Beiträge von Silke

    Vielen Dank euch allen. Mittlerweile ist auch die erste Bewertung beim großen A eingetroffen. Wenn ich mich ganz doll anstrenge, vielleicht kommen ja noch vier weitere Sterne hinzu, damit sich der eine nicht ganz so einsam fühlen muss. 😂

    Es sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass King in vergangenen Jahrzehnten mit einer erheblichen Drogen- und ich glaube auch Alkoholsucht zu kämpfen hatte, was sich eindeutig auf seinen künstlerischen Output ausgewirkt hat. Ich denke, nicht anders lassen sich manche Szenen erklären, wie die von Kindern durchgeführte Sex-Orgie, um ES zu bekämpfen ...

    Bei Stephen King bange ich immer, ob er es diesmal vollbracht hat, zu einem "guten" Ende zu kommen. Leider sind die Enden meistens eher schlecht, so als hätte er eine zündende Idee und würde einfach drauflos schreiben in der Hoffnung, dass zum Schluss alles irgendwie magisch zusammenfällt. Das war bei "The Stand" so und bei "Es" und auch "The Dome".


    Am besten gefällt mir immer noch "Friedhof der Kuscheltiere", weil es tatsächlich von vorn bis hinten durchdacht erscheint und keine spürbaren Längen hat (ein weiteres Problem, das ich mit King habe). Letztens habe ich auch "Das Attentat" gelesen, wo es um Zeitreisen und das Kennedy-Attentat geht, und das hat mir auch gut gefallen. Mit seinen Fantasy-Büchern kann ich gar nichts anfangen.

    Ich sehe hier drei Fragen.


    1. Wie viele Arbeitsstunden? Keinen blassen Schimmer. Viel zu viele, wollte man das gegen das Geld aufrechnen, das man dadurch erhofft zu verdienen. Zum Thema Geld gab es jetzt zwei interessante Folgen beim Schreibzeug-Podcast, da wurde etwas erwähnt, das ungefähr auf einen Stundenlohn von 49 Cent oder so zurückgerechnet worden war. Man macht es einfach nicht fürs Geld. Punkt.


    2. Ich versuche, jeden Tag zu schreiben, aber manchmal geht das einfach nicht, und das ist auch ok. Es muss fließen. Wenn es nicht fließt, wird es mühselig, schmerzhaft und bringt nicht die erhofften Ergebnisse. Ich habe das unwahrscheinliche Glück, dass ich mich komplett aufs Schreiben konzentrieren darf (abzüglich Haushalt, Familie und was sonst noch so anfällt). Alle anderen müssen zweifellos mehr Disziplin an den Tag legen, vor allem, wenn sie nach einem langen Arbeitstag todmüde zu Hause ankommen. Ich schreibe so viel oder so wenig, wie es passt, dann mache ich was anderes. Das kann eine Stunde sein oder auch sechs (nicht am Stück).


    3. Nein, nichts davon kann man bemessen. Stephen King oder Ken Follett - da weiß ich, dass die total routiniert und diszipliniert an die Sache rangehen. Bei mir persönlich sieht es anders aus.


    Aber noch mal zum Punkt "Arbeit" - für mich ist das einfach keine Arbeit. Es ist etwas, das ich wahnsinnig gerne mache. Wäre es Arbeit, würde ich es nicht freiwillig tun. Und auch das "Überarbeiten" ist für mich keine Arbeit, sondern eine knifflige Aufgabe, die mich immer wieder überrascht und aufs Neue fordert. Wahrscheinlich zähle ich deshalb nicht die Stunden. Ich kenne für mich jedenfalls keine bessere Aufgabe, um die Zeit einfach so an mir vorbeifliegen zu lassen.

    Jetzt kommt mir auch das Grauen.


    Ich habe soeben meine Manuskript zurückerhalten von einer Testleserin, die mir alle rassistischen Stellen angekreuzt hat, die andere Menschen beleidigen könnten. Ist es so schwer so erkennen, dass der Text von einem Erzähler erzählt wird? Dass die Figuren Kinder ihrer Zeit sind und entsprechend denken, fühlen und bewerten? Wie soll man einen historischen Roman schreiben, wenn die Hauptfiguren alle plötzlich total woke auf Begriffe wie "Rothäutig", "Wilder" und "gelbe Gefahr" verzichten? Ich finde doch, dass es gerade hier wichtig und angebracht ist. Rassismus hat Wurzeln, und ich kann kein ordentliches Porträt einer Zeit abgeben, wenn die Figuren plötzlich wie 2022 reden und denken. Es war mir sogar ein echtes Anliegen zu zeigen, wie mit Ureinwohnern zu jener Zeit umgesprungen wurde, eben weil der Rassismus immer noch so lebendig ist.


    Nun sorge ich mich angesichts dieser sehr aktuellen Diskussion sehr um meinen Text. Ich hoffe, nicht alle Verlage kneifen dermaßen den Schwanz ein.

    Alles erledigt. Das klappt sogar für meine ganzen Übersetzungen. Ich bin begeistert und sehr, sehr neugierig, ob ich nächste Woche erfahre, dass sich da in der Vergangenheit was angesammelt hat.

    Wow, ich bin ganz hin und weg bezüglich dieser Diskussion.


    Die Sache ist nämlich die: Mir stößt es beim Lesen immer wieder auf. Ich finde einfach, "lachen" ist kein Wort der Äußerung. Und ich stolpere dann jedes Mal darüber und ärgere mich. Es ist nicht so, dass es mir nicht selbst beim Schreiben immer wieder rausflutscht, aber bei der Überarbeitung muss es dann eben weichen. Andererseits sehe ich es immer wieder in publizierten Werken. Daher also meine Verwirrung.


    Sehr spannend ist der Artikel, den du, FrauKlein , geteilt hast. Wieder so einiges dazu gelernt! Danke dafür.

    Mich würde mal interessieren, wie da der Prozess ist, wenn neue Manuskripte gesichtet werden.


    Entscheidet der Lektor allein, in Rücksprache mit dem Programmchef, oder gibt es regelmäßige Konferenzen, wo das Ganze den anderen präsentiert wird? Was muss er dafür vorbereiten?

    Und wie oft würden diese Konferenzen stattfinden (wöchentlich, vierteljährlich, nur einmal für den Herbst und dann wieder für Frühjahr ...)?

    Werden Titel kurzfristig in bereits geplante Programme aufgenommen?


    Oder kann man das gar nicht so pauschal sagen, weil jeder Verlag anders vorgeht?


    Fragen über Fragen.

    Schon ein wenig Aufmerksamkeit für ein Projekt zu generieren ist wahnsinnig schwer. Vielleicht durch ein möglichst originelles Anschreiben, um mich bereits an diesem Punkt von der Masse der „unaufgefordert zugesandten Manuskripte“ abzuheben? Aber in der Mehrzahl der Fälle wird Originalität an dieser Stelle vermutlich kontraproduktiv wirken. Und selbst wenn es funktionieren würde ... um dann anschließend von einem mit der Vorauswahl betrauten 22-jährigen Praktikanten aufgrund dessen generationsspezifischen Lesegeschmacks virtuell geschreddert zu werden?

    Lieber Jürgen,


    auch ich kann deine Frustration sehr gut verstehen! Ich denke nicht, dass es an mangelnder Aufmerksamkeit liegt. Eine Agentur wäre keine gute Agentur, wenn sie nicht immer wieder akribisch nach neuen Talenten sichtet (es sei denn, das Portfolio ist bereits voll, aber das ist eine andere Geschichte). Nach allem, was ich so an Gerüchten gehört habe, wird dieser Teil des Jobs extrem ernst genommen. Deshalb kommt bei Interesse oft auch schon innerhalb weniger Tage eine Anfrage nach dem Gesamtmanuskript.


    Jedoch - es ist nicht allein die Qualität, die ausschlaggebend ist, dass sich eine Agentur für den Stoff interessiert. Es geht vor allem um Vermarktbarkeit. Ohne dein Projekt zu kennen, aber kannst du dir vorstellen, dass er eine breite Masse anspricht? Denn das sind die Themen, bei denen eine Agentur es wagen würde zuzuschlagen. Da gibt es Trends und Verlagsprogramme, und die Agenturen wissen das natürlich. Es ist also gut möglich, dass du eine tolle Geschichte erzählst, doch dass diese nur für ein kleines Publikum interessant wäre. Das macht sie nicht schlechter, nur schlechter verkäuflich. Und die Agenturen suchen eben zunächst einmal Stoffe, die sie mit möglichst geringem Risiko weitervermitteln können.


    Meiner Meinung nach ist es Quatsch, mit einer besonders originellen Bewerbung auffallen zu wollen. Was zählt, ist das Produkt, nicht die Person dahinter. Natürlich kann man das Produkt schlecht präsentieren, ungünstig bewerben, nicht die Vorzüge vernünftig herausstellen, aber das heißt nicht, dass man plötzlich mit einem irre witzigen Anschreiben, grünem Briefpapier oder saloppen Formulierungen daher kommt.


    Ich drücke dir die Daumen, dass es bald klappt. Die Suche nach einer Vertretung oder einem Verlag ist langwierig und schwierig. Dranbleiben ist die Devise.

    (wie lauten hier eigentlich die aktuellen, politisch korrekten Termini? Sexarbeiterinnennachwuchs und bemehlte Roggen-Weizen-Mischbrötchen? <grübel>)

    Ich habe mir sagen lassen, dass es jetzt (wohl ans Englische angelehnt) Witwen und Waisen heißen soll. Finde ich schade. So langweilig!

    Übrigens habe ich die auch alle ganz akribisch in meiner Liste vermerkt - also die SCHUSTERJUNGEN und HURENKINDER, nur um dann zu erfahren, dass das Buch fertig gesetzt ist und das nicht mehr umzuändern wäre. Mmh.


    Dafür konnte ich bei der Silbentrennung noch ein wenig punkten. Beim Wort "nacktärschig" kommt offenbar selbst das beste Setzerprogramm nicht mit.

    Hallo Jürgen, ich habe das getan bei einer Agentur.


    Ich weiß nicht, ob es ausschlaggebend war, dass sie dann tatsächlich die beiden Manuskripte angefordert haben, aber am Ende hat es sich zu meinem Nachteil herausgestellt. Denn mir scheint es so, dass nur eines der beiden geprüft wurde, und da dieses dann durchfiel, hat man sich das Zweite gar nicht mehr angeschaut. Somit hatte ich gleich zwei auf einmal bei eben dieser Agentur "verbrannt".


    Wenn ich allerdings mehrere Sachen schon fertig hätte, würde ich nicht zögern, das zu erwähnen, damit deutlich wird, dass man keine Eintagsfliege ist. Aber das halt aus meiner Autorenperspektive. Die wahre Antwort kennt nur die andere Seite, befürchte ich.