sein Magen zog sich zusammen.

    Das Gefühl, als ob sich der Magen zusammen zieht, das kenne ich tatsächlich. Ob der Magen sich dabei zusammenzieht ist aber noch eine andere Frage. Und den Einsatz dieser Phrase in einem Text würde ich so selten vornehmen, wie es auch im wirklichen Leben vorkommt.


    Horst-Dieter (der das mit dem »harten Schlucken« immer noch nicht verwunden hat)

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    Emanuel von Bodmann


  • Der Arzt im Haus verhindert das "rumwurschteln"...


    Also:


    Der Schluckvorgang an sich ist zu einem Drittel mechanisch, mit diesem wird der Schluckmechanismus initiiert..., und ist somit vom Kopf gesteuert... der Rest (zwei Drittel) ist ein rein automatischer Vorgang. Wenn ich jetzt einen "weiteren" Vorgang in Bewegung setzte, dann habe ich dieses "schwere" Schluckgefühl, denn dann tritt eine zusätzlich eine Art Verkrampfung des Kehldeckels ein..., der einem die Schluckbeschwerden "vorgaukelt"...



    Der Begriff "schwer/ hart" Schlucken ist laienmedizinisch wohl korrekt... medizinisch so was von verkehrt...:-)


    lg
    scribbler


    (unser medizinischer ratgeber bei a;p sagt: wenn man nicht sicher ist, ob die kugel tödlich war, einfach noch mal den zug drüber fahren lassen... Dann kann man sicher sein.... 8o :rofl) Medizinerhumor...tsssss