Hallo HD,
dann fange ich mal mit meiner Antwort an.
Ich denke nicht, dass Nathanael für Hoffmann "geisteskrank" ist, das wäre eher eine Figur wie Cadillac. Aber ich gebe zu, dass ich auch keine Stellungnahmen Hoffmanns zum Sandmann kenne (ich glaube, es gibt gar keine). Für mich ist das eher die Geschichte eines Traumas. Coppola weckt eine "dunkle Vorahnung" in Nathanael, und die findet er bestätigt, als er die zerstörte Puppe sieht. Gleichzeitig greift Hoffmann hier auch das Motiv der Augen wieder auf. Nathanael sieht die zerstörten Augen der Puppe Olimpia und bricht zusammen.
Im heutigen Sinne würde man sicher nicht von "Wahnsinn" sprechen, eher von einem Nervenzusammenbruch.
In Hoffmanns Geschichte wird Nathanael ins Tollhaus gebracht, ich muss aber zugeben, dass ich nicht weiß, wie niedrig im 19. Jahrhundert die Toleranzschwelle war, ab der man einen Menschen dorthin gebracht hat. Ob er in Hoffmanns Definition und der seiner Zeitgenossen als wahnsinnig gegolten hat, weiß ich gar nicht.
Ich würde übrigens Nathanaels Nervenzusammenbruch von der Ironie der Olimpia-Episode lösen. Hoffmann bricht zwar die Liebesbeziehung noch einmal ironisch durch seine Bemerkung zu den Teezirkeln, den "Wahnsinn" Nathanaels selber ironisiert er aber nicht. Für mich stehen diese beiden Elemente, Liebesbeziehung und Nervenkrise, eigenartig unabhängig nebeneinander. Hoffmann macht sich zwar über Nathanaels Künstlertum immer wieder lustig, den Zusammenbruch selber ironisiert er aber meiner Ansicht nach nicht.
Das mal als Anfang.
Nachher mache ich weiter.