Beiträge von Marvin

    Ich bin wirklich überrascht. Erwartet hatte ich in der Mehrzahl Aussagen, die in die entgegengesetzte Richtung weisen, also erst mal auf Biegen und Brechen die komplette Geschichte raushauen, auch auf die Gefahr hin, dass das Ergebnis bei Feingeistern Würgreflexe auslöst. So hatte ich es bisher auch und gerade von gestandenen Profis gehört und gelesen.

    Ich habe diese Vorgehensweise auch in zahlreichen Interviews gelesen und mir ist das immer komisch vorgekommen. Ich müsste mich mit einiger Anstrengung dazu zwingen, wollte ich nicht die letzten Seiten lesen, die ich geschrieben habe, und während des Lesens auch korrigieren, ändern, streichen usw.


    Kann es sein, dass das etwas damit zu tun hat, ob man auf Papier oder direkt am Rechner arbeitet? Ich habe letztens Neil Gaiman sagen hören, er würde alles mit dem Füllfederhalter (!) in total stimmungsvolle Notizbücher schreiben. Dann macht es natürlich auch Sinn, einen eigenen Arbeitsschritt nur dem Überarbeiten zu widmen.


    Ich schreibe alles direkt in den Rechner und lese auch am Bildschirm. Wenn mir da eine Wiederholung auffällt (ständig), dann korrigiere ich das direkt. Und zwar bei jedem Durchlesen und ich lese gerne und häufig durch, was ich geschrieben habe.


    (Ich kann ja nicht einmal hier die Finger vom "Bearbeiten" Knopf lassen...)

    Gibt es sowas wie (seriöse) Internet-Leser-Foren, wo man sich gegenseitig bewerten kann?

    Das ist jetzt ein bisschen so, als wenn du in eine Bäckerei gehst und fragst, ob die jemanden kennen, der vielleicht Brötchen verkauft. ;)


    Unbedingt hier die Besprechungstexte, abgekürzt "BT". Diese Runde ist Gold wert, macht unheimlich Spaß und ist für mein Gefühl immer das Herzstück dieser Veranstaltung hier gewesen.


    Persönlich empfehlen würde ich, sich freischalten zu lassen und dann erst einmal etwas in den Archiven zu stöbern. Vielleicht ist es auch gut, erst einmal eine Zeit lang die Texte anderer Leute zu kommentieren. Es gibt (je nach Andrang) jede Woche bis einmal im Monat einen Text zu besprechen. Im Augenblick steht einer von mir ganz oben 8)

    Ich breche mir doch keinen Zacken aus der Krone, wenn ich mein Manuskript bzw. die Leseprobe im Normseitenformat anbiete.

    Ich fände es allenfalls interessant, ob sich diese Konventionen im Lauf der Zeit nicht auch verändern. Der eingangs verlinkte Artikel ist ja inzwischen fünf Jahre alt. Gilt immer noch Normseite? Die Normseite war seinerzeit ja eine Maßeinheit, die sich im Zeitalter der elektronischen Textverarbeitung eigentlich auch auf der Lektorseite erübrigt hat - Die Anzahl der Zeichen und Wörter ist in jedem Dokument sofort und in Echtzeit verfügbar.


    Dass sich Konventionen bei der Geschäftsanbahnung verändern, kenne ich auch gut aus meinem Alltag, ich bin schon in Vorstellungsgesprächen komisch angeguckt worden, eben weil ich einen Anzug getragen habe. Vielleicht war der natürlich auch falsch geschnitten.:evil


    Kann da jemand vielleicht etwas zu sagen, der sich damit auskennt? Erntet man heutzutage mit Normseiten nicht eher ein Stirnrunzeln? Gibt es noch andere Formalien, die sich verändert haben - wirke ich am Ende jetzt total modern, wenn ich ein Anschreiben mit exotischen Smilies garniere?


    :-et:write:dichter:bruell

    Ich finde das einen ganz süßen Beitrag. Gut - Es ist schnoddrig formuliert und stellt vielleicht etwas gewollt die starke Verhandlungsposition des Lektors heraus. Aber gerade dadurch liest es sich witzig und zählt ein paar grobe Schnitzer als Regeln auf.

    Für Leute, die gerne schreiben und in der wahren, richtigen Realität Lichtjahre von einem Verlagsvertrag weg sind (so wie ich und vermutlich die meisten Leser dieses Artikels) ist es ein schöner Anreiz vom "harten Alltag eines Bestsellerautors" zu träumen.


    Ich empfinde Smilies als zeitgemäße Bereicherung einer sich verändernden Schriftsprache, lehne Zitate und Rückblenden nicht notwendigerweise ab und so weiter. Aber ich verstehe, dass man ein grobes Raster braucht, wenn man hundert Einsendungen täglich beurteilen muss.

    Die meisten Schreibschulen und fast alle Puristen behaupten, man solle bei einfachen Sprechverben (sagte, fragte, erzählte usw.) bleiben und derlei auf das Minimum reduzieren,

    So kenne ich das auch und daran orientiere ich mich als Normalfall.

    Man unterbricht damit die direkte Rede und führt sie nachher wieder fort:

    Das wiederum kenne ich unter dem englischen Namen "beats" - Leute die ständig auf ihre Hände schauen, nur damit der Leser weiß, wer da gerade spricht =)


    Aber das sind ja alles nur Regeln. Entscheidend ist, wie es sich am Ende liest und manchmal klingen Sachen, die Ratgeber als Fehler klassifizieren würden, im richtigen Zusammenhang und zum richtigen Zeitpunkt einfach trotzdem am Besten.

    Ich habe Probleme, wenn man daherkommt und mit "Hilfe, ich habe eine Schreibblockade" sich, wie Anja anmerkte, einen einen Künstlernimbus samt Künstlerwehwehchen geben möchten.

    Ok. Ich gebe es zu. Das ist albern.

    Ich möchte allerdings nicht ausschließen, dass bei ausreichender Recherche in den Tiefen dieses Forums ein Beitrag gefunden werden könnte, in dem ich über das Phänomen "Schreibblockade" lamentiere...:rolleyes

    Im Übrigen gehe ich bei fast allen hier davon aus, und übrigens auch bei Dir, dass ihr Ziel darin besteht, mit der Schreiberei voranzukommen im Sinne einer Professionalisierung.

    Ja sicher geht es darum besser zu werden. Ja sicher darf ich hier schwadronieren (das tue ich schließlich gerade und zwar wortreich, laut und unbekümmert 8)).

    "Professionalisierung" - na ja. Um bei dem Beispiel mit der Musik zu bleiben - auch da will ich besser werden, aber mein Ziel besteht nicht darin, in die Top 40 zu kommen.

    Warum in Gottes Namen dürfen Menschen, die nur zum Spaß schreiben nicht genauso über ihr Hobby schwadronieren wie Leute, die Aquarelle malen, Gitarre oder Fußball spielen? Niemand findet irgendwas dabei, wenn die Ü40 Kneipenband nach Genuss von fünf Bier über die Details der Bühnenshow diskutiert, oder wenn die Altherrenmannschaft taktische Winkelzüge plant. Die träumen auch alle vom nächsten großen Erfolg, so what?

    Niemand käme auf die Idee, dass die das nur machen dürfen, wenn sie davon leben können! Das sind Musiker und Maler und Fußballer, auch wenn es im Hauptberuf vielleicht Versicherungsvertreter sind.


    So ungefähr sehe ich mich selbst. Und ihr könnt mir glauben, dass ich wirklich dankbar dafür bin, in diesem Forum unvoreingenommen mit Leuten sprechen zu können, die das beruflich machen. Und ich weiß auch, dass ihr da in einer Liga spielt, für die mir die Chops fehlen. Aber darum muss ich mir doch kein anderes Hobby suchen! Ich nehme mir auch das Recht heraus, in einer Band zu spielen, sogar wenn ich nicht auf Eins live gespielt werde. Und versteige ich mich tatsächlich manchmal zu Kommentaren über die ratlosen Gesichter im Publikum angesichts meiner alteriert lokrischen Skala, obwohl ich eigentlich genau weiß, dass das klingt wie Kreide auf Tafel.


    Allerdings ist das kreative Schreiben als Hobbyist offensichtlich peinlich oder verwerflich oder beides. Warum nur? Werdet ihr wirklich zugemüllt mit anmaßenden Kommentaren von Leuten, die keine Ahnung haben, was Erzählperspektive bedeutet?


    Und aus dieser Perspektive des freundlichen, selbstironischen Noobs jetzt das Folgende zur "Schreibblockade":


    Ein großer Teil dessen, was passiert, wenn ich fiktionale Texte schreibe, folgt keinen abstrakten Regeln, die man lernen und sich als "Knochenjob" einfach durch Willensanstrengung zu Diensten machen könnte. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum ich noch nicht in der ersten Bundesliga spiele.

    Diese unerklärliche Inspiration, die sich offensichtlich nur besprechen lässt, wenn man bereit ist, sich zum Hanswurst zu machen, die fehlt mir einfach sehr oft. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mich in meinem Beruf ("Knochenjob") genug auspowere, dass nichts mehr übrig bleibt an Energie. Ehrlich gesagt halte ich das aber für unwahrscheinlich. Ich weiß nicht, warum ich manchmal keine Ideen habe, oder mir die Ideen, die ich habe, alle doof vorkommen. Es bleibt mir ein Rätsel.

    Und genau das nenne ich in überheblich verstiegener, total selbstverliebter, schwurbeliger Weise jetzt einfach mal "Schreibblockaden". Und die gibt es mal mehr mal weniger. Meistens mehr.


    Und ihr, die ihr Romane veröffentlicht und dafür bezahlt werdet. Ich bewundere euch wirklich. Ich beneide euch. Ich versuche mir nur ab und zu etwas abzuschauen, so wie ich mir die Solos von alten Rockplatten raushöre.

    Meistens wird dieser Begriff in der Tat von Leuten benutzt, die ich Schreibschwärmer zu nennen pflege, Menschen also, die (oftmals mangels anderen messbaren Erfolgs ihres schreiberischen Wirkens) das Schreiben mystifizieren, indem sie geradezu enthusiastisch behaupten, schreiben sei eine Lust, die blanke Glückseligkeit, gar ihr Lebensinhalt.


    Sondern vielmehr zur falschen Wahl eines Hobbys, zu dem jemand ungenügend Fähigkeiten hat.

    Das sind ja durchaus legitime Positionen. Naturgemäß vertreten von Leuten, die schon Veröffentlichungen vorzuweisen haben, die sie selbst für relevant halten. Das kommt halt etwas überheblich rüber, daher kommt dann wohl dieser "ganze Hass".


    Ich verstehe das ja. "Schreibblockade" ist so ein kitschiges Schriftstellerklischee. Ein armer Autor sitzt in einer kargen Pariser Hinterhofwohnung und so weiter. Genies haben Schreibblockaden. Handwerker eher nicht.

    Wir Dilettanten halten uns aber leider alle für Genies und darum leiden wir auch an jedem einzelnen Zipperlein, das irgendein Hemingway oder Sartre jemals erfunden hat.


    Es gibt aber auch ganz nette Dilettanten. Ich zum Beispiel8)

    Hallo Silke,

    ich glaube, es ist kein Wunder, dass in diesem Thread so viel geantwortet wird wie selten. Absagen tun immer weh und wenn es ums Schreiben geht wohl noch einmal doppelt. Ich habe eine regelrechte Sinnkrise hinter mir, nachdem mir vor etwa fünf Jahren langsam klar wurde, dass meine Karriere als Autor wohl nur in meinen Träumen existiert. Eigentlich hätte es mir klar sein können. Vielleicht ist es auch das, was am meisten schmerzt - fiktionale Texte schreiben war für mich immer eine extrem persönliche Angelegenheit, da steckte viel Herzblut drin und wohl auch sehr viel Einblicke über mich und wie ich so bin.

    Deswegen wird da auch nicht einfach nur irgendein Produkt abgelehnt, sondern immer auch irgendwo ich selbst. Und ich weiß auch dass immer gepredigt wird, man solle Werk und Autor trennen und genug Abstand zum Text haben und so weiter. Trotzdem haben mir Absagen im "normalen" beruflichen Bereich nie auch nur halb so weh getan.


    Na ja, ich schätze, wenn man dran bleibt und weiter den Anschluss an den Markt sucht, dann wird man irgendwann auch abgebrüht genug. Denn Absagen sind ja - wie hier viele schon angemerkt haben - eher die Regel als die Ausnahme.


    Viel Glück jedenfalls weiter mit dem Projekt. Ohne es inhaltlich zu kennen, aber die Rahmenbedingungen klingen vielversprechend. Und du bist ein ganzes Stück weiter, als ich jemals war.

    So. Jetzt habe ich es auch druchgelesen.


    Das Buch ist ja als Folge einzelner Episoden angelegt, ganz offensichtlich nach dem Vorbild von TV-Serien. (Dementsprechend ist es ja jetzt auch von HBO verfilmt worden, der Trailer sieht ganz gut aus).

    Leider bedeutet das, dass der Spannungsbogen nach jeder Episode zumindest ein bisschen abfällt und dass es einige Seiten braucht, bis sich die noch offenen Fragen immer weiter verdichten und es zu einem klassischen Showdown kommen kann.

    Und da bin ich irgendwo nach der zweiten Episode einfach hängengeblieben.


    Dabei ist es wirklich großartig, es nimmt im Verlauf immer mehr Fahrt auf und diese extrem unwahrscheinliche Prämisse - Horror, Geheimbünde, Science Fiction und Rassismus in den 50ern - funktioniert so natürlich, als wäre das die selbstverständlichste Kombination der Welt.


    Ich war vorher etwas in Sorge, dass das Buch sehr mit dem moralischen Zeigefinger kommen würde und Spannung und Exotik dabei auf der Strecke bleiben. Aber das ist wirklich nicht so. Wirklich nicht. Erst kommt die gute Geschichte. Und die Geschichte ist deshalb gut, weil Rassismus der wahre Horror ist und Matt Ruff eine Begabung hat, aus fremden Perspektiven zu berichten.


    Wirklich gutes Buch.

    Herzlich Willkommen!

    Normalerweise weist hier jetzt irgendjemand auf das Unterforum "Besprechungstexte" hin, für das man sich extra freischalten lassen muss. Das heißt so, weil wir da Texte besprechen :).


    Ab morgen besprechen wir einen von mir.

    Wir spinnen da kein Gold oder so

    Oh doch. Wir spinnen da Gold. Reines, pures Gold.


    Für Zugang zu dem Bereich, der hier "BT" (für "BesprechungsText") heißt, braucht es einmal Kontakt mit dem Admin und eine Bestätigung der persönlichen Daten, damit irgendwo hinterlegt ist, wer alles Zugriff hat.


    Deine Anmeldung klingt klasse. Willkommen und viel Spaß.

    Das finde ich einen wirklich guten Punkt. Von euch beiden. Denn wenn ich die Fakten weiß, ist es ja noch nicht getan. Das fällt mir immer noch oft auf. Ein Setting wird einfach dann gut, wenn es auch in Krimis genau so erfunden und ausgestaltet wird, als sei es SciFi oder Fantasy. So als wäre eben dieser Marktplatz einmalig und neu. Dadurch, dass ich weiß, wie er heißt und wo da ein Kiosk ist, ist ja noch nichts gewonnen.

    Und mit dieser Herangehensweise wählt man plötzlich auch ganz andere Schauplätze aus, es geht eher um einzigartige Szenen, die die Handlung oder die Protagonisten am allerbesten erkennbar machen.


    Es ist etwas wie beim Fotografieren. Nur dadurch, dass alles, was im Bild ist, wirklich existiert, ist es ja noch kein gutes Bild. Auch da spricht man von "Bildkomposition", auch wenn man eigentlich nur Sachen abbildet, die es schon gibt.

    "Dann rufst du an auf meinem Handy


    Und da bist du wieder candy"


    Aus einem Songtext von Bilderbuch, einer österreichischen Band. Aber wer weiss - vielleicht wollten die sich nur über die Deutschen lustig machen. Bei den Österreichern weiss man nie.8)