Liebe 42er,
seit einigen Monaten lese ich als Gast hier im Forum mit. Jetzt wage ich mich aus der Deckung.
Ich bin Jahrgang 71 und lebe seit etlichen Jahren in Freiburg. Beruflich habe ich mit dem Schreiben kaum zu tun, aber der x-te Entlassbericht formuliert sich inzwischen fast automatisch. Ich arbeite als Psychologe in einer Rehaklinik, wo beim Schreiben eher Tempo als Kreativität gefragt ist: "... Patient identifizierte lebenslange Abwertungen / traumatisches Erlebnis XY / die Katze seiner Oma als wesentlichen Auslöser für seine Selbstwertproblematik... Über die Teilnahe an der Indikativgruppe 'Soziales Kompetenztraining' verbesserte er seine Fähigkeit zur Abgrenzung gegenüber Stubentigern..." Privat sieht das anders aus; spätestens seit den ersten Versuchen auf der elektrischen Schreibmaschine im Elternhaus haben mich Geschichten nicht mehr losgelassen.
Der Herr der Ringe, ein Konfirmationsgeschenk, war meine Eintrittskarte in die Welt der Fantasy, noch heute mein Haupt-Interessensgebiet. Die Schwertsaga, die Weitseher, Tawny Man Trilogy und immer wieder der Herr der Ringe in Schrift und Film haben mich seither nicht mehr losgelassen, allerdings finde ich immer seltener Fantasy, die mich wirklich fesselt. Auch ich habe mir am Silmarillion die Zähne ausgebissen. Was mich nicht daran gehindert hat, meinem Bruder das "Buch der verschollenen Geschichten" zu mopsen.
In dieser Ecke versuche ich mich auch im Schreiben. Allerdings fehlen meinen Geschichten Drachen, Elfen, Zaubersprüche - "Mantel und Degen-Fantasy" wäre wohl eine genauere Bezeichnung. Einen ersten Roman habe ich vor Jahren in einer ersten Fassung fertiggestellt und inzwischen gelernt, dass >1000 Seiten kein Qualitätsmerkmal sind, sondern eher das Gegenteil.
Veröffentlichungen: Noch nicht, sieht man von zwei Kurzgeschichten in einem ebenso ambitionierten wie kurzlebigen Studentenprojekt ab.
Bisher vermiedene Anfängerfehler: BoD, DKZV, Veröffentlichen geplanter Projekte in öffentlichen Foren der Selbstbeweihräucherung.
Schon ausprobierte Fehler: Erstes Manuskript mit pompöser "Bewerbungsmappe" bei großem Verlag eingeräumt. Kapitelplanung ja, aber ohne je das Wort "Plot" gehört zu haben. Konzentration auf das Malen elaborierter Karten anstatt auf das Schreiben-Lernen.
Deshalb bin ich hier: Schreiben üben. Bevor ich mir überhaupt weitere Gedanken über das Veröffentlichen mache, möchte ich besser schreiben können. Und ja, ich werde auch mal einen Text zum Verriss stellen - aber da lese ich wohl auch erst mal ein Weilchen mit, bevor ich mich aus der Deckung wage.
Und jetzt bin ich mächtig gespannt.
Herzliche Grüße, Michel