Beiträge von Christoph

    Ich bin hier auf einen kurzen Artikel gestoßen, der letztlich doch wieder nur Werbung ist, der aber auch zwei bis drei ganz interessante Gedanken über Lesen und Schreiben enthält. Darin werden Studien angeführt, die herausgefunden haben wollen, was im Gehirn passiert, wenn man unterschiedliche Gattungen von Texten (Gedichte, Sachtexte, seichte und nicht so seichte Prosa u.ä.) liest. Die Autorin des zugrundeliegenden Büchleins geht davon aus, dass es unterschiedliche Arten zu lesen gibt und begründet nachvollziehbar, warum Lektüre Menschen verändern kann.

    Schulgrammatik und rhetorische Figuren sind zwei Paar Schuhe. Aber sie schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich.

    Vielleicht stimmt das, ja. Es liest sich wie ein Angebot, sich trotz aller Freiheiten doch noch mit "der Grammatik" aussöhnen zu können (und zu sollen ). Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Vor allem aber glaube ich nicht, dass dieser Ansatz für einen kreativ Schreibenden der geeignetste ist. Wichtiger sind mir persönlich solche Dinge wie Klarheit, Verständlichkeit, Melodie, Rhythmik usw. und eben das Bemühen, für das zu sagende die möglichst passende, angemessene Ausdrucksweise zu finden. Sprachrichtigkeit erfolgt bei mir wohl eher "nach Gefühl". Ich habe durch ausgiebiges Lesen viel an Grammatik aufgenommen und fühle mich auch ziemlich sicher darin. Ganz oben auf meiner Liste steht aber das Bemühen, das, was ich erzählen will, möglichst gut aus meinem Kopf auf's Papier zu bringen. Und da ist korrekte Grammatik manchmal im Weg. Und wenn man das merkt, dann plädiere ich erstmal für's mutige Weiterschreiben. Ich glaube, das ist wichtig für die eigene Entwicklung.

    Laut Duden.de setzt man ein Ausrufezeichen bei Ausrufesätzen, die die Form einer Frage haben.
    Es folgen diese Beispiele hier:

    • Wie lange soll ich denn noch warten!
    • Ist denn das zu fassen!

    Diese Regel ignorieren glaube ich die meisten und wägen einfach selber ab. Das mache ich ebenfalls.


    Genauso wie bei dem Vorschlag der neuen deutschen Rechtschreibung, nach Imperativsätzen grundsätzlich erstmal ein Ausrufezeichen zu setzen. Das kann zu ziemlichen Ungetümen führen und wenn man das eisern befolgt nimmt man sich die Möglichkeit, die Lautstärke / Intensität einer Aussage selbst zu steuern. Darum halte ich das für eine unnötige Regel und damit für Blödsinn.

    Was haltet ihr hiervon?:


    Beispiel 1:
    Für die meisten meiner Kunden war ich Luft, wenn ich das Grundstück betrat. Sie aßen einfach weiter, Schalen mit Obst und Brot vor sich auf dem Tisch.


    Beispiel 2:
    Er betätigte immer wieder den Hebel, vergeblich.


    Oder: Er betätigte immer wieder den Hebel. Vergeblich.


    Ich vermute, beides ist nicht durch die Schulgrammatik abgedeckt. Ich finde aber beides ok, das zweite sogar noch viel oker, als das erste.


    Welche Wirkung damit erzielt wird, weiß ich nicht. Die Absicht ist immer die gleiche: Das, was in meinem Kopf ist, so gut wie möglich in Worte zu fassen.

    Naja, ich würde Autorin und Lektorat nicht gleich den Todesstoß dafür versetzen, dass nun in einem Satz von ganz ganz vielen ein Fehler übersehen wurde. Das hätte jedem anderen Verfasser auch passieren können, ist es auch schon und wird es wieder. Da gibt's doch diesen Spruch mit dem Auge und dem Balken. Wie ging der noch gleich? :kratz2


    Natürlich stört man sich bei einem Buch, das von sich selbst behauptet, "die Geheimnisse der deutschen Sprache" zu enthalten, ein klein wenig mehr. Ich würde mir aber den Lesespaß, von dem du schreibst, Andrea, nicht davon kaputtmachen lassen. Anscheinend kann sie ja doch ganz passabel schreiben und erzählen. Das ist doch etwas besonderes. Es gibt Leute, die veröffentlichen Bücher, ohne schreiben und erzählen zu können.


    Aber um deine Frage zu beantworten: Geh mit hohem Anspruch an das Buch, aber rechne wie immer damit, dass Leute Fehler machen.


    So. Das war das Wort zum Sonntag. Dabei ist erst Dienstag. Auch falsch. Egal. ;)

    Hallo Tom,
    danke dir, das ist schonmal eine gute Grundlage. Vielleicht reicht das sogar schon.
    Es geht um den beruflichen Hintergrund für eine Figur, das ist so eine sehr attraktive, zielstrebige aber verkopfte junge Frau und es wäre gut, wenn ich die in einem angesehenen Verlag unterbringen könnte. Irgendwo, wo man Eigenverantwortung hat, viele Überstunden macht aber dafür auch angemessen bezahlt wird. Eine Stelle, auf der man (zumindest einen gewissen) Einfluß auf das Programm hat, damit sie ein Sachbuchmanuskript an der richtigen Stelle platzieren und sich dafür stark machen kann.


    So in der Art.
    Nach dem, was du schreibst, klingt das für mich jetzt ein bißchen nach Lektorin. Vielleicht eine, die schon lange dabei ist, eine Reihe von Büchern erfolgreich betreut hat.


    EDIT: Gerade wird mir klar, dass ich dich möglicherweise auf die falsche Fährte gelockt habe, indem ich die Frage in der "Sprechstunde" gepostet habe. War keine Absicht. :)


    Christoph

    Ich habe mal eine Recherchefrage.
    Weiß jemand, wie große Verlage üblicherweise strukturiert sind?
    Gibt es da so etwas wie eine Projektentwicklung mit einem Haufen übermotivierter Mitarbeiter, die relativ selbständig versuchen, Bücher auf die Beine zu stellen und diese dann betreuen?
    Oder muss ich mir eher einen Abteilungsleiter "Sachbuch", "Belletristik" usw. vorstellen, der entscheidet, was gemacht wird und das dann an so etwas wie Sachbearbeiter/ Lektoren weitergibt?


    Oder, oder, oder...?


    Christoph

    Was mir dazu einfällt: Wir werden die Erde so lange aussaugen, wie das eben geht. Sie wird ja auch nicht plötzlich kollabieren, sondern wird sich Stück für Stück verändern. Irgendwann wird man keinen Fisch mehr essen können, weil der voller Plastik ist und den Menschen krank macht. Dann hören wir eben auf, Fisch zu essen, und weiter geht's. Schockieren wird das niemanden, so wenig, wie es uns heute (und seit ich zurückdenken kann) schockiert, dass tagtäglich soundsoviele Tierarten aussterben, soundsoviele Menschen verhungern, verdursten usw usf.


    Ich glaube, das ist ein kompliziertes Problem, es hat mit Wahrnehmung und den Denkgewohnheiten unseres Gehirns zu tun und auch einfach damit, dass wir im Großen und Ganzen ein sehr aggressiver Organismus sind. Überlegene Raubtiere mit einem riesigen Gehirn und einem noch größeren Ego, das in ständiger Angst lebt, vor sich selbst und anderen als klein und machtlos entlarvt zu werden. Wir tun praktisch alles, damit das nicht passiert. Uns gegenseitig auf's Maul hauen, beispielsweise, auf die vielen Arten, auf die das möglich ist.


    "Individuelle Güte"? Ich bin mir nicht sicher, was genau du damit meinst, aber wenn ein gütiger Mensch jemand ist, der sich nach seinen besten Kräften bemüht, kein Arschloch zu sein, der sich dabei richtig reinhängt - dann ist das genau das, was wir brauchen. ;)

    Ich notiere im Moment überhaupt nicht. Aber ich habe das mal phasenweise unheimlich intensiv gemacht, geradezu fanatisch. Zuhause in Ringblöcken und unterwegs in ein kleines Notizbüchlein, das in meine Handtasche passte. Herrenhandtaschen sind definitiv unterschätzt. Da fand sich dann alles mögliche, Beobachtungen des Tages, Gedanken, irgendwelche Details von Menschen und Dingen und auch mal eine bemerkenswerte Dialogzeile.


    Aber irgendwie hat es das alles nicht gebracht. Kurzgeschichten trage ich im Kopf herum, bis ich merke, dass ich jetzt schreiben kann / soll. Was ich dafür recherchiere, tippe ich in den Rechner und gucke dann nie wieder rein. Das gleiche gilt für meine alten Notizen. Ich bin mir sicher, die sind absolut brillant. Nur merke ich das nicht, weil ich sie nicht lese. =)