Beiträge von Andrea

    Hallo, Horst-Dieter,


    du meinst damit vermutlich den DRM-Schutz, den die meisten E-Books besitzen? Und das damit verbundene Download-Prozedere?


    Beim Download via libreka, txtr oder jeden anderen Shop, der E-Books verkauft, läuft das wegen dieses Digital Rights Managements ja ähnlich. Lesen kann ich nur, wenn ich "Adobe Digital Editions" auf dem Rechner habe und mir bei Adobe eine Adobe-ID geholt habe. Damit darf ich dann den Text auf bestimmten, angemeldeten Geräten lesen.


    Über den Sinn von DRM lässt sich trefflich streiten. Ich find's persönlich auch nicht toll. Noch dazu, wo ich nur eine bestimmte Lese-App auf meinem iPhone benutzen kann, um DRM-geschützte E-Books zu lesen, die nicht wirklich das Gelbe vom Ei ist, was den Lesekomfort angeht.


    Inzwischen gibt es jedoch eine erkleckliche Anzahl von E-Books, die keinem DRM-Schutz haben und die ich auch mit anderen Apps lesen kann. Ich lese halt gern auf dem iPhone und werde mich am Freitag mal in die glühende Datenschlange stellen 8)


    Schöne Grüße von der Nebelförde von
    Andrea Martini

    Moin, zusammen,


    hier will ich nun doch noch ein paar Dinge zu Dan Browns Text sagen (in der von Piet van Poll übersetzten deutschen Fassung):

    • Er verwendet in der Mehrzahl starke und klanglich gefärbte Verben
      klammern, hängen, lösen, beulen, fallen
      dröhnen, beben, ringen, kriechen
      drehen, kauern, spähen, richten
      stoßen, knien, starren, lodern


    • Seine Sätze sind kurz und leicht verständlich.


    • Die Adjektive und Adverbien sind wohl platziert, manchmal ergeben sie mit dem darauf folgenden Substantiv eine Alliteration.
      stählerne Gitterstäbe
      kostbare alte Meister
      schwere Goldrahmen
      dunkelrote Pupillen
      gespenstisch blasse Haut
      hünenhafte Albino
      noch so eine Alliteration:
      Er quittierte die Geschichte mit einem zufriedenen Lächeln.


    • Er stellt direkte Fragen, die der Leser natürlich beantwortet haben will.
      Wie kann der Mann das wissen?
      Die anderen?


    • Er verwendet Begriffe, die unmittelbar auf das Geheimnis verweisen, sowie weitere Schlüsselwörter, die wahrscheinlich direkt auf mein Unterbewusstsein zielen:
      Wahrheit
      Sicherheit
      Seneschalle (hohoho, klar weiß ich, was das bedeutet - oder nicht? :kratz1)
      streng geheim
      strikter Befolgung
      Instinktiv


    • Er spart mit Metaphern.


    • Er verwendet hauptsächlich Aktivkonstruktionen. Im gesamten Prolog fand ich nur eine Passivkonstruktion.


    • Er setzt Substantivierungen bewusst sein, um etwas "amtlich" wirken zu lassen:
      "In strikter Befolgung des verabredeten Protokolls ..."


    Alles Dinge, die in jedem creative-writing-Buch zu finden sind. Dan Brown (bzw. sein Übersetzer) ist den Beweis angetreten, dass genau das funktioniert. Bei mir jedenfalls.


    Sonnige Ostseegrüße von
    Andrea Martini

    Danke, Wolf, für deine Worte!


    Dass ich Dan Brown gelesen habe, dazu habe ich mich ja schon geoutet an entsprechender Stelle. Und ich will euch noch was sagen: Ich liebe Elizabeth George, habe Stieg Larsson verschlungen und sehne mich nach dem heute erscheinenden neuen Hill/Jordan-Krimi von Val McDermid.
    :hop


    Sonnige Grüße aus Kiel von
    Andrea Martini

    Diese Stilanalyse befand über die heute verfertigten 2700 Wörter meines Romans (ein Krimi), sie klängen nach Ingeborg Bachmann.


    *klopftsichmalselbstaufdieschulter*


    Und im Weblog schreibe ich wohl wie Siegmund Freud :kratz1


    Besonders gelacht habe ich hierüber: Was rauskommt, wenn man den Text des Einigungsvertrages (passend zum heutigen Festtag) eingibt, verrate ich nicht. Müsst ihr schon selbst probieren
    :rofl :rofl


    Windige Grüße von der Ostsee von
    Andrea Martini

    Judith,


    vielen Dank für die ausführliche Analyse anhand des englischen Originals. Ich fand sie sehr erhellend und lehrreich.


    Birgit
    Und damit du dich nicht als Einzige als Dan-Brown-Leserin outen musst: Hier ist noch eine. Ich habe zwar nur das "Sakrileg" gelesen und kenne "Illuminati" als Hörbuch. An beidem hatte ich sehr viel Spaß. Dennoch kann ich dem zustimmen, was du schreibst. Es liest sich weg wie nichts, ist gespickt mit Andeutungen und Geheimnissen und ich war spätestens nach dem dritten Kapitel "gezwungen" zum Weiterlesen ;-)


    Ohne mich jetzt schon zu den textlichen Feinheiten in der deutschen Übersetzung äußern zu wollen (kommt noch), möchte ich einen Aspekt anfügen, der es dem Leser des "Sakrilegs" äußerst leicht macht: Das ist die Kürze der Kapitel. Es gibt wenige, die mehr als 10 Seiten haben. Die meisten haben 3-4 oder gar nur 2 Seiten. Beim Lesen denkt man sich dann "Ach, was soll's. Eins geht noch". Und schwupps, ist man durch.


    (OT: Von der Verfilmung war ich etwas enttäuscht. Nach den Hörbüchern, die von Wolfgang Pampel eingelesen worden sind, dem Synchronsprecher von Harrison Ford, konnte ich mich mit Tom Hanks in der Rolle des Robert Langdon überhaupt nicht anfreunden. Nur Jean Reno als Bezu Fache hat mir gut gefallen.)


    Einen schönen Freitagabend noch von
    Andrea Martini

    Werte Frau Porath,


    Sie mögen ja Recht haben, was die Handelsbeziehungen von König Tulip nach Schlesien angeht.


    Zitat

    Original von Silke Porath
    ... eine Handelsbeziehung zu Schlesien, die bis heute in der Literatur als Erfindung der "Schles-WICK-er Hustenpastillen" kolportiert wird.


    Doch als Schleswig-Holsteinerin muss ich mich gegen diese Kolportage verwahren, die schon seit Jahrhunderten durch die einschlägige Literatur geistert. Dabei entbehrt sie jeglicher Grundlage. Die "Schles-WICK-er Hustenpastillen" sind eine Erfindung des Leibarztes des dänischen Königs Christian des Viertelvorfünften, welcher auf den Namen Wicktor von Hüstesöft hörte.
    Christian der Viertelvorfünfte litt seit frühester Jugend an einer kaum zu kurierenden Bronchitis, welche ihm bei seiner Krönung anno 1774 fast zum Verhängnis wurde. Einer Legende zufolge stünde die Herrschaft des dänischen Königs zeit seines Lebens unter einem schlechten Stern, sollte im Verlauf von zwölf Stunden nach seiner Krönung die Krone den Kontakt zum Haupt des Herrschers verlieren. Es begab sich, dass Christian der Viertelvorfünfte von einem solchen Hustenanfall heimgesucht wurde, nicht einmal zwei Stunden nach dem Verlassen der Hofkirche in Kopenhagen, dass es ihm nur mit allergrößter Mühe und mit Hilfe seines Leibarztes gelang, die Krone auf dem Kopf zu behalten.
    In Folge dieses Vorfalls stürzte sich Wicktor von Hüstesöft in seine Forschungen, um ein Heilmittel gegen die Bronchitis des geliebten Herrschers zu finden. Dafür richtete ihm Christian der Viertelvorfünfte eigens ein Labor in Schleswig ein. Mehrere Quellen aus dieser Zeit berichten von diesem arg wunderlichen Arzt, der die Umgebung des fürstlichen Schlosses in Schleswig durch nächtliches Umherstreifen in den Kräutergärten des Ortes mehr als einmal aufgeschreckt und im Schlaf gestört haben soll.


    Zitat

    Original von Silke Porath
    Ich verweise eindrücklich auf den wissenschaftlich durch die Forschungen von Prof. Radkedetzky belegten Zusammenhängen


    Auch hier scheint es eine Verwechslung zu geben. Der Name des Professors lautet Kedetz und er war ursprünglich in Radby zuhause. Eines Tages wurde er Zeuge des sonderbaren Treibens des Leibarztes Wicktor von Hüstesöft, was er schriftlich dokumentierte und dem dänischen König Christian dem Viertelvorfünften als Beschwerdeführer vortrug. Wie man sich denken kann, stand der König voll und ganz hinter seinem Leibarzt. Professor Kedetz fiel in Ungnade und musste fortan auf seinem Landsitz in Radby verweilen, ohne je wieder seine Forschungen über die Wasser-Lachen aufnehmen zu können, in denen die Katzen der Schleswiger Region mit solch besonderer Vorliebe badeten. Man sagt, sie brächten darin sogar ihre Jungen zur Welt. Weshalb die Schleswiger Katzen für ihre besondere Hydrophilie bekannt sind.


    Es ist nicht überliefert, ob eine hydrophile Katze je ihre Jungen in einer dänischen Lache geworfen hat oder je nach Schlesien ausgewandert ist.


    Mit vorzüglicher Hochachtung grüßt
    Anders Kedetz (Ur-ur-ur-ur-urenkel von Professor Kedetz, gerichtsvereidigter Sachverständiger für Lach-Katzen)


    Edit: Nachtrag: Übrigens hat man im vorletzten Jahr in Schleswig den Barockgarten des Schlosses rekonstruiert. Dabei verwendete man all jene Pflanzen, die Wicktor von Hüstesöft bei der Erforschung des Mittels gegen Bronchitis untersucht und im Schleswiger Kräuterbuch dokumentiert hat, bevor daraus die berühmten "Schles-WICK-er Hustenbonbons" wurden.

    Moin, zusammen,


    Zitat

    Original von Berit
    Robert Gernhardt. Der hat ja einen umwerfenden Sprachwitz, und gestern habe ich Das Elfte Gebot in die Finger bekommen



    ja, Gernhardt ist auch in meinen Augen großes Kino. Schade, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt.


    Ich musste lange nachdenken, bis mir ein Buch eingefallen ist, bei dem ich herzhaft gelacht habe. Doch dann kam mir dieses in den Sinn: Herr Lehmann von Sven Regener.

    ASIN/ISBN: 3821807059


    Die Eingangsszene mit dem Hund finde ich zum Schreien komisch und die Dialoge zwischen Frank Lehmann und seiner Mutter haben etwas Aberwitziges. Ist natürlich Geschmackssache, wie so Vieles.


    Schöne Grüße von
    Andrea Martini

    Zitat

    Original von Pearl


    Und wie hörst und verstehst du klassische Musik? Hat man nicht hier wie dort mehr davon, wenn man den Aufbau, die Variationen, die kunstvollen Abzweigungen etc. erkenntß


    Moin, zusammen,


    mir geht es da wie Wolf. Und eben jenes Zitat ging mir ein- oder zweimal durch den Kopf in den letzten Tagen, beim Lesen dieses Freds als auch dem von Thomas aufgemachten Fred mit den sechs Fragen, die das Verständnis von Texten erleichtern sollen.


    Das mag ja alles sein. Bestimmt sorgt es beim Leser und beim Hörer für tieferes Wissen, wenn man Aufbau, Struktur und Machart eines Textes oder eines Musikstücks versteht. Wissen, ja.


    Und obwohl ich ein Mensch bin, der immer wissen will, geht es mir bei Texten und bei Musik komischerweise ganz anders. Seit ich mich mit den Hintergründen des Textaufbaus beschäftige und Texte analysiere und was nicht noch alles damit zusammenhängt, lese ich mit weniger Genuss. Weil mir in vielen Texten Dinge auffallen, die einem Schreibanfänger wie mir in Foren, Schreibkursen und Büchern als "handwerkliche Fehler" angekreidet würden. Ohne dieses "Wissen" hätte ich die Texte mit Spaß gelesen, allein um der Story willen. Jetzt hängt sich mein Verstand an der Struktur, dem Aufbau und der Machart fest und verliert das Vergnügen.


    Ich kann mich Wolf und der zitierten Filmfigur Mr. Keating nur anschließen: Ab in die Tonne mit J. Evans Pritchard.


    Wenn das jetzt ein Fred-Schredder ist, dann sorry. Den "Leutnant Gustl" habe ich noch nicht gelesen.


    Schöne Grüße von
    Andrea Martini

    Moin!


    Weil das Thema gerade dran ist, will ich mich auch mal outen. Ich habe derzeit zwei Projekte auf dem Schreibtisch:
    - eine Kurzgeschichte für den Putlitzer-Preis. Die ist soweit fertig. Ich lasse sie jetzt ein paar Tage schmoren, für den letzten Feinschliff.
    - ein Kriminalroman: Nach einer längeren Durststrecke, die gesundheitliche Gründe hatte, finde ich allmählich wieder richtig rein und arbeite (fast) jeden Tag daran. Es ist mein erstes größeres Projekt und ich bin mir selbst den Beweis noch schuldig, dass ich eine lange Story durchplanen und vor allem zu Ende schreiben kann. Etwa die Hälfte des Entwurfs steht bereits (ca. 45.000 Wörter nach zweimaliger Änderung der Prämisse und etlichen, damit verbundenen Umarbeitungen).


    Sonnige Grüße von der Ostsee von
    Andrea Martini

    Zitat

    Original von Maren
    Patricia Cornwell hat nach sehr vielen Kay Scarpetta-Bänden, in denen Kay als Ich-Erzählerin fungierte, plötzlich und ohne einen Grund in die auktoriale Perspektive gewechselt. Und ich kann Dir versichern, dass die Fans nicht begeistert waren, man konnte überall lesen, dass das vielen nicht gefiel.


    Danke, Maren!
    Beim Lesen des Freds kam mir genau dieses Beispiel in den Sinn. Ich gehöre zu den Scarpetta-Fans, die "not amused" waren über den Perspektivwechsel. Plötzlich wirkte das alles hölzern und überhaupt nicht mehr Scarpetta-like.


    In diesem besonderen Fall trifft der Perspektivwechsel eine Serie von Romanen mit demselben Personal. Hier bin ich aus Lesersicht dagegen.


    In einem Buch hat John von Düffel (Beste Jahre) innerhalb der Story mehrfach die Perspektive gewechselt, von 3. Person Singular zur Ich-Form zur 2. Person Singular. Das hat vielleicht einen höheren künstlerischen Sinn gehabt, mich als Leser aber völlig aus der Bahn geworfen. Wahrscheinlich hat er sich den Namen eines seiner Protagonisten beim Schreiben zum Wahlspruch gemacht: Obsklappt? Ich finde, nein.


    Bei für sich stehenden Romanen eines Autors, auch wenn es Unterhaltungsromane sind, ist die Frage, eine Perspektive beizubehalten, könnte ich Simones Frage nicht wirklich beantworten. Der Stoff funktioniert mit einer bestimmten Perspektive oder eben nicht..


    Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass der "gemeine Unterhaltungsromanleser" gern die personale Perspektive im Präteritum mag, weil die Geschichte dann am allerwenigsten mit ihm selbst zu tun hat. Die Ich-Perspektive ist da einfach viel zu nah dran. Da ist man als Leser mehr involviert, als einem vielleicht lieb ist. Vermutlich gibt es deshalb so viele Ich-Perspektive-Hasser?


    Schöne Grüße von
    Andrea Martini