Hallo Lea,
ich kann den Frust aus deinen Zeilen herauslesen, und ich kann dir ebenfalls versichern, du bist nicht allein.
In meinem Fall war es so, dass mein erstes Manuskript gleich bei der ersten Agentur auf Begeisterung stieß - nun ja, die Leseprobe. Dann wurde das GM angefordert, und da bin ich dann mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Das tat sehr, sehr weh, weil es mein Ideal-Szenario gewesen wäre, genau hier unter Vertrag genommen zu werden. Ich habe dann nach Feedback gefragt und erstaunlicherweise auch bekommen.
Jetzt wusste ich wenigstens, woran ich war. Zu dem Zeitpunkt spielte ich gerade mit dem Gedanken, ein drittes Manuskript zu schreiben. Ich habe mir das Feedback hinter die Löffel geschrieben und darauf geachtet, dieselben Fehler nicht noch einmal zu machen - unter anderem "Klischee" und "flache Charaktere"- autsch!
Während dieses dritte Manuskript wieder die Runde machte bei den Agenturen und eine Absage nach der nächsten kassierte, bin ich zurück zu Stoff Nr.1 gegangen und habe ihn von vorn bis hinten neu geschrieben. Dann Stoff Nr. 2. Warum? Weil ich soooo viel gelernt hatte seitdem. Weil ich eine so viel bessere Geschichte erzählen konnte. Weil der Stoff eine bessere Erzählung verdient hatte. Im Endeffekt bin ich also erleichtert und froh, dass die Agentur das Manuskript abgelehnt hatte, denn es war unreif.
Zurück zu Manuskript Nr. 3 - alle Agenturen lehnten es der Reihe nach ab, ein oder zwei machten sich wenigstens die Mühe, es einmal ganz zu lesen. Also begann ich bei den Verlagen. Einer meldete sich nach zehn Tagen mit einem Vertrag - voila.
Was ich da gelernt habe, war, dass es oft das richtige Programm braucht, oder einen freien Programmplatz oder so - die Wahl des Verlags ist enorm wichtig. Das Manuskript kann noch so gut sein, es braucht auch einen Platz in der Welt.
Was ich auch gelernt habe, ist, dass so etwas nicht über Nacht passiert. DSDS und GNTM - das sind die Erwartungen, die heute viele haben. Von Obskurität zum Star. Leider ist es aber so: Niemand wartet auf einen und es gibt unglaublich viele Mitbewerber. Ich habe lange dafür arbeiten müssen, dass jemand meinen literarischen Erguss überhaupt zur Kenntnis nimmt, und ich habe mir das Stück für Stück über Jahre aufgebaut. Ja, die beim Verlag haben das Manuskript quasi ungesehen nach zehn Tagen genommen, aber ich hatte auch eine bescheidene Bibliographie vorzuweisen (aber eben keinen Roman), was sicherlich geholfen hat bei der Einschätzung meiner Glaubwürdigkeit.
Ich schließe mich den VorrednerInnen auf jeden Fall an, dass es Feedback braucht, damit man sich als AutorIn entwickeln kann. Ohne Feedback wäre ich noch immer bei Tag Null.
Und: Nicht aufhören zu schreiben. Wenn es Manuskript 1 oder 2 nicht werden, dann vielleicht Manuskript 3.