Warum in Gottes Namen dürfen Menschen, die nur zum Spaß schreiben nicht genauso über ihr Hobby schwadronieren wie Leute, die Aquarelle malen, Gitarre oder Fußball spielen? Niemand findet irgendwas dabei, wenn die Ü40 Kneipenband nach Genuss von fünf Bier über die Details der Bühnenshow diskutiert, oder wenn die Altherrenmannschaft taktische Winkelzüge plant. Die träumen auch alle vom nächsten großen Erfolg, so what?
Niemand käme auf die Idee, dass die das nur machen dürfen, wenn sie davon leben können! Das sind Musiker und Maler und Fußballer, auch wenn es im Hauptberuf vielleicht Versicherungsvertreter sind.
So ungefähr sehe ich mich selbst. Und ihr könnt mir glauben, dass ich wirklich dankbar dafür bin, in diesem Forum unvoreingenommen mit Leuten sprechen zu können, die das beruflich machen. Und ich weiß auch, dass ihr da in einer Liga spielt, für die mir die Chops fehlen. Aber darum muss ich mir doch kein anderes Hobby suchen! Ich nehme mir auch das Recht heraus, in einer Band zu spielen, sogar wenn ich nicht auf Eins live gespielt werde. Und versteige ich mich tatsächlich manchmal zu Kommentaren über die ratlosen Gesichter im Publikum angesichts meiner alteriert lokrischen Skala, obwohl ich eigentlich genau weiß, dass das klingt wie Kreide auf Tafel.
Allerdings ist das kreative Schreiben als Hobbyist offensichtlich peinlich oder verwerflich oder beides. Warum nur? Werdet ihr wirklich zugemüllt mit anmaßenden Kommentaren von Leuten, die keine Ahnung haben, was Erzählperspektive bedeutet?
Und aus dieser Perspektive des freundlichen, selbstironischen Noobs jetzt das Folgende zur "Schreibblockade":
Ein großer Teil dessen, was passiert, wenn ich fiktionale Texte schreibe, folgt keinen abstrakten Regeln, die man lernen und sich als "Knochenjob" einfach durch Willensanstrengung zu Diensten machen könnte. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum ich noch nicht in der ersten Bundesliga spiele.
Diese unerklärliche Inspiration, die sich offensichtlich nur besprechen lässt, wenn man bereit ist, sich zum Hanswurst zu machen, die fehlt mir einfach sehr oft. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich mich in meinem Beruf ("Knochenjob") genug auspowere, dass nichts mehr übrig bleibt an Energie. Ehrlich gesagt halte ich das aber für unwahrscheinlich. Ich weiß nicht, warum ich manchmal keine Ideen habe, oder mir die Ideen, die ich habe, alle doof vorkommen. Es bleibt mir ein Rätsel.
Und genau das nenne ich in überheblich verstiegener, total selbstverliebter, schwurbeliger Weise jetzt einfach mal "Schreibblockaden". Und die gibt es mal mehr mal weniger. Meistens mehr.
Und ihr, die ihr Romane veröffentlicht und dafür bezahlt werdet. Ich bewundere euch wirklich. Ich beneide euch. Ich versuche mir nur ab und zu etwas abzuschauen, so wie ich mir die Solos von alten Rockplatten raushöre.