Beiträge von Judith

    Hallo Siempre,


    ich finde eher, dass das peinlich für Ahlhaus und Nagel ist, aber eine Einmischung sehe ich nirgendwo. Und dass ein Verbotsverfahren schwierig ist, weil es den entsprechenden richterlichen Überprüfungen standhalten müsste, bis hin zu EU Menschenrechtsgerichtshof, ist eben tatsächlich so. Das peinliche an der Sache war bloß, dass nicht auch offen gegenüber den Wählern zuzugeben.


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo HOrst-Dieter,


    passt zwar von der Zeit her nicht, aber immerhin käme dann raus, dass Fächer richtige Waffen sein können.


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Achim


    Zitat

    Original von AchimW


    Judith: deinen Hinweis, sich sowas möglichst live anzuschauen, ist klasse! Ich weiß auch schon, wo ich anfange. Ein Freund von mir marschiert in seiner Freizeit in der Kurmärkischen Landwehr mit und stellt mit seinen Kumpels Schlachten aus den Napoleonischen Kriegen nach. Die schneidern sich ihre Uniformen selbst und machen Feldlager und so. Manchmal ist man so blind, dass man nicht an das denkt, was man vor Augen hat X(. Ich werde ihn gleich mal anmailen, wann die das nächste Mal ausrücken.


    Wühle mich mal kurz aus dem Papierberg: Klingt klasse. Wenn du Gelegenheit hast, trag die Uniform mal selbst im Regen oder wenn du darfst - ich würde dich allerdings umbringen, wenn du das mit meinen Kostümen tätest - hüpfe mal in einen Teich damit. Ich frag Sylvester mal, ob meine Freundin mich ihre Bärenhaube aufsetzen lässt und schreib dir dann, wie sich das Ding auf dem Kopf so anfühlt.


    Liebe Grüße
    Judith


    PS: Deinen BT kann ich mir erst nach Weihnachten ansehen, aber er kommt noch.

    Hallo Horst-Dieter,
    hallo ihr Lieben,


    sehe ich genauso, wenn mir etwas Cineastisches einfällt, dass eher realistischen Schwertkampf thematisiert, dann Kozure Okami. Überhaupt war es für mich erst einmal wichtiger zu verstehen, wie solche Kämpfe ablaufen, als zu untersuchen, wie die anderen dann die Zutaten komponiert haben. Also eher Museumsbesuch, Truppenübungsplatz, sogar mal Re-enactment bewundern. Wenn man mal einen dieser Landsknechtszüge trommeln gehört hat, kann sich die Wirkung von Kriegstrommeln vorstellen, und neben der Dicke Bertha zu stehen oder britische Kartätschen vom 14. bis ins 20. Jh zu sehen, z.B. hier, bringt einem die möglichen Verletzungen durchaus näher.


    Wie Vorderlader klingen und riechen kann man sich bei manchem Schützenverein tatsächlich erschnüffeln und erhören.


    Versteht mich nicht falsch, dass alles muss man nicht mögen, vieles davon kann man mit kleinen Erfahrungen ersetzen, aber es ist schlicht einfacher, sich durch die militärhistorischen Quellen zu mühen, wenn man die etwas größeren Selbsterfahrungen noch in der Nase hat und man kann sich auch daran erfreuen, dass man das alles eben nicht selbst erleben musste. :D


    Tagebücher sind auch nicht schlecht, Feldpost, die entsprechende MIlitärtheorie und immer den Sun TSun Tzu daneben legen. =)


    Neben Bierce gehört Cranes "Red Badge of Honor" zu meinen großen Vorbildern. Ambrose Bierce, wegen seines Blicks für Details, die beide Seiten des Kriege(r)s zeigt, den Sinn für zynische Romantik und Schönheit wie die blanke Grausamkeit, und Stephen Crane, weil er einen so unvermittelt mitten in die Menschen einer Schlacht steckt.


    Interessant sind die beiden aber auch, weil sie für die beiden Extreme der Arbeitsweise stehen. Bierce für den, der die eigenen, durchaus zwiespältige Gefühle aus dem Bürgerkrieg erst Jahrzehnte später verarbeitet, Crane, der den trockenen Berichten der Veteranenzeitschriften den "erfunden" Menschen entgegensetzen will.


    Ob Crane je Bierce gelesen hat, weiß ich nicht, ich vermute aber eher nein, denn Bierce gehört zu denen, die erst im letzten Jahrhundert wieder entdeckt werden mussten und so bitterbös Bierce' Texte sein können, langweilig und trocken sind sie sicher nicht.


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Marvin,


    hihi, natürlich verfolgen alle bestimmte Interessen, aber genauso natürlich liegt es am einzelnen, was er für Schlüsse aus Informationen zieht, wenn sie erst einmal vorliegen.


    Und Gegenfrage: Wer darf bestimmen, was geheim ist oder wie lange es das dann bleiben soll. Im Falle des deutschen Justizmordes an Joseph Oppenheimer, hingerichtet am 4. Februar 1738, blieben die Akten bis 1918 selbst Wissenschaftlern im Wesentlichen verschlossen.


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Tom,


    hms, ich will mein Gewissen gar nicht geschützt haben, sondern die Wahl, ob ich mich dem Wissen stelle oder nicht, ob ich nach Offenlegung aller bekannten Daten an UFOs glauben mag, oder nicht (wahrscheinlich letzteres), ob ich die Arbeit der Botschaften gut finde oder nicht (bisher bin ich noch - ganz gegen Assange Absicht vermutlich -) näher am ersten Punkt.


    Das ist die eine Seite, die andere ist die, dass investigativer Journalismus von jeher mit Löchern arbeitet, einseitig auf ein ein Ziel eingeschossen ist und er wiederum gern benutzt wird, um bestimmte Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn es gerade nützlich erscheint. Und immer schadet er irgendwem, Nixon, Strauss, Guillome und dieser Sozialhilfeempfänger, der auf Mallorca lebte, so viele andere wissen ein Lied davon zu singen. :evil.


    Das ist hier nicht anders und kann es vermutlich auch gar nicht sein. Aber es liegt ja an mir, meine eigenen Schlüsse zu ziehen, ganz Jenseits der Absicht, die hinter der Veröffentlichung liegt, solange - und das nun scheint bisher unbestritten - es sich um echte Dokumente handelt.


    Klar, hat jede Offenlegung Auswirkungen, klar verändert sie die Welt, mal löst sie Kriege aus, mal verhindert es sie, wie es anders gelaufen wäre, ist jeweils kaum zu sagen, mir aber ist recht, wenn zwischen Loch und mir nur ein Review auf Authentizität und physischer Bedrohung Dritter (und genau das ist Teil der zumindest veröffentlichten Einreichungskriterien) geschaltet ist, und eben kein Meinungsmacher, der die Sache in eigene Worte fasst, ohne dass ich Zugriff auf seine Quellen hätte.


    Und was das offenlegen der persönlichen Geheimnisse betrifft, nun, genau darum geht es ja in manchen dieser Files, dass die nämlich eben nicht von denen geschützt und respektiert werden, die dafür ihr Geld bekommen sollten. Und ansonsten, wie ist wohl die Sache mit dem Schnellabgleich bei EC-Kartenzahlungen an die Öffentlichkeit gelangt, oder die Lidls seltsame Politik oder ... oder ... oder ... :evil



    Liebe Grüße
    Judith


    .

    Hallo Lametta,


    Zitat

    Lametta schrieb:


    Mir fehlt schlichtweg die Zeit dazu, mich durch den Text zu wurschteln...
    Diese Woche noch ´ne Aufführung...und dann die Vorweihnachtszeit...
    und - wie sonst - abends zu lesen klappt auch nicht...zack, sind die Augen zu.


    Wow, das klingt so spannend wie erschöpfend, auf die gute Art. :blume


    Zitat

    Lametta schrieb:


    Lange Rede - kurzer Sinn: ich werde mich auf jedenfall noch mit dem Text beschäftigen. Aber wohl erst nach der weihnachtlich-sylvestrischen Festwoche.


    Da freue ich mich schon drauf.


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Horst-Dieter,
    hallo ihr Lieben,



    Zitat

    Horst-Dieter schrieb:
    es lag, zumindest bei mir daran, dass es »viel zu viel« Text war. Einerseits. Ich habe angefangen zu lesen und irgendwann abgebrochen, weil das Ende nicht in Sicht war, ich mit anderen Aufgaben (Broterwerb u.a.) aber zu Ende kommen musste.


    Das kann ich gut verstehen. Deshalb bin ich mit meiner Sicht auf die Fragen auch noch nicht fertig und werden sicher noch ein paar Tage länger brauchen, als ich gedacht habe. 8o


    Zitat

    Horst-Dieter schrieb:
    Dazu, den Text mit deinen Fragen zu untersuchen bin ich also nicht gekommen. Ob die verkehrt sind, kann ich jetzt objektiv nicht sagen. Aber schlecht wäre es jedenfalls nicht, die Aufgabenstellung auf möglichst eine Frage(stellung) zu verdichten. Zwei Wochen nebenher einen Text (zumal wenn er umfangreich ist und umfangreich ist jeder Text, der über 10 Seiten Normseiten hinausgeht) zu untersuchen und ihn dabei von verschiedenen Seiten (oder/und Fragen) zu beleuchten ist schon kein kleiner Aufwand.


    Da hast du recht, wobei ich vielleicht deutlicher hätte machen sollen, dass ich davon ausgegangen bin, dass jeder alle Fragen beantwortet. Nicht einmal ich. :evil


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Horst-Dieter,
    hallo ihr Lieben,



    Zitat

    Horst-Dieter schrieb:
    es lag, zumindest bei mir daran, dass es »viel zu viel« Text war. Einerseits. Ich habe angefangen zu lesen und irgendwann abgebrochen, weil das Ende nicht in Sicht war, ich mit anderen Aufgaben (Broterwerb u.a.) aber zu Ende kommen musste.


    Das kann ich gut verstehen. Deshalb bin ich mit meiner Sicht auf die Fragen auch noch nicht fertig und werden sicher noch ein paar Tage länger brauchen, als ich gedacht habe. 8o


    Zitat

    Horst-Dieter schrieb:
    Dazu, den Text mit deinen Fragen zu untersuchen bin ich also nicht gekommen. Ob die verkehrt sind, kann ich jetzt objektiv nicht sagen. Aber schlecht wäre es jedenfalls nicht, die Aufgabenstellung auf möglichst eine Frage(stellung) zu verdichten. Zwei Wochen nebenher einen Text (zumal wenn er umfangreich ist und umfangreich ist jeder Text, der über 10 Seiten Normseiten hinausgeht) zu untersuchen und ihn dabei von verschiedenen Seiten (oder/und Fragen) zu beleuchten ist schon kein kleiner Aufwand.


    Da hast du recht, wobei ich vielleicht deutlicher hätte machen sollen, dass ich davon ausgegangen bin, dass jeder alle Fragen beantwortet. Nicht einmal ich. :evil


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Tom,


    verzeih, aber ein bisschen anders sehe ich das schon, denn wen man sie liest, diese Dokumente, tritt mehr über die Tyrannen dieser Welt zutage, als sonst herausgekommen wäre. Für mich gehört es, naiv, wie es klingen mag, zur Demokratie, den Vernebelungstaktiken der Tyrannen Offenheit und Transparenz gegenüber zu stellen. Gerade das lassen aber die Demokratien in den letzten Jahren genauso wie zu Zeiten des Kalten Krieges, vielleicht sogar heute noch mehr vermissen.


    Assange mag sein, wie er will, die Plattform fordert ein Stück dieser Wahrnehmung des Bürgers als Eigner des demokratischen Staates und damit all seiner Informationen zurück und von daher finde ich sie wichtig.


    Und sagen die Dokumente nur, was alle ohnehin wissen? Vielleicht, obwohl ich es bezweifle, wichtig ist mir, dass die Dokumente selbst von niemandem bis jetzt als Fälschung dargestellt wurden. Wir blicken also staunend auf das, was da tagtäglich in unserem Namen und mit unserem Geld getan wird. Unser Recht, finde ich.


    Dokumente aus Tyrannenstaaten einzufordern ist da für mich ein Argument, dass nicht vollständig trägt, denn die basieren auf Geheimhaltung und Unterdrückung. Vom ungleich höheren Risiko für die Lieferanten der entsprechenden Nachrichten gar nicht erst zu sprechen.


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo ihr Lieben,


    nun sind die zwei Wochen fast vorbei, und ich hoffe, euer Schweigen hat damit zu tun, dass es viel zu viel Text, das Ende eines Romans, zu viele oder falsche Fragen waren, oder mit mir, all das wäre in Ordnung und würde mir helfen, neue Ansätze zu finden, es beim nächsten Mal anders und hoffentlich besser zu machen. Und keine Angst, ich bin weder enttäuscht, noch beleidigt, noch betrübt. Ich mache ich das lange genug, um zu wissen, dass es mal so und mal so läuft. :D


    Zurück zum Thema und damit gleich zum Anfang einer Predigt:


    Ich hoffe tatsächlich, dass ihr nicht deshalb geschwiegen habt, weil der Text von jemandem namens Eugenie Marlitt stammt, oder einer der ersten Bestseller war, oder unter Trivialliteratur läuft. Solche Berührungsängste finde ich zumindest bedenklich.


    Was denn, so was Wertendes von Judith? Ja, in der Tat, ich werte nicht gern und nicht oft und schon gar über meine eigene Wahrnehmung hinaus, aber in diesem Fall geht es um etwas Grundsätzliches. IMHO lernt man eben nicht nur an dem, was überragende Kunst ist, sondern auch an dem, was schlichtes Handwerk sein soll. Und in jedem anderen ist das auch anerkannt. Das hat ein IMHO bisschen was mit einem Kunstbegriff zu tun, die diese über alles stellt, dabei ist die Kunst genau der Anteil am Schreiben (wie bei allen anderen Formen des Ausdrucks), der sich eben nicht erlernen lässt, sondern in einem selbst zu finden ist. Und nur da.


    Deshalb ist das Kunsthandwerk auch eines von vielen möglichen Fundamenten, auf denen die Kunst aufbauen kann und deshalb ist es IMHO auch fruchtbar, sich an zu sehen, wie und warum solche Arbeiten Menschen erreichen und sei es nur dazu, herauszufinden, dass der eigene Weg ganz anders verlaufen muss.


    Okay, das war der Predigt erster Teil, der zweite kommt bei meinem Versuch, mich dem Begriff der Trivialität zu nähern. Und seit gewarnt, da gibt es noch mehr – z.T. recht sperrigen – Lesestoff. Jetzt aber erst einmal zum ersten Fragenkreis des Marlitt-Textes.


    Wie ändert sich der Blickwinkel (auf die Figuren) des auktorialen Erzählers(1) mit den Erzählsituationen? Welche Wirkung hat die Änderung Zeiteben/-form im "Epilog" auf euch? Was bedeutet das für die erzählte Zeit und Erzähltempo? Was davon könnte man heute noch als Werkzeug verwenden, was nicht?


    Natürlich geht das nur an ein paar exemplarischen Stellen, aber für das Handwerk reicht das ja. Und ich stelle nicht die Frage danach, ob die Effekt absichtlich erzeugt wurden oder nicht. Es geht im Wesentlichen darum, sich zunächst selbst dabei zu beobachten, wie Stellen auf einen wirken und dann daraus möglicherweise etwas für die eigene Arbeit herzuleiten, nicht darum, herauszufinden, ob diese oder jene Technik ein Zufallsprodukt ist oder gezielt eingesetzt wurde.


    Die Poetik (also die Vorstellung davon, welche Techniken einen Roman ausmachen, mit denen die Marlitt nach eigenen Angaben und deren ihrer zeitgenössischen Kritiker gearbeitet hat, finden sich dabei hier in einer kritischen Betrachtung von 1917 (sehr interessant der auf S. 144 erwähnte Vorwurf gegen die die Entwicklung der Figur innerhalb der Handlung - so ändern sich die Zeiten).


    So, nun aber los:


    Der Blickwinkel ist dabei für mich die räumliche Position, von der aus erzählt wird. Bei allwissenden Erzählern kann man das mit dem Ort gleichsetzen, an dem sich der Erzähler als Beobachter gerade befindet. Viele Erzähler des 19. Jh. scheinen sich dabei diesen Erzähler als Person/Lebewesen vorgestellt zu haben (dabei will ich mich jetzt nicht darum kümmern, ob ein mitten im oder am Ende/Anfang manchmal auftauchendes Ich diesen auktorialen Erzähler (AE) zum retrospektiven Ich-Erzähler (IE) werden lässt. Das ist ein anderes, weites Feld im Konflikt zwischen Literaturwissenschaft und Schreibhandwerk bzgl. der Bedeutungsbandbreite von Begriffen). Für meinen Teil stelle ich mir lieber eine Kugel vor, in der der Beobachter sitzt und die sich unabhängig von jedem Naturgesetz durch den Raum bewegen kann. Das hat den Vorteil, dass „Raum“ hier nicht zwei-dimensional aufgefasst wird, sondern tatsächlich als physischer Raum auftritt, also mit (mindestens) drei Dimensionen. :D


    Dabei ist alles, was jetzt folgt, natürlich meine Lesart, die keinerlei Anspruch erhebt, allgemeingültig zu sein. ;)


    Kapitel 29, Einstieg:


    1. Der Zug setzte sich in Bewegung. Seine Exzellenz schritt mit Gisela dicht hinter dem Fürsten, der den Portugiesen an seine Seite gerufen hatte...


    Hier folgt die Kugel des Erzählers dem Zug, so als wäre sie ein Teil davon, beobachtet die Figuren des Interesses, wie es jemand täte, der sich einige Schritt zurückfallen lässt, um genau das zu tun, und dafür gerade in Hörweite bleibt. Die Höhe der Kugel kann über all sein, für mich führen aber „dicht“ und „an seine Seite“ dazu, dass sie sich etwa in Augenhöhe eines Menschen befindet.



    2. Wer das Gesicht Seiner Durchlaucht kannte, der wußte, daß er, trotz der außerordentlichen Beherrschung seiner Züge, trotz des alltäglichen, fast inhaltslosen Geplauders, das er an Oliveira richtete, in heftiger Aufregung war. Er schritt, ganz entgegengesetzt seiner sonst streng gemessenen Art und Weise, sehr eilfertig und hastig nach dem weißen Schlosse – unheimlich still und gedrückt folgte ihm der Zug der Gäste – die Erzählung des merkwürdigen Fremden war wie ein erstarrendes Element auf die überschäumende Lust gefallen.


    Hier saust die Kugel nach vorn und fliegt mit den Augen auf die Figuren gerichtet ihnen voraus Richtung Schloss, quasie wie ein Berichterstatter, der seine eigene Kamera führt und dabei rückwärts geht. Die Position der Kugel, in der unser Kameramann sitzt, ist etwas oberhalb der Köpfe, so dass er alles im Blick behalten kann, Schrittlängen, Gesichter, Sprache, Erstarrung derjenigen, die weiter hinten im Zug gehen. Der Reporter liefert dabei die Interpretation des Beobachteten mit. (Wer das Gesicht Seiner Durchlaucht kannte …)


    3. Es war übrigens die höchste Zeit gewesen, den Festplatz zu verlassen. Rasch aufeinander folgende Windstöße brausten über den See (3a) und warfen die im Fackellicht purpurn sprühenden Wellen so hoch an das seichte Ufer, daß die zarten, atlasbeschuhten Füßchen der Damen ängstlich zurückwichen (3b). Soweit der rote Schein der Illumination über den Himmel hinflog, zeigte er eine schwarze, gärende Masse, die hier und da in jenen fahlweißen Spitzen und Kuppen gipfelte, die den Hagel in ihrem Schoß tragen. (3c) Man drängte sich eng aneinander, die wildaufflatternden Umhüllungen mühsam festhaltend. Eine Fackel nach der anderen erlosch in den jäh an- und abschwellenden Atemzügen des Gewittersturmes; (3d)


    Die Kugel steigt auf und nimmt dabei den Leser mit, weil sie letzteren genug Zeit lässt (Es war übrigens …), sich neu zu orientieren. Das ist IMHO ein Werkzeug, dass man auch heute noch verwenden sollte, denn wenn man einen AE benutzt, besteht eine der großen Gefahren darin, zu schnell von einem Blickwinkel zum nächsten zu springen. Wenn es aber wie hier einen Zeiger für den Richtungswechsel gibt, hängt man sie eben nicht ab.


    Von ihrer neuen Position aus überblickt der AE in seiner Kugel den ganzen Raum, vom Himmel bis auf den Boden, vom See bis zu den Schuhen der Damen. Und dort oben verweilt sie ziemlich lange, liefert so dem AE Zeit, in den Lesern die Bilder eines gewaltigen Sturms zu erzeugen.


    Dabei geht er ins recht überschwängliche Detail bis hin zur einer für mich, als moderne Leserin, ironischen Übertreibung (die zarten, atlasbeschuhten Füßchen). Ob das ironisch gemeint ist, oder bei den zeitgenössischen Lesern so ankam, ließe sich nur mit einer entsprechenden literaturwissenschaftlichen Untersuchung nachweisen, für das Handwerk ist es aber für mich überflüssig, weil es so bei mir ankommt. Was vor allem daran liegt, dass hier die Stilmittel übereinander gelegt sind: Adjektive und Verkleinerungsform sowie eine Zuweisung von Willen an ein Körperteil, dass keinen eigenen hat (… Füßchen zurückwichen) und die Kugel damit vom großen auf das winzige Detail fokussiert.


    Die Stellung der Kugel wird darüber hinaus dadurch gesichert, dass plötzlich nicht mehr die Individuen betrachtet werden, sondern eben die Körperteile und selbst als die der Blick zurück auf Personen geht, das unbestimmte Pronom „man“ eingesetzt wird.


    Zum Schluss ändert sich die Blickrichtung der Kugel so, als der Blick vom See auf das Schloss gewendet, zwar schneller, als beim Einstieg in die Totale, aber immer noch so, dass auch die Leser dem Wechsel folgen können (aber dort/bereits):


    4. aber dort strahlte ja bereits das weiße Schloß in seinem Lichtermeer wie ein aus Feuer geschnittener Würfel herüber – es galt noch ein kurzes, tapferes Ringen, und das schutz- und lustverheißende Dach war erreicht.


    Interessant hier der Vergleich des Schlosses mit einem Würfel, der es eher dem klassizistischen Ideal als den früheren Bauformen zuzuordnen scheint. Und wieder Ironisierung durch Überhöhung: „kurzes, tapferes Ringen“, und ein für mich durchaus überdeutliches erotisches Element (lustverheißend), das auch die Funktion des Schlosses überträgt.


    Weiter dann im nächsten Posting.

    Hallo Michael,


    bei mir rennst du jetzt gerade offene Türen ein, sonst hätte kein Teufelchen hinter dem Satz gehockt, wobei ich das nicht auf irgendeine Macht, sondern auf Politik (das bezieht auch wirtschaftlichen Handeln ein) im Ganzen beziehen würde. :D


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo ihr Lieben,


    n-tv schreibt das hier dazu. Wichtiger aber, dass wikileaks ja immer noch erreichbar sind
    und demnächst wohl mit einem .ch arbeiten wird.


    Ich fürchte, je mehr Grund für Verschwörungstheorien die offiziellen Stellen liefern, desto größer wird der Zulauf für die Plattform. :evil


    Liebe Grüße
    Judith

    Hallo Topi,


    hms, ich plädiere für Bandaufzeichnungen. Das spätere Abtippen ist zwar schwierig, aber sicher nicht so mühsam, wie den Stift zu kontrollieren und seine Software zu trainieren.


    Aber wenn du Druckschrift schreiben kannst, wäre auch hier eine Möglichkeit. Nicht vergessen, die deutsche Anpassung mit herunterzuladen.


    Liebe Grüße
    Judith, bei der das seit Jahren gut funktioniert