Haben Verlagsentscheidungen was mit dem Alter der Autoren zu tun?

  • Über dieses Thema diskutiere ich gerade.
    Ich bin der Auffassung, dass ein Manuskript altersunabhängig genommen oder abgelehnt wird. NeuautorInnen müssen zeigen, dass sie ihr MS zu Ende schreiben, neue Themen durchhalten und entwickeln können. Auch hier meine ich, dass dies nichts mit dem Alter der AutorInnen zu tun hat.


    Was meint ihr?


    Grüße von Monika 8-)

  • Zitat

    Original von Ulli
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    Was war daran so witzig?


    ach Ulli- eigentlich nicht. aber, ich kann mir vorstellen, dass eine(r) Neunzigjährige(r) voröffentlich wird. Weil es vielleicht ein erfahrener Schreiber ist. Oder diese Person hat generell eine so interessante Geschichte zu erzählen ...- Viele Betagte arbeiten ja längst am PC.

  • Das glaube ich auch. Doch wenn eine 90 jährige ein Expose für eine Trillogie in fünf Bänden vorlegt, könnte es sein, dass ein Verlag etwas überlegen muss.


    Wie kommst du auf die Frage?

  • Wohl fehlt mir jegliche diesbezügliche Erfahrung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verlag die Entscheidung, ein Manuskript anzunehmen, vom Alter des Autors abhängig macht. Verlage sind kaufmännische Betriebe, wie alle anderen auch. Da geht es um Qualität, eventuell Aktualität und (vor allem) Absatzmöglichkeiten. Natürlich ist auch die Einschätzung der Persönlichkeit des Schreibers von Bedeutung. Speziell, wenn noch nicht das gesamte Manuskript vorliegt. (Meist bei Newbies) Kann er einen Roman zu Ende bringen, oder bleibt es bei mitreißenden Eröffnungen, hält er stilistisch durch, stimmen die Figurencharakteristika auch nach hundert Seiten noch, etc. etc. Aber all das hat mit dem Lebensalter eines Autors mMn wenig bis gar nix zu tun. Wäre ich Verlegerin, Lektorin, ich würde mir das Alter eines Autors erst ankucken, wenn mir sein Manuskript gefallen hat.


    Manuela :)

  • Hallo Monika,


    ich denke schon, dass das Alter (je nach Verlag) die Entscheidung maßgeblich beeinflussen könnte. Ich habe mich neulich mit dem Lektor eines relativ großen deutschen Verlags über das Thema unterhalten. Er war der Meinung, dass nicht nur das Buch verkauft wird, sondern (in unseren "medialen" Zeiten) selbstredend auch der Autor selbst. Davon abgesehen wollen Verlage Autoren "aufbauen", was mit 90-jährigen vielleicht nicht ganz so aussichtsreich sein dürfte. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Andererseits sind die Debütanten und -innen heute bedeutend älter als beispielsweise noch zu Thomas Manns Zeiten. Er hat mit 25 seine Buddenbrooks geschrieben. Ich erlaube mir mal anzunehmen, dass die heutigen 25-jährigen solch ein Werk nicht mehr hinkriegen, was aber ein anderes Thema wäre.


    Herzliche Grüße
    Jochen.

    Einmal editiert, zuletzt von JochenAlexander ()

  • Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass man aus Altersgründen ein Manuskript ablehnt.


    Ich bin ein großer Lenz Fan, aber sein Buch über den Jüngling - mir fällt der Titel gerade nicht ein - fand ich schlecht. Wäre Lenz nicht Lenz gewesen - sondern Martin Meier, vielleicht hätte dann ein Verlag gesagt: Guter Mann, in ihrem Alter treffen sie die Jugendsprache nicht wirklich.


    Ähnlich ging es mit bei Cecilia Ahern, die mit ihrem P.S I love you einen großen Erfolg hatte - ich fand die Sprache dem Thema nicht angemessen.
    Und ich habe mich gefragt, ob das an der Übersetzung lag, oder ob sie auch mit ihrem Namen Verlagstüren hatte öffnen können.


    Nun sind diese beiden Bücher ja sehr wohl veröffentlicht, aber im Hinblick auf treffende Sprache könnte ich mir da bei Newbies schon so etwas vorstellen.
    Ich weiß jetzt aber nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe.

  • Ich glaube nicht, dass das Alter so eine große Rolle spielt. Natürlich schreibt man das Geburtsdatum meist in die Vita, aber wenn ein Text wirklich überzeugend ist und etwas Besonderes hat, dann wird es egal sein, ob der Autor erst 20, 40, 60 oder über 80 ist.


    Und Autor aufbauen kann auch bei jüngeren mitunter nicht klappen; Stieg Laarson starb mit gerade mal 50 oder kurz davor; seine Romane wurden posthum dennoch veröffentlicht und enorm erfolgreich.

  • Bei älteren Autoren (so ab 50/55) lohnt sich der Werbeaufwand doch nicht, sie können keine anstrengenden Lesetouren machen etc.pp.
    Ende 30. Anfang 40: die werden aufgebaut. Und wenn sie erfolgreich sind, gibts noch ein wenig Nachschlag.
    Ja, es gibt Gegenbeispiele...

  • Zitat

    Original von Pearl
    Bei älteren Autoren (so ab 50/55) lohnt sich der Werbeaufwand doch nicht, sie können keine anstrengenden Lesetouren machen etc.pp.


    Ja, es gibt Gegenbeispiele...


    wieso das denn nicht? Sind doch ab da keine hochbetagten Greise. Pearl, das fresse ich jetzt aber nicht. Na gut, du schreibst von "Gegenbeispielen"- ach, das ist doch ein knackiges Alter. ;)

  • Zitat

    Original von Pearl
    Bei älteren Autoren (so ab 50/55) lohnt sich der Werbeaufwand doch nicht, sie können keine anstrengenden Lesetouren machen etc.pp.


    Aber gerade die könnten doch. Ihre Kinder sind bereits groß (eine Autorin mit schulpflichtigen, kleinen Kindern, womöglich noch alleinerziehend, wird wohl kaum eine längere Lesereise machen können). Dazu sind sie bei über 60 vielleicht auch schon in Rente, haben also keine beruflichen Verpflichtungen mehr. Und die meisten älteren Leute reisen doch gerne.

  • Zitat

    Original von Maren
    (...) Und die meisten älteren Leute reisen doch gerne.


    Aber die wenigsten von Ihnen sind bereit, irgendwo privat untergebracht zu werden, mal eben eine Fahrgemeinschaft zu bilden oder sich mit dem Wochenendticket und x-mal umsteigen abzufinden.
    Die entblöden sich doch tatsächlich nicht, auch einmal ein Erste-Klasse-Ticket zu fordern, ein ordentliches Hotel und auch noch ein bis drei Ruhetage. So etwas aber auch. Da sind sie dann ja wohl auch selbst Schuld, wenn eher dem Nachwuchs die Förderung zuteil wird.
    8-)

  • Ähnlich sehe ich das auch, würde allerdings 10 Jahre darauflegen, so 65/70. Da ist man auch als Rentner oft nicht mehr so fit, um den Anstrengungen einer Lesereise gewachsen zu sein. Und Folgeromane bedeuten möglicherweise einen hohen Leistungsdruck. Nicht jeder ist so fit wie Ingrid Noll, die auch schon betagt ist, aber noch kräftig schreibt. Andererseits: Rente gibt's demnächst erst ab 67. Das setzt neue Maßstäbe. ;)

  • Zitat

    Original von blaustrumpf


    Die entblöden sich doch tatsächlich nicht, auch einmal ein Erste-Klasse-Ticket zu fordern, ein ordentliches Hotel und auch noch ein bis drei Ruhetage. So etwas aber auch. Da sind sie dann ja wohl auch selbst Schuld, wenn eher dem Nachwuchs die Förderung zuteil wird.
    8-)



    Menno aber auch, Inge, was beschreibst du da für Leute? Das sind ganz sicher keine ständig schreibenden hart arbeiteten Autoren. Ruhetage? O Gott, welch ein Szenario! ;)

  • Zitat

    Original von Monika
    (...) Ruhetage? O Gott, welch ein Szenario! ;)


    Ein Mädchen darf doch wohl noch träumen!
    8-)

  • aufgrund der demografischen entwicklung sage ich den "45 plus" autorInnen eine rosige zukunft voraus *cheeeeeeers* :D

  • Zitat

    Original von JochenAlexander
    …. Andererseits sind die Debütanten und -innen heute bedeutend älter als beispielsweise noch zu Thomas Manns Zeiten. Er hat mit 25 seine Buddenbrooks geschrieben. Ich erlaube mir mal anzunehmen, dass die heutigen 25-jährigen solch ein Werk nicht mehr hinkriegen, was aber ein anderes Thema wäre.


    Herzliche Grüße
    Jochen.


    Schlechtes Beispiel: Thomas Mann war mit den "Buddenbrooks" kein Debütant mehr. Er hatte bereits Erzählungen und Novellen veröffentlicht (zum Beispiel in der Neuen deutschen Rundschau) und 1898 erschien sein erster Novellenband (Der kleine Herr Friedemann) bei S.Fischer, einem renommierten Verlag. Als Buddenbrooks angenommen wurde, war er bereits »Hausautor« bei Fischer und sein Name in der Literaturwelt zwar noch nicht berühmt, aber bereits »bekannt«


    Horst-Dieter

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