Beiträge von Silke

    Das wäre sozusagen der Gegenschritt zur Covergestaltung bei "historischen" Romanen: Man nimmt irgendein Gemälde oder einen Gemäldeausschnitt, nicht einmal notwendigerweise aus der betroffenen Epoche, und die Leser müssen beim Lesen raten, was zur Hölle das mit "Die Henkerin" oder so zu tun hat. 8)

    Oh, wenn du wüsstest, Tom, was ich da gerade erst für eine lustige Diskussion in der Richtung hatte. Aber lasst euch überraschen.

    Zitat

    Genau das hast Du aber getan: "Ich würde jedem raten, nicht gleich nach den Sternen zu greifen."

    Ja, das war unglücklich formuliert. Ich spreche nur aus meiner Erfahrung und wollte die Lehre teilen, die ich daraus gezogen habe. Jeder natürlich so, wie er mag.

    Ich gehöre selbst in gewisser Weise dazu, denn meinen ersten angebotenen Langtext habe ich vor fast zwanzig Jahren auch gleich in einem größeren Verlag veröffentlicht.

    Mit Verlaub, Tom, du bist ja auch ein alter Hase :) Ich erinnere mich, wie ich vor 20 Jahren im Germanistischen Seminar saß und wir eine Literaturagentin zu Besuch hatte, und die uns nicht nur erklären musste, was sie eigentlich so tat, sondern sich dafür auch rechtfertigen musste. Die Zeiten haben sich ein wenig gewandelt, würde ich mal wagen zu behaupten. Vielleicht ist der Eintritt heute ein wenig schwieriger, vielleicht auch wegen der eingangs erwähnten zeitgeschichtlichen Umstände, in denen wir uns derzeit befinden.

    Möglicherweise ist das mit dem "Sich etwas aufbauen" auch Selbstbetrug, weil man weiß, dass man nie dort ankommen wird, wovon man träumt.

    Ich denke, ich weiß, was du damit sagen willst. Diese Art von Autor kenne ich auch. Das war ebenfalls nicht, was ich meinte - verheize deine Stoffe, denn mehr wert sind sie nicht.

    Aber es gibt tausende unterschiedliche Erfolgsleitern, und bei den meisten anderen sehen die ersten Stufen eben anders aus.

    Ok, Touché! ;)

    Und darum bitten, die Situation zu differenzieren.

    Immer. Ich spreche hier nur aus meiner eigenen, persönlichen Erfahrungen. Ich würde mir niemals anmaßen, einen Rundumschlag zu machen, von dem ich behaupten würde, dass der Allgemeingültigkeit besitzt.

    Es ist kein Griff nach den Sternen, wenn man mit einem sehr guten Langtext bei einem halbwegs nennenswerten Publikumsvertrag debütieren möchte.

    Wirklich nicht? Ich schaue mir das jetzt seit ein paar Jahren an und könnte auf Anhieb niemanden nennen, der es so einfach geschafft hat. Gerade im historischen Bereich fallen mir gleich zwei Mittelalterdebüts im letzten Jahr ein, von denen ich mich frage, wie die dahin gekommen sind. Sorry, besonders gut waren sie nämlich nicht, und das sage ich jetzt nicht aus Neid. Und dann forscht man ein wenig nach und stellt fest: Vitamin B. Über Empfehlungen und Beziehungen. Das war sehr ernüchternd.

    Ich sage ja nicht, dass es unmöglich ist, aber ich denke, es ist sehr hoch gepokert. Das heißt nicht, dass man es nicht versuchen sollte.

    Jedenfalls sollte man nicht dem grundlegenden Rat folgen, klein anzufangen, so funktioniert das in der Literatur, in der Kunst nicht. Wer gleich etwas Großes hat und sich vermutlich danach eher verkleinern wird, wie das nicht selten der Fall ist, muss gleich am Anfang Höhe gewinnen, damit der gebremste Fall - um den es immer geht - länger dauert.

    Mein Rat war nicht, gleich schon klein anzufangen. Was ich eigentlich damit ausdrücken wollte, war, seine Erwartungen nicht zu hoch zu setzen. Und nicht zu zögern, sich neu zu orientieren, wenn die Zeit dazu gekommen ist.


    Manche verfassen ein Manuskript, machen damit die Agenturrunde und werden nicht genommen. Dann legen sie den Text geknickt in die Schublade und bieten nach zwei Jahren das nächste Manuskript an, usw. In der Zeit haben sie nichts gewonnen. Da ist es besser, man kann den Text anderswo platzieren. Nicht bei Verlag Tante Erna - das meinte ich nicht. Sondern bei den seriösen mittelständischen oder spartenspezifischen Verlagen, die nicht nur über Agenturen an ihre Manuskripte gelangen.


    Viele Jungautoren haben ja keine Latte an Veröffentlichungen vorzuweisen. Noch nicht einmal Kurzgeschichten oder ähnliches. Was sieht denn da besser aus? Etwas in der Bibliografie auflisten zu können (natürlich kein SP, DKZV oder Verlag Tante Erna - s.o.) oder ein weißes Blatt Papier?


    Wenn das gerade nicht so rüberkam, dann tut es mir leid.

    Hallo Horst-Dieter,


    danke für diesen wichtigen Beitrag.


    Ich stimme dir da zu. Es reicht nicht aus, "gut" zu schreiben, wenn man in der oberen Liga mitspielen will. Das Manuskript muss vor allem verkäuflich sein. Das ist eine bittere Erkenntnis, die ich jetzt nach einigen Jahren gewonnen habe. "Stil" und "Handwerk" sind die eine Sache, "Geschichte" bzw. "Genre" eine andere. Es gibt Trends in der Literatur, und wer damit nicht vertraut ist oder sie ignoriert, hat schwere Karten.


    Dabei sind die Agenturen auch gar nicht mal der Schlüssel zum Erfolg. Ich kenne mindestens ein halbes Dutzend Debüt-Autorinnen, die seit Monaten über Agenturen versuchen, an einen Verlagsvertrag zu kommen, wobei die Ansprüche mit der Zeit immer kleiner werden. Die Euphorie, die diese Kolleginnen am Anfang hatten, ist einem bitteren Zynismus gewichen. Viele fühlen sich von ihren Agenturen verarscht, im Stich gelassen oder nicht für voll genommen.


    Ist es unser besonders Zeitalter der Epidemien, Kriege und Rohstoffknappheiten? Oder ist es die Fehleinschätzung dieser Agenturen? Keine Ahnung.


    Jedenfalls, nicht jeder Agenturvertrag führt gleich zwangsläufig zu einem Verlagsvertrag bei einem der großen Publikumsverlage.


    Ich bin mittlerweile sehr froh, dass ich bei einem der kleineren Verlage untergekommen bin. Das ist ein Fuß in der Tür. Darauf kann man aufbauen. Eine Veröffentlichung vorzuweisen hat meiner Ansicht nach mehr Vorteile, als jahrelang mit einem Manuskript hausieren zu gehen in der Hoffnung, es ganz oben platzieren zu können.


    Ich schaue nicht aufs Geld. Ich mache es nicht fürs Geld. Es wäre schön, damit etwas zu verdienen, aber das ist nicht mein Fokus.


    Ich kann jedem nur raten, nicht gleich zu den Sternen zu greifen, sondern sich erstmal etwas aufzubauen. Wenn man gute Qualität auf den Markt bringt, stetig und verlässlich, werden mit der Zeit auch andere auf einen aufmerksam bzw. sie sind eher dazu geneigt, einem Gehör zu schenken.


    VG, Silke

    Glückwunsch! Und toll, wie du das genutzt hast. Es geht doch nichts über eine ordentliche Recherchereise! Vor allem, wenn es ein wenig wärmer sein darf.


    Ich warte noch auf Teil 2 der Auszahlung. Trotz extremer Computeraffinität war ich zu blöd, den Sachbericht richtig einzureichen. Jetzt aber dann doch - mit leichter Verspätung.

    Ja, da hast du recht. Ich habe zum Glück Erfahrung mit dem öffentlichen Sprechen.


    Das Lesen selbst ist es, was mir Sorge bereitet. Nicht, dass ich nicht lesen könnte, aber man will es ja auch verständlich und anschaulich und spannend machen. Aber ich schätze, das kann man dann ja üben.

    Ist leider oft so, dass die erste Staffel genial ist und dann die Autoren vor dem Problem stehen, daran anknüpfen zu müssen. Oder die erste Staffel basiert auf einem Buch, und dann muss die Geschichte darüberhinaus weitergesponnen werden.

    Ah Danke! Ja, wie man sieht, ich bin immer noch Lesungen-Jungfrau.


    Dann werde ich mir mal Gedanken machen, wie so ein Programm aussehen könnte für mein kleines Büchlein.

    Danke euch! Das bringt mich schon mal weiter. Wie lang sollte den ungefähr die Textstelle sein? 10 min? 15?

    Danke Tom,


    ich frage explizit nach Fontane, weil ich mich beim ihm großzügig bedient habe und man da einen gewissen Textvergleich anstrengen könnte. Und die Leute in Brandenburg LIEBEN Fontane. Allerdings soll das ja auch keine Unilesung werden. Vielleicht würde es auch einfach nur reichen zu sagen, dass man in den "Wanderungen" viele Hinweise findet, die sich mit meiner Geschichte decken. Andererseits könnte sowas das Ganze irgendwie auflockern.


    Honorar hatte ich auch schon so gehört und werde ich auch in dieser Höhe verlangen. Ich weiß, viele machen das kostenlos, aber die Zeiten, wo ich was kostenlos mache, sind für mich vorbei.


    Was für Textpassagen sind denn vorlesungsgeeignet? Ich schreibe sehr dialoglastig - kann mir kaum vorstellen, dass ich da mit mehreren Stimmen sprechen soll. Meinst du das mit Dramaturgie? Und ich schätze, man müsste erst vorher erklären, wer die Figuren sind und warum es zu dieser Szene kommt ... oder? Wäre der Romananfang nicht besser geeignet?


    Lustig ist so eine Sache - bei mir geht es eher schmutzig und blutrünstig zu, auch wenn es ein paar Stellen gibt, die ich persönlich lustig finde. Aber was, wenn das Publikum das anders sieht?


    An den Beamer hatte ich gar nicht gedacht, Danke für den Hinweis. Vielleicht lieber schön große Abzüge auf hochwertigem Papier und laminiert, die man bei einer Fragerunde rumreichen kann?

    Langsam kommt bei meiner ersten Veröffentlichung Fahrt in die Sache. Der Verlag will wissen, was meine Konditionen für Lesungen sind, damit sie das in ihren Katalog schreiben können.


    Ich muss zugeben, ich habe null Erfahrung und null Plan. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich eine Lesung veranstalten möchte. Kurbelt das denn wirklich so sehr den Verkauf an, dass es die Mühe wert ist? Ich kann mir das kaum vorstellen ... wenn man Glück hat, kommen eine Handvoll Leute, die Hälfte hat das Buch wahrscheinlich schon längst, der Rest ist einfach nur gelangweilt und stürzt sich auf jeder Veranstaltung in seinem Kaff.


    Ich war in meinem Leben erst bei zwei Lesungen. Eine war eine amerikanische Romanautorin, die auf Lesereise in Australien war. Es fand in einem Veranstaltungssaal mit Glasdach über einem Café statt. Sie las aus dem neuesten Roman eine Passage, erklärte ein wenig zur Entstehung und beantwortete Fragen. Ich weiß leider nicht mehr, in welcher Reihenfolge. Dann wurde signiert. Ich war natürlich total geflasht, die Autoren, deren Werk ich zu dem Zeitpunkt sehr schätzte, in Fleisch und Blut sehen zu dürfen. Wie ein Popstar. (Australien ist so abgelegen, dass man immer dankbar sein musste, wenn IRGENDEIN Künstler den Weg dorthin fand) Das signierte Buch habe ich noch heute.


    Das andere war eine Lesung der Treehouse-Reihe für Kinder in einer Buchhandlung. Das lief natürlich ganz anders ab. Der Autor ging toll auf die Kinder ein, sie durften Fragen stellen, und er hatte lustige Antworten parat. Dann wurde signiert.


    Der Verlag fragt, ob man noch mehr machen kann außer lesen. Da fallen mir spontan nur Powerpoint-Präsentationen ein - es ist ja ein historischer Roman, der an echten Schauplätzen spielt, die ich zeigen und erklären kann. Aber ist das nicht ein wenig oberlehrerhaft und langweilig? Ich habe zwar ordentlich recherchiert, aber ich bin keine Historikerin und kann keine Rede-und-Antwort stehen wie ein Histo-Prof. Was könnte man sonst tun?


    Und: Wäre es zulässig, auch aus einem Fremdwerk zu lesen? Ich denke da an Fontane.


    Und überhaupt: Wie bereitet man sich auf so etwas vor?


    :help

    Was du natürlich machen kannst, ist auf Papyrus zu schreiben und es dann in Word zu kopieren oder zu exportieren (wenn das geht) und es von Word nochmal prüfen zu lassen. Ich denke, letztendlich findet Word etwas, das Papyrus nicht findet und andersherum.

    Genauso bin ich bei meiner letzten Buchübersetzung vorgegangen. Word konnte nicht einen einzigen zusätzlichen Fehler finden bei über 100 Normseiten. Nur falsche Fehler (Unbekannte Wörter usw.).


    Das heißt nicht, dass der Text am Ende fehlerfrei war, aber die Fehlersuche scheint so ziemlich deckungsgleich zu sein. Andererseits - schaden kann‘s ja nicht.


    Ansonsten hilft noch das Lesen des Textes mit einem anderen Medium - ich mag dazu das Kindle. Dann werden die Zeilen mal anders gebrochen und man hat eine andere Schriftart usw. Oder ausdrucken.


    Und: rückwärts lesen.

    Word kann das auch nicht besser. Programme sind halt keine Menschen, sie können nur begrenzt mitdenken.


    Ob z.B. ein schwaches Verb im Präsens oder Präteritum zu stehen hat - woher soll Papyrus das wissen? Ein kleines t macht den Unterschied.


    Allerdings wundert es mich auch, dass der Verlag damit ein Problem hat. Dafür gibt es doch das Korrektorat?