Hallo,
den Thread muss ich nochmal hochholen, das finde ich spannend.
Denn ich glaube, das ist eine total wichtige Frage, auf die man unbedingt eine Antwort finden muss, weil das einfach so grundlegend ist. Wenn man sich und seine Schreiberei irgendwie so halbwegs ernst nimmt, dann will man ein wiederholbares Verfahren, eine Methode um an Text zu kommen. Vielleicht sogar an brauchbaren.
Bei mir fängt es ebenfalls mit einer Idee an, irgendwas hat mein Interesse geweckt und mein Gefühl sagt mir, dass da noch mehr ist, also dass mir dazu ziemlich viel einfallen wird. Da ist dann auch so eine gewisse Aufregung dabei, so ein Gefühl, dass jetzt gleich etwas total tolles passieren wird. Zum ersten Mal mit der neuen Freundin schlafen, so ungefähr. Zu diesem Zeitpunkt denke ich noch nicht über Handlung oder Figuren nach, sondern bleibe bei der Idee und recherchiere. Das mache ich ziemlich gründlich. So gründlich, dass ich sicher bin, dass mir meine Unwissenheit beim Schreiben nicht mehr in die Quere kommen wird. Manchmal sind dann Figuren da, manchmal reden sie auch, und das ist ein sehr gutes Zeichen, denn genau das will ich ja.
Dann folgen mehrere Tage, in denen ich versuche, nicht mehr an das alles zu denken. Falls es trotzdem hochkommt, ist das ok, aber ich lasse mich nicht drauf ein. Ja und danach ist die Kurzgeschichte normalerweise fertig, manchmal fehlt das Stück vor dem Ende, der Höhepunnkt quasi, aber das ist egal. Jetzt haue ich in die Tasten und eine Stunde später habe ich dann meine Geschichte.
Ich glaube, Erzählen ist nicht so sehr eine Tätigkeit des logisch denkenden Verstandes (Recherche aber schon), sondern mehr des Gefühls. Des Gefühls für Proportionen beispielsweise. Niemand zählt Wörter, um herauszufinden, wie lang eine Beschreibung sein muss. Man merkt eben einfach, wann man genug gesagt hat. Hoffentlich. Man entwickelt ein Gefühl dafür. Und auch bei Figuren geht es mehr darum, ein Gefühl für sie zu entwickeln, dafür, wie sie sich verhalten und wie sie denken. Das will ich als Leser übrigens auch. Ich will ein Gefühl für die Figur bekommen und auch die Welt, in der sich die Figur bewegt, da will ich eher fühlen als faktenbasiert wissen.
Wir brauchen einen Thread darüber, wie ihr an Romane herangeht.
Christoph