Beiträge von Alexander R.

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    Original von Maren
    Ich schreibe und überarbeite so, dass es sich für mich richtig anfühlt. Sowohl von den Formulierungen als auch Dialogen her. Dann weiß ich, der Text braucht zwar sicherlich noch einiges an Lektorat, aber ich kann ihn mit einem ruhigen Gefühl abgeben.


    Liebe Maren,


    verstehe ich dich richtig, dass du nach Gefühl überarbeitest? Bis jetzt versuche ich immer, die erste Version nach Gefühl (oder meinetwegen mit rechter Hirnhälfte) zu schreiben und dann mit dem Kopf (oder linker Hirnhälfte) zu überarbeiten. Könntest du beschreiben, wie es ist, wenn sich etwas richtig anfühlt? Was sind da deine Kontrollmechanismen?


    Die Beta-Leser sind wohl später unabdingbar, nur möchte man es doch zuerst einmal so gut machen wie möglich, oder?


    Herzliche Grüße,


    Hugo

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    Original von siempre
    ich an deiner stelle würde mich von nix verabschieden, sondern immer aus der ganzen schatzkiste gezielt auswählen. je nachdem, welches thema du dir stellst.


    Danke für die Blumen, und - ich wär ja ganz gern ein Chamäleon, ein Autor ohne eigenen Stil. Jemand, der den Stil der Szene anpasst. Das wär fein ...


    Herzliche Grüße,


    Hugo


    Onan ist eine würdevolle Figur aus dem Alten Testament, die an einer Stelle ihren "Samen auf die Erde fallen" lässt.


    So was ist doch inspirierend, gell? :rofl

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    Original von blaustrumpf


    Dir ist aber schon klar, dass dieser Teil Deines Posting Anlass zu manch lustig gemeinter Aufzieherei sein könnte, nöch?


    :rofl Schon klar. Da bin ich ja auch selbst Schuld!

    Lieber Kristov,


    ich bin ja in zwei Autorengruppen. Und wenn du im Ruhrgebiet wohnst, dann bin ich mir sicher, dass es bei dir auch solche Gruppen gibt. Frag doch mal in deinem Literaturbüro oder schau im Netz.


    Und: das Gründen von Gruppen mit Annoncen ist in Ballungsräumen auch nicht so schwierig.


    Allerdings haben Autorengruppen nach meinem Empfinden schon ein bisschen was von Masturbation. Die Treffen sind bei mir immer sehr nett. Darum möchte ich sie auch nicht missen.


    Ernsthafte Textarbeit ist auf solchen Treffen wie unseren aber nicht möglich.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Liebe 42er, lieber Thomas,


    immer wenn mir hier mulmig ist, stelle ich heraus, dass ich im Forum ja noch ein Frischling bin. So auch jetzt.


    So. Das war's.


    Frischlinge wie ich schauen sich in einem Forum erst mal um, und versuchen, langsam die Regeln zu lernen, nach denen man dort spielt. Und sie gucken auch, wie die Mitglieder miteinander kommunizieren.


    Ich kenne ja auch andere Autorenforen, möchte dieses aber gern als meine Heimat ansehen. Lieber Thomas: Moderatoren in anderen Foren reißen einem für Beiträge wie deinem "Virtueller Schwachsinn und kein Ende" einfach den Kopf ab.


    Ich möchte in der Sache weder für Horst-Dieter noch für dich, Thomas, Partei ergreifen, aber in diesem Ton möchte ich hier mit niemandem kommunizieren, und ich möchte auch nicht, dass irgendjemand es wagt, so mit mir zu reden.


    Und es ist mir völlig egal, ob jemand erst fünf oder schon fünftausend Beiträge geschrieben hat - so eine Respektlosigkeit im Umgang wirkt sich doch auch auf andere aus. Als ich Bekannten schrieb und erzählte, ich wolle mich bei den 42ern registrieren, las und hörte ich mehrmals: "Da soll aber ein ganz schön rauer Wind wehen!"


    Ich finde es sehr gut, dass man hier sagt: "Ihr seid alle erwachsene Menschen, also regelt ihr Probleme doch wohl untereinander, oder?" Daraus leite ich für jeden und auch für mich aber auch die Pflicht ab, sich zu äußern, wenn man findet, dass Beiträge eine Grenze überschreiten.


    Ich habe deinen BT gelesen und kommentiert, Thomas - du kannst sich superb ausdrücken. Also kannst du es doch wohl besser, oder?


    Denk ruhig: Was interessiert es mich, was das Greenhorn schreibt. Mir egal. Persönliche Angriffe und beleidigende Ausdrücke gehen einfach nicht.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Liebe siempre,


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    Original von siempre


    und wieso nicht mehr? ich finde, es ist die hohe kunst der schriftstellerInnen, komplizierte sachverhalte, möglichst einfach und klar ausdrücken zu können :)


    komplizierte Sachverhalte einfach ausdrücken ... wieder hm ... meiner Ansicht nach beschreibt das eher die Aufgabe eines Journalisten.


    Ich komme ja aus der Schreibrichtung des (Lokal-)Journalismus, das war lange Zeit mein Berufswunsch, und so hat sich über Jahrzehnte auch ein karger Stil bei mir entwickelt. Meine Lieblinge in der Belletristik kamen auch oft aus dem Journalismus ... aber jetzt, wenn ich versuche, Geschichten zu schreiben und keine Artikel, jetzt mit 38 Jahren - da glaube ich, dass ich den für mich falschen Vorbildern hinterher gelaufen bin.


    Ich glaube, ich kann klar und einfach über Ereignisse in Potsdam berichten und dabei in kurzen Sätzen schreiben, mit wenig Adjektiven und Gedöns ... aber bei Geschichten glaube ich inzwischen, dass das nicht mein Ding ist: Das ist mir alles zu verkopft. Meine Hauptfrage lautet: Gefühl - wie erzeuge ich das am besten?


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    hast du mal ein besispiel von dir - einfach&klar vs neu?


    Ist dir klar, wonach du da fragst? Da bin ich ja nackt!


    Aber okay, spielen wir Strip-Poker. Ich hab ein Dreier-Pärchen (beides der Beginn von kürzeren Texten).


    "einfach und klar":


    Gesichter


    5 Uhr 30. Der Wecker. Das Radio. Der Radio-Wecker. Hallo, hier ist wieder euer Lieblingssender! Eure Antenne! Und wir versorgen euch mit allen Hits! Und keiner wird wiederholt!
    Bettdecke. Fußboden. Schlurfen. Die Küche. Die Kaffeemaschine. Einen Löffel für mich, einen für die Maschine. Im Kühlschrank: Licht und Senf.
    Badezimmer. Rasieren. Erst trocken, dann Zähneputzen, dann nass. Duschen. Kaffee. Kaffee schmeckt nicht.
    Anziehen. You're so beautiful to me.
    Der Flur. Die Kontrolle: Schlüssel, Geld, Monatskarte. Das Treppenhaus. Morgen, Frau Winklewski. Die grüßt auch nie.
    Haustür. Lärm. Abgeschlossen? Kaffeemaschine aus? Nieselregen auf dem Bürgersteig. Die Haltestelle. Menschen.
    Keiner schaut keinen an. Das ist normal. Ihr wollt euch lustig machen über mich, nicht wahr? Ihr wollt euch alle lustig machen über mich. Man schlage ihnen ihre Fressen mit schweren Eisenhämmern ein. Werte Fahrgäste, aufgrund von Bauarbeiten kommt es im Bereich ... 4 Minuten bis zur 93.
    Die Frau da links ist eigentlich eine Hübsche. Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick. Die Braue, Pupillen, die Lider. Wer war das, vielleicht dein Lebensglück? Vorbei, verweht, nie wieder.


    "neu"


    SONNTAG AUF DEM LANDE


    An diesem Sonntag war die Luft klirrend kalt und klar, und die Sonne schien fahl herab auf die westfälische Parklandschaft, während ein klammer Wind von Osten über die Baumkronen streifte, weiter über die die Büsche und die kahlen Felder zur Gräfte und in Richtung Bauernschaft. Alles war so still und schlafend, beinahe tot. Hellgrau, fast weiß, schimmerte die Scholle und lag hart und frostig und rau in der Dämmerung, beschwert vom Eis und gefangen genommen von der Kälte. Der Morgennebel war schon aufgestiegen und hüllte das Land in Dunst.
    Isford schritt kräftig aus, unter seinen Schuhen krachte es, und ihm war, als wäre er allein auf der Welt, als könnte er endlos wandern und nie ans Ziel kommen, nur irgendwann Eiswüsten durchschreiten, auf Schollen treiben und sich Schneestürmen entgegen stellen, schließlich aber wieder die verkarsteten Ackerfurchen unter seinen Stiefeln spüren, sich hinwerfen, das Ohr an die Krume legen und tief, tief unten ein Klopfen wahrnehmen, das Klopfen von Leben, eingesperrt da unten und doch langsam empor dringend, wissend, dass auf den Januar der Februar folgt und auf den Februar der März.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Liebe Mulle,



    Das habe ich dann ja schon mal verstanden. Ich töte ja auch gern meine Hauptfiguren, aber ich habe ja auch keinen Verlag. ;)


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    @ Testleser: Wie gesagt, such dir übers Netz jemanden, das ist nicht so schwer. Meine TL wissen nie, ob sie für ihre Arbeit hinterher ein Buch bekommen; soweit, dass ich über Exposé verkaufe bin ich ja noch nicht, es steht daher immer offen, ob ein MS verlegt wird oder nicht. Ich habe meistens einen Leser aus der Zielgruppe und einen, der mit dem Genre nichts anfangen kann (einen Sci-Fi oder Thriller-Leser z.B.), weil ich finde, dass ein Genre-Buch, genrefremden Lesern zwar nicht gefallen muss, sie aber trotzdem handwerklich überzeugen sollte.


    Das mit den Testlesern werde ich wirklich mal versuchen. Aber Eile mit Weile: Bevor ich hier meinen BT nicht eingestellt habe, passiert da noch gar nichts. Und auch danach benötige ich wohl noch Zeit. Gerade deshalb geht es mir ja auch darum, was ich selbst tun kein, um meine Texte möglichst effektiv und allein zu überarbeiten.


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    @ Distanz zum Text: Tja. Das fällt mir auch schwer und erfordert, auch wenn der Text ein Jahr oder länger lag, meine volle Konzentration. Ich kann nichts machen - ich mag meine Schreibe Achselzucken und erwische mich immer dabei, den Text einfach zu lesen, meist genüsslich zu lesen und mich darüber zu freuen, wobei mir der Kritiker-Blick immer wieder entgleitet. Man kann das aber üben. Durch Konzentration und durch häufiges Kritisieren und Analysieren anderer Bücher. Aktuell merke ich auch, dass es leichter wird, wenn man den Text in mehreren Durchgängen überarbeitet: Ein Durchgang nur für Logik, Glaubwürdigkeit & Figurenpsychologie; ein Durchgang für Dialoge und Eigenstimme der einzelnen Figuren; ein Durchgang für Formulierungen, Verbschärfen, ein Durchgang für unnötige Füllworte und Adjektive. Bisher habe ich das alles durcheinandergematscht und so überarbeitet, aber dadurch entstehen kleine, aber ärgerlich Patzer (ärgerlich, weil vermeidbar).


    Das mit der Eitelkeit kenne ich auch. Die verhindert bestimmt oft ein gewinnbringendes Überarbeiten. Und das mit den mehreren Durchgängen werde ich ausprobieren. Den Tipp kannte ich noch nicht.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Lieber Tom,


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    Original von Tom
    Das ist ein Klassiker bei Schreibworkshops, und zwar völlig unabhängig, ob sie an der VHS oder von der Literaturuni Leipzig veranstaltet werden: Rohfassung nehmen und dann alle Adjektive und Adverbien streichen. In vielen Fällen entstehen dadurch tatsächlich lesbarere und damit - vermeintlich - bessere Texte. Es zeigt sich, dass viele dieser Wörter offenbar überflüssig sind, gar den Lesefluss bremsen, und dass ihre Beseitigung eben den Text verbessert. Aber. Das gilt für schlechte Texte. Ein guter Text ist möglicherweise gerade durch die Verwendung solcher Wörter gut. Auf jeden Fall unterscheidet sich die eine von der anderen Fassung, und zwar auch im Hinblick auf Inhalt und Wirkung. Und an dieser Stelle muss sich der Autor eben fragen lassen oder gefragt haben, warum er getan hat, was er getan hat. Wer seine Texte mit Adjektiven und Adverbien flutet, um schlicht längere Texte zu schreiben, macht etwas falsch. Das erkennt man durch die genannte Vorgehensweise. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.


    du sprichst nicht mehr direkt das Thema "Kill your darling!" an, aber deiner Meinung schließe ich mich an. Das Reden von "Adjektivitis" und "Vorsicht bei Adverbien" sollte meiner Ansicht nach nicht unterdrücken, dass Adjektive und Adverbien auch sehr kraftvoll wirken können, wenn man sie gezielt und mit Bedacht einsetzt.


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    Ein anderes Problem sind tatsächlich diese Sätze, denen man anmerkt, dass der Autor besonders viel Schmackes, Herzblut, Wasauchimmer in sie getan hat, echte Lieblingssätze eben - aus Sicht des Autors. Oft grätscht derlei auch ziemlich übel aus dem Resttext heraus. Gerade noch knappe, präzise Sprache, und dann plötzlich so ein Ungetüm, so ein Alles-in-einem-Satz, eine brachiale, wortmächtige Zusammenfassung des Weltgeschehens, zutiefst philosophisch, kongenial, einfach ... hach. Aber trotzdem Scheiße. Weil unpassend, schlecht vorbereitet, dramaturgisch völlig neben der Spur und so weiter. Raus damit.


    Ja, ja, ja - ja! Das meinte ich in meinem Ausgangsbeitrag mit "Fremdkörper"! Dort vermute ich mangelnde Distanz zum eigenen Text als Ursache. Meinst du so ähnlich, dass das am Herzblut liegen könnte, an zu viel Gefühl? Eine erfolgreiche Schriftstellerin schrieb mir einmal, dass ein Autor beim Schreiben kalt sein müsse wie eine Hundeschnauze - nur so könne er auch gefühlvoll schreiben.


    Lässt man sich also bei Lieblingsstellen von den Gefühlen des Textes mitreißen, statt sie zu beherrschen?


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Liebe siempre,


    "Ich werde ihn Mores lehren!" - das kommt mir als bekannte Phrase mit "lehren" in den Sinn. "Lehren" steht nach diesem Beispiel mit Akkusativ.


    Genau kann ich's auch nicht erkären *schäm*, obwohl ich mal Deutsch als Fremdsprache in Warschau unterrichtete. Vielleicht so: "Lehren" hat doch was Dynamisches, nämlich die Vermittlung von Wissen an jemanden. Akkusativ steht meist für Bewegung, Dativ für Stillstand.


    Hoffentlich liest das kein Grammatik-Freak, aber so hab' ich's immer meinen Kursanten erklärt, und frech behauptet ist halb bewiesen!


    Herzliche Grüße,


    Hugo

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    Original von siempre
    ich hege und pflege meine darlings, hugo, und verteidige sie, wenn es sein muss vehement :colts;)


    Liebe siempre,


    ich weiß, siempre, ich weiß. ;) =) (Ich sage nur: Müll-Baby-Rap!) "Und das ist auch gut so!" :D


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    ich überarbeite meine texte eher so: streiche jedes wort, das du streichen kannst. ist auch ein vip-schriftstelerInnen-satz Augenzwinkern . vergessen, von wem. der rat ist echt genial, finde ich. kann ich 100 pro unterschreiben.


    Ich glaube, Wolf Schneider schreibt in - ich glaube wieder - "Deutsch für Profis" - man solle sich vorstellen, dass man für jedes Wort Geld bezahlen müsse, so wie bei einem Telegramm.


    Hm. Dahinter steht die Philosophie einer knappen, einfachen Sprache, von der ich mich gerade verabschiede, obwohl ich ihr anhing, solange ich denken kann. Ist aber sicher ein Konzept, das sich bewähren kann.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

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    Original von JochenAlexander
    das Buch von Highsmith habe ich vor zwei Wochen gelesen. Es enthält einige interessante Ansätze. Der von Dir genannte ist einer der Wichtigsten. Man muss imo möglichst viel lesen... um ein Auge für gute Texte (im Sinne des Genres, in dem Du schreibst) zu bekommen... wenn man es dann schafft, den eigenen Text wie einen fremden zu lesen, kann man mit Übung den Murks relativ schnell von den guten Stellen unterscheiden. Einzige Bedingung - und das ist Deine Ausgangsfrage - ist, dass Du das 6-8 Wochen liegen lässt. Es ist bisweilen faszinierend wie glasklar man nach dieser Zeit die eigenen Texte lesen kann.


    Lieber JochenAlexander,


    danke auch dir für den Tipp. Mir schwirren Projekte nur immer so im Kopf rum, dass 6 - 8 Wochen noch viel zu wenig sind. Bei mir dauert so etwas etwa ein halbes Jahr ...


    Herzliche Grüße,


    Hugo

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    Original von Horst Dieter


    Es hilft auf jeden Fall immer ein bisschen, einen Text vor der Überarbeitung etwas abhängen zu lassen. Mindestens 14 Tage, besser 4 Wochen.


    Lieber Horst-Dieter,


    die Erfahrung habe ich auch gemacht. Allerdings braucht es für mich bei Romanen Monate, bis ich etwas mehr Distanz habe.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Horst Dieter


    Gerade habe ich mit einer Co-Autorin ein Romanmanuskript fertig (260 Normseiten). Dafür suchen wir derzeit "TestleserInnen". Vorläufig Zusagen liegen sogar schon vor. Ein weiteres fertiges Romanmanuskript (alleine geschrieben, 250 Normseiten) liegt ebenfalls bereit und wird nach Abgabe des o.g. Manuskriptes weiterbearbeitet. Dafür liegt mir sogar schon eine Zusage einer Testleserin vor. Ich selbst habe schon als Testleser auch für mehr als 400seitige Manuskripte fungiert. Innerhalb der 42er Autoren e.V. ist es üblich, sich diesbezüglich gegenseitig zu helfen. Und das ist äußerst effektiv.


    Lieber Horst-Dieter,


    so etwas schwebt mir auch vor. Freut mich zu hören, dass es im Verein der 42er grundsätzlich solche Möglichkeiten gibt.


    Wie ich an Mulle schrieb, glaube ich, dass unter Testlesern ein gewisses Vertrauen bestehen sollte. Von meiner Seite aus arbeite ich daran, mit meinen Kommentaren zu den BTs für andere die Grundlage zu schaffen zu beurteilen, ob sie mit meinen Anmerkungen etwas anfangen können. Etwas anderes kann ich nämlich als Gegenleistung für das Beta-Lesen anderer nicht bieten.


    Trotzdem ist mein Ausgangspunkt: Wie überarbeite ich meine Texte selbst möglichst gut? (Kill your darling!)


    Ich kann ja auch nicht irgendetwas hinrotzen und das dann Testlesern hinwerfen.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

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    Original von Mulle
    Hugo, das ist jetzt oT, aber: Hast du gar keinen Testleser?


    Liebe Mulle,


    ich bin dir dankbar für die Frage. Ich gehe davon aus, dass du den Hintergrund meines Themas damit besser verstehen willst.


    Ich bin regelmäßig in zwei Autorengruppen in Potsdam und Berlin. Bei den Treffen kann man natürlich nur kürzere Texte lesen. Meine Freunde sind sehr nett und lieb, aber so sehr sie mir auch manchmal Anstöße geben, die ich umsetze - ihre Kritik hat nicht das Kaliber von Leuten, die selbst schreiben.


    Bleiben noch Beta-Leser. Nö. Hab' ich nicht. Vielleicht finde ich ja mit der Zeit hier welche. Ich stelle mir vor, dass man sich dazu ein bisschen kennen, schätzen und vertrauen muss. Mal schauen.


    Da eine Aussicht auf Freiexemplare bei mir ... gewagt wäre, kann ich nur anbieten, selbst auch für andere als Beta-Leser zu fungieren.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

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    Original von Mulle
    Bei "kill your darlings" musste ich zuerst daran denken, dass meine Lieblingsfiguren immer äußerst dicht am Rand des Ablebens tanzen ... geliebte Nebenfiguren werden bei mir grundsätzlich getötet X(


    Liebe Mulle,


    auf die Gefahr hin, dass ich das Thema nachträglich erweitere: Warum tötest du denn gerade die Nebenfiguren, die du liebst? Ist das nicht so ähnlich, als ob man eine geliebte Stelle streicht? Das würde mich sehr, sehr interessieren!


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    Was die Lieblingssätze und -Szenen betrifft: Bloß nicht! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das, was ich besonders mag, oft auch bei den Lesern gut ankommt. Ich wäre ein Trottel, wenn ich das rausschmeißen würde!


    Hm. Na ja, das Dumme ist ja, dass ich das Urteil der Leser beim selbständigen Überarbeiten gerade noch nicht kenne.


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    By the way: Hemingway soll ja kein besonders glücklicher Mann gewesen sein ... es wäre anzuzweifeln, ob es grundsätzlich gut tut, sich unter Schmerz Dinge zu nehmen, die man mag.


    Klar. Schließlich hat er sich erschossen. Und man mag über den Menschen Hemingway auch viel Kritisches sagen - aber als Schriftsteller war er nicht gerade eine Lusche, oder?


    Zitat

    Aber was Horst Dieter sagt, ist schon wahr. Lieblinge neigen dazu,
    1) unantastbar zu werden - und dann laufen sie Gefahr schlecht zu werden
    2) sich oft zu wiederholen. Und ja, wenn ich dann merke, dass sie Lieblingsmetapher leider im Roman zuvor schon vorkam, dann muss sie gehen, egal wie schön sie ist. Lieblinge dürfen keinen Sonderstatus bekommen, wenn man sie dabei erwischt, gibt es was auf die Finger!


    Das schreibst du so schön distanziert, Mulle. Da möchte ich auch gern hinkommen. Highsmith schreibt in "Suspense", jeder Autor müsse lernen, eigene Texte wie fremde zu lesen. Aber: Wie mache ich das nur?


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Horst Dieter
    Bevor ich aber wegwerfe und streiche ist es gut, jemand anderen draufschauen zu lassen. Oder besser gleich mehrere. Möglichst solche, die in ihrem Urteil nicht befangen sind.
    ...
    DANN ist der Weg zur Überabeitung (oder Streichung) dieser Stellen frei.


    Lieber Horst-Dieter,


    danke für deine schnelle Antwort. Mir geht es in diesem Fred allerdings gerade um das selbständige Überarbeiten, ohne dass andere einem helfen.


    Und das kann einem doch keiner abnehmen, oder?


    Natürlich ist es optimal, wenn andere lesen, was man fabriziert hat, und wenn die sich auch hilfreich äußern. Allerdings: Ab einer gewissen Länge kann ich keinem Freund und keiner Autorengruppe mehr zumuten, den ganzen Text sorgfältig zu lesen. Und Autorenforen haben ja auch aus gutem Grund eine Seitenbegrenzung.


    Mein letztes Romanprojekt umfasste rund dreihundertdreißig Normseiten. Das ist ja noch relativ kurz Aber auch da kann ich anderen nur Ausschnitte präsentieren, aber keinesfalls das gesamte Projekt.


    Ich könnte natürlich auch Leute dafür bezahlen, dass sie den Text durchgehen, aber dazu habe ich kein Geld.


    Also muss ich zusehen, dass ich irgendwie meine eigene Überarbeitung verbessere. Und ein Element davon sind diese seltsamen Lieblingsstellen.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Liebe 42er,


    ich möchte euch um Rat fragen in Sachen: Überarbeitung eigener Texte ohne die Hilfe anderer.


    In einem anderen Fred hat man meine Nase auf einen Satz Hemingways gestupst: "Bei der Überarbeitung streiche ich zuerst sämtliche meiner Lieblingssätze." Streichen müsse ein Opfer sein, und Opfer müssten weh tun, sonst entstehe nicht wirklich Gutes.


    Ist das allein ein Grund, aus dem ich Sätze oder Passagen oder ganze Szenen streichen sollte: dass sie mir besonders gut gefallen?


    Kann ja sein. Hemingway strahlt für einen Fan wie mich schon Autorität aus - aber trotzdem hätte ich gern einen Grund fürs Streichen, wenn es ihn gibt.


    Wenn ich meinem eigenen Urteil so sehr misstraue, dass ich das sofort wegwerfe, was ich für Sahnestücke halte, wie sehr kann ich denn dann dem Rest trauen?


    Ich kann dieses "Kill your darling!" schon anhand von eigenen Beispielen nachvollziehen - in meinem ersten Romanprojekt gab es da diese Tanzszene mit wechselnden Perspektiven von zwei Frauen und zwei Männern ... Gott, was habe ich diese Szene geliebt! Gute und grausame Freunde haben mich dann davon überzeugt: Wenn irgendwas ersatzlos gestrichen gehört, dann diese Szene!


    Ist man beim Schreiben von Lieblingsszenen vielleicht besonders selbstverliebt? Möchte man da den "Literaten" raushängen lassen? Fehlt einem gerade an diesen Stellen der letzte Rest an gesundem Abstand gegenüber dem eigenen Text? Werden solche Stellen dadurch zum Fremdkörper?


    Ich versuche nur, einige mögliche vernünftige Erklärungen für dieses "Kill your darling!" zu finden. Vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen. Ich hoffe es sehr und würde mich sehr freuen!


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Und hier, meine lieben Damen, vor Allem, die ihr uns Männer nur für blöde Urwald-Prolls haltet: Hier der Beweis! :D


    Schaut mal, was viele zusammen können, wenn sie es können!


    Fußball ist unser Leben!


    und König Fußballl ist unser Glück! Zwo, drei, vier ...

    Liebe Topi,


    da ich mit deinem Namen schon Beiträge verbinde, erlaube auch ich mir, dir herzlich zum Geburtstag zu gratulieren.


    Sto lat! :clown



    Neujahr ist doch ein perfektes Geburtsdatum für eine Schriftstellerin: Jeder kann sich gut daran erinnern (und außerdem hat man immer sein weltweites Feuerwerk)!


    Herzliche Grüße, :silvester


    Hugo