Beiträge von Christian J.

    Wichtig zu wissen hierbei noch: basiert auf der dreiteiligen Kafka-Biografie von Reiner Stach, also der Kafka-Biografie (lesenswert). Dementsprechend sind auch die Dialoge sehr oft originalgetreu, entstammen also Briefen oder belegten Äußerungen aus den Tagebüchern (was den Kehlmann-Einfluss einschränkt Tom ).


    Hab drei Folgen intus und kann die Begeisterung nicht teilen, das Großartige daran sind eben die Kafka-Zitate. Visuell hat man für mein Empfinden keine Wege und Mittel gefunden, jedenfalls keine originellen. Mir fehlt jeglicher Eigensinn. Bemüht enthält man sich jeglicher Deutung, kann dabei aber aufgrund der Vorlage doch nicht anders, als die allerbanalste nahezulegen: Der Schlüssel zum Verständnis der Werke liegt in der Biografie des Künstlers.


    Dabei, das sagt auch Stach, würden wir Kafkas Texte doch auch lesen, wüssten wir nicht das Geringste über deren Verfasser. Nunja. Die Tage mal Orwells Prozess gucken.

    Ich würde den Film wirklich gern sehen, aber bei dreieinhalb Stunden stellen sich mir alle Haare auf !oo-)

    Oppenheimer fand ich trotz der beängstigenden drei Stunden wirklich kurzweilig, würdest du das über Killers of the Flower Moon auch sagen? Ich liebe DiCaprios Arbeit, aber ich habe leider die Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege.

    Das ist auch meine Befürchtung, zumal Scorsese in den meisten Fällen nicht das richtige Maß findet und zu ausschweifend erzählt.

    So rein aus pragmatischer Sicht halte ich es für die wichtigste Aufgabe des Deutschunterrichts (mittlerweile?), den Kindern und Jugendlichen überhaupt die Freude am Lesen zu vermitteln, sie also zum Lesen zu bringen und ihnen damit eine Welt zu eröffnen und eine Kulturtechnik an die Hand zu geben, die sie vielleicht nicht mehr unmittelbar und selbstverständlich besitzen.


    Aus dieser Sicht würde ich dann Qualität & Vermarktbarkeit (an den Mann / die Frau-Bringbarkeit) an erste Stelle setzen und gerade nicht mehr einen Kanon, der sich, wie Tom ausgeführt hat, in erster Linie der Geistesgeschichte verpflichtet fühlt.

    Hieße für mich:


    - Götz von Berlichingen (überhaupt: 80 % aller Dramen, ich bitte euch), Kohlhaas usw. streichen

    - Faust, Proceß, Werther (vermarktbar wie Sau!), Wanderer kommst du nach Spa, Nachts schlafen die Ratten doch, Katz und Maus usw. beibehalten

    - ein Platz pro Schuljahr freihalten für das Lieblingsbuch der Lehrkraft, Stichwort An-den-Mann-bringen, das gelingt sicher besser, wenn die Lehrerin überzeugt ist, dass es sich um ein grandioses Werk handelt


    Das Ganze dürfte dann automatisch das richtige Maß Feminismus enthalten.

    Ob KI kreativ sein kann, und wenn ja, inwiefern, ist natürlich super spannend für uns Schreiberlinge.


    Die Quintessenz bzgl. ChatGPT lautet meiner Ansicht nach allerdings: Nein, kann sie nicht, denn Kreativität bedeutet, das Unwahrscheinliche zu kombinieren. ChatGPT arbeitet aber immer nur mit Wahrscheinlichkeiten. Kreativität ist in der Logik des Algorithmus also ein Fehler und wird daher von ihm nicht ausgespuckt.


    (ausführlicher in einem Artikel auf literaturcafe.de, den ich da kürzlich veröffentlicht hab)

    Ich habe kürzlich einen hinreißenden Absatz aus einem offenbar sehr klugen Buch gelesen, und ich muss unbedingt rausbekommen, welches und von wem das war, jedenfalls schrieb der Autor sinngemäß, dass Bücher, in denen es um „etwas“ geht, deren Inhalt man problemlos in wenigen Sätzen zusammenfassen kann, nach seinem Dafürhalten nichts wert, keine Kunst sind, weil, wenn es um „etwas“ geht, es um zu vieles nicht geht. Natürlich ist das extrem überspitzt und hat mit der Thematik hier nur am Rande zu tun, aber ich selbst habe auch regelmäßig Schwierigkeiten damit, wenn ich eine kurze Zusammenfassung liefern soll, weil die Geschichte, der Plot bei mir meistens eigentlich nur der Rahmen um viel mehr ist. Womit ich nicht sagen will, dass ich hohe Kunst mache und andere nicht, sondern dass es auch (möglicherweise sogar gute) Erzählungen gibt, deren Inhalt sich nicht auf einer Fahrstuhlreise wiedergeben lässt, weil das ihrem Inhalt nicht auch nur annähernd gerecht würde. Und an dieser Stelle habe ich großes Verständnis für Autoren und -innen, die vor dieser Aufgabe fast kapitulieren.

    Ich würde vielleicht ergänzen, dass wirklich große literarische Kunst beides leistet: sie lässt sich einerseits leicht als Plot zusammenfassen und ist andererseits so viel mehr als die eigentliche Handlung.

    Natürlich gibt es da Gegenbeispiele ("Mann ohne Eigenschaften" fällt mir spontan ein, obwohl man da vielleicht schon wieder diskutieren könnte :P), vielleicht ist es also keine notwendige, sondern nur eine hinreichende Bedingung.

    Aber "Der Herr der Ringe", "Der Proceß", "Ilias", "Moby Dick", "Herz der Finsternis" etc.: Die könnte man alle ohne Mühe mit einer simplen Log Line zusammenfassen und trotzdem wird keiner ihren künstlerischen Wert in Abrede stellen (ich behaupte: auch gerade deswegen).

    Volle Zustimmung, würde noch ergänzen, dass in solchen Fällen oft einfach die Distanz zum eigenen Stoff fehlt, also eben alles wichtig und schön erscheint, aber der Leser und dessen Bedürfnisse völlig außen vor bleiben.

    Schließe mich an, sehe auch eher ein Problem der Qualität im erzählerischen Sinne, denn der Aufteilung.

    Das ist natürlich einerseits anmaßend, kenn ich doch kein Wort deines Textes. Andererseits sagst du recht deutlich: eine Geschichte gibt es auf den ersten knapp 300 Seiten nicht.

    Hier begegnet mir immer wieder dasselbe Phänomen: Autoren wissen sehr viel über ihre Geschichte & Figuren, ihr Kopf droht daran zu zerplatzen. Und dann schreiben sie das auch alles auf. Meinen es gut. Aber erzählen keine Geschichte.


    Zu Der Herr der Ringe gibt es drei Zeitalter Vorgeschichte. Tolkien hat die auch ausgearbeitet. Aber in Der Herr der Ringe kommt die nicht vor, nur am Rande, als geschichtlicher Hintergrund.


    Vielleicht wäre das ein Weg.


    Alternativ: nicht stur chronologisch erzählen, sondern Zeitebenen abwechseln. Aber das klappt nur, wenn die Vorvergangenheit auch irgendwie eine Geschichte für sich ist.

    Wenn du Moby Dick lesen willst, dann versuche dich an der ungekürzten Ausgabe. So um die tausend Seiten. In den verstümmelten, massentauglichen Ausgaben geht es nur um die Jagd nach dem Wal und sämtliche tiefreichenden philosophischen Ansätze ebenso wie zeitkritische Betrachtungen Melvilles wurden amputiert. Was blieb, ist ein Abenteuerroman auf hoher See.

    Ja danke, es ist die ungekürzte, das Papier ist so dünn wie in den Schulbibeln früher :D

    Liebe 42er,


    sicher quillen eure Schreibgehirne schon über vor Plänen für das neue Jahr. Wie sehen diese aus? Habt ihr Ziele, Deadlines, kommen große Momente auf euch zu? Lasst uns teilhaben daran (und ein bisschen sozialen Druck aufbauen, das schadet mir zumindest nie :saint:).


    Ich für meinen Teil will endlich meinen ersten Roman fertigstellen. Dafür fasse ich einige freie Wochen im Frühjahr ins Auge, vielleicht auch verbunden mit einem Verkriechen in eine auswärtige Schreibhöhle.


    Außerdem will ich endlich Moby Dick lesen, bei meinem Lesetempo wird mich das eine Jahreshälfte beschäftigen.

    Mein Tipp an dich: Weniger staatliche Gehirnwäsche aus dem Fernseher konsumieren, dann klappts auch mit dem Selberdenken.

    Und der Hitlervergleich ist mehr als zutreffend....Woke-Fanatiker sind Rassisten die Weiße hassen. Ja, bei denen sind sogar viele weiße, die ihr eigenes Weißsein hassen.

    Inhalte aus der Lieblings-Telegramgruppe kopieren, ist leider noch lange kein Selberdenken, mein Lieber.

    Doch, es ist lächerlich, dass diese vernagelten Fanatiker sogar in Kinderbüchern Rassismus vermuten. für diese Fanatiker habe ich nur Spott und Verachtung übrig, denn diese zensieren die Literatur und setzen ihre Ideologie über die Kunst. Hoffentlich endet diese absurde Ideologie, die nur Schaden in der Kunst anrichtet, bald. Diese Woke-Fanatiker erreichen mit ihrem Fanatismus genau das Gegenteil von dem was sie wollen: Durch ihren vernagelten Fanatismus lösen sie vor allem Antipathie bei den Menschen aus und das ist gut so....viele Menschen spüren eben, wie abartig diese Ideologie ist.

    Und es ist ja nicht nur die Literatur, die diese Fanatiker verschandeln. Der schwarze Mann auf der Uncle Bens Packung, eine Marke die ich schon als Kind kannte und liebte, ist verschwunden, nur weil die Woke-Fanatiker diese Abbildung rassistisch fanden. Jetzt heißt der Reis Bens Original, und das Foto des freundlichen schwarzen Mannes fehlt.

    Was soll das? Was ist mit der Wurstwerbung mit den weißen Kindern auf der Packung? Die gilt komischerweise nicht als rassistisch.....

    Ich finde, dass die Uncle Bens Reispackung in keinster Weise rassistisch war. In den Werbespot im Fernsehen sieht man doch jetzt ständig Schwarze, weil die Woke-Fanatiker das so haben wollten....aber den Schwarzen auf der Reispackung fanden sie rassistisch? Offenbar sind diese Woke-Fanatiker schizophren und wissen selbst nicht so genau was sie wollen. Mal verlangen sie mehr Schwarze in der Werbung, mal sagen sie, der Schwarze auf der Reispackung wäre rassistisch.

    Woke-Fanatiker sind einfach nur Lachnummern, die keiner ernst nehmen kann.

    Ich will dir nicht zu nahe treten, aber es wirkt überhaupt nicht so, als hättest du nur Spott und Verachtung für sie übrig. Vielmehr wirkst du schwer getroffen und unsouverän, gewürzt mit einer großen Prise Ich-Ich-Ich.


    Der Hitlervergleich ist dann schon nicht mehr absurd, sondern irgendwas zwischen Geschichtsvergessenheit und Holocaust-Relativierung.


    Aber fanatisch ist eben immer der andere,nicht wahr?

    Ich würde sagen, Kafkas Romanfragmente sind in Wahrheit alles Novellen, weil er immer von diesem einen Grundmotiv ausgeht, das meist eine unerhörte Begebenheit ist. Aber wen interessieren Definitionsfragen.


    Jedenfalls find ich Novellen zum Lesen großartig (die von Horst-Dieter genannten Titel etwa, war Grass je besser als in "Katz und Maus"?) und zum Schreiben kommen sie mir ebenfalls entgegen, auch wenn ich noch keine vorzuweisen habe. Gerade diese Konzentration auf ein Grundmotiv, seine Exploration und die gleichzeitige Unerhörtheit bieten extrem viel Raum für Spannung und Tiefgang zugleich.


    Eigentlich müssten sie in der schnelllebigen Zeit auch modern sein, da an zwei Tagen zu lesen.

    Um das nochmal etwas pointiert zusammenzufassen: Es ergibt keinen Sinn, sich die Frage zu stellen, ob ich X schreiben soll oder lieber nicht. Eine solche Frage ergibt nur im Kontext des eigenen, entstehenden Werkes Sinn und kann dann außer man selbst höchstens noch der Lektor beantworten (und im Nachhinein die Kritiker/Leser).


    Davon ausgenommen sind Sachen wie Infodumping, quiekende Inquits etc. Weil es Fehler sind. Von solchen Fehlern allein sollten Schreibratgeber handeln.